Probleme mit dem Rechtsgalopp

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Pünktchen

Probleme mit dem Rechtsgalopp

Beitrag von Pünktchen »

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, ich bin hier richtig: Ich hab ein kleines Problemchen mit meinem Pferd, da dieser fast nie im Rechtsgalopp angaloppiert.

Er ist 5,5 Jahre alt und ich habe ihn jetzt etwa 1,5 Jahre. Bevor er zu mir kam, war er sozusagen angeritten, das heißt er ging seit 3 Monaten unregelmäßig mit der Vorbesitzerin in der Gruppe ins Gelände.

Ich versuche vielfältig mit ihm zu arbeiten, d.h. ich mache klassische Handarbeit nach Hilberger, reite im Gelände, auf dem Platz, ab und an freispringen, Trabstangen, Laufen lassen in der Halle.
Ich reite ihn auch nicht alleine, mein Freund reitet ihn auch (vor allem im Gelände), da er besser reitet und auch schon viele junge Pferde berufsbedingt angeritten hat.

Mein Pferd macht so weit auch alles ganz gut, dehnt sich schön vorwärts-abwärts etc., doch leider ist es reine Glückssache, dass er im Rechtsgalopp anspringt.
Auch im Freilauf galoppiert er nur rechts, wenn man ihm ein bisschen Dampf macht und er sozusagen im Außengalopp nicht mehr richtig um die Kurve kommt.

Wir versuchen das Angaloppieren meist aus dem Zirkel zur geschlossenen Seite hin, oftmals über einer einzelnen Stange, aber es klappt leider dennoch oft nicht.
Wenn man es mehrmals hintereinander versucht, weiß er immer schon was kommt, aber er springt dennoch nie richtig an.


Hat denn jemand eine Idee, wie man ihm verklickern kann, dass es auch noch Rechtsgalopp gibt?

Liebe Grüße :)
Filou:XO
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Beitrag von Filou:XO »

Ist er mal durchgecheckt? Also TA oder Osteo?
Wenn er es gar nicht macht hört es sich für mich nach was körperlichem an.
Meiner lief ja lange rennen nur linksrum. Der hat rechts auch Probleme. Aber wenn er dann mal falscha nspringt korrigiert er sofort von selbst.
Pünktchen

Beitrag von Pünktchen »

Hm, nein.
Also Osteo wollte ich mal demnächst machen, bin mir nur noch nicht so sicher wen, weil mir niemand jemanden empfehlen konnte bisher; außer eine, die einen ganz tollen kennt, der mal mitm Hammer auf den Rücken haut und dann ist alles super - aber das will ich nicht.

Tierarzt naja. Der war im Januar da, um die Zähne zu checken, hat zwar auch das ganze Pferd angeschaut, aber eben nicht explizit danach geschaut .. vielleicht sollte ich den nochmal kontaktieren.
Da dachte ich eben, dass es eher ein reiterliches Problem ist, aber du hast schon Recht, es ist bedenklich, dass er auch ohne mich fast nie rechts galoppiert (war übrigens früher nicht so).
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Also mein ehemaliger Hafi hatte damals auch enorm Probleme mit dem Rechtsgalopp. Da ging auch nix los. Erst als er dann auf beiden Händen wirklich fast gleichmäßig gearbeitet war und sich auch fast gleichmäßig gut biegen konnte, kam auch der Galopp. Am Anfang zögerlich, aber dann immer besser.
Er war eben einfach zu schief dazu.

Vielleicht geht es Deinem Pferd ähnlich.

LG Alix
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Darf ich nochmal zwei Fragen stellen?

- kann es sein, dass die linke Hand "seine Schokoladenseite" ist?

- und kann es ebenfall sein, dass er rechter Hand immer etwas nach innen drängt/tendiert?
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Pünktchen

Beitrag von Pünktchen »

Das wäre auch eine Option. Schief ist er sicherlich noch. Er tut sich ja auch nicht so leicht damit sich nach rechts zu stellen.

Ich galoppiere auch nicht so oft mit ihm, weil ich dann aufhöre, wenn er im Trab schon echt gut war.
Ich nehme den Galopp erst in letzter Zeit vermehrt dazu, weil wir da eben echt noch Probleme haben. Sowohl eben mit dem Rechtsgalopp, als auch damit, dass er im Zirkel über die äußere Schulter wegläuft (im Linksgalopp mein ich jetzt).
Allerdings habe ich eben Bedenken, ob er nicht noch schiefer wird, wenn ich jetzt ständig im Linksgalopp reite, was ich ja unweigerlich tu, wenn er nicht rechts anspringt.

Sollte ich den Galopp lieber nochmal zurückstellen? Oder weiterhin üben, damit er es irgendwann schafft, sich auch im Galopp auszubalancieren und sich lenken zu lassen? Oder kommt das eh von allein, wenn ich ihn im Trab mehr auf die Hinterhand setzen kann?

Man merkt, ich bin etwas unentschlossen grad ;)


Edit:
@Medusa: Ja, links ist seine Schokoladenseite. Rechts neigt er schon dazu nach innen zu drängen, besonders anfangs bei der Handarbeit. Beim Reiten merkt man es jetzt nicht so sehr, wie bei der Arbeit an der Hand, finde ich.
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

@Pünktchen
Also ich habe meinen Hafi damals nur noch im Gelände galoppiert, damit das vorwärts drin bleibt. In der Bahn habe ich viel auf gebogenen Linien gearbeitet und den Galopp auch zurückgestellt - wäre eh Murks geworden. Wenn man dann merkt, dass er in der Biegung und der Balance sicherer wird, kann man das ja wieder mit dazunehmen und "antesten".
Bei uns war's dann eben so, dass es "einfach" geklappt hat, als die gleichmäßige Gymnastizierung da war. Er ist dann nicht gleich ewig durchgaloppiert, aber er ist richtig angesprungen und das Durchhalten kam dann auch relativ schnell.
Bei meinem Hafi kam noch dazu, dass er im Vergleich zur Vorhand eine relativ schwache Hinterhand hatte und sich mit dem Setzen zum Angaloppieren sehr schwer getan hat. Da kam einfach mehreres zusammen, was ihm den Rechtsgalopp erschwert hat.
LG Alix
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Dein Problem scheint mit der Schiefe zusammenzuhängen.

Für das Anspringen in den Rechtsgalopp braucht Dein Pferd vor allem Kraft im linken, schwächeren Hinterbein. Es gibt nun viele Tricks, wie man korrekt in den Rechtsgalopp kommt. Alternativ kannst Du aber auch einfach den Galopp erstmal hinten an stellen und weiter an der Geraderichtung arbeiten, spricht, das schwache linke Hinterbein/schwache rechte Vorderbein stärken.

- Zirkelarbeit auf der "Nicht-Schokoladenseite" (Zwangseite) inkl. Zirkel verkleinern und vergrößern, innere Hand weist immer nur zur Seite und nie nach hinten.

- bei Zirkelarbeit auf der hohlen "Schokoladenseite" darauf achten, dass die innere Hand die vermeintlich angebotene Stellung nicht annimmt, sondern viel mehr in Richtung Pferdemaul zeigt, also immer wieder Hand vor, damit das links hohle Pferd sich traut mit dem schwächeren Hinterbein an den Zügel heranzutreten.

- wenn Du geradeaus reitest, beispielsweise im Gelände, dann setzt Dein Pferd Dich immer auf das stärkere Hinterbein. Das heißt in Deinem Fall, dass Du bei Leichttraben fast automatisch aufstehst, wenn das rechte Vorderbein und das linke (schwächere) Hinterbein nach vorne greifen und Du somit das schwächere Beinpaar zusätzlich entlastet. Also immer dran denken, auch gerade dieses Beinpaar mehr in die Arbeit nehmen und auch auf dem starken Bein leichttraben. Ich hoffe, ich bringe das jetzt selber nicht durcheinander...

Super Literaturempfehlung:
Hübener, Atmender Sitz.... :wink:
Zuletzt geändert von Medusa888 am Mo, 16. Apr 2012 14:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Pünktchen

Beitrag von Pünktchen »

@ Alix_ludivine:
Klingt ja gut bei euch und lässt mich hoffen ;)
Was heißt Galopp im Gelände? Nur Geradeaus?

@Medusa:
Danke für deine ausführlichen Tipps. Ich denke, ich werd mir das zu Herzen nehmen und es in Schritt und Trab üben und den Galopp nochmal hinten anstellen.
Bin nur immer leicht verunsichert, wenn alle anderen Pferde in dem Alter und jünger schon galoppieren und jeder meint "Galopp lernt man durch Galopp" ;)
Andererseits trau ich mich an Zirkel verkleinern und Volten dann wieder nicht so ran, weil es immer heißt, junge Pferde ganze Bahn und Zirkel.
Ich muss mich wohl erst dran gewöhnen, dass er so jung ja auch wieder mal nicht ist :lol:
Und danke für deine Lektüreempfehlung!
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Pünktchen hat geschrieben:@ Alix_ludivine:
Was heißt Galopp im Gelände? Nur Geradeaus?
Joa. Wiese, Waldweg - was halt da war :D

Wichtig ist eben die Arbeit an der Geraderichtung, wie Medusa schon geschrieben hat :D

LG Alix

EDIT:
@Pünktchen
Wenn Du ein Pferd hast, was mit dem Galopp ansich keine Probleme hat, dann mag die Aussage "Galopp lernt man durch Galopp" schon stimmen. Aber wenn man ein Pferd hat, was gar nicht erst reinkommt, da kommt man mit dem Galopp auch nicht viel weiter. Da gibt es nur unnötig Zoff und Frustration auf dem Reitplatz :D
Zuletzt geändert von Alix_ludivine am Mo, 16. Apr 2012 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Pünktchen

Beitrag von Pünktchen »

Habs mir schon fast gedacht ;) Wir haben halt nicht diese typischen "Galoppstrecken", weswegen wir auf Wiesen eben dressurmäßig arbeiten (obwohl Zirkel da wahrscheinlich sowieso größer ausfallen) und sonst Schritt gehen ^^
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Gerne. Ich kann das gut verstehen. Man setzt sich immer selber unter Druck, weil "alle anderen" das schön können. Aber der Maßstab ist Dein Pferd und nicht "die anderen".

Der Galopp kommt von alleine! Ich habe auch so einen Jungen und frage mich mindestens einmal in der Woche, warum er dieses und jenes noch nicht kann. Alle anderen können ja. Aber es kommt!

Reite einfach Trab weiter und fühle, z.B. das mit dem Leichttraben, wie setzt Dich Dein Pferd hin? Die Zeit ist nicht verloren, wenn man sie sinnvoll nutzen kann.
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Pünktchen

Beitrag von Pünktchen »

Das klingt beruhigend ;)
Das mit der Frustration stimmt allerdings, wenns im Trab gut klappt, mag ich mich gar nicht mehr mit dem Galopp rumärgern :roll:

Ich weiß auch nicht, ob er gern galoppiert. Mein Freund meint ja, ich mein eher nicht.
Aber nachdem man galoppiert ist (auch wenn es nicht so toll war), ist die Anlehnung im Trab halt toll ;)
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Wo in Bayern bist Du denn?
Vielleicht kann jemand einen Tip geben bzgl. Physio/Osteo, falls Du Dich doch noch entscheidest das anschauen zu lassen.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Pünktchen

Beitrag von Pünktchen »

In der Nähe von München. Wäre cool, wenn du mir nen Tipp geben könntest. Durchchecken lassen kann ja eh nicht schaden.
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