Ein Pferd abgeben - die Sache mit der Moral

[Kita]

Ich würde nicht verkaufen und nach einer Lösung mit der RB suchen.
Einen Stallplatz mit Gesellschaft und Auslauf, aber so wenig Gras zu finden ist schon schwer und Besitzer die das dann so gründlich durchhalten fast unmöglich. Zumal er ja das Modell netter Beisteller zum vorhandenen Pferd am Haus ist, mit dem man noch etwas machen kann ist und somit i.d.R. das 2. Pferd auf Gras kommt.
Ggf. ein Platz bei einem ebenfalls rehegefährdetem Pferd wäre was. Aber es gibt genug Leute, die Rehepferde wieder ausgiebig auf Gras stellen...bis zum nächsten Schub..."das mchen wir schon immer so". Das wär mir zu heikel mit dem EMS.
Ich würde auch auf jeden Fall mit der RB + Eltern sprechen und auch die Nachteile ansprechen bei kompletter Übernahme. Aber auf jeden Fall sprechen. Vielleicht klappt das mit dem Teilen.
Ich wollte damals mein RB-Pferdchen auch kaufen nach der Ausbildung...hatte das aber nicht gesagt, sondern mir halt so für mich fest vorgenommen...tja, es wurde vorher anderweitig verkauft von heute auf morgen...war auch wenige Jahre später eingeschläfert oder zum Schlachter....nicht schön.

[Debja]

Aber dann gebe ich lieber ein Pferd von den vieren her, das "leichter" zu verkaufen ist und für das ich eher ein gutes, neues Zuhause finde als das "Problemkind"!

Er ist das Pferd, dass ich am ehensten abgeben könnte, da als einziger voll reitbar und charakterlich toll. (Zwei sind älter und/oder kaputter, eines charakterlich schwierig im Umgang)

Ich fände einen Verkauf, bei dem Du das Pferd vollends aus der Hand gibst, absolut unfair dem Tier gegenüber. Mag hart klingen, ist aber meine Einstellung.

Klingt für mich nicht hart. Das war ja bisher auch meine Einstellung. Auf die Idee, dass das vielleicht nicht so sein könnte komme ich erst, seit ich mit etwas Abstand sehe, wie jemand das Pferd komplett nutzt und damit alles machen kann (Reitunterricht, Ausritte, Ralleyteilnahme und und und). Ich muss gestehen, da alle meine Pferde irgendeine "Diagnose" haben frage ich mich mittlerweile bei einem Pferd nicht mehr ob es gesund ist, sondern wo die Schwachstellen sein können und vor allem was es dann noch kann. Bei meinem Wallach kenne ich die Diagnosen und weiß, dass es welche sind mit denen er gut leben und "genutzt" werden kann, wenn man ein paar Punkte (viel Bewegung, wenig Weide) einhält. Aber ich gebe Dir im Grundsatz recht, dass man ein krankes Pferd nicht abgibt, das ist schließlich der Grund warum ich seit Jahren ein Pferd versorge und bezahle, zu dem ich keinen Draht bekomme. (Bei uns werden öfter mal "Problempferde" angeschwämmt, die meine SB dann weitervermittelt, man glaubt nicht was für Pferde von Menschen abgegeben werden!)

Es wurden nun mal vier Pferde angeschafft. Über die Kosten und die Folgen muss ich mir im Vorhinein klar sein. Und auch darüber, dass vielleicht das Interesse verloren geht.

Vielleicht muss ich dazu sagen, dass das betreffende Pferd gegen meinen Protest von erwachsenen Menschen angeschafft wurde. Das entlässt mich nicht aus der Verantwortung, nur nicht das der Eindruck entsteht, dass wir hier Ponies sammeln und dann wenn sie alt sind wieder abgeben wollen.

Hältst Du uns auf dem Laufenden wie sich die Dinge entwickeln?

Das mache ich. Ich bin eher der Typ der Verantwortung nicht gern abgibt und weiß ja noch nicht mal ob ich mich zu einer Verkaufsanzeige durchringen kann. Ich will ja wen überhaupt die Situation des Pferdes verbessern (Stichwort Bezugsperson, Bewegung etc.) und würde dafür keine Verschlechterung in Kauf nehmen.

[Jen]

Und dass diejenigen, die ihn - gegen deinen Willen - angeschafft haben, sich nun wenigstens finanziell beteiligen? Ich würd die jetzt auch nicht so einfach aus der Verantwortung entlassen.

Betr. Besitzergemeinschaft: heute sind wir auch nur noch zu zweit. Jede Entscheidung muss von beiden getragen werden. Es braucht eine Gesprächskultur und man muss halt auch mal über seinen Schatten springen. Aber es bietet viele Vorteile. Wenn, dann scheitert es immer nur an den Egos der Leute. Bei uns ist immer das Wohl des Pferdes im Vordergrund und es klappt hervorragend. Es ist eine reine Kopfsache.

[PetraH.]

Ich würde die Verantwortung für ein solches Pferd nicht vollkommen aus der Hand geben wollen. Wie sieht es denn mit einem Nutzungsvertrag aus? Also das Du Besitzer bleibst und das Pferd "verpachtest". Der Pächter kommt für die Unterbringung, Futter und Hufschmied auf und die Tierarztkosten werden geteilt nach Absprache. Dafür kann der Pächter das Pferd wie sein eigenes nutzen solange er sich an die vereinbarten Eckpunkte hält. Wenn der Pächter das Pferd nicht mehr halten kann/will bekommst Du es zurück und mußt halt sehen wie es weitergeht. Aber so hast Du immernoch einen Daumen drauf was mit dem Pferdchen passiert. Ich habe auf diese Weise zwei alte Stuten abgegeben und es klappt hervorragend. Es wird soviel Mist gemacht mit alten Pferden .......

[Debja]

Und dass diejenigen, die ihn - gegen deinen Willen - angeschafft haben, sich nun wenigstens finanziell beteiligen? Ich würd die jetzt auch nicht so einfach aus der Verantwortung entlassen.

Das ist nicht möglich, ich kann das hier nicht ganz erklären, zu private Familiengeschichte. Ist aber leider keine Möglichkeit.

Wie sieht es denn mit einem Nutzungsvertrag aus? Also das Du Besitzer bleibst und das Pferd "verpachtest".

Das klingt nicht schlecht, ist nur sicher schwer zu finden. Wie hast Du dafür die passenden Leute gefunden?

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[Finchen]

So richtig ist mir noch nicht aufgegangen, wieso dein erster Schritt nicht das ehrliche Wort (über die Finanzen) an die aktuelle RB ist - du beschreibst viele Schwierigkeiten bei der vielleicht angestrebten Suche, sagst du möchtest die Verantwortung nicht mehr tragen, wo doch jemand anderes quasi den freien Verfügbarkeitsrahmen hat, suchst aber eben so jemanden für das Pferd.

Im Grunde hat das Pferd doch so eine Person - die du nur mit in die Verantwortung nehmen musst.

[Debja]

@Finchen: ich habe mit ihr ja den aktuellen Deal abgemacht, sie nimmt Unterricht bei meiner RL, zahlt mir nur etwas wenn sie das Geld nicht in Unterricht investiert. Ich ändere ja schon ziemlich die Richtung, wenn ich jetzt deutlich mehr finanzielle Beteiligung von ihr möchte. Sie ist nicht der Typ der sagt "das mache ich nicht", und da ich sie nicht verlieren möchte, möchte ich sie auch nicht in eine Zwickmühle bringen. (Es hat Monate gedauert bis sie sich getraut hat zu sagen "kann ich lieber an diesem Tag kommen") Zumal ich ja nichts ändern würde wenn sie nicht mehr zahlen kann. Aber grundsätzlich hast Du Recht, ich muss mal mit ihr sprechen und versuchen dabei eine Antwort zu bekommen (das klingt hier vielleicht komisch aber ich habe noch nie einen so stillen Menschen erlebt).

[PetraH.]

Ich habe im Bekanntenkreis und im Internet gesucht.
Der Fairness halber würde ich aber auch mit der RB sprechen ob sie das übernehmen möchte.

[Finchen]

@Finchen: ich habe mit ihr ja den aktuellen Deal abgemacht, sie nimmt Unterricht bei meiner RL, zahlt mir nur etwas wenn sie das Geld nicht in Unterricht investiert. Ich ändere ja schon ziemlich die Richtung, wenn ich jetzt deutlich mehr finanzielle Beteiligung von ihr möchte. Sie ist nicht der Typ der sagt "das mache ich nicht", und da ich sie nicht verlieren möchte, möchte ich sie auch nicht in eine Zwickmühle bringen. (Es hat Monate gedauert bis sie sich getraut hat zu sagen "kann ich lieber an diesem Tag kommen") Zumal ich ja nichts ändern würde wenn sie nicht mehr zahlen kann. Aber grundsätzlich hast Du Recht, ich muss mal mit ihr sprechen und versuchen dabei eine Antwort zu bekommen (das klingt hier vielleicht komisch aber ich habe noch nie einen so stillen Menschen erlebt).

Na wenn du den Verkauf entscheidest wird sie ja auch "enttäuscht" und du bzw das Pferd verliert sie als fähigen Menschen. Wenn du ihr deine Gedanken mitteilst besteht zumindest die Möglichkeit, dass ihr drei als Team weiter zusammen werkeln könnt.

Will oder kann sie nicht, stehst du an gleichem Punkt wie jetzt und kannst über den Verkauf entscheiden.

Kann sie und wird sie, haben sich viele schwermütige Gedanken in Luft aufgelöst!

[Debja]

Update: ich bin mir sicher dass ich ihn nicht der RB geben möchte. Ich habe ihr daher gesagt, dass ich eine Verkaufsanzeige aufgeben werde, aber auch, dass ich nicht unbedingt damit rechne einen passenden Menschen zu finden. Sie war natürlich traurig, aber sie fand es fair, dass ich nicht ohne ihr Wissen eine Anzeige aufgeben möchte. Ich will einfach nicht, dass sie es von irgendwem hört.

Daher: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... 572#293572

Es ist ein Versuch, mal sehen. Im Zweifel bleibt er eh.

[Debja]

Ich hatte ja ein Update versprochen:

Bragi wird nächste Woche umziehen. Ich habe eine nette neue Besitzerin gefunden. Sie ist selbst klassische Ausbilderin und war explizit auf der Suche nach einem Isländer ohne traumtische Erlebnisse, mit guten Grundgangarten und klarem Kopf zur weiteren Ausbildung für sich und Ihre erwachsene Tochter, es sollte kein Jungpferd sein. Am Wochenende soll er ab und zu auch mal mit einem Reitschüler ins Gelände. Eigentlich war er altersmäßig über dem was sie suchte, aber da alles andere passt hat sie sich dafür entschieden. Sie fragte mich ob ich glaube, dass er noch so 5 Jährchen im Arbeitsleben habe - und davon gehe ich bei guter Pflege und entsprechender weiterer Ausbildung aus (ich habe ja selbst einen Senior übernommen, der gerade mit 22 Jahren wieder aufblüht und eine tolle Entwicklung in der Ausbildung macht). Sie hat bereits ein Spatpferd und gerade da er symptomfrei ist stört sie dies wenig. Sein EMS ist auch kein Problem, ihre Pferde gehen sowieso nur stundenweise raus und er kommt zu einem Kumpel, der selbst nicht lange raus darf. Gangpferdeerfahrung hat sie auch noch. Wir haben mehrmals telefoniert und waren uns in der Art der Pferdehaltung und -ausbildung sehr sympatisch (z.B. verbietet sie Ihren Einstellern bereits im Einstellvertrag jede Nutzung von Ausbindern auf Ihrer Anlage). Ich konnte viel über Sie im Internet recherchieren, Berichte Ihrer Reitschüler, Fotos und Videos von Ihrer Arbeit.

Also bin ich vor 10 Tagen mit meinem Mann 400km hin und abends wieder nach Hause gefahren um mir den Stall anzusehen. Es war alles nett, die Pferde sahen sehr gut gepflegt aus, auch die älteren. Ich habe mir auch angesehen wie sie eine Reitstunde gab, das hat mir besonders gut gefallen. Danach war mir klar - hier würdest Du ein Pferd hingeben. Dann habe ich noch eine Woche lang nach Argumenten gesucht, warum ich mein Pferd dort nicht hingeben kann - habe aber nichts mehr gefunden. Also habe ich zugesagt und mit Erschrecken festgestellt, dass er nun wirklich abgeholt wird. Jetzt kommt der wirklich schwere Teil, nämlich das Loslassen und die Verantwortung aus der Hand geben. Wenn ich ihm hier irgendwie gerecht würde, würde ich ihn nicht gehen lassen aber er hat einfach mehr verdient als Nummer vier zu sein. Es freut mich riesig, dass jetzt jemand so mit ihm arbeitet, wie ich es derzeit nicht leisten kann und bin sehr gespannt wie er sich entwickeln wird. Ich glaube einen besseren Platz hätte ich nicht finden können, es ging jetzt nur so furchtbar schnell. Die RB weiß Bescheid, ist natürlich traurig, findet aber auch, dass wir ihm eine solche Chance nicht nehmen dürfen. Ich werde ihn nach ein paar Wochen in seinem neuen Zuhause besuchen, erst dann wird ein Kaufvertrag unterschrieben.

Meine Erfahrung mit dem Pferdeverkauf: man glaubt ja nie, dass sich irgendjemand anderes genauso gut um ein Pferd kümmern kann wie man selbst (was ja an sich schon völliger Quatsch ist, weil man ja eigentlich weiß, dass man immer noch so viel lernen muss). Aber in den gerade mal vier Wochen haben sich für mein älteres, nicht ganz gesundes Pferd ca. 15 Interessenten gemeldet, die alle einfach einen netten Freizeitpartner gesucht haben um ihn zu betüddeln. Es kamen eigentlich keine doofen Anfragen weil ich ihn als "günstig" angeben hatte. Unter allen waren zwei dabei, die sehr interessant waren, davon ist es nun eine geworden.

Ich werde nochmal berichten wenn ich ihn im neuen Zuhause besucht habe. Vielen Dank für eure Beiträge!

[Jen]

na, das tönt doch eigentlich nach einem Jackpot! Ich wünsche euch alles Gute!

[Esprit05]

Toll! Das klingt wirklich nach einem Glücksfall!

[Abeja]

Schöön, das freut mich! Alles Gute für Bragi!

[Finchen]

Das war tatsächlich an mir vorbeigegangen - Mensch, das ging flott und offenbar haben alle Beteiligten Glück gehabt, toll!

Warst du inzwischen schon zu Besuch im neuen Zuhause?