guckiges Pferd vernünftig arbeiten

Rund um die klassische Reitkunst

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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

minou hat geschrieben: Vorwärts mit Luft vorne klappt deutlich besser. Aber nur mit Pylonengasse. Ansonsten springt er fast immer weg, auch wenn ich die Ecke deutlich abkürze schielt er immer rüber.
Das ist das Phänomen der Pylonengasse, da fühlt er sich sicherer, weil er nur positive Erfahrungen gemacht hat.
Vielleicht macht es Sinn, sein Schielen und seinen kurzen Weghüpfer einfach zu ignorieren und nicht zu sanktionieren. Einfach ignorieren und locker mal 20 Meter weiterreiten und dann erst durchparieren (zum Angst-Durchschnaufen für den Reiter :wink: ) Möglicherweise verbindet er nämlich mit der Ecke ohne Pylonen die Tatsache, dass er dort wirklich mal Angst hatte, vorbeigequetscht wurde oder sein Angsthüpfer bestraft wurde, was er nicht verstanden hat. Vertrauensverlust durch eine Situation, in der er eigentlich Unterstützung und Verständnis gebraucht hätte. Und er erwartet erneut in der Ecke jedes Mal eine Sanktion und macht sich aus Angst davor schon fest. Quasi wie eine selbsterfüllende Prophezeihung. Das müsstest Du mal austesten.
Viele Grüße
Sabine
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minou
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Beitrag von minou »

Radio hilft leider nicht :cry:. Aber meine beiden Hundeclowns lenken ihn immer ein bischen von den bösen Huchmampfs ab.
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

OK, schade mit dem Radio, bei Rocki und meinen anderen hilft die Geräuschkulisse immer. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Max1404 hat geschrieben:
minou hat geschrieben: Vorwärts mit Luft vorne klappt deutlich besser. Aber nur mit Pylonengasse. Ansonsten springt er fast immer weg, auch wenn ich die Ecke deutlich abkürze schielt er immer rüber.
Vielleicht macht es Sinn, sein Schielen und seinen kurzen Weghüpfer einfach zu ignorieren und nicht zu sanktionieren. Einfach ignorieren und locker mal 20 Meter weiterreiten und dann erst durchparieren (zum Angst-Durchschnaufen für den Reiter :wink: ).
Nicht sanktionieren halte ich absolut für wichtig - beim Hüpfer anhalten, umdrehen, egal wie weit er bis dahin gehüpft ist, forsch auf die Ecke zureiten und ihn mal ernsthaft fragen, was da nun seiner Meinung nach schrecklich aufregend ist. Sanktionieren bedeutet automatisch nicht ernst nehmen - und wenn er ein ranghohes Pferd ist wird er dich umso mehr für nicht "fähig" halten, für die Herdensicherheit zu sorgen. Du musst dich ihm "überlegen" zeigen in dem du sagst "klar ist da was, aber und, frißt uns nicht, ruhig bleiben, alles easy".
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Finchen hat geschrieben:- beim Hüpfer anhalten, umdrehen, egal wie weit er bis dahin gehüpft ist, forsch auf die Ecke zureiten und ihn mal ernsthaft fragen, was da nun seiner Meinung nach schrecklich aufregend ist.
Eigentlich stimme ich Dir zu, diese Methode nutze ich auch oft, aber in diesem speziellen von mir angenommenen Fall nicht.
Falls nämlich das Pferd nicht mehr vor real vorkommenden Schrecknissen scheut, sondern nur noch aus Angst, dass es wieder in dieser Ecke seiner Meinung nach ungerecht und hart angepackt wird, fände ich es kontraproduktiv, ihn quasi mit der Nase noch draufzustupsen. Deshalb meine ich - und auch nur, wenn die eben beschriebene Annahme zutrifft - dass es besser wäre, jede Reaktion des Pferdes total zu ignorieren und locker weiterzureiten. Weil er dann nämlich wieder das Vertrauen aufbaut "da ist doch gar nichts, und die da oben ist auch dann lieb zu mir, wenn die Pylonen nicht da stehen".

Alternativmethode: mit der Zeit immer weniger Pylonen aufstellen, bis Du ganz darauf verzichten kannst.
Viele Grüße
Sabine
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Max1404 hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben:- beim Hüpfer anhalten, umdrehen, egal wie weit er bis dahin gehüpft ist, forsch auf die Ecke zureiten und ihn mal ernsthaft fragen, was da nun seiner Meinung nach schrecklich aufregend ist.
Eigentlich stimme ich Dir zu, diese Methode nutze ich auch oft, aber in diesem speziellen von mir angenommenen Fall nicht.
Falls nämlich das Pferd nicht mehr vor real vorkommenden Schrecknissen scheut, sondern nur noch aus Angst, dass es wieder in dieser Ecke seiner Meinung nach ungerecht und hart angepackt wird, fände ich es kontraproduktiv, ihn quasi mit der Nase noch draufzustupsen. .
Hm, auch jein... klar ist dann nichts, was es sich anschauen oder anhören (Geräusche außerhalb der Halle werden ja oft mißbraucht als Störfaktor um Hüpfen zu können)... aber ruhig anhalten, ruhig, souverän und auch deutlich klar machen, dass nix ist, Zeit geben im wahrsten Sinne durchzuatmen, den Kopf zu senken, das halte ich auch wenn es wirklich "nur" die kombinierte Angst ist für hilfreich.
Möchte aber nicht behaupten, dass in so einem Fall ein ruhiges "drüberwegreiten" mit Alternativen wie Hütchengasse auch hilft, keine Frage! :wink:
Beides halt wenn aktuell grade nichts ist was Auslöser sein kann.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Finchen, es ist wie immer: das Pferd bestimmt den Lösungsweg, nicht der Reiter :wink:
:trink1:
Viele Grüße
Sabine
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Max1404 hat geschrieben:Finchen, es ist wie immer: das Pferd bestimmt den Lösungsweg, nicht der Reiter :wink:
:trink1:
Jup! :trink1:
Mearas
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Beitrag von Mearas »

Arme minou, so viele Vorschläge und Tips ... :wink:

Die hatte ich auch, aber was mir immer gut geholfen hat (und ich habe heute nach einem superschönen Trainingstag mit einem hochmotivierten Pferd die Bestätigung bekommen) - positive Erlebnisse mit mir zusammen. Und zwar egal, bei was und wenn es Pylonen-Umschubsen ist. Wir haben Spaß miteinander, ich lobe bis zum Umfallen, und wir können den Hallen-Tag erfolgreich abschließen. Anfangs bin ich auf ein Minimum zurückgegangen - gutes Führen einmal herum: super gemacht. Dann aufbauen.
Momentan gibt es einen ähnlichen Fall bei uns im Stall und auch sie hatte heute einen tollen Tag mit ihrem überängstlichen Pferd zusammen.
(ach so, das war ein Tagestraining für Zirkuslektionen :lol: )

Ah, kennst du den Anti-Angst-Kurs von Babette Teschen? Kann ich nur empfehlen. Der fasst solche Situationen in deutliche Worte und bietet Denkanstöße für einen selbst.
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Beitrag von minou »

Nun, ich zeige meinem Pferd seit einigen Jahren seine Angststellen ruhig und souverän.
Er hat auch schon was auf den Hintern bekommen, ich bin ja auch nur ein Mensch und hab nur Nerven. Es hat alles nix gebracht. Vielleicht will er nur von der Arbeit ablenken???
@Max1404
Pylonenanzahl schon längst von 7 auf 3 reduziert, cool gell??
Wenn noch andere Pferde in der Halle sind, reite ich sogar öfter mal ohne. :wink:
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minou
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Beitrag von minou »

@Mearas
GsD gibts noch was anderes als reiten. Ich mach auch viel Zirkuslektionen mit ihm. Das mag er total gerne. Er ist überhaupt sehr motiviert bei der Arbeit.
Hätte er nicht seine Angstmacke, wär er ja zu perfekt. :wink:
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Minou zu den Pylonen: supi! :D
Zum "Drücken vor der Arbeit": wenn Du ihn auf dem anderen Zirkel kräftig arbeiten kannst ohne dass er etwas macht, dann drückt er sich nicht, sondern ist - aus welchen Gründen auch immer - aufgeregt in der fraglichen Ecke. Das ist meine Meinung. :wink:
Viele Grüße
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Na wenn die Pylonen doch schon so reduziert sind und trotzdem helfen, wunderbar!

Und was den anderen Zirkel angeht:
kann doch ein tolles Hilfsmittel sein - sehr intensive und anstrengende Arbeit dort, dann zum Entspannen in die "böse Hälfte" also die Hälfte mit der bösen Ecke. Wer da nicht (relativ) relaxed bleibt, geht wieder in die andere Hälfte arbeiten. Erholung immer in der bösen Ecke anbieten...

Oh weh, noch eine mögliche Idee... :lol:

@mearas und minou:
hatte es so verstanden, als wäre grundsätzlich Bodenarbeit und auch Angsttraining gar kein Thema, nur eben die Hallenecke beim Reiten!?
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

minou hat geschrieben:Das Magnesiumzeugs plus Bachblüten bekommter er auch seit ein paar Tagen. Er wird auch ruhiger.
(...)
Trotzalledem muß ich immer wieder feststellen, wenn ich es schaffe richtig cool zu sein, klappt es deutlich besser.
Sicher nicht des Rätsels Lösung, aber vielleicht wärs ja zumindest etwas hilfreich, wenn du selbst auch Bachblüten nimmst?
Wird ja oft empfohlen, dass Pferd und Reiter gleichzeitig behandelt werden.
"Reiten Sie Ihr Pferd glücklich." - Nuño Oliveira
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emproada
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Beitrag von emproada »

Was mir bei Reitern mit schreckhaften Pferden oft auffällt, ist das viele versuchen die Probleme im Schritt in langsamen Seitengängen zu lösen und sich die Pferde dann oft noch mehr hochspulen.

Mein 20-jähriges Pony ist z.B. auch so ein Kandidat, der an manchen Tagen vor jedem Grashalm erschrickt und hüpft. Er zeigt das Verhalten an der Hand und unterm Sattel und das Einzigste das dann wirklich noch hilft, ist ihn zu arbeiten, gleichmäßig mit den Hilfen dranbleiben, wenig Schritt mit dazu nehmen und Abwechslung zu bieten. Da ich ihn kenne seit er ein Fohlen ist, er war schlicht und ergreifend schon immer so und ich habe inzwischen gelernt darüber zu lachen und mich nicht mehr zu ärgern. :wink:
Viele Grüße Tina
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