Integration von Neupferden im Offenstall

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

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Belfigor
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Integration von Neupferden im Offenstall

Beitrag von Belfigor »

Unser Stallbesitzer ist genervt, wenn ihm bei der Neuintegration von Pferden zu viele Leute dreinreden, also hat er kurzerhand entschlossen, dass er seinen Einstellern im Offenstall nicht mehr bescheid gibt, wenn ein neues Pferd kommt.

Man muss sich das so vorstellen: großer Stall, zwei Offenstallherden zu je 18 Pferden.

Die Neuintegration läuft so ab, dass das neue Pferd einfach in die Herde "geworfen" wird. Da die Pferde sehr viel Platz haben, ist das eigentlich auch kein Problem... Trotzdem gibt es halt Pferdebesitzer, die ihren Pferden während dieser "Integration" gerne Gamaschen drauf machen möchten oder sie rausholen wollen, zusehen, was da für ein Pferd kommt. Das ist natürlich nicht möglich, wenn man nicht weiß wann ein Pferd hinzukommt.

Der Stallbesitzer ist Choleriker und fühlt sich sehr schnell unter Druck gesetzt, deshalb braucht man den auch nicht zu bitten. Dem könnte man lediglich an seiner Pflicht "packen", doch bevor ich mich da in die Nesseln setzt wüßte ich halt gerne, ob es eine solche "Informationspflicht" überhaupt gibt, oder ob ein Stallbesitzer tatsächlich schalten und walten kann wie er gerade möchte.

Hat jemand von Euch Ahnung?
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Julia
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Beitrag von Julia »

Rein rechtlich habe ich leider keine Ahnung :?

Ich würde aber denken, da man ja sein Pferd in die "Obhut" des Stallbesis gibt dass er eher nicht die Pflicht hat zu informieren. Allerdings steht er in der Haftung wenn ein Pferd isch verleztzt, soweit ich weiss.

Vielleicht einen Deal machen dass man abmacht dass er den Pferden wo es so sein soll Gamaschen anlegt wenn ein Pferd integriert wird ?

Und diese liegen gut zugänglich für ihn ?

Schwierig, ich würd es so ganz blöd finden, und definitiv dabei sein wollen wenn ein neues Pferd integriert wird :?
Liebe Grüße, Julia
xelape

Beitrag von xelape »

Bei uns wird das auch nicht angekündigt. Da ist der Stallbesi dabei und die BE des Neupferdes.. Sowie noch jemand vom Stall, dass für den Fall der Fälle jemand eingreifen kann.
Kenne das auch nur so.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Bei uns wird auch nicht Bescheid gesagt. Der SB bleibt eine gewisse Zeit dabei und beobachtet die Herde, aber weiter interessiert es ihn nicht.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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padruga
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Beitrag von padruga »

Ich finde es sogar manchmal von Vorteil, wenn die anderen Pferdebesitzer nicht unbedingt Bescheid bekommen (vorausgesetzt natürlich, es ist wie bei euch genug Platz/Koppel vorhanden ). Je größer die Herde ist, umso mehr Besitzer stehen nämlich dann abwartend, bangend und angespannt am Zaun, was eine andere (nicht unbedingt positive) Atmosphäre schafft. Reibungsloser und unbelasteter läuft es manchmal ab, wenn man den Pferden einfach ihre Ruhe lässt.
Ennah2
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Beitrag von Ennah2 »

Ich weiß, warum ich eine eigene Herde habe... 8) ... und mir dafür den A.... aufreiße... :roll:

Aber es stimmt schon: Je größer die Herde (und analog die Koppelfläche!) ist, desto leichter fällt i.d.R. die Eingliederung neuer Pferde. Meistens ist in solch größeren Herden auch eine stärkere Fluktuation, und der Zusammenhalt daher nicht so eng wie bei kleinen festen "Familien" (wie ich sie habe).
Trotzdem würde ich eine etwas sorgfältigere Vorgehensweise bevorzugen. Ich stand mal (vor langer Zeit) in einem Stall, wo eine Ecke der Weide fest abgetrennt war. Auf dieses Stück kam dann der Neuling und konnte einige Tage lang Kontakt mit seinen künftigen Kumpels aufnehmen, ohne von ihnen gleich in die "Zange" genommen zu werden. Das ist allerdings auch keine Gewähr für einen unproblematischen Einstieg in eine neue Herde.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Sein Stall, seine Regeln. Wenn man da in den Stall zieht, ist man mit den Regeln einverstanden. Wenn nicht, muss man schauen, ob es einen Konsens gibt, wenn nicht, muss man umziehen. Je grösser der STall ist, desto weniger können Spezialwünsche berücksichtigt werden (was ich auch verstehe).

Lange fackeln und hin- und herdiskutieren würde ich nicht, das bringt aus Erfahrung nichts! Entweder man passt sich an, oder man geht. Und in dem Moment, wo ich überlegen muss, mit welchen rechtlichen Mittel ich meinen SB dazu bringen kann, seinen Stall so zu führen, wie ich es für richtig halte, in dem Moment weiss ich, dass ich gehen muss. Auch wenn es rechtliche Mittel geben würde: wäre es ein Gewinn für die Stallatmosphäre? Ich hätte Angst, um das Wohl meines Pferdes und dessen sorgfältige Betreuung.
Liebe Grüesslis, Jen
***
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Phanja

Beitrag von Phanja »

Bei uns wird das auch nicht angekündigt. Bei uns wohnt der Neuling normalerweise einen Tag lang im Roundpen oder im Sommer im direkt angrenzenden Rentnerstall (die Rentner sind im Sommer 24 h auf Weide). Da beobachtet man sich ein, zwei Tage gegenseitig und bei der Eingliederung ist die SB und der Einziehende dabei.
Ich muss aber auch sagen, dass unsere SB ein gutes Gefühl und Händchen dafür hat und ich ihr da schon auch vertraue. Ich bin mir sicher, dass sie eingreift, wenns mal nicht so läuft, wie es sollte. Je nachdem wie die Pferde drauf sind, bleibt sie auch mal länger dort und beobachtet das Ganze.
Ich kann das schon nachvollziehen - es wäre ja schon ein Akt, 20 Leuten jedesmal bescheid zu geben ....
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

Ein Aushang würde ja reichen. Ich versteh halt auch, wenn Pferdebesitzer ihren Pferden für die Dauer einer Integration (dieser Art) Gamaschen dran machen möchten, oder das Pferd rausholen (weil es nach ein paar Runden Galopp - in der Anfangssituation - halt aufgrund von Arthrose lahm geht oder so was...) um was anderes geht es ja eigentlich auch gar nicht: um "Anstand" und Fairness gegenüber den Pferden.

Manchmal muss man einen Stallbesitzer halt auch ein bißchen erziehen :D denke ich mir, schließlich sind wir ja keine Bittsteller, sondern zahlen für eine Dienstleistung und so mancher Einsteller ist deutlich erfahrener als einer, der halt grad mal zufällig als Bauer zur Welt kam und seit ein paar Jährchen Pferde hält.

Bin trotzdem überrascht, wie weit verbreitet dieser "Stil" der Integration ist, kenne das bislang so nicht (und beginne zu schätzen, was einen "kleinen, feine Stall" unter Gleichgesinnten/Intelligenten ausmacht).
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Wir haben Integrations-Paddockboxen, die nur durch einen Zaun vom Offenstall getrennt sind. Nach 3 Tagen schmeißt die SB den/die Neuen dann meistens mit ihren Ponys zusammen auf eine separate Koppel. Danach auch oft noch mal mit meinem und ihren, weil meiner Chef ist und aber auch sehr freundlich zu Neuankömmlingen. Da bin ich dabei, vorallem für den unwahrscheinlichen Fall, daß wirklich mal was passiert, so sichert sich die SB auch ab!
Jetzt im Sommer werden die Neulinge dann aber auch direkt mit auf die große Koppel geworfen. Wenn man dann fragt, bekommt man auch gesagt, wann und kann dann natürlich dort sein. Sie macht aber keinen Aushang o.ä., kann aber wohl verstehen, wenn man kucken möchte, wie das abläuft.
Wenn die Koppel zu ist, kommen die Neulinge aber anfangs wieder in die Box, oft ist allerdings erst dann Ruhe, wenn sie auch nachts im Offenstall bleiben 8)
Bis jetzt hat sich noch alles irgendwann integriert ;) auch ohne Gamaschen ;) und kranke Pferde die eine Runde Galopp nicht vertragen, stehen eh nicht mit in der Herde, sondern separat.
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Firli
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Beitrag von Firli »

Also wir werden informiert, meiner SB ist das sehr wichtig. Und wenn ich nicht einverstanden wäre mit einer Zusammenführung, dann würde sie das nicht machen, sondern warten. Aber bei uns sind die Pferde sowieso erst mal in einer Integrationsbox, und werden dann Schrittweise mit den andern Pferden zusammengelassen, also nicht mit der ganzen Herde.

Stress gibt es so kaum, Verletzungen gab's auch noch nie. Es ist einfach etwas aufwändig. Und ein Grund für dieses aufwändige Verfahren ist schon auch, dass wir nicht so viel Platz haben, wie es für eine Integration à la "einfach mal in die Herde rein" nötig wäre. Das wäre bei uns viel zu gefährlich.
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

Unsere Herde ist total gemischt, vom Rentner mit Mitte zwanzig bis zum Jährling. Daher sind also auch Pferde dabei, die zwar mitlaufen bei ner Integration, aber denen die steilen Hangkoppeln dann doch nicht so gut bekommen... und die Gamaschen sollen einfach vor Tritten schützen, es laufen auch Pferde mit, die hinten beschlagen sind und Stollen drin haben (Fahrpferde), wir hatten hier schon übelste Verletzungen...

I.d.R. ist die Herde aber ruhig und verträglich und auch relativ stabil. Es ist daher halt wirklich nicht so ganz verständlich, warum sich der Stallbesitzer so dermaßen anstellt und nicht bescheid geben will... Er ist halt ein eher "schlichter Geist", der sich halt hauptsächlich über seine Position behauptet.

Ich kenne es eben bislang auch nur so, dass man sich als Stallgemeinschaft (gemeinsam mit dem Stallbesitzer) SEHR genau überlegt, wen man in die (menschliche als auch pferdische) Gesellschaft dazuholt; bislang war das die optimalste Lösung, denn Folge war eine stets zufriedene Gemeinschaft ohne Ärger.

Nach einem Umzug bin ich nun aber in einer völlig anderen "Kultur" gelandet, scheint mir. Als ich einzog, war der Stallbesi auch noch so drauf, dass er Aushänge anbrachte, wann ein neues Pferd kommt... doch plötzlich vollzog sich dieser Paradigmenwechsel... irritierend, unverständlich und ärgerlich...

Wenn jemand einen "perfekten" (Offen)Stall im Landkreis Dachau, FFB oder STA kennt, kann er mir gerne eine Nachricht zukommen lassen :wink:
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xelape

Beitrag von xelape »

es gibt ihn nicht den perfekten Stall...
Eher eine Summe von Kompromissen die man bereit ist einzugehen...

Solltest Du doch einen gefunden haben - let me know ;)
xelape

Beitrag von xelape »

es gibt ihn nicht den perfekten Stall...
Eher eine Summe von Kompromissen die man bereit ist einzugehen...

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Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

@xelape: Okidoki :D
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