Seitengänge - Fragen & Beobachtungen

Rund um die klassische Reitkunst

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mysteria
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Seitengänge - Fragen & Beobachtungen

Beitrag von mysteria »

Hi,


ich und mein Pony sind weiter auf unserer Reise unterwegs, und momentan hab ich einige offene Punkte, die ich hier gerne mal zur Diskussion stellen wollte.

Vielleicht geht es ja anderen ähnlich, oder ich hab einfach nen Knoten im Kopf?


Mir geht es um die Frage ob alle Seitengänge in verschiedenen Gangarten verschiedene Wirkungen haben können?!?


Meine Beobachtungen resultieren aus was ich mit meiner Stute fühle und dem was ich unter diversen Reiter in diversen Stadien beobachten konnte.


1) Seitengänge im Schritt wirken eher versammelnt; Seitengänge im Schritt sind für die Fortgeschrittene Ausbildung des Pferdes gedacht
2) Seitengänge im Trab sind am offensichtlichsten für das Pferd
3) Seitengänge im Galopp sind der "letzte Schritt"


Das würde wiederum bedeuten, dass die Seitengänge im Trab der erste Schritt wären?!?
Und für mich wäre dies durchaus logisch; Der Trab ist ein klarer Zweitakt mit Schwung => dies macht es für Reiter & Pferd einfacher die Hilfen zu geben und zu verstehen

Der Schritt als Schwunglose Gangart birgt das Risiko dass sich der Takt verliert und Verschiebt wenn der Reiter Hand & Schenkel nicht trennen kann;
durch seine schwunglosigkeit bedingt ist auch die eher versammelnte Wirkung zu erklären.


Der Galopp mit seinen verschiedenen Phasen braucht ein durchlässiges Pferd und einen fortgeschrittenen Reiter um die Hilfen in der Richtigen Phase zu geben und zu empfangen.


Als "immer-noch-Neuling" im klassischen Bereich kenne ich allerdings auch den Grundsatz von "Position vor Gangart" den ich bisher so verstanden hatte, dass die Lektionen zuerst im Schritt, dann im Trab... geritten werden & verstanden sein sollte
=> dies wäre aber im Widerspruch zu meiner Beobachtung...


Und nun ist die Frage / Antwort / Kommentar Runder eröffnet :wink:
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Ich denke schon, dass man im Schritt anfangen sollte, die Seitengänge zu erarbeiten. Darüber hinaus können Seitengänge im Schritt eine enorm lösende Wirkung haben. Abhängig von Abstellung, Biegung und Kopf/Hals-Position kann ich den Grad der Versammlung oder eben auch Lösung beeinflussen.
Darüber hinaus ist es für den Reiter einfacher, im Schritt die richtige Hilfengebung zu erfühlen, hat er doch viel mehr Zeit in der langsamen Gangart. Und wenn der Reiter Hand und Schenkel nicht trennen, also gezielt einsetzten kann, sollte er meines Erachtens erstmal daran arbeiten, bevor er sich den Seitengängen zuwendet.

Auch Taktfehler im Schritt lassen sich nach meiner Erfahrung häufig durch Seitengänge beheben.

Also, ich würde auf jeden Fall zunächst bei der Reihenfolge Schritt/Trab Galopp bleiben.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Alexa69
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Beitrag von Alexa69 »

Stimme Alkasar da zu.

Meine zwei Wallache haben die Seitengänge im Schritt gelernt und später kamen sie im Trab dazu. Hilfengebung war dann schon klar und ich empfand es als leichter.
Ebenso habe ich es mit ner jungen Friesenstute gemacht, die ich ein Jahr ausgebildet habe.

Im Schritt muss es ja nicht nur versammelt sein. Da lege ich schon wert auf fleißiges Vorwärts.
Gruß von der Küste.......Alex!
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ich sehe das so wie Alkasar und Alexa.
Seitengänge zuerst im Schritt zu erarbeiten halte ich auch für sinnvoll. Pferd und Reiter haben Zeit sich an die Abläufe zu gewöhnen. Ebenso finde ich die lösende Wirkung nicht unerheblich. Manchmal löse ich ausschließlich im Schritt im Seitwärts, um dann direkt in die nächste Phase zu gehen.

Die Seitengänge dann im Trab und Galopp zu reiten würde für mich fast immer erst erfolgen wenn sie im Schritt "sitzen".

Aber das ist wohl abhängig vom Pferd.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Oh, wie einfach: Auch ich unterschreibe beim ersten Beitrag :D
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Mysteria hat geschrieben:Seitengänge im Trab sind am offensichtlichsten für das Pferd ... Der Trab ist ein klarer Zweitakt mit Schwung => dies macht es für Reiter & Pferd einfacher die Hilfen zu geben und zu verstehen
Öhm - für mich erschliesst sich dieser Gedankengang nicht.
Hast Du schon mal einem Pferd, daß noch nie SH kennengelernt hat, versucht, dies im Trab mit ihm zu reiten (wobei die Anfänge für mich immer in der Bodenarbeit liegen würden)? Oder gehst Du nicht vielleicht davon aus, daß es im Trab leichter ist, weil die Grundlagen bereits im Schritt erarbeitet wurden?
Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, daß ich es schaffe, einem Pferd ausschließlich im Trab ein korrektes SH beizubringen und dann erst im Schritt damit zu arbeiten. Wäre man wirklich schnell genug, im Trab die Hilfen zum richtigen Zeitpunkt zu geben, wenn das Pferd noch gar nicht weiß, wie es das umsetzen soll? Besteht nicht die Gefahr, es unnötig aus der Balance zu bringen, unkorrekte Ausführungen zu begünstigen usw.?
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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Bebe
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Beitrag von Bebe »

Erfahrungsmäßig lockern und kauen die Pferd im Schritt bei den Seitengängen. Besonders schwierig kauende Pferde.

Wichtig sollte auch sein ganz langsame seiten Schritte zu machen, und kein geeile. Je Langsamer die Schritte um so mehr Kraft gibt es .

Bei einigen Pferden veränderte sich der Schwung des Pferd enorm, nach den Seitengängen und den Abkauübungen. Deutlich zu sehen und zu erfühlen.

Im Trab kann man ein leichtes Schulter vor rein bringen, aber am Schritt verstehen sie es schon eher.

Wie beim Tanzen erst langsam dann schnell :D
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Beitrag von Fuchsstute »

Alkasar hat geschrieben:Ich denke schon, dass man im Schritt anfangen sollte, die Seitengänge zu erarbeiten. Darüber hinaus können Seitengänge im Schritt eine enorm lösende Wirkung haben. Abhängig von Abstellung, Biegung und Kopf/Hals-Position kann ich den Grad der Versammlung oder eben auch Lösung beeinflussen.
Darüber hinaus ist es für den Reiter einfacher, im Schritt die richtige Hilfengebung zu erfühlen, hat er doch viel mehr Zeit in der langsamen Gangart. Und wenn der Reiter Hand und Schenkel nicht trennen, also gezielt einsetzten kann, sollte er meines Erachtens erstmal daran arbeiten, bevor er sich den Seitengängen zuwendet.

Auch Taktfehler im Schritt lassen sich nach meiner Erfahrung häufig durch Seitengänge beheben.

Also, ich würde auf jeden Fall zunächst bei der Reihenfolge Schritt/Trab Galopp bleiben.
dem möchte ich ganz klar zustimmen ;o))

l.g.
Reiten ist erst dann eine wahre Freude,wenn du durch eine lange Schule der Gedult, der Feinfühligkeit und der Energie gegangen bist, die dir das Pferd erteilt.

Rudolf G. Binding
Lupa
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Beitrag von Lupa »

Hallo,

vorneweg schonmal: für mich steht der Schritt an erster Stelle für alle "Lektionen". Und da liegt auch schon der Kern: der Seitengang an sich ist für mich keine Lektion, die ich um der Lektion willen reite, sondern um zu überprüfen, ob ich Vorhand und Hinterhand kontrollieren kann und mein Pferd dabei die Biegung halten kann und absolut durchlässig bleibt. Bevor das nicht im Schritt klappt, brauche ich an Trab gar nicht denken.

Ich habe übrigens auch noch kein Pferd gesehen, was diese Feinheit im Trab anbieten würde, bevor all das im Schritt gefestigt ist.
Lala
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Beitrag von Lala »

Ganz klar zuerst im Schritt und zuallererst vom Boden.

Geht der Schwung, respektive der Vorwärtsgedanke verloren, wollte der Reiter zu viel. SH kann zb. zu Beginn durchaus aus eher Schulter vor sein oder aus einer Volte einen einzigen Schritt seitwärts bedeuten.
Meiner sehr gemütlichen und teilweise sehr trägen Stute haben die Seitengänge enorm geholfen, mehr Schwung zu entfallten, sie führten zu Lockerung, Entlastung der Schulter und zu gerader nach vorne fussender Hinterhand.
Wird sie zu triebig bei den Seitengängen hilft es, nur wenige Schritte zu reiten, das Pferd geraderichten und sofort antraben...
mysteria
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Beitrag von mysteria »

Hi,


also, ich denke ich habe bei meinem ersten post etwas vergessen - ich hatte stillschweigend unterstellt dass
a) das pferd die seitengänge an der hand kennt
b) das wir hier unter dem sattel sind


ich versuche immer noch einige eurer argumente nach zu vollziehen...


einige sagten "SG im schritt lösen die pferde verstärkt" - kann das jemand erklären warum und wieso? das leuchtet mir so nicht ein.
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smilla
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Re: Seitengänge - Fragen & Beobachtungen

Beitrag von smilla »

Vielleicht kannst du zu deinen Überlegungen ein bißchen mehr schreiben? Ich finde das nämlich - bis jetzt- noch gar nicht so einleuchtend?
mysteria hat geschrieben: Das würde wiederum bedeuten, dass die Seitengänge im Trab der erste Schritt wären?!?
Und für mich wäre dies durchaus logisch; Der Trab ist ein klarer Zweitakt mit Schwung => dies macht es für Reiter & Pferd einfacher die Hilfen zu geben und zu verstehen
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nicht bestätigen, dass es im Trab leichter ist, weiß aber auch, dass es Vertreter gibt, die sagen dass sich im Laufe der Ausbildung das eine aus dem anderen ergibt und einem so ab einem gewissen Punkt ein SH im Trab sozusagen in den Schoß fällt. Ich finde das sehr spannend!
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
Seunig
lalala

Beitrag von lalala »

Mein Pferd kannte weder die Arbeit an der Hand noch die Seitengänge unterm Sattel und wir haben die Seitengänge gleich im Trab gelernt...ein gut vorbereitetes und durchlässiges Pferd "schenkt" einem die Seitengänge.

*zugegeben*

Handarbeit und Langzügelarbeit gehört für mich in die Hände von Könnern bei schon weiter ausgebildeten Pferden und nicht in jeden x-beliebigen Freizeitreiterstall wo jeder der sein oft schlecht bis gar nicht ausgebildetes Pferd an der Hand irgendwie seitwärts bewegen kann meint, er sei ein zweiter Hinrichs, DOB etc pp. und würde nun HAndarbeit betreiben.
LordFado

Beitrag von LordFado »

bei mir war es wie bei lalala - direkt im Trab gelernt.
mysteria
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Beitrag von mysteria »

hier mal ein erklärungsversuch:

bevor ich unter dem sattel anfangen würde, setzte ich voraus, dass das pferd folgendes kennt:
1) weichen der vorderhand & hinterhand unabhängig voneinander
2) seitwärts (wenn auch nicht zwangsläufig in stellung & biegung)
3) vor allem mit der hinterhand gelernt hat zu kreuzen

=> damit sollten unterm sattel schulter hervor und ein leichtes verschieben der hüfte möglich sein / in kurzer zeit abrufbar sein


ich sehen eine erleichterung im trab dadurch, dass er nunmal ein zweitakt ist! prinzipiell denke ich sollte man das richtige immer leicht und das falsche / unerwünschte schwer machen.
Im Trab hat das pferd 2 phasen, im schritt 4 phasen um unsere hilfen falsch umzussetze!
der natürliche schwung im trab ist ebenfalls hilfreich um taktfehlern vor zu beugen / machen es leichter sie zu vermeiden;
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