Bodenarbeit mit Fohlen

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Mighty
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Bodenarbeit mit Fohlen

Beitrag von Mighty »

Ich selbst bin kein Jungpferdebesitzer und werde das auch niemals sein, habe da auch keine Erfahrung darin, aber mich würde interessieren, wieviel "Arbeit" ein Fohlen vertragen kann.

Ich kenne Pferdebesitzer, die mit ihren 1 1/2 jährigen Fohlen (vom Haflinger bis zum Warmblut), mehrmals in der Woche arbeiten.
Und das beschränkt sich nicht nur auf kurze Einheiten aus Hufpflege, putzen, am Anbindeplatz stehen, Führübungen oder Umwelt erkunden (so würde ich das machen- aber vielleicht denke ich da nur in isländischen Zeitdimensionen).

Stattdessen läßt man die Fohlen (einzeln oder in der Horde) auf dem Reitplatz rennen (ohne Aufwärmphase), damit sie auf Peitschengefuchtel wild durch die Gegend rennen und Stops auf der Vorhand machen. Danach wird dann noch oft ein Spaziergang drangehängt.
Oder man longiert in allen drei Gangarten oder man beginnt jetzt schon mit Tricks.

Teilweise wird über eine Stunde mit den Fohlen gearbeitet- die Zeit beim putzen etc. nicht miteingerechnet.

Ich persönliche habe da Bedenken, dass die Fohlen irgendwann abstumpfen oder ins Gegenteil verfallen und aufmüpfig werden, wenn sie älter und kräftiger werden.

Aber vielleicht denke ich auch falsch und tue den anderen unrecht, indem ich denke, dass das den Tieren schaden könnte.

Was meint Ihr?
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

also wenn fohlen abgesetzt ist (und hoffentlich das fohlen-abc kann), würde ich es erstmal in ruhe aufwachsen lassen. frühestens mit 2 oder 2 1/2 würde ich dann anfangen mit ein bisschen bodenarbeit, scheutraining evtl ein paar einfach zirkustricks. und vllt 1-2x die woche für 15 min.
sicher kann man auch bis kurz vorm anreiten warten, aber ich denke, da gibt es schon ne gute basis.

also auf peitschengefuchtel durch die bahn treiben ist sicherlich keine sinnvolle arbeit. was soll das denn bringen?
spaziergänge find ich völlig ok, longieren ein no-go.

ich verstehe nicht, warum manch leute ihr pferd in dem alter nicht einfach pferd sein lassen, das sind doch da eigentlich noch kinder und haben weder die geistige noch die körperliche reife für solche aufgaben.

ich kenne bisher keinen züchter, der das so macht wie von dir beschrieben. da für das andere extrem...nach der geburt/absetzen auf koppel und mit 3 hau-ruck angeritten(oder auch später...oder auch gar nicht...). die pferde ließen sich teilweise nicht mal anfassen. wir haben mal zu dritt einer jungstute die mähne verzogen (zwei zum festhalten), sie hat versucht, uns wahlweise zu treten oder an die wand zu quetschen...
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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PetraH.
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Beitrag von PetraH. »

Sorry aber das ist Kinderarbeit. Meine Zwerge lernen spielerisch den Umgang mit dem Menschen sowie laufen am Halfter neben der Mutter und Füße geben. Hänger fahren lernen sie sowieso da unsere Weiden nicht direckt am haus liegen und sie daher schon mit Mama mehrfach unterwegs sind. Ist also fast schon etwas ganz normalen für unsere Joungster. Nach dem Absetzen leben sie dann im Laufstall und kommen jeden Tag auf den Paddock wobei ich dann immer einen anderen ans Halfter nehme. So lernen sie zwar nicht neues aber das gelernte bleibt erhalten. Im nächsten Frühjahr gehen sie dann wieder auf die große Weide (natürlich wieder im Hänger und ganz normal angebunden) und dürfen erst einmal Pferd sein. Außer bei der täglichen Kontrolle, Mineralbriketts, Wurmkuren und Hufschmied bleiben sie weitestgehend "unbelästigt".
Ich habe nichts dagegen mit jungen Pferden spatzieren zu gehen aber bitte nicht jeden Tag und nicht zu lange. Longieren und Zirkuslektionen sind ein absolutes NO GO - genauso wie wildes Jagen mit peitschengefuchtel. Da muß man sich nicht wundern wenn man später kranke Pferde hat wenn sie als Babies schon überlastet werden. :(
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Fujai2008
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Re: Bodenarbeit mit Fohlen

Beitrag von Fujai2008 »

Mighty hat geschrieben:Ich selbst bin kein Jungpferdebesitzer und werde das auch niemals sein, habe da auch keine Erfahrung darin, aber mich würde interessieren, wieviel "Arbeit" ein Fohlen vertragen kann.

Ich kenne Pferdebesitzer, die mit ihren 1 1/2 jährigen Fohlen (vom Haflinger bis zum Warmblut), mehrmals in der Woche arbeiten.
Und das beschränkt sich nicht nur auf kurze Einheiten aus Hufpflege, putzen, am Anbindeplatz stehen, Führübungen oder Umwelt erkunden (so würde ich das machen- aber vielleicht denke ich da nur in isländischen Zeitdimensionen).

Stattdessen läßt man die Fohlen (einzeln oder in der Horde) auf dem Reitplatz rennen (ohne Aufwärmphase), damit sie auf Peitschengefuchtel wild durch die Gegend rennen und Stops auf der Vorhand machen. Danach wird dann noch oft ein Spaziergang drangehängt.
Oder man longiert in allen drei Gangarten oder man beginnt jetzt schon mit Tricks.

Teilweise wird über eine Stunde mit den Fohlen gearbeitet- die Zeit beim putzen etc. nicht miteingerechnet.

Ich persönliche habe da Bedenken, dass die Fohlen irgendwann abstumpfen oder ins Gegenteil verfallen und aufmüpfig werden, wenn sie älter und kräftiger werden.

Aber vielleicht denke ich auch falsch und tue den anderen unrecht, indem ich denke, dass das den Tieren schaden könnte.

Was meint Ihr?
Ja sowas kenne ich - leider - auch. Tja was soll man dazu sagen. Natürlich ist das totaler Quatsch, das sind Leute mit Null Ahnung, die halt ein billiges Pferd haben wollten, dann eben nur ein Junges für das Geld bekommen haben und nun nicht warten können. Ganz davon abgesehen, dass so ein Herumscheuchen idiotisch ist, auch bei einem erwachsenen Pferd.

Meiner ist 1,5 Jahre und hat das Fohlen-ABC gelernt. Ich kann ihn gut handeln beim TA oder Hufpfleger und mit ihm spazieren gehen. Mehr muss nicht sein. Wenn er 2 ist, fange ich bissi mit Dominanztraining im Roundpen an und vielleicht zirzensische Lektionen nach Eva Wiemers, um ihn auch geistig zu fördern. Aber das auch nicht täglich und nur 10-15 Minuten am Stück.
Mighty
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Beitrag von Mighty »

Okay, Ihr beruhigt mich und sprecht mir aus der Seele, die mir immer wehtut, wenn ich das mitansehen muß... Andererseits: Irgendwann denkt man ja dann von sich selbst, ob man nicht aus einer anderen Welt kommt, weils einfach jeder anders macht, als man es selbst machen würde.

Und ich kenne auch eher das andere Extrem:
Das Jungpferd verwildern lassen und dann Sattel drauf und ab an die Longe...

Die Fohlen sind ca. 1 1/2 Jahre alt. Wenn ich mir den momentanen "Ausbildungsstand" ansehe, wird sicherlich schon etwas länger daran herumgearbeitet...
Mich gruselts jedes Mal, v.a. das Rennenlassen aufm Reitplatz. Ja, körperliche Folgeschäden sind da sicherlich vorprogrammiert. Aber auch, was das Lesen der menschlichen Körpersprache betrifft, wirds da auch später noch mehr Mißverständnisse geben. Ganz abgesehen von der Reizüberflutung und der psychischen und physischen Überforderung.

Ich verstehe das aber auch nicht bei Reitpferden: Abspacken lassen in der Halle ohne Aufwärmen im Schritt, dafür mit Gamaschen dran.

Genauso unsinnig finde ich es, wenn ein Nachbarsmädel unqualifiziert mit einem der Hotties "arbeitet" oder man Hängertraining machen will und man läßt die Fohlen vorher aufm Reitplatz rennen, während Hänger und Auto mittendrin geparkt sind...

Ich bin aber leider nicht in der Position, meine Meinung kundtun zu können. Es würde wahrscheinlich eh nichts bringen, weil ich in der Praxis ja keine Ahnung von Jungpferden habe. Die Arbeit eines anderen persönlich zu kritisieren, ist eben ein ganz heikles Thema...
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Jen
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Beitrag von Jen »

Völlig unnötig und unnütz m.E. Das höchste der gefühle wäre für mich ab 2.5j. ein kleiner spaziergang oder auch mal als handpferd auf kleine und sichere runden ohne hauptstrassen, um die umwelt kennenzulernen. Ansonsten soll die erziehung gefälligst von anderen pferden übernommen werden. Darum würde ich gemischtaltrige aufzucht mit erwachsenen pferden bevorzugen. Die können das erstens besser und man macht es sich viel einfacher. Ein pferd, das einen guten sozialen umgang gelernt hat, ist einfach zu erziehen und braucht keine dominanzspielchen etc.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Ich kann mich allen Vorschreibern nur anschließen.
Wir haben bei uns auch so eine "Verirrte" im Stall, die mit ihrem 1-jährigen Absetzer anfing Bodenarbeit zu machen. Das arme Tierchen, was dann von seinem Stallgenossen getrennt wurde, war völlig überfordert und reagierte mit immer stärkeren Reaktionen (bis hin zu Steigen).
Ein Jährling in dem Alter muss nur Hufe geben können, sich anbinden lassen und halfterführig sein. Fertig.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
xelape

Beitrag von xelape »

Ich sehe das ähnlich wie die Vorredner..
Bei uns im Stall wurde und wird gezüchtet - da wird mit den Kleinen nicht viel mehr gemacht als Fohlen ABC.
Hufe geben, Minderalbrickets gefüttert.. und ein bisschen am Halfter mal über den Hof und geputzt.
Ansonsten dürfen die Babies sein.... das ist am besten für Körper, Geist und Seele :)
Bebe
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Beitrag von Bebe »

Wie die Dame vormir sagte, Pferd aus der Box und los rennen lassen.

Finde ich nicht korrekt, denn die Gelenkschmiere sollte sich schon in ruhe bilden , schließlich will man lang genug was vom Pferd.

Die Pferde in ruhe lassen und nicht mit irgendwelchen dingen Anfangen, die auf die Gelenke gehen. Dazu zählen auch enge Wendungen und co.
Spazieren ok aber nicht mehr
Fuchsstute
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moin-moin :o))

Beitrag von Fuchsstute »

ja genauso wir haben auch zwei hengstfohlen im stall
fast 2 jahre alt die beiden werden geputzt und geben die hufe und werden geführt und letztens habe ich sie mal kurz an der longe gehabt,
aber arbeiten mit denen neeeeeeeeeeeeeeeee :wink:
sind doch noch so klein
babys halt :)

haben noch soviel zeit :wink:

l.g.
Reiten ist erst dann eine wahre Freude,wenn du durch eine lange Schule der Gedult, der Feinfühligkeit und der Energie gegangen bist, die dir das Pferd erteilt.

Rudolf G. Binding
Nakim

Beitrag von Nakim »

was macht ein zweijähriger an der Longe???? Da ist ja die Wachstumsfuge noch nicht geschlossen. Der gehört auf große Koppeln und in die Herde. Soll doch ein gesundes Reitpferd werden oder?
Fuchsstute
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@nakim

Beitrag von Fuchsstute »

du meinst nicht mich,oder ?

wenn ja ?

wir waren spazieren :)
und da finde ich die longe schöner wie einfach nur nen führstrick !



l.g.
Reiten ist erst dann eine wahre Freude,wenn du durch eine lange Schule der Gedult, der Feinfühligkeit und der Energie gegangen bist, die dir das Pferd erteilt.

Rudolf G. Binding
Nakim

Beitrag von Nakim »

ja ich meinte Dich. Longe hört sich nach longieren an. Und leider weis ich daß es durchaus Leute gibt die 2-jährige longieren und das noch für schonend halten. So nach dem Motto, sind ja nur ein paar Minuten....

Mir persönlich wärs wahrscheinlich zu gefährlich mit einem jungen Hengst an der Longe spazieren zu gehen. Meine Araber sind in dem Alter so quirlig gewesen, daß sie wahrscheinlich vergessen hätten, daß sie am Bändel sind. Und dann mal kurz durchgestartet wären. Ich verlange wenn ich führe, drinnen oder draußen, daß sie ihre Position einhalten. Und das ist für ein Jungpferd doch recht anstrengend. Ich habe auch die Erfarhung gemacht, daß die meisten Jungpferde mit 2,5 bis 3 Jahren sich besser konzentrieren und dann Spaziergänge leichter werde. Vorher müssen die Kleinen erstmal lernen Pferd zu sein.

Da ich direkt zwischen einem Pensionstall und einem Reitverein wohne sehe ich leider mehr überforderte Jungpferde als mir lieb ist.
Mighty
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Beitrag von Mighty »

Dann ist die Jungpferdearbeit ja wohl leider verbreiteter als ich angenommen habe.

Die Fohlen stehen bei uns wie die Reitpferde in einem kleinen Offenstall- da fängt das Dilemma ja schon an. Ich denke auch, dass das daher kommt, dass man so viel mit ihnen macht (vielleicht sind sie ohne rennen lassen aufm Platz gar nicht händelbar?).
Anstatt, dass man etwas mit den alten, noch reitbaren Pferden macht...

Aber bei den Fohlen will man eben alles richtig machen, sie sollen alles kennen lernen, sie sollen rechtzeitig aufs Reiten vorbereitet werden etc. :shock: .
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Ich bin gerade auch in der Situation, dass ich eine 1,5 jährige Stute habe und überlege, was ich mit ihr mache. Sie steht 24h mit meiner "großen" Stute und einem Wallach zusammen im Laufstall.
Nun bin ich auch am Überlegen was ist zuviel, was nicht. Einerseits merke ich, dass sie - natürlich - noch sehr Baby ist, andererseits aber auch, dass sie sich zunehmend abschaut, was die Großen machen und auch ihre Aufmerksamkeit fordert.
Gar nichts machen will ich nicht, weil ich mir sicher bin, dass sie davon nicht begeistert wäre.
Beschäftigt wird sich mit ihr jeden Tag. Wenn ich abends komme miste ich, ich fütter, putze mal drüber, kratze die Hufe aus etc. Das ist auch völlig ok für meine Stute, denn sie sucht die Nähe, ist sehr neugierig Neuem gegenüber und muss alles unter die Lupe nehmen.
Ansonsten geht sie schon mal mit kurze Runden spazieren, wir machen auf dem Platz auch schon mal 10 min. Bodenarbeit. Sie hatte sogar schon mal 2 min einen Sattel auf, weil sie total neugierig war, was Frauchen denn der anderen Stute auf den Rücken legt.
Ich halte absolut nichts davon, ein Pferd 2-3 Jahre nicht anzupacken. Kinder setzen wir auch nicht erst dann Reizen aus, wenn sie mit 6 in die Schule kommen.
Meine Stute steht 24h mit anderen Pferden zusammen und kann sich bewegen. Ich halte es da nicht für schädlich, wenn sie sich mal für 20 min mit mir beschäftigt. Sie muss keine Leistung bringen, im Gegenteil, sie freut sich über die Beschäftigung und darüber, dass sie - wie die Großen - auch Dinge tun darf und Aufmerksamkeit von mir bekommt. Und das auch, wenn sie im Sommer 24h auf der Weide ist.

Zum Thema laufen lassen: Tun wir auch, ganz ehrlich. Nachdem wir die Pferde eine ganze Zeit lang im Schritt geführt haben, dürfen sie auch Toben, wenn sie wollen. Manchmal müssen sie auch ein paar Runden laufen. Aufgewärmt seh ich da nicht das Problem, so lange es kein sinnloser Herumgescheuche ist. Das gibt es bei uns nicht.
LG
Sheitana
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