Innere Zerrissenheit zwischen Barhuf und Beschlag

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ich finde das Preisargument immer ein wenig lustig. Schmiede schneiden Barhufpferde für ein Appel und ein Ei aus. Sehr oft kommen dann die Probleme, es wird auf den Schmied geschimpft.

Hat man dann einen Barhufpfleger egal welcher "Schule", Pferd läuft gut, Hufe entwickeln sich stetig zum Positiven, wird trotzdem weitergesucht, weil es halt mehr kostet als vorher beim Schmied.

Dass der Schmied aber durch seine schlechte Arbeit (in dem Fall jetzt, es gibt überall gute und schlechte Schmiede, ebenso Barhufpfleger) dem Pferd Schmerzen und dem Besitzer Sorgen bereitet hat, ist schon vergessen?

Eine gute Barhufpflege, ständige Fortbildung des eigenen Wissens, akkurates Arbeiten am Huf, kostet Zeit und Geld. Dies darf der HO oder was auch immer auch für die Bearbeitung verlangen.

Filou, Huforthopäden werden in Deutschland bei der DHG und dem DifHo ausgebildet, beide Institutionen sind zu empfehlen, wobei ich DHG bevorzuge. Such Dir deren HP und schau, ob Du da einen HO in der Nähe findest. Beide Schulen sind seriös und bilden gute Leute aus. Natürlich muss man selbst ein wenig schauen, ob es passt.

Ob Du Eisen brauchst, musst Du allerdings selbst entscheiden. Billiger wird es deshalb nicht unbedingt, aber ein Pferd sollte ohne Eisen laufen können. Dann kommt noch der Faktor Böden dazu. Sind die Böden nicht für Barhufpferde geeignet, dann bekommt das Pferd einen Abriebschutz. So einfach sollte es sein.

Was gar nicht geht: Eisen als Krücke und Gehhilfe. wenn ein Huf schon so unphysiologisch geformt ist, dass er ohne Eisen nicht mehr funktioniert, dann läuft es falsch. Aber deshalb haben Eisen oder Beschläge im Allgemeinen schon ihre Berechtigung.

Musst Du Dir halt überlegen, wie der Ist-Stand bei Euch derzeit ist und was Du genau möchtest und was das Beste für Dein Pferd ist. :wink:
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Janina
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Beitrag von Janina »

Bernie hat geschrieben:..., aber ein Pferd sollte ohne Eisen laufen können.
Und genau solche Pauschalaussagen halte ich für fatal. Wieviele Pferd versucht man zwanghaft auf barhuf umzustellen und tut ihnen damit wirklich so überhaupt keinen Gefallen (zumindest nicht, wenn man noch reiten möchte)...
Dieses "Märchen" wurde ganz gezielt verbreitet, als diese ganzen Hufpfleger und Huforthopäden mit ihrer Arbeit anfingen. Ein guter(!) Schmied sollte in erster Linie Ahnung vom Huf haben und nicht nur irgendwie ein Eisen da dran bekommen :roll: Und er sollte daran interessiert sein, die individuell beste Lösung für das jeweilige Pferd zu finden, wobei er natürlich stets bestrebt sein sollte, zum "Naturzustand" zurückzukommen.
Ob das nun hier der Fall ist, können wir doch gar nicht beurteilen. Nach den Berichten scheint das Pferd grundsätzlich gut von dem jetzigen Schmied betreut zu werden und ich kann immer noch nicht so genau nachvollziehen, ob es da jetzt ein konkretes Problem gibt oder das mehr eine "Kopfsache" der Besitzerin ist.
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Janina, ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du meine Aussagen nicht aus dem Zusammenhang reissen würdest. Das habe ich so nicht geschrieben und dabei belasse ich es. Lies meinen ganzen Beitrag bzw. was nach diesem Satz steht. Denn ich habe es genau aus diesem Grund, dass man es falsch verstehen KANN, erklärt, wie ich es meine...
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Filou
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Beitrag von Filou »

Also, das sind ja tausende von Fragen. Ich versuch jetzt mal, alles zu beantworten:

Es gibt im Moment kein Problem, er läuft sehr gut, aber man liest und hört an allen Ecken und Enden, Beschlag wär sooo ungesund (macht den Hufmechanismus kaputt etc.) und das lässt mich nachdenklich werden. Außerdem eben das rutschen, das bei ihm schon gefährliche Ausmaße annimmt. Gut, er ist eben nicht das Pferd, das die Erfahrung "da bin ich mal gerutscht" mit der Maßnahme "da muss ich bisserl aufpassen" verbindet. Ich merk auch in anderen Situationen, dass er nicht Angst bekommt, wenn ihm mal ein Missgeschick passiert ist. Er hat kein Problem damit, am Hallenboden Vollgas zu geben, wenn man ihn laufen lässt, obwohl's ihn da schon mehrmals geschmissen hat. Er tut ein Fallen wohl ab als "Oh, Pech gehabt, blöde Sache", steht auf, schüttelt sich und es geht Vollgas weiter. Wenn ich ihn zum langsam und gleichmäßig gehen mahne auf Beton, dann rutscht er kein einziges Mal, er ist halt ein kleiner Räuber in dem Sinn. Wie ein Kind, das sich das aufgeschlagene Knie kurz hält, aber gleich wieder losrennt. Andere Kinder gehen auf dem Boden dann erstmal langsam.
Aber hier werd ich tatsächlich mal meinen Schmied zu Kunststoffbeschlägen fragen. Doch werden die auch genagelt und es sind ja die Nagelköpfe, auf denen er rutscht. Wenn die Nägel mal wirklich abgelatscht sind, weil ich in acht Wochen viel auf Straßen und Schotterwegen war mit ihm, rutscht er auch nicht mehr. Bloß blöd, dass der Widiastift da nicht hilft bei ihm.
In unserer Gegend muss er eigentlich durchwegs Schotterwege gehen, wenn wir unterwegs sind, denn alles andere ist wegen Naturschutzgebiet gesperrt für Reiter.

Stellungsfehler setzen bei meinem Pferd viel höher an. Er war jahrelang krumm, auch weil er schon im Iliosakralgelenk krumm stand. Gut, eine "Pferdephyiotherapeutin" sagte mal, er würde davon gerade, dass man mit seiner ganzen Kraft von links gegen die Flanke drückt. Das einmal täglich, aber naja. Dass er sich schief abläuft, kommt also von oben und nicht davon, dass er vielleicht nicht auftreten mag.

Eine gewölbte Sohle hat er unterm Eisen. Die sehe ich.

Der Stellungsfehler, der nun korrigiert wird (zwanghuf) war beim früheren Keilebeschlag gegeben und wurde nun in der ersten wiederbeschlagenen Zeit nicht besser, weil der Schmied froh war, wenn ganz kleine leichte, dünne Eisen hielten ohne Überstand. Er braucht aber ein bisschen mehr Schenkellänge, um seine Hufstellung sowohl seitlich als auch von der Fessel-Huf-Achse längs her zu korrigieren, wenn er auf Eisen läuft. An diese Korrektur traut sich der Schmied ran, seit sich das Horn beim Ausschneiden nicht mehr anfühlt als würde er das Messer durch Gel ziehen.

Die Barhufer macht dieser Schmied alle 2 bis 4 Wochen und bei den meisten Raspelt er nur, was natürlich weniger kostet als ein Komplettbeschlag mit Eisen, im Winter auch noch Grips und sonstwas. Der Barhufer zahlt alle zwei Wochen 20 Euro = 40 im Monat. Ich hab alle sechs bis Wochen je Hufpaar 80 Euro im Schnitt = im Monat mindestens 80 Euro, aber eher mehr, denn das ist ohne Grips.

Von Hufschuhen hab ich übrigens gehört, dass die auch nicht so toll sind, weil die gerne Haut und Fell angreifen und da ist er eh empfindlich. Nach drei Tagen Hufverband findet man in seiner Fesselbeuge kaum mehr Haare und die Haut ist komisch rosa.

Hm, aber hochinteressant, was man an Gedanken liest, wenn man mal "laut denkt", so wie ich. Damit wird die in mir nagende Neugier ein Stück weit bedient.
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Filou, ich kann Deine Gedanken gut verstehen. Man will halt das Beste für's Pferd. Und sagen können sie uns das leider nicht. ;)

Aber Du wirst überall, sei es beim Beschlag, bei Barhuf, bei Hufschuhen, Schmieden oder Barhufbearbeiter sowohl pos. als auch neg. Stimmen hören, weil eben jeder nur von seinen eigenen Erfahrungen berichten kann.

wenn er mit Eisen wirklich so massiv - wie Du schreibst - wegrutscht (trotz widia-Stiften), dann sprich doch mal mit Deinem Schmied, was er von einem Kunststoffbeschlag hält? Da haben ja viele Pferde dann mehr Grip und wenn es bei den Hufen möglich ist, mit Kunststoff zu beschlagen, wäre es wohl einen Versuch wert.
LordFado

Beitrag von LordFado »

oder - wenn es sich auf die stallgasse beschränkt - mal über gummiknochensteine, gummimatten oder sonstwas am Boxenausgang nachdenken...
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Filou
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Beitrag von Filou »

Am Boxenausgang geht's ja, vor der eigenen Box passiert ihm das nie, aber die Gasse ist lang, der Weg zur Koppel teilweise (da, wo er halt bei Benutzung ersaufen würde) gepflastert mit eigentlich griffigem Betonpflaster und die Pferde dürfen normal laufen. Meiner wird geführt, weil mein Schussel sonst immer geflogen kommt.
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Janina
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Beitrag von Janina »

Bernie hat geschrieben:Janina, ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du meine Aussagen nicht aus dem Zusammenhang reissen würdest. Das habe ich so nicht geschrieben und dabei belasse ich es. Lies meinen ganzen Beitrag bzw. was nach diesem Satz steht. Denn ich habe es genau aus diesem Grund, dass man es falsch verstehen KANN, erklärt, wie ich es meine...
Ich habe schon deinen ganzen Beitrag gelesen, stimme oben zitierter Aussage aber auch im Kontext nicht zu.

@Filou: Ich denke, auch über die Hufschuhe lässt sich kein Pauschalurteil abgeben. Geht man am Tag eine Stunde ins Gelände und hat passende Hufschuhe, ist die Wahrscheinlichkeit schon recht groß, dass sie eine Alternative darstellen. Bist du natürlich deutlich länger unterwegs oder hast ein sehr empfindliches Pferd, kannst du aber Probleme mit Scheuerstellen bekommen. Zumal auch nicht alle Hufschuhe zuverlässig halten, aber da müsste man sich noch mal separat informieren.
Miri
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Beitrag von Miri »

1. Bei uns kostet es am Ende gleichviel (Hufschmied alle 8 Wochen 100 Euro, Hufpfleger alle 4 Wochen 45 Euro).

2. Ich kenne bei uns kein Pferd das auf Beton rutscht, auf Asphalt eigentlich auch kaum

3. Ich kenne Barhufpferde und weiß dass diese vor allem jetzt in der Matschjahreszeit, ganz gewaltig auf Wiesenwegen rutschen

4. Wo wir schon bei rutschen sind: Bei Matschwetter hat man mit dem Barhufler ein echtes Problem, weil Wiesenweg= rutschig, Schotterweg/Feinsplit = zu hart/Steine setzen sich rein

5. Es gibt für beides Vor-und Nachteile, ich denke man sollte es individuell entscheiden und auch überlegen, wie sehr das Pferd beansprucht wird.
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Kerstin-K
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Beitrag von Kerstin-K »

@ Bernie

Super Statemenet, wie ich finde :)

@ Filou

Es muss doch eine Ursache habe, weshalb Dein Pferdchen so schlechtes Horn hat. Hast Du eine Erklärung dafür oder schon mal versucht, dies rauszufinden ? Egal wofür Du Dich entscheidest, ob für Eisen oder Barhuf, wäre dies auf alle Fälle eine Baustelle, die Du angehen solltest. Oder hab ich etwas überlesen ??? Dann schon mal Sorry dafür :?

Wie schon gesagt, meine 30 Pferdls laufen alle barfuß, aber ich akzeptiere NATÜRLICH jede andere Meinung, wie Bernie schon sagte, jeder von uns will das Beste für sein Pferd und das ist gut so. Ich habe für mich herausgefunden, daß es wirklich für jedes Pferd möglich ist, barfuß zu gehen, aber es müssen einige Sachen angepaßt werden. Allen voraus natürlich die Haltungsbedingungen. Aber auch mit Einschränkungen muss man leben können, wenn man unbedingt einen Barhufer haben will, z.B. sind stundenlange Ausritte auf steinigen Böden mit Sicherheit nicht sinnvoll für alle Pferde, die ohne Eisen gehen. Oder möchte ich Springen, ab A-L braucht man auf Rasen einfach Stiftl oder Stollen. Kutsche fahren, auch hier ist der Abrieb der Hufe ein anderer, als wenn ein Pferd vorwiegend in der Halle läuft. Es hat wirklich alles auf der Welt Vor- und Nachteile, und man muss für sich selbst rausfinden, was mehr Vorteile bringt ! Gesünder ist es barfuß in jedem Fall.

Mensch Filou, schalte den Verstand ab und hör auf Dein Gefühl :wink:, da kommt meist das Beste bei raus und Du wirst bestimmt richtig entscheiden !!!!
Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind, entsteht in unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt...
(Buddha)
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Schwieriges Thema. Jeder macht seine Erfahrungen. Letztendlich stimmt es aber, dass kein Pferd mit Eisen geboren wird und der Huf auf barhuf selbst unter schwierigsten Bodenverhältnissen über zig Kilometer zurecht kommen KANN. Daran gibt es prinzipiell erstmal nichts zu rütteln. Die meisten Züchtungen sind bis auf wenige Ausnahmen hufmäßig noch nicht so entgleist (unnatürlich kleine Hufe im Verhältnis zum Pferdegewicht teilweise bei einigen Westernrassen), dass die Gene kein Barhuflaufen möglich machen. Eine weitere Einschränkungen sind Stoffwechselerkrankungen, die das Hufhorn nur eingeschränkt belastbar machen. Allerdings zeigt auch der Eisenbeschlag hier Einschränkungen.

Bei älteren Pferden egal mit welchen gesundheitlichen Einschränkungen bin ich der Meinung, dem Pferd das Laufen so angenehm wie möglich zu machen und evlt. bei Eisen zu bleiben. Der Umstellungsprozeß dauert und muß nicht unbedingt positiv enden, weil es gibt nicht den 100%igen idealen Barhufbearbeiter. Leider. Ausprobieren frustriert. Das Hufthema wird zur Hauptaufgabe, dem man vieles unterordnen muss. Die Eisenträger belächeln einen und man schimpft auf die Vorgeschichte des Pferdes, die einem die Umstellung bei unsachgemäßiger Hufbearbeitung nicht leichter macht. So oder ähnlich habe einige das Barhuflaufen wieder aufgegeben.

Ein Barhuf hat einen gravierenden Fehler. Er zeigt und reagiert gnadenlos innerhalb kürzester auf jede falsche Bearbeitung, Belastung, Haltung und Fütterung. So leistungsfähig er sein kann, umso mehr schwächeln kann er, wenn die Hufsituation aus dem Gleichgewicht kommt. Der Barhuf braucht Voraussetzungen, die bei unserer Haltung einfach schwer zu realisieren sind: ausreichend Training und Belastung auf die vorherrschenden Umweltbedingungen. Wenn ich feuchte und weiche Graswiese als Weidehaltung habe und parallel im Sommer trockene Schotterwege reite, dann kann man bei den Extremen erahnen, wie gut der Barhuf sein muss. Mit zuviel Abrieb hat das nach meiner Beobachtung bei dem üblichen Training nur wenig zu tun. Ich kenne den Barhuf bei meinen Pferden als sehr wenig rutschend. Pferde die auf nassen Asphalt mit Eisen nicht rutschen, habe ich noch nicht erlebt. Auf Matsch gilt dasselbe. Ich habe mich mit dem Rutschen noch nie so sehr beschäftigt, als mit gemeinsamen Eisenausreitpartnern. Dass auch der Barhuf Grenzen hat, ist klar.

Eisen können eine akzeptable Kompromislösung sein. Sie sind nicht das Beste für die Bewegungsapparat und können über viele Jahre einige Probleme am Huf verdecken. Bei Barhuf bin ich zum Handeln gezwungen, ansonsten hat man beim Reiten wenig Spaß.

Mit was man "billiger" fährt, sollte eigentlich unrelevant sein, egal ob mit oder ohne Eisen. "Ohne Huf kein Pferd" . Als Barhufbesitzer fährt man sehr gut, wenn man selber viel über die Materie bescheid weiß. Ein Barhuf kann fühlig sein auch ohne Risse, ausgerissene Nagellöcher, auffällige Stellungsfehler. Solange die Eisen die 6 Wochen halten, nach dem Nageln nach 2 Tagen wieder alles ok ist und nichts ausbricht hat der Eisenpferdbesitzer scheinbar oft keine Probleme.

Nachdem ich die Bearbeitung meiner Pferde selber übernommen habe, weil in meiner Gegend mir kein Barhufbearbeiter fühlfreies Laufen ermöglichte und ich regelmäßig sobald ich kleine Abweichungen feststelle bearbeite, bin ich sehr zufrieden. Ein guter Barhuf macht Spaß, weil man unabhängig bei fast allen Witterungsbedingungen ist. Bis auf das immer weniger werdende Raspeln, muss ich mich um nichts kümmern. Ich bin relativ faul, was Hufschuhe und Abhängigkeiten vom Bearbeiter anbetrifft. Ich würde sofort merken, wenn was nicht stimmt. Meine Bearbeitung unterliegt der täglichen Kontrolle, weil wir haben einige schottrige Wege und wir haben leider keinen Aktivstall mit Schotterböden wie es teilweise im Gelände ist, sondern im Sommer auch nur Graswiese und im Winter Beton, Strohboden und Matschkoppel.

Ich will damit sagen, gute Barhufe sind möglich, wenn man sich den Weg sucht. Man braucht Geduld, muss viel Lernen und auch einige Hufbearbeiter probieren, wenn man nicht gleich einen guten gefunden hat. Leider geht letzeres zu Lasten des Pferdes. Starke Fehlstellungen sind barhuf besser als mit Eisen zu korrigieren, aber man braucht sehr kurze Intervalle (1-3 Wochen) und es kann Jahre dauern. Bei jungen Pferden, die noch nie Eisen gesehen haben, ist die Voraussetzung für barhuf am besten. Aber auch hier wird einem nichts geschenkt.

Wenn die Haltungsbedingungen nur suboptimal sind, man selten im Gelände auf verschiedenen Böden trainiert, man nicht gewollt ist, in das Hufthema viele Nerven zu lassen, sollte man das Pferd bei Eisen belassen, weil man über kurz oder lang wieder dahin zurückkommen wird. Unnötige Umstellungsprozeße mit Risiko in Abzessen und Lederhautentzündungen kann man dem Pferd ersparen. Es gibt immer viele Wege, der beste ist nicht unbedingt der einfachste.

Was ich am frustrierendsten finde, dass vor allem Tierärzte eher zur Spezial- und Korrekturbeschlägen raten, weil sie in die Barhufbearbeitung nicht setzen. Dort ist viel mehr möglich (leider auch im negativen), klar nicht in einer Stunde Schmiedbearbeitung, aber langfristig investiert man in Gesundheit.

LG Susi
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

kallisto hat geschrieben: Starke Fehlstellungen sind barhuf besser als mit Eisen zu korrigieren, aber man braucht sehr kurze Intervalle (1-3 Wochen) und es kann Jahre dauern.
So einen Fall habe ich auch im Stall stehen. Der Friese hatte als Jährling atemberaubend schlechte Hufe. Die Fesselköpfe berührten aufgrund der Fehlstellung fast den Boden. :shock: Angeblich weil er sich nicht an die Beine fassen ließ. Ich wollte ihn trotzdem kaufen und sollte für ihn 1000 DM weniger bezahlen wenn ich es schaffe die Füße anzuheben. Gesagt, getan. Das gesparte Geld habe ich dann dem HO gegeben. Dieser war alle 10-14 Tage da und hat über einen recht langen Zeitraum den Schaden gehoben. Und.... der Schwarze hatte noch nie Eisen und ist jetzt 16 Jahre alt.

Überhaupt hat bei mir nur ein Pferd mal kurze Zeit Eisen getragen. Varino mußte 5jährig mal für 8 Wochen beschlagen werden und 13jährig für 16 Wochen. Aber auch hier habe ich die Hufe mit Hilfe des Schmieds wieder in den Griff bekommen. Bin sogar barhuf ohne Probleme gefahren.
Nicht tgl., aber 1-2 x die Woche.

Beide Pferde stehen im Sommer auf Gras, im Winter Matschkoppel, Beotn auf dem Paddock und Stroh/Späne.
Ausreitgelände ist eher mäßig. Viel Straße und Schotterwege.
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Filou
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Beitrag von Filou »

Ich denke, meine Entscheidung für die nächste Zeit zumindest fällt pro Eisen aus. Denn grade, mit einer PN, die ich noch zum Thema bekommen hab, fiel mir ein, dass viele Pferde bei der Umstellung auf Barhuf auch eine Stoffwechselumstellung mitmachen, die nicht zu unterschätzen ist, man macht wirklich eine neue Baustelle auf, die man beobachten, betreuen und was weiß ich, was noch alles muss. Jetzt ist es aber so, dass meiner eh noch Probleme hat, wenn man das Blutbild ansieht. Ich für meinen Teil möchte keine neue Baustelle an der Gesundheit meines Pferdes schaffen, so lange er genug andere hat.
Außerdem reagiert mein Bauch immer mit "Bleib bei diesem Schmied, wenn Du jetzt einen gefunden hast, der Dein Tier am freudig laufen hält." Filou tritt gerne auf seine Hufe, daran hab ich keinen Zweifel, er geht vorne sehr elastisch, wie ich es von dem ehemals steifen Schulpferdchen nie erwartet hätte, nur die Hinterhand ist steif, aber die ist es aus dem Sprunggelenk raus, wenn's kälter wird. Da scheint er dasselbe Problem wie ich mit meinen Knien zu haben. Wenn's kalt ist, trag ich Sportbandagen am Knie, weil das sonst bei der kleinsten Bewegung sticht. Ich kann mit kalten Kniegelenken nicht laufen, er eben mit kalten Sprunggelenken nicht. Aber dass er da so schlecht läuft, liegt bestimmt nicht an den Hufen, denn kaum wird's warm, läuft er auch wieder besser.
Lala
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Beitrag von Lala »

Meine Stute habe ich auch nur umgestellt, weil es mit den Eisen nicht funktionierte (und da ich doch sehr pro Barhuf bin, hatte ich auch keine Lust x Schmiede durchzuprobieren).
Bei uns ist es günstiger geworden, allerdings nur weil ich praktisch die ganze Bearbeitung selber mache.

Bezüglich rutschen hatte ich mit meiner Barhuferin noch nie Probleme, das hält bombenfest, selbst auf sehr nasser Wiese (und macht da erst noch weniger Löcher in die Grasnarbe). Einzig mit Hufschuhen wirds auf feuchtem Gras etwas schwierig, falls wirklich nötig, könnte man die aber auch stollen.

Meine Kollegin hat mit ihrem Pferd nach dem Schmiedwechsel extrem Probleme gehabt mit Rutschen (dafür sahen die Hufe sonst endlich gut aus). Mit dem neuen Beschlag hat der Schmied aber vorne und hinten Stifte rein gemacht, jetzt ist wieder ok. Gibt aber wohl auch verschiedene Nägel mit unterschiedlichen Köpfen, da rutschen bestimmt auch nicht alle gleich.

Gerade in dem Alter würde ich dein Pferd auch nicht ohne zwingenden Grund umstellen. Und den Schmied unbedingt pfleglich behandeln, tönt nach einem der wirklich kompetenten Sorte! Und falls es dann trotzdem mal noch zur Umstellung kommen sollte, könnte er dich ja zumindest beraten, da er auch Erfahrung mit Barhufern hat.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich fühle da echt mit dir und habe ja am ende die gleiche entscheidung getroffen.
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