Baumlos nur für "Wenigreiter"?

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

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Hestur
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Baumlos nur für "Wenigreiter"?

Beitrag von Hestur »

Hallo ihr,
ich habe gesehen, dass es schon mehrere Threads zum Thema "baumlos" gibt, wusste aber nicht genau, wo ich das hier hinsteckenen sollte. Im neusten baumlos-Thread schien es mir jetzt mehr um verschiedene Modelle etc. zu gehen. Dachte, deswegen mach ich mal ein neues Thema auf. Hoffe das passt so.

Also ich habe meinen Sattel (mit Baum) vor ein paar Wochen vom Sattler aufpolstern lassen. Der Sattler hat in der Spanischen Hofreitschule gelernt, ich halte recht viel von ihm und finde die Gespräche mit ihm immer sehr interessant.
Beim letzten Besuch habe ich ihn mal nach seiner Meinung zu baumlosen Sätteln gefragt. Er meinte, dass baumlose Sättel höchstens etwas für Wochenend-Wenigreiter wären - also für Leute, die z.B. nur ohne viel Anspruch 2 mal die Woche ein halbes Stündchen im Gelände unterwegs wären. Für tägliche Arbeit wäre ein baumloser Sattel nicht geeignet, weil er das Reitergewicht nicht gut auf den Rücken verteilen würde (eben wegen dem fehlenden Baum), sondern das Gewicht immernoch ziemlich punktuell auf dem Rücken auftreffen würde. Ein Sattel mit Baum dagegen würde das Gewicht logischerweise viel besser auf eine größere Fläche des Rückens verteilen und wäre so für häufiges Reiten einfach die logischere Variante.
Meine Frage deshalb an die baumlos-Reiter: Wie viel reitet ihr mit euren baumlosen Sätteln? Habt ihr ausschließlich einen baumlosen, oder benutzt ihr ihn als Zweitsattel? Was habt ihr für Erfahrungen gesammelt?
Ich bin eigentlich mit meinem Sattel zufrieden, aber hatte auch schon das eine oder andere Mal über einen baumlosen Sattel für mich und mein Hotta gegrübelt.
Petra
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Beitrag von Petra »

Also,
ich bin garantiert kein "Wenigreiter" - im Gegenteil, ich bin täglich ca. eineinhalb bis zwei Stunden mit meinem Pony unterwegs und zwar meistens baumlos. Ich habe einen rund 5 Jahre alten Trecker Dressage, den ich im Gelände (auch 3 oder 4 Stunden) nutze und seit ein paar Wochen einen GoTreeless barock für die Arbeit auf dem Platz. (Für Tagesritte oder Handpferdeausritte mit Anfängern benutze ich einen Westernsattel mit Baum).
Pony wird also schon seit Jahren baumlos bespaßt und hat sich bisher noch nicht beschwert. Sicher gibt es viele unterschiedliche Modelle und einige davon würde ich vermutlich nicht auf mein Pferd legen und auch das Gewicht und vor allem der Sitz des Reiters spielen eine Rolle, aber grundsätzlich zu sagen, baumlos wäre nur was für "Wenigreiter" finde ich doch etwas "engstirnig". Wichtig: Auch ein baumloser Sattel muss aufs Pferd passen, nicht jedes Modell ist für jeden Pferdetyp geeignet.
Meiner Erfahrung nach machen sich "Baumlos-Reiter" wesentlich mehr Gedanken um die Passform als so mancher "Baumreiter".

lg Petra
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ist der Sattler zufällig Desmond O'brien? Wäre interessant, da er ja auch die Startrekk-Sättel vertreibt.

lg

Bernie
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stromboli20
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Beitrag von stromboli20 »

Ich denke, der Sattel muss einfach Pferd und Reiter passen. Baumlose ohne Wirbelsäulenfreiheit sind meiner Meinung nach nicht für täglichen mehrstündigen Einsatz geeignet. Ich habe jetzt eine Woche den Startrekk Espaniola getestet. Mir hat er nicht getaugt (Gründe im Thread http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=3688 ). Andere sind mit diesem Sattel sehr sehr glücklich.
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Ich habe auch eine lange Zeit über einen baumlosen Sattel nach gedacht, der Grund warum ich mich dagegen entschieden habe, war, weil ich eigene Pads und Decken brauche um die Wirbelsäulenfreiheit zu gewährleisten.

Dies soll zwar beim Startrekk und Trekker nicht der Fall sein, aber man wird trotzdem dazu angehalten eine Spezial Decke zu nehmen.

Ich habe mir den Trekker letztens vor Ort anschauen können und muss ehrlich sagen, dass ich was die Qualität, Leder und Verarbeitung angeht sehr enttäuscht bin.
Der Sattel käme also schon alleine deshalb nicht mehr in Frage.

Ich bleibe beim "herkömmlichen" Baumsattel, da ich einfach der Meinung bin, dass dieser das Gewicht gleichmässiger am Rücken verteilt.
Was ich allerdings auch nicht mehr nehmen würde sind normale Holzstahlfederbäume.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
frieda
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Beitrag von frieda »

@bernie: Kann wohl nur DOB sein denn er war der letzte Lehrling an der Sattlerei der Spanischen
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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

Das muss man für den Einzelfall beurteilen.
Faktoren:

- Empfindlichkeit des Pferdes: es gibt Pferde, die kann man stundenlang ohne Sattel reiten; es gibt Pferde, die zeigen sofort an, dass es ihnen unangenehm ist.

- Verhältnis vom Reitergewicht zum Pferd: ein Fliegengewicht auf einem kräftigen Pferd hat bessere Chancen, mit einem baumlosen Sattel klarzukommen.

- Die Art des Reitens: mehrtägige Wanderritte beanspruchen den Pferderücken anders als ne Stunde Dressurreiten am Tag (wer schon mal ein paar Tage am Stück gewandert ist, weiß was ich meine). Hier spielt m.E. auch der Muskeltonus ne Rolle; mein Pferd hatte zum Beispiel nach Distanzritten (40-60 km) nie Rückenprobleme, ist bei gemütlichen Wanderritten (20 km / Tag) aber jedes Mal am 3., 4. Tag ausgefallen...

- Bauart des Sattels. Sättel wie der Torsion müssen mit der Polsterung über die Wirbelsäule gehoben werden. Der Startrekk Dressur (den hab ich :wink: ) ist ein ganz normaler Dressursattel, er hat halt bloß keinen festen Baum drin, sondern flexiblen Kunststoff.
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lancia
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Beitrag von lancia »

Es kann nicht Desmond O'Brien sein. Er selbst hat mich auf die Startrekk Sättel gebracht und findet sie nach wie vor genial! Er hat nie etwas von "nur für Wenigreitern" gesagt, noch nicht mal angedeutet. Desmond saß auch auf meinem Pferd mit dem Startrekk Dressur und hat nichts negatives gesagt! Außer, dass er es auch toll findet, dass endlich Bewegung in die Sache kommt.

Ich habe wie gesagt den Startrekk Dressur und bin ein Vielreiter! Außer im Moment, aber das liegt an den Kissing Spines von meinem Pferd und da kann der Sattel mal echt nichts für. Ist der tollste Sattel, den ich je hatte *schwärm*

:roll:

@ frieda Wie soll er der letzte Lehrling sein, wenn er Obersattlermeister war? *kopfkratz* Ich meine, so genau kenne ich seine Biografie auch nicht, aber mich würds schon arg wundern, wenn der letzte Lehrling dann auch gleich der Chef der Sattlerei ist...bzw war
"...aber dem edlen Pferd, das du reiten willst, mußt du seine Gedanken ablernen, du darfst nichts Unkluges, nichts unklug von ihm verlangen." Goethe
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fraumelzer
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Beitrag von fraumelzer »

Hallo.
Also ich habe selber keine Erfahrungen mit baumlosen Sätteln (GsD hab ich eine super Sattlerin, die mir auch meinen ganz normalen Sattel super anpassen kann...ich weiß - nicht jede Gegend kann mit einem guten Sattler glänzen) - aber ich hatte auch mal ein langes Gespräch über baumlose Sättel mit einer Pferde-Tierärztin, die selbst im Kader geritten ist....und die ist aus einem ähnlichen Grund total gegen baumlose Sättel wie Dein Sattler, Hestur.

Wollt ich hier nur mal so zwischenreinwerfen....halte mich aber aus der Diskussion raus, denn wie gesagt - ich bin im Leben noch nicht ein Mal auf einem baumlosen Sattel gesessen. :wink:

Gruß, Anja
Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur.
Nora

Re: Baumlos nur für "Wenigreiter"?

Beitrag von Nora »

Hestur hat geschrieben:Beim letzten Besuch habe ich ihn mal nach seiner Meinung zu baumlosen Sätteln gefragt. Er meinte, dass baumlose Sättel höchstens etwas für Wochenend-Wenigreiter wären - also für Leute, die z.B. nur ohne viel Anspruch 2 mal die Woche ein halbes Stündchen im Gelände unterwegs wären.
Vielleicht solltest Du Deinen Sattler mal fragen, ob er weiß, wofür baumlose Sättel unsprünglich entwickelt wurden! Meines Wissens nämlich für Distanzritte, und zwar von der Firma Torsion. Und Distanzler sind nun wirklich alles andere als Wenigreiter :roll: . Baumlose Sättel erfreuen sich in der Distanzszene nach wie vor großer Beliebtheit. Leider gibt es aber immer noch viel Halb- und Unwissen über diese Art Sättel, und da kommt es dann schnell zu solchen Urteilen.

Alle baumlosen Sättel in der Bauart wie Torsion, also diejenigen, die eher wie eine dicke Decke aussehen, brauchen als Unterlage eine Spezialsatteldecke, die die Wirbelsäulenfreiheit herstellt, die die Sättel von Hause aus nicht haben. Andere Modelle wie Startrekk können aber mit ganz normalen Satteldecken geritten werden, da sie Klettkissen haben, die wie bei einem Baumsattel die Wirbelsäule freihalten.

Was ich immer wieder höchst bedenklich finde, ist die Aussage, baumlose Sättel passten auf jedes Pferd. Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn, was man schon daran erkennen kann, dass es alle Baumlos-Modelle in verschiedenen Kammerweiten gibt (bei Startrekk bis zu fünf verschiedene). Würde ein baumloser Sattel wirklich auf jedes Pferd passen, wäre das ja wohl überflüssig 8) . Man darf sich also als Käufer nicht von den Verkaufsargumenten einlullen lassen, sondern sollte immer darauf bestehen, vor Ort oder zumindest per Telefon und Mail eine qualifizierte Hilfestellung beim Anpassen des Sattels zu bekommen. Gute Händler lassen sich häufig Fotos des Pferdes schicken und stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Viele Umsteiger von einem Baumsattel zu baumlos sind anfangs sehr verunsichert und haben auch ein unsicheres Reitgefühl. Das rührt daher, dass man plötzlich die Bewegungen und die Atmung des Pferdes viel stärker spürt. Hilfreich vor dem Umstieg kann es sein, wenn man schon öfter mal ohne Sattel geritten ist. Auch ein gut ausbalancierter, zügelunabhängiger Sitz ist hilfreich, weil man sonst das Gefühl des Rutschens hat, beziehungsweise eben wirklich auf dem Pferderücken herumrutscht.

Ich reite schon seit Jahren Startrekk Comfort, zuerst in der Normalversion, jetzt Shorty, und würde nichts anderes mehr wollen. Ich reite diesen Sattel mit einer Christ Lammfelldecke darunter (ohne zusätzliche Polstereinschübe, einfach nur die Decke), kann vom Boden aus aufsteigen, ohne dass der Sattel ums Pferd rutscht (was ich aber zur Schonung von Pferd und Material nur selten tue), und muss auch den Gurt längst nicht so anknallen, wie ich das zum Beispiel von Freundinnen mit Westernsätteln kenne. Mein Sattel rutscht weder vor noch zurück, obwohl ich wirklich ein sehr breites Pferd mit wenig Widerrist habe.

Man muss auch mal ganz deutlich sagen: Auch ein Sattel sitzt immer nur so gut, wie der Reiter, der ihn benutzt. Jemand, der in einem Baumsattel verkehrt sitzt, klammert oder unbeweglich ist, wird mit einem baumlosen Sattel ganz sicher erst recht nicht glücklich werden :wink: .

Liebe Grüße,

Iris (die überzeugte baumlos-Reiterin ist)
frieda
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Beitrag von frieda »

@lancia: Jeder Sattler fängt, so wie bei anderen Lehrberufen auch, erstmal als Lehrling an. Dann ist man Geselle und wenn man eine Meisterprüfung macht wird man Meister.
Obersattlermeister was soll denn das sein??? :D

LG frieda
Gimufi
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Beitrag von Gimufi »

Obersattlermeister = Obersattelmeister = Herr über Ausrüstung der Pferde eines Gestüts o.ä. bzw. in diesem Fall der Spanischen ;). Der minimale Verdreher dürfte jetzt nicht soo ein Problem darstellen ;).
Es ist besser, ein paar Fragen zu kennen, als alle Antworten. (James Thurber)
frieda
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Beitrag von frieda »

:D :D :D
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lancia
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Beitrag von lancia »

Dass man als Lehrling anfängt und als Meister endet, ist mir wohl bewusst ;) Aber wie soll man der Chef des ganzen Sein, wenn man gerade seinen Lehrlingszeit beendet haben soll?! :?:

Ist ja auch egal, ich für meinen Teil weiß, dass es Desmond nicht sein kann, der so etwas gesagt hat. Und für die eigentliche Frage ist das ja auch unwichtig.
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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ich kämpfe gerade mit "baumlos oder nicht" und verzweifle mittlerweile fast.

Mein Pferd ist sehr, sehr sensibel. Und der Rücken ist nicht so schwierig, aber aufgrund der Breite und dem Schwung nicht so leicht zu besatteln, auch ist der Unterschied "Rücken im Stand" und "Rücken bei aufgewölbtem Rücken" sehr groß.

Deshalb kam ich auch nach sehr langer Suche bei den Baumsätteln zu den Baumlosen.

Barefoot etc. sind nichts für mich, die setzen einen einfach nur sehr bescheiden hin, deshalb habe ich jetzt einen Startrekk Dressur.

Der wirklich, wirklich gut liegt und jetzt hat mein Pferd eine Schwellung auf/neben der Wirbelsäule. Der Sattel erfüllt alle Parameter der Anpassung. Einziges Manko: die WS-Kanal ist zu eng. 3 Finger minimum.

Jetzt habe ich die Möglichkeit den WS-Kanal verbreitern zu lassen und die Polsterung ganz symmetrisch an mein Pferd anpassen zu lassen. Aber wer macht das, Deuber? Die haben ja schon Probleme, neue Sättel gerade zu polstern....

Wobei mein Pferd mit dem Startrekk sehr gut läuft. Auch passt endlich die Kammerweite und die Polsterform vorne.

Ich weiß leider nicht, was idealer oder besser ist. Fangen die Probleme jetzt wieder an, wenn ich doch einen Baumsattel kaufe (wird ja wieder ein Maßsattel...) und ich dann wieder punktuellen Druck habe?

Oder die Polsterung umarbeiten lassen?

Ich finde das schön langsam zum Haareraufen, warum gibt es nicth einfach EINEN guten Sattler, mehr will ich ja gar nicht.

Derzeit tendiere ich wieder sehr stark Richtung Baumsattel und sage, baumlos ist doch nicht so das Wahre für UNS. Aber garantieren kann mir auch niemand, dass ich mit einem Baumsattel endlich in Ruhe trainieren kann.

lg

Bernie
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