Kandare - warum?

Rund um die klassische Reitkunst

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Anchy
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Beitrag von Anchy »

@Jen

Letztere sollte mit Kappzaum reiten.

Leider sind sie aber rar gesäät, die feinfühligen und vor allem kundigen Hände. Und das ist genau der Punkt, um den es sich hier dreht. Feinfühlige ,fachkundige Hände und wie Du schon beschrieben hast , plus einen kombinierten Kappzaum.
Und auch diese Kombination muß man lernen und besser nicht autodidaktisch.
Die Trensenhasser unter den Pferden , die ich bislang sah, sie hatten alle ein Ausbildungs- und /oder physisches Problem .

Und eigentlich ist das ein Punkt in dem sich alle Reitweisen einig sind :lol:
Ist ja mal was.

LG
Anchy
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sinsa
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Beitrag von sinsa »

@cubano Ich hänge mal ein Bild an, dass das Platzangebot vielleicht etwas besser veranschaulicht:
Bild

Alle gebrochenen Gebisse hingen zu weit runter.
Das Platzangebot ist einfach zu klein. Die Maulspalte ist isitypisch eher kurz und dann fangen da auch bald schon die Backenzähne an, so dass bis zu den Ohren hochschnallen auch keine Option war :roll:

Aber mal ganz davon abgesehen. Der Unterschied zwischen Reiten mit Stange und reiten mit gebrochenem Gebiss ist bei ihm gewaltig. Er entspannt sich mit diesem Gebiss und da er dazu neigt sich sehr schnell zu verspannen, ist alles, was ihn entspannt eine wirklich große Hilfe.
Meiner Meinung nach gibt das Kimblewick ihm auf Grund der Bauart eine sehr guten seitlichen Hinweis und wenn ich mir ein Gebiss bauen könnte, dann wäre es eine Stangenknebeltrense :lol:
Allerdings nutze ich das Gebiss wirklich ohne Kette und Nasenstück und mit der Verschnallung der Zügel wie auf dwem Foto.

Ach ja: bei meinem Hengst handelt es sich übrigens trotz der Zähne um einen Wallach :lol:
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Upps -das Bild scheint mir etwas groß geraten, sorry :oops:
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

@sinsa

Raus mit den Zähnen!!!!

lg isomer
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Hallo Sinsa

da ist ja wirklich nicht viel Platz bis zu den Hengstzähnen. Ich frage mich,ob nicht auch die Stange daran schlagen könnte.
Ein Möglichkeit wäre dann, sie ziehen zu lassen.

In Deinem Fall würde ich dennoch nicht auf einen leichten Kappzaum verzichten, um wie schon bereits erwähnt, ein Verkanten ( welches immer mal wieder bei den Biegearbeiten vorkommen wird) zu verhindern.

Wie erarbeitest Du z.B die Seitengänge ohne anfangs laterale Zügelhilfen zu geben ? Innerer und äußerer Zügel sind für die Korrekturen hier unumgänglich.
Mit einem Kappzaum wäre dies kein Problem.



Liebe Grüße Anchy
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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Die Muskeln im Hals wirken bei Biegung auch auf die Muskulatur im Rücken (Muskelkette) und somit erreiche ich auch eine gewisse Biegung dort.
In erster Linie wirkt das Nackenband auch auf den Rücken - bei Dehnungshaltung oder hochgerissenem Kopf. Was die Muskeln seitlich am Hals zum Rumpfbiegung beitragen, ist eher bescheiden. Man kann den Hals fast 90 ° abstellen ohne dass da eine Rumpfbiegung erfolgt.

Wenn du gerade auf dem Pferd sitzt, wirst du so keine Rumpfbiegung erhalten. Da muss immer der Wendesitz ran. Und der funktioniert bei jedem Gebiss.

@Jen
Ich verteufle die Kandare nicht. Ich finde sie sinnvoll - in den richtigen Händen.
Natürlich beeinflusst eine starre Hand die HH des Pferdes. Eine erzwungene Beizäumung verkrampft den Rücken. Das streite ich gar nicht ab. Ein lockeres Maul, ein offenes Genick ist positiv für den ganzen Pferdekörper.

Aber hier wird immer von biegender Wirkung der Trense gesprochen, die die Kandare nicht hat.

Ich behaupte, wenn das die Trense kann, kann es die Kandare auch. Wenn ich mal soweit kommen sollte, werde ich es ausprobieren. Mal schauen, vielleicht habt ihr ja recht. Mir wills nur nicht in den Kopf. Vielleicht reden wir auch aneinander vorbei.

P.S Die gut gemeinten dicken Wassertrensen sind den meisten Pferden auch unangenehm, weil zu dick.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Isomer Zähne ziehen ohne Not finde ich nicht so ne pralle Idee und auch der Zahnarzt ist dafür nicht zu haben. :kopfkratz:

@Anchy scheinbar liegt die Stange genau richtig. Er hat so jedenfalls keine Probleme damit. Im Prinzip reite ich in dieser Kombination genau so, wie mit einem "normalen" Gebiss. Allerdings achte ich vermehrt darauf, dass ich meine Hände nie nur einseitig nutze.
Wie erklärt man das? Ich muß übertrieben gesagt mit der einen Gand soviel gegenhalten, wie die andere gerade einen Impuls gibt.
Klingt kompliziert. Aber wenn ich zum Beispiel bei der rechten Hand die Finger ein wenig mehr schließe, dann muß die linke Hand wirklich zu sein.
Dadurch ist die Bewegung, die am Gebiss entsteht, dann maximal so groß, wie ich eben die rechte Hand mehr schließe. Kann mir noch irgendjemand folgen? :lol:
Ich schaffe es aber durchaus z.B. beim Durchreiten der Ecke den inneren Zügel völlig durchhängen zu lassen, sobald die gewünschte Biegung erreicht ist, um ihn so zu belohnen. Aber ich habe bei ihm auch wirklich fast nie viel in der Hand. Das war schon mit den anderen Gebissen so.
Die Seitengänge wären bei unserem Ausbildungsstand übertrieben :lol:
Momentan läuft er ,für wenige Schritte, ein sehr gutes und entspanntes Schulterherein auf der rechten Seite. Die linke Seite klemmt leider noch ein wenig. Übrigens hat er das SH seit dem er mit der Stange läuft verstanden, und bietet sich seit dem sowohl damit als auch mit der Biegung viel mehr an.
Stellung und Biegung ist so für uns also kein Problem. Sollte ich mal deutlicher werden müssen, dann zeige ich ihm den Weg mit dem Zügel, in dem ich z.B. den inneren Zügel bei gleicher Spannung etwas mehr nach innen nehme. Das paßt ganz gut, da sein Ausbildungststand ja auch noch nicht so wirklich weit ist.

Ich sehe für mich die Stange eigentlich als Vorteil beim Reiten an.
Ich muß eben sehr genau und deutlich mit Gewichts- und Schenkelhilfen arbeiten und mit den Händen so wenig wie möglich machen. Dafür hat die Stange keinen Nußknackereffekt oder zwickt in die Laden, was wiederum fürs Pferd nochmals angenehmer ist.
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Jen
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Beitrag von Jen »

sinsa hat geschrieben: Allerdings nutze ich das Gebiss wirklich ohne Kette und Nasenstück und mit der Verschnallung der Zügel wie auf dwem Foto.
wie, ohne Kette...? Ohne Kinnkette?
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Jen Ja, ohne Kinnkette.
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

@sinsa
Ein Blick ins Maul zeigte uns, dass jedes gebrochene Gebiss bei ihm so liegt, dass es an die Hengstzähne kommen kann und ich nehme an, dass das der Grund für seine Vorliebe ist.
Wenn das kein Grund ist, was dann ? :wink:
Nimm ein anderen Zahnarzt der deinem Pferd die Zähne entfernt, die sind eh unnütz!! Eventuell liegt es daran das dein Zahnarzt kein Tierarzt ist und nicht sedieren darf und eventuelle Blutungen nicht stoppen kann?

@Carmen

Rumpfbiegung...ich kann mich an seitenlange Diskussionen im Pforg erinnern in wieweit sich der Rumpf seitlich biegen kann! Denoix hat gezeigt das diese Biegung an sich nur gering ist, ob und wie diese mit dem Drehsitz/Schenkel zu beeinflussen ist möchte ich lieber nicht weiter diskutieren, das ist ein anderes Thema!

isomer
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Beitrag von sinsa »

@Isomer Der Zahnarzt ist Tierarzt :wink:
Er hat ne gute Ausbildung und ist Ausbilder für Tierzahnärzte.
Die Entscheidung bleibt bis auf weiteres: Die Zähne bleiben, es sei denn es besteht ein triftiger Grund.

Er läuft damit leicht kauend und mit einem kleinen Schaumlippenstift. Wäre ihm etwas unangenehm, wäre es was anderes.
Ich habe überhaupt kein Problem mit der Stange, so wie es jetzt ist. Ganz im Gegenteil. Er lief aber auch mit gebrochenen Gebissen nicht wirklich schlecht. Mich hat einfach nur gestört, dass er sein Gebiss nicht ohne weiteres nehemen wollte. Er riß nicht den Kopf hoch oder so, aber es war deutlich, dass es ihm nicht so angenehm war und als bekennende Weichei-Pferde-Bedieneinheit wollte ich mich damit nicht zufrieden geben.
Klar, ich könnte die Zähne ziehen lassen - aber ehrlich gesagt würde ich eher komplett auf Gebisslos umsteigen, als mir ein Tier "umzubauen" damit ich es besser "nutzen" kann. Ist jetzt irgendwie blöde formuliert, aber ich weiß nicht, wie ich das anders erklären kann.
Vermutlich kommt bei mir noch hinzu, dass ich nicht der Meinung bin, dass es sich bei den gebrochenen Gebissen um etwas besonders schonende Gebisse handelt.
Ganz im Gegenteil. Mit meiner jetzigen Erfahrung würde ich meinen, dass eine Stange wesentlich freundlicher ist, als gebrochene Gebisse.
Allerdings betone ich nochmal, dass ich nur von einer Stange rede und nicht von einer Kandare.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Carmen kennst du PK´S Irrwege? Er erklärt wie sich die Seitliche Abstellung des Halses auf den Rumpf auswirkt und das es keine "Rippenbiegung" gibt. Man kann "nur" mit Hilfe des Zügels und des Sitzen dem Pferd beibringen VH und HH aufeinander abzustimmen um so die innere Hüfte und Schulter "reinzustellen". Sowas geht aber nicht von Anfang an - dazu muss man dem Pferd erstmal erklären was es heißt. Der Ansatz Hals ist aber da der erste Punkt - das Pferd stellen zu können und die Abstellung zu variieren.

BB erklärt auf der "Anlongieren" DVD auch wie die innere Hüfte reinkommt wenn sich das Pferd (am Kappzaum) korrekt stellen lässt und nachgibt.

Man brauch also schon Kontakt zum Maul oder Kopf um etwas in Sachen Biegung zu erreichen. Es ist der Anfang und je weiter das Pferd desto weniger braucht es an allen Hilfen ;)

Eine Stange bleibt da für mich ungeeigent - schon allein da ich nicht rückwärts auf die Zunge wirken will und da gerne die Hand anhebe (Maulwinkel) und eine Stange da sicher kontraproduktiv wäre.
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Beitrag von sinsa »

@Anchy Das habe ich noch vorhin vergessen. Der Kappzaum ist natürlich vorhanden :wink:
Wobei ich ihn zugegebenerweise bisher nicht zum reiten genutzt habe, zumal ich auch einen habe, in den man kein Gebiss einschnallen kann.
Trotzdem ist das ein guter Hinweis, den ich demnächst mal ausprobieren werde :D
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Saludos,
Also "ohne Kinnkette" verstehe ich nun auch nicht so recht…

Davon abgesehen: Auch ich würde in diesem Fall die Hengstzähne ziehen lassen. Allerdings muss ich zugeben: Wer einmal in seinem Leben ein saumäßig schlecht gerittenes Kandarenpferd zu einem (halbwegs,hüstel) gut gerittenen Trensenpferd umgebildet hat, ist da vielleicht auch radikaler. Nur: Allein der Unterschied in der Rückentätigkeit, das Verschwinden des Unterhalses und das freudige Vorwärts, dass mein Herr Hengst jetzt zeigt, geben zumindestens mir recht: Kandare ja, aber erst lange, lange nach der Grundausbildung.

LG
Andrea
Fiorella
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Beitrag von Fiorella »

Hallo,

Was Sinsas Gebiss betrifft, würde ich anregen, begrifflich zu unterscheiden zwischen einem Stangengebiss mit Hebelwirkung und einem ohne Hebelwirkung, also quasi einer ungebrochenen Trense.

Während Ersteres in der Tat verkanten muss, wenn es einseitig eingesetzt wird, muss Letzteres dies keineswegs. Das Verkanten wird ja durch die Hebelwirkung verursacht bzw. dadurch, dass der Zügel am Ende des unteren Hebels (also der Unterbäume) befestigt wird, nicht unmittelbar seitlich am Gebiss. Damit ist eine einseitige Wirkung ausgeschlossen. Dann ist es auch notwendig, das Gebiss mit Kinkette zu benutzen, da ansonsten Aufziehtrensenwirkung entsteht.

So wie ich Sinsa verstehe, befestigt sie den Zügel an den Ringen des Kimblewick, also unmittelbar seitlich am Gebiss, was man auch auf dem Foto recht gut sehen kann. Einen Unterbaum gibt es dann nicht. Wenn sie den Zügel aufnimmt, wird dieser an die weiteste Stelle des Ringes rutschen.

Wenn sie sie Kinkette weglässt, schaltet sie die Hebelbwirkung durch den Unterbaum insofern aus, bzw. umgeht diese. - Bei diesem speziellen Gebiss jedenfalls. Das ist so bei keinem anderen mir bekannten Gebiss möglich.

Hier kann also höchstens eine minimale Hebelwirkung dadurch entstehen, dass die Backenstücke ein bischen oberhalb der D-Ringe befestigt sind.
Dieses Stück zwischen den Löchern in denen die Backenstücke eingeschnallt werden und der Mitte der D-Ringe dient damit als eine Art Oberbaum. Ich denke diese Hebelwirkung ist jeodch kaum nennenswert. Ganz ähnlich dürfte eine Baucher-Trense wirken, nur das diese eben gebrochen ist.

So benutzt wirkt das Gebiss wie (laienhaft ausgedrückt) eine ungebrochene Trense, durch die D-förmigen Ringe wirkt diese ähnlich wie eine D-Trense hat also eine seitliche Begrenzung auf der der einseitigen Zügelhilfe entgegengesetzen Seite. Damit ist eine seitliche Einwirkung ohne weiters möglich.

Ich kann die Bendenken gegen Sinsas Zäumung insofern nicht recht nachvollziehen.

Ein Pferd deswegen zu operieren, nur damit es eine gebrochene Trense tragen kann, käme für mich auch nicht in Betracht.

Ich selbst habe auch ein Pferd, das gebrochene Trensen jeglicher Art nicht schätzt. Warum auch immer.

Da ich es wie die meisten hier für keine Alternative halte, deswegen auf eine Stange mit Hebelwirkung umzusteigen, behelfe ich mir mir einer ungebrochenen Trense, die leicht gebogen ist. Das klappt wunderbar, ich fühle was die Einwirkung betrifft keinen Unterschied zur Nutzung einer gebrochenen Trense. Einziger spürbarer Unterschied ist die deutlich besser Maultätigkeit des Pferdes.

Gruss, Fio
Zuletzt geändert von Fiorella am Do, 15. Nov 2007 08:40, insgesamt 1-mal geändert.
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