Kandare - warum?

Rund um die klassische Reitkunst

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Yasca

Beitrag von Yasca »

vielen Dank Euch beiden, vor allem für die lehrreiche Abbildung Phanja!
Thyl
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Beitrag von Thyl »

Phanja hat geschrieben:Abgesehen davon macht es die S-Kandare möglich, innerhalb des Baums den Winkel zu verändern.
Man sieht es auf diesem Bild ganz gut (erste und zweite Abbildung oben links):
http://www.reitlehre.de/Bilder/Guerinie ... e%20sw.jpg
Na ja, das wäre auch bei geraden Bäumen möglich. Die Teilchen bei Gueriniere sind naturgemäß handgefertigte Einzelstücke, womöglich dem Pferd individuell angepasst, unnd erreichen ein Niveau, das heute kaum noch möglich ist (aufgrund der Verteuerung der Arbeitskraft).

Frage mich, ob man heute maßgefertigte Gebisse mittels CNC zu akzeptablen Kosten fräsen könnte.
padruga
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Beitrag von padruga »

Pelhams bleiben für mich "Notbremsen" auf heißgerittenen Pferden. Also haben sie und sämtliche andere Gebisse mit Hebelwirkung (Pessoa & Co.) nur den Sinn "zu bremsen" über einen primitiven Schmerzauslöser. Kenne einfach keinen anderen Sinn.
Nein, überhaupt nicht. Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Bei einem sehr fein gerittenen Pferd kann ein 4 zügeliges Pelham noch feiner wirken wie Unterlegtrense plus Kandare. Vor allem bei sehr sensiblen, empfindlichen Pferden, die z.B. den Kontakt von Metall auf Metall (wie bei Kandare mit Unterlegtrense) überhaupt nicht mögen.
Zugegeben, die Kinnkettenpositionierung ist dabei nicht günstig, im Vergleich zu den anderen Vorteilen jedoch als Nachteil zu tolerieren, vor allem bei sehr fein gerittenen Pferden, bei denen nur minimalste Einwirkung über das Gebiss nötig ist.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

smilla hat geschrieben:Und zu der Zungenfreiheit kann mir niemand was erklären? :(
Die Zungenfreiheit hat den Zweck, die Wirkung auf die Zunge zu mindern. Eine höhere Zungenfreiheit ist dann eher sanfter, wenn das Pferd ohne oder mit weitem Nasenriemen geritten wird.

Ist dies nicht der Fall, ist die höhere Zungenfreiheit eher scharft, denn sie stellt sich bei Zug im Maul auf, bietet zwar der Zunge die Möglichkeit, dem Druck auszuweichen, bohrt sich aber gleichzeitig in den Gaumen, wenn das Pferd den Kiefer nicht öffnen kann, weil zugeschnürt.

Wichtig bei der Zungenfreiheit ist, daß diese ihre Wirkung entfaltet, wenn die Kandare in den Zug komt, sprich ihre Wirkung auf die Zunge einsetzt. Man muß also sicherstellen, daß die ZF so angelegt ist, daß sie sich beim Anzug aufstellt. ( ich habe auch schon Gebisse erlebt, bei denen das nicht der Fall war !!!)
Eine Kandare passend zu wählen ist eine Kunst für sich. Man muß dazu das Maul ganz genau studieren. Noch mehr, als bei der Wahl des Trensengebisses. Die Breite und Form der Lade, die innere Höhe zum Gaumen, die dicke der Zunge, die Platzierung der Zähne und auch das Verhältnis Zunge zu Lade spielen hierbei eine Rolle.
Sie entscheiden über Dicke und Schwung der Stange, Höhe der Zungenfreiheit, Form der Zungenfreiheit . Ebenso wichtig ist es die Bäume sinnvoll zu wählen. Die Verhältnisse müssen passend zum Pferd sein.
Ich reite schon seit nunmehr 30 Jahren regelmäßig mit Kandare, erbitte mir aber immernoch eine zweite Meinung zur Passform von jemandem, der sich damit auskennt, wenn ich einem Pferd eine solche anpasse.

Die Kandare als Bremse zu bezeichnen, zeugt davon, daß man keinerlei Erfahrungen damit hat.
Sie ist eine Möglichkeit, sehr differenziert und äußerst fein und präzise mit dem Pferd zukommunizieren. Ich kenne etliche Pferde, die die Kandare lieben.
Natürlich stellt sie höhere Ansprüche an das reiterliche Können und eine gezielte Vorbereitung und Schulung des Pferdes.
Gruß s&P
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