Longieren am Kappzaum - eine Kurzeinführung

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Filzi
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Beitrag von Filzi »

@Jen, ist bei mir genauso, es langweilt sie auf den Zirkel zu schicken und zu warten bis die Gelenke geschmiert sind. :o)

Ich mache es genau wie du, eine Runde gehen, stehenbleiben, vorwärts.
Tour gehen, schliesslich Schulterherein und dann gehe ich zum longieren über.
Morgen bin ich wieder bei meiner Maus, dann werde ich deine Tipps mal ausprobieren. :D
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ein super thread mit tollen erklärungen, danke schön!!
vor allem an jen!
bikebärbel
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Thema Longieren ohne Hilfszügel

Beitrag von bikebärbel »

Hallo zusammen,
ich würde das Thema gerne noch mal "aufleben " lassen, denn ich hätte dazu mal eine Frage an Jen (die Themenstarterin) zum galoppieren.
Meiner ist, bis ich ihn hab geloppieren lassen sehr viel verspannter , als danach , kann man auch das vorher "abgaloppieren" als eine Art lösende Aufgabe nehmen,oder macht es keinen Sinn , da er dabei trotzdem nicht wirklich schön V/A läuft , immer nur kurze Sprünge mal und dann kommt der kopf schon wieder hoch.
Ich mache es so, daß ich ihn lange Schritt führe , dann auf beiden Händen mal ein paar Runden an der Longe (ohne HZ , mit Kappzaum) traben lasse (dann halt mit verspannter Haltung) und wenn er dann galoppiert ist , schnaubt er ab und äppelt meistens auch und erst dann kann ich eigentlich mit der richtigen Arbeit an der Longe beginnen....

Gruß Bikebärbel

galoppieren würde ich mal aussen vor lassen, bis das Pferd im Schritt und Trab losgelassen und in guter Biegung und Dehnung gehen kann. Das kann eine Weile dauern. Aber vorher bringt es meist nicht viel zu galoppieren. Wenn schon würde ich nur angaloppieren und bereits nach einer halben Zirkelrunde wieder in Trab durchparieren.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo

kommt halt immer darauf an, was man zu welchem Zeitpunkt erreichen will. Der schrittweise Aufbau sollte das Pferd vorbereiten, zu verstehen, was man von ihm will und dem Menschen eine Möglichkeit geben, das Pferd zu formen und es nicht dem Zufall zu überlassen, was seine Haltung anbelangt. Deswegen würde ich immer zuerst im Halt-Schritt-Trab beginnen. Aber es stimmt, dass der Galopp den Trab etwas verbessern kann, da im Galopp der lendenwirbelbereich stärker gewölbt werden muss und so durch die Übergänge vom Trab in Galopp die unterschiedliche Rückenbewegung den Rücken selber auch lockert und löst. Wenn du also herausgefunden hast, dass das deinem Pferd hilft, super! allerdings würde ich auf Dauer nicht davon abhängig sein wollen, sondern das Pferd befähigen möglichst von Anfang an locker zu sein, weshalb ich den schrittweisen Aufbau parallel trotzdem nicht beseite tun würde. Irgendwann sollte es überflüssig sein, das Pferd zuerst abgaloppieren zu müssen, um es locker zu haben.
Liebe Grüesslis, Jen
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Miri
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Beitrag von Miri »

Hallo,
wir haben jetzt echt mal Fortschritte in Sachen Kappzaum gemacht und mittlerweile läuft er immer öfter in Dehnungshaltung.
Wir haben das Stellen im Stand und im Schritt geübt und auch das Nachgeben.
Nur Links klappt es im Trab noch nicht :? Da schaut er sobald ich ihn antraben lasse nach außen und macht sich schief im Genick. :roll: Was kann ich denn dagegen tun?
Mittlerweile können wir sogar ohne Roundpen longieren ohne dass wir durch die Bahn stolpern *stolzbin*
Aber noch eine Frage: Er nimmt zwar den Hals/Kopf tief, aber es fehlt noch dieser Spannungsbogen. Er könnte den Hals ruhig ein Stück höher haben, aber dafür halt gewölbter. Wie mache ich das am besten? Wenn ich mehr treibe ist der Hals wieder oben :?

lg,
Miri
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Jen
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Beitrag von Jen »

Miri hat geschrieben:Hallo,
wir haben jetzt echt mal Fortschritte in Sachen Kappzaum gemacht und mittlerweile läuft er immer öfter in Dehnungshaltung.
Wir haben das Stellen im Stand und im Schritt geübt und auch das Nachgeben.
Nur Links klappt es im Trab noch nicht :? Da schaut er sobald ich ihn antraben lasse nach außen und macht sich schief im Genick. :roll: Was kann ich denn dagegen tun?
Hallo Miri

erstmal herzlichen Glückwunsch zu den Fortschritten!

Zu deiner Frage: Wenn das Pferd nach aussen schaut, drückt immer die Schulter herein. Also musst du versuchen, die Schulter gezielt, ev. auch energisch, nach aussen zu treiben, leichter Impuls am Kappzaum soll das Pferd dazu einladen, den Kopf etwas nach innen zu nehmen. Da es im Stand und im Schritt ja anscheinend klappt, versteht das Pferd also grundsätzlich, was es tun muss, nur fällt es ihm wohl noch schwer, das im Trab umzusetzen. Dazu hilft es vielleicht, wenn du zurück in den Roundpen gehst, damit du dich nicht auch noch zusätzlich um die Linienführung kümmern musst. Sind manchmal ganz schön viele Sachen auf einmal, die man beachten muss ;)

Wenn das Pferd im Stand und Schritt problemlos die linke Biegung einnehmen kann, dann denke ich nämlich eher nicht an eine gesundheitliche Schwierigkeit, sondern an die natürliche Schiefe. Wenn du aber im Stand bereits merkst, dass er diese Stellung im Genick nur schwer oder gar nicht einnehmen kann und sich da auch auf Dauer sofort immer wieder entzieht, sich windet oder gar sperrt, dann müsstest du es vielleicht mal von einem Physio od so abchecken lassen. Genick verwerfen kann viele Ursachen haben. Entweder kann es ein Gleichgewichtsproblem sein (natürliche Schiefe), es kann ein Problem der Halswirbelsäule, des Genicks oder des Zungenbeins u.a. sein. Von dem her lassen sich keine Ferndiagnosen stellen, warum das Pferd das Genick schief hält.
Mittlerweile können wir sogar ohne Roundpen longieren ohne dass wir durch die Bahn stolpern *stolzbin*
Aber noch eine Frage: Er nimmt zwar den Hals/Kopf tief, aber es fehlt noch dieser Spannungsbogen. Er könnte den Hals ruhig ein Stück höher haben, aber dafür halt gewölbter. Wie mache ich das am besten? Wenn ich mehr treibe ist der Hals wieder oben :?
Du musst der Versuchung den Kopf über deine Hand hoch zu kriegen widerstehen! Das Züpfeln um den Kopf höher zu nehmen ist immer nur von kurzfristiger Dauer. Das Problem steckt nämlich nicht im Kopf sondern in der Hinterhand. Also musst du auch da ansetzen ;) Du hast ja schon gemerkt, dass wenn du mehr treibst, der Hals nach oben kommt. Passiert das, hast du entweder zu stark getrieben oder zu überraschend, zu unsensibel. Versuch mal ein paar Tempi Übergänge innerhalb der Gangart zu machen, wo du das Pferd mal gaaaaaaaanz langsam traben lässt, so, dass es fast in den schritt zurückfällt und dann ganz sachte(!) Tritt für Tritt wieder etwas den Raumgriff verlängern. Das Pferd soll bei jedem Tritt etwas mehr Energie reinstecken und etwas fleissiger gehen. Wenn du das Pferd quasi von null auf hundert losschickst, dann kommt der Kopf nach oben, wenn du es aber gefühlvoll machst, dann läuft die Vorhand der HH nicht weg und die Hinterhand kommt dazu die Masse nicht nur vorwärts sondern auch nach oben zu schieben.

Sehr gerne verwende ich auch die Übung Zirkel verkleinern und vergrössern dazu. Wichtig: DU bleibst in der Mitte des Zirkels und holst DAS PFERD rein und nicht du verkürzt die Longe und gehst auf das Pferd zu. Leider beobachte ich das immer wieder im Unterricht, das ist aber nicht Sinn der Sache. Sinn der Sache wäre, das Pferd verkleinert den Zirkel wenn du die Longe langsam verkürzt. Denk daran: je kleiner der Zirkel, desto stärker die Biegung! Die Schwierigkeit dabei ist, dass das Pferd die Energie beibehält auf dem kleinen Zirkel. Also musst du schauen, dass du sehr wach und präsent bist und mit deiner Körperspannung aufmunternd für das Pferd bist, ev. etwas nachhilfst mit Stimme und/oder Peitsche. Achte dich auf das Timing des Treibens: Schnalzen oder Gertenimpuls in dem Moment, wo das innere Hinterbein abfusst. Wenn du das gut machst, wirst du sehen, dass sich das Pferd anfängt besser zu tragen, weil das innere Hinterbein mehr Last anfängt aufzunehmen. macht es das, wird auch der Hals wieder höher kommen und sich mehr aufwölben.
Dann lässt du das Pferd den zirkel wieder vergrössern und etwas entspannen, mit der Hand etwas vorgehen in Bewegungsrichtung und das Pferd aktiv einladen den Hals tief zu strecken und locker weiterzutraben.

Wenn diese zwei Übungen klappen, kannst du sie miteinander kombinieren: Tempiunterschied und Zirkel verkleinern, vergrössern. Wenn das Pferd den zirkel verkleinert, kannst du es etwas aufnehmen und arbeiten lassen. Also aktiv treiben, ohne dass das Pferd schneller wird. Wenn du den Zirkel vergrösserst, kannst du saaachte die Tritte verlängern lassen.

Das sind so die Tipps, die man von der Ferne geben kann, ich hoffe, sie helfen dir was. Aber natürlich ersetzt es den Live-Unterricht nicht wirklich, denn oftmals sind es auch kleine Probleme in der Longierposition oder Hilfengebung oder Linienführung, die zusätzliche Schwierigkeiten bereiten. Das erkennt man aber nur, wenn man vor Ort oder auf Video was sieht.

Viel Spass beim weiterüben :D
Liebe Grüesslis, Jen
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Miri
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Beitrag von Miri »

Hallo Jen!

Vielen Dank für deine Tipps! :D Ich werde die Übungen mal ausprobieren!

lg,
Miri
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Toller Thread! Wieso hab ich den nicht früher gefunden...

Ich habe früher ausschließlich mit Ausbindern longiert, teilweise auch am Kappzaum, aber zusätzlich Trense mit Ausbindern drauf.

Irgendwann hab ich dann aufgrund eines Threads zum "Longierkurs" in einem anderen Forum angefangen, ohne Hilfszügel zu longieren, und was soll ich sagen, es ist sehr effektiv.

Hier sind Bilder (das war der erste Versuch ohne Hilfszügel): http://picasaweb.google.de/YvonneKirstan/LongierenChamp#

Ich habe damals eine Serreta benutzt, allerdings ist die fürs Pony etwas zu groß gewesen (das Kopfstück, das Nasenteil nicht). Inzwischen hab ich einen angefertigten Kappzaum mit Serreta-Nasenteil von El Caballo.

Die Erklärungen in diesem Thread sind super und alle absolut nachvollziehbar. Ich werde ebenfalls versuchen, das in meine Arbiet einzubauen.
Montana
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Beitrag von Montana »

Meine Güte, um das alles zu lesen brauche ich ja ewig. Werde ich aber def. tun, denn die erste Seite ist schon so spannend und lehrreich, da will ich die anderen auch lesen :D
befürchte allerdings, dass ich JAHRE brauche, das umzusetzen. Und einen Kappzaum, offensichtlich
Danschi
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Beitrag von Danschi »

Hallo, kann mir bitte jemand einen Tipp geben!

Ich möchte bei meiner Stute mittels longieren mit Kappzaum - nachdem das Fohlen jetzt abgesetzt wird- wieder Muskeln aufbauen. Bei den ersten paar Mal hat sie sich auf der linken Hand schön herangedehnt. Auf der rechten Hand verwirft sie sich total! Beim Reiten war ihre gute Seite eigentlich immer die Rechte und die Linke eher fest. Wie gibts das und was kann ich dagegen machen??

Danke schon im Voraus für eure Tipps!
mit besten Grüßen
Danschi

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir in der Welt wünschst" (Mahatma Gandhi)
horsman
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Beitrag von horsman »

eine Sache wäre die Schöneich´sche "Schiefentherapie" - ein spezielle Longiertechnik am kappzaum und mit Roundpen ca. 13m Durchmesser.
Aber das müsstest Du Dir zunächst bei Schöneich aneignen, das ist nicht ganz so banal. Soweit ich weiss gibt er auch Kurse in Östereich.
http://www.arr.de/index.php?p=12&l=DE
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wenn sie auch auf großem Kreisbogen mit nur leicht versuchter Stellung verwirft würde ich mal im Stehen an der Hand probieren, ob die Nachgiebigkeit überhaupt möglich ist und grundsätzlich beachten, dass es auch eine körperliche Baustelle sein kann. Geburten tun ja gelegentlich so einiges im Bereich Becken und ISG und können damit problemlos verschiedene Baustellen im gesamten Pferd auslösen.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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