Doppellonge und franz. Reitweise vereinbar?

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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horsman
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Beitrag von horsman »

Die "franz. Reitweise" läßt sich ja nicht nur auf die Aktion der "hohen Hand" beschränken. Dies ist doch nur EIN Detail von vielen und wenn die Nachgiebigkeit im Maul einmal erarbeitet und etwas gefestigt ist kaum noch anzuwenden.
Viel wichtiger ist das Prinzip der "mains fixes".
Dies läßt sich an Doppellonge zwar umsetzen, ist aber recht schwierig zu bewerkstelligen mit solch langen Leinen und vom Boden aus. Das ganze tendiert dann schon eher in Richtung Langzügelarbeit.

Die Frage sei erlaubt: Wozu überhaupt Doppellonge?

Gruss
horsmän
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

kallisto hat geschrieben:Warum haben das die Franzosen nie gemacht? Oder wäre die Lösung das Chambon? Bin da geschichtlich nicht so informiert...PK hat das Chambon jedenfalls nicht erwähnt.
Herr Karl hat sich ja auch weiter Gedanken gemacht und empfiehlt jetzt auch nur noch den Kappzaum für die DL und Langzügelarbeit, eben weil man da zwangsläufig rückwärts wirkt.

LG Alix
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Die Frage sei erlaubt: Wozu überhaupt Doppellonge?
Um dem Pferd und mir Abwechslung zu bieten. Um nicht jeden Tag zu reiten. Weil sie, richtig eingesetzt, ein gutes Ausbildungsinstrument ist. Für Rekonvaleszenten für den Muskelaufbau.
Liebe Grüße, Sabine

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"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
kallisto
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Beitrag von kallisto »

horsmän hat geschrieben:
Die Frage sei erlaubt: Wozu überhaupt Doppellonge?
Da stimme ich Dir ehrlich gesagt voll zu. Mal abgesehen, dass ich mehr unschöne Bilder mit DL sehe als schöne, fragt sich nach dem Zweck. Die Hinterhand damit besser zu aktivieren, finde ich ehrlich gesagt sinnlos, weil durch Verschnallung um das äußere Bein das Riegeln beginnt und das Pferd sowieso auf Dauer an der HH abstumpft (Körperbandage kurzzeitig sinnvoller). Ok, nun über den Rücken verschnallt, könnte ich das Pferd besser stellen. Die äußere Seite einrahmen, übernimmt auch die Bande und ein ausbalanciertes Pferd sollte es sogar ohne Bande können und bei einem jungen Pferd longiere ich grundsetzlich in einer Roundpen-artigen Abgrenzung. Die Umlenkung und die Länge der Leinen finde ich aber gefährlich, das Pferd damit bewußt biegen zu wollen. Mir fehlt da die Leichtgängigkeit. Bei Schlaufern merkt man auch sofort, dass es durch die Umlenkung sensibles nachgeben und feine Hilfen fast gar nicht möglich sind, wenn man es mit der Einwirkung über normale Zügel vergleicht. Die Reibung an den Ringen, finde ich, ist nicht zu vernachlässigen und ich möchte ein sensibles Pferd.
Und ich sehe das Ziel, dass das Pferd in Selbsthaltung in die Biegung läuft und ich sowenig wie möglich mit Longe/DL korrigiere. Für mich fängt gute Longierarbeit erst an, wenn ich durch die Handbewegung/Körpersprache (ohne Zug auf die Longe), den Zirkel verkleinern oder vergrößern und das Tempo/Untertreten durch Körpersprache bestimmen kann. Erfordert natürlich viel Zeit.
Mal abgesehen, dass die DL mich sehr in der Körpersprache (was ich beim Longieren sehr wichtig finde) einengt, habe ich bisher noch keine Vorteile gesehen, die eine normale Longe nicht schon erfüllt.
LZ ist wieder was anders. Man wirkt direkt auf das Maul über kürzere Leinen. Ok, erfordert auch langjährige Ausbildung, gefällt mir vom Grundprinzip viel besser und geht auch Lektionenmäßig in andere Richtung als Longieren.
Aufgrund der Nachteile der DL und dass die DL meiner Meinung nicht mehr "kann" als die normale Longe, verstehe ich nicht, warum ich es mir schwer machen muss. Wer dann wirklich in die Seitengänge möchte und das Pferd soweit ausgebildet hat, sollte eher die LZ nutzen.

LG susi
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

kallisto hat geschrieben:Aufgrund der Nachteile der DL und dass die DL meiner Meinung nicht mehr "kann" als die normale Longe, verstehe ich nicht, warum ich es mir schwer machen muss. Wer dann wirklich in die Seitengänge möchte und das Pferd soweit ausgebildet hat, sollte eher die LZ nutzen.
Die DL "kann" mehr als die normale Longe, allerdings muss das Pferd, um wirklich sinnvoll mit der DL arbeiten zu können schon einige Grundvoraussetzungen mitbringen, eben damit die Biegung nicht durch ziehen erzwungen wird. Also eine Grundausbildung vorher unter dem Sattel ist einfach notwendig um wirklich sinnvoll mit der DL arbeiten zu können.
Und sorry.. Langzügel ist die "Königin der Handarbeit". Ich bekomme immer die Krise, wenn ich hören, dass Langzügel empfohlen werden, weil die DL angeblich zu "schwierig" ist..

LG Alix
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Welche Vorzüge hat denn die DL Deiner Meinung nach? Es hängt ja auch sehr von den Zielen ab, wie man vorgehen möchte. Daher vielleicht noch schreiben mit welchem Ziel die DL eingesetzt wird. Josatianna meinte als ein Punkt Abwechselung. Der Muskelaufbau hat für mich aber weniger was direkt mit der DL zu tun.
Ich habe nicht gesagt, dass DL schwieriger ist als ZL und ZL einfach sei.

LG Susi
Zuletzt geändert von kallisto am Mi, 20. Jun 2007 10:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

kallisto hat geschrieben:Welche Vorzüge hat denn die DL Deiner Meinung nach?
Siehe Josatianma

Aber wie gesagt. Ich kann nur an der DL an dem weiterarbeiten, was unter dem Sattel schon da ist, sonst wird's Geziehe und Gezerre..
Und bevor ich irgendwas an der DL mache, bevorzuge ich immer noch die "normale" Arbeit an der Hand auf Trense.
Ich habe nicht gesagt, dass DL schwieriger ist als ZL.
Aufgrund der Nachteile der DL und dass die DL meiner Meinung nicht mehr "kann" als die normale Longe, verstehe ich nicht, warum ich es mir schwer machen muss. Wer dann wirklich in die Seitengänge möchte und das Pferd soweit ausgebildet hat, sollte eher die LZ nutzen.
Ich habe das so verstanden..

LG Alix
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Beitrag von kallisto »

Das mit dem "Warum schwer machen" war in Bezug zur einfachen Longe gemeint. Weil wie gesagt, ich sehe darin keine entscheidenden Vorteile.
Es war bei weitem nicht gemeint, dass der LZ einfacher als die DL ist oder dem vorzuziehen ist. Ich dachte, davon kann man ausgehen, das dem nicht so ist und es auch nicht so verstanden wird.
Und das (korrekte) Seitengänge ein hohes Niveau an Ausbildung voraussetzen ist wohl mit der LZ gleich. Daher meinte ich, dass man im Seitengängen oder gar Piaffenbereich auch die LZ einsetzen kann.

Josatianna hat als Fakt Abwechselung und Muskelaufbau genannt. Das kann ich mit anderem Training genauso erzielen und unterscheidet nicht die DL zur einfachen Longe. Um den Unterschied und Vor- und Nachteile geht es mir.

LG Susi
horsman
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Beitrag von horsman »

Abwechselung und Muskelaufbau geht doch an einfacher Longe ebenso.
Einzig für den Handwechsel muss man ahlt anhalten und ggf. umverschnallen. Muss man aber je Verschnallart der DL auch.

HH aktivieren geht auch z.B. mit Pessoa-Zügel.

Ich hab früher auch mit der DL gearbeitet, kann aber ehrlich gesagt keinen größeren Mehrnutzen mehr darin erkennen.

Und wenn mehr in Richtung Handarbeit oder Langzügel, dann ist die DL auch nervig, weil 30 meter Leine überflüssig sind.

Für Pferde die eingefahren werden sollen, taugt sie aber ganz gut z.B. zur Gewöhnung an Stränge ums Hinterbein.
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Jen
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Beitrag von Jen »

horsmän hat geschrieben: HH aktivieren geht auch z.B. mit Pessoa-Zügel.
iiik, ich hoffe, das meinst du jetzt nicht wirklich ernst! :shock: Mit dem wird gar nix aktiviert, sondern v.a. blockiert und das Pferd völlig auf die VH und hinter den Zügel gearbeitet. Das ist ein reines Folterinstrument. :evil:
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Beitrag von kallisto »

Pessoa??? War das das Ding, was vorne im Gebiß hängt und über die Hinterbeine läuft? Ich sehe da nicht mehr durch? Oder verwechsel ich jetzt mit dieser nett gemeinten Longierhilfe von Kalvakade :roll:

Umschnallen muss ich bei einfacher Longe und Kappzaum eigentlich nicht im Mittelring. Und der Richtungswechsel bei DL sollte auch gut gelernt sein.

LG Susi
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Beitrag von horsman »

Ja, der Pessoa-Zügel läuft vom Gebiss zum Hinterbein herum (dort gepolstert), im Grunde wie die DL auch, nur ohne den zusätzlichen Umweg zur Hand des Longenführers.
Ich halte ihn nicht für ein Folterinstrument, jedenfalls nicht mehr oder weniger als andere Hilfszügel auch und sehe ggü. der DL sogar Vorteile. Ich benutze ihn gelegentlich, eher sporadisch, keinesfalls oft. Den treibenden und leicht schließenden Effekt, den man auch der DL zuschreibt, der daher rühren soll, dass die Leine ums Hinterbein (über Sprunggelenk) läuft, kann ich da schon beobachten. Allerdings sollte das Pferd zuvor schon soweit gymnastiziert sein, dass es körperlich und geistig schon in der Lage ist, geschlossen zu laufen. Erzwingen kann und darf man damit nix!
Wie immer aber stumpft dieser treibende Effekt auch ab, wenn man ihn zu oft beansprucht.
In der Tat muss man aber bei der Verschnallung sehr darauf Acht geben, dass das Pferd nicht hinter die Senkrechte kommt.
Auch benutze ich fürs Einschnallen der Longe dann den Kappzaum zusätzlich.
Viele meinen, dass die Aktion der Hinterbeine ein ständiges Rucken im Maul hervorrufen würde (ähnlich wie DL). Dem ist aber m.E. nicht so, jedenfalls konnte ich es nicht beobachten. Allerdings muss das Pferd dazu schon eine gewisse tragende Haltung behalten können.
Ggü. der DL seh ich den Vorteil, dass man nicht noch zusätzlich mit Hand am Maul rumfuhrwerkelt.

Gruss
horsmän
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