Erfahrungen Hufschutz

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hallo Tanja, wollte mal nachfragen: Hast du nun die neuen Turf King bekommen, und magst du mal berichten, wie sie sich bei euch bewährt haben? Bin zwar mit den Boa sehr zufrieden, aber die Scheuerstellen am Kronrand...das krieg ich irgendwie nicht so recht in den Griff. LG Abeja
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Abeja hat geschrieben:Hallo Tanja, wollte mal nachfragen: Hast du nun die neuen Turf King bekommen, und magst du mal berichten, wie sie sich bei euch bewährt haben? Bin zwar mit den Boa sehr zufrieden, aber die Scheuerstellen am Kronrand...das krieg ich irgendwie nicht so recht in den Griff. LG Abeja
:wink: Wir sind absolut zufrieden!

Laika trägt die neuen Turf King, also das Nachfolgemodel der ersten Variante, nun seit ca. 10 Wochen. Sie lassen sich sehr gut anziehen, und wir haben sie bislang auf jedem Boden bei jedem Wetter und bei jeder Gangart noch nie verloren.

Das Material finde ich auch wesentlich besser als bei den Turf King I, weil es mehr aus Kunststoff als aus Leder besteht. Das Leder hat sich immer recht schnell bei nassem Wetter vollgesogen, so daß Laika die Schuhe dann auch im Galopp öfter verloren hat. Das Problem trat bislang gar nicht auf.

Der Verschluß ist ja nun etwas anders; man braucht nicht mehr wie irre zuziehen. Allerdings bin ich gespannt, wie lange der neue Verschluß hält, weil der aus Plastik besteht, den man nach und nach ohne Kraftaufwand "zuknipsen" kann. Die Hauptlast des Verschlusses trägt meines Erachtens ein kleines Metallteilchen, das nicht sooo stabil aussieht. Naja, wir werden sehen.

Bislang jedenfalls sind wir sehr zufrieden. Ich ziehe sie zwischenzeitlich den BOAs sogar vor. Bei den BOAs haben wir das Problem, daß sich bei einem Schuh immer der Metallfaden Peu à Peu aufribbelt und schließlich reißt. Keine Ahnung, warum. :( Bei Laika haben die BOAs nur sehr schlecht gehalten, bei Amor aber gut.

Ich kann Amor zum Glück aber seit einiger Zeit auch hinten wieder ohne Hufschutz reiten, so daß ich nur vorne Hufschuhe anziehen muß.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Newton
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Beitrag von Newton »

Unsere Pferde laufen beide barfuß, was normalerweise sicherlich das beste überhaupt ist. Die Quaterstute einer Freundin hat endlich wieder so was wie Trachten, seitdem sei barfuß läuft!
Für meinen alten Haflinger hatte ich Marquis-Schuhe. Allerdings haben sie mich nicht 100%tig überzeugt. Zum einen zu schwer und es fehlte in unserem Fall wirklich eine Zwischengröße. Daher waren sie immer ganz wenig zu groß - was die Hufe zu ziemlichen Klumpfüßen machte :roll: . Eine Nummer kleiner ging nicht, da passten die Hufe absolut nicht rein. Gehalten haben die Schuhe aber immer super gut. Lästig ist nur, dass man das Pferd wirklich langsam daran gewöhnen muss, auch wieder neu nach längeren Pausen (z.B. im Winter).
Eine Freundin von mir hat seit ca. 4 Monaten die Renegades im Hardcore-Dauergebrauch und ist völlig begeistert von den Teilen. Sie sind wohl günstiger, wenn man sie direkt in Amerika bestellt.
Bei mir siegt Hufschuhe betreffend allerdings meist die Faulheit... :oops: Ist mir auf Dauer einfach zu lästig. Wenn das aus irgendwelchen Gründen das barfuß laufen nicht mehr geht, kommt da ein Beschlag drauf (aber da sitzt ich halt auch -dank des Gatten :roll:- an der Quelle und hätte außer dem Material keine Kosten). Kunststoff ist wohl nur für das Camargue drin, der Haflinger hat eh schon ziemlich breite Hufe, von daher wäre da wohl eher kein Kunststoffbeschlag drin.
Da das kleine Camargue sich auf dem neuen Auslauf die Füße total kurz gelaufen hat und ziemlich fühlig geht, wird es wohl demnächst "Test-Opfer" für das hier: www.hippotech.de/pages/glueon.html - allerdings erst, wenns wieder wärmer wird.
Ich würde mich vor der Wahl von "alternativen" Beschlägen auf jeden Fall erst mal erkundigen, ob der Schmied sich dahingehend fortgebildet hat - soweit ich weiß (ihr dürft mich gerne hauen, wenn ich jetzt was falsches erzähle!!!), lernt man in der normalen Ausbilung nämlich nur den Eisenbeschlag. Und die Verarbeitung und stellenweise auch die Hufbearbeitung ist bei verschiedenen Materialien schon ziemlich unterschiedlich. Man muss halt wissen, was man wann, wie und vor allem warum macht (oder eben besser nicht macht :?).
LG, Nicole und der Zauberer von Oz
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Das ist ja mal schön, dass dieses Thema wieder hochgeholt wurde, wo ich gerade mein Tagebuch zur Umstellung auf Barhuf angefangen hab.

Ich hab mich für die Marquis entschieden und bin super zufrieden. Sie halten selbst heftigsten Belastungen stand (hab sie in drei Monaten einmal bei einem ungewollten Hopser ins Unterholz verloren, als ein Ast den Spanndraht aus der Verankerung gehakt hat).
Da Pony aufgrund einer leichten Fehlstellung die Hufe seitlich abläuft, habe ich Widia-Stifte dazu gekauft. Damit läuft sie wunderbar.

Ich empfinde auch das Anziehen nicht als nervig. Meine Freundin, die Gamaschen und Glocks anziehen muss, braucht genauso lang.
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
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Meg
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Beitrag von Meg »

Ich habe jahrelang mein damaliges Pferd barhuf laufen lassen und es selber beschnitten und beraspelt, immer unter Aufsicht einer Biernat HO. Kunststoffbeschlag hatten wir damals zweimal ohne Erfolg ausprobiert.

Hier in Norwegen habe ich nach 4 Jahren aufgegeben und bin mittlerweile froh drum. Ohne Hufschutz geht auf unseren Böden gar nicht. Die Marquis die ich noch aus Deutschland mitgenommen hatte, habe ich ständig verloren, ausserdem waren die Stollen dafür viel zu kurz für hiesige Verhältnisse und mein kleiner hat sich damit auf Eis mal richtig lang gemacht. Danach hatte ich die Easyboots, welche zwar bei dem jungen hielten, aber immer ein Wahnsinnsaufwand zum Winter hin die Stollen reinzumachen und die GEROSTETEN :evil: Stollen zum Frühjahr wieder raus zu bekommen. Ausserdem ging die ganze Spontanität flöten. Im Winter geht hier ohne Stollen so gut wie gar nix. Also mal eben eine Runde auf der Trabrennbahn nebenan reiten ging ohne Aufwand gar nicht. Meine Pferde wurden moppelig und ich schlechtgelaunt. Dann kam auch noch Dino, der selbst die Easyboots (mit Gaitern) regelmässig dahinraffte, er schaffte es den Schuh vom Gaiter abzureissen. Sprich, alle Nase lang musste ich die Gaiter für 30 Euro das Paar nachkaufen. Im Winter hatte ich schon früher aufgegeben und die letzten zwei Winter liefen die Pferde mit Eisen und Stollen. Entweder ist der Schnee tief genug, dass auch Stollen nichts ausmachen, oder es ist so vereist, dass eh nur Schritt geht. Aber diese Winter habe ich endlich wieder Spass am Reiten gehabt. Letztes Frühjahr habe ich mein aus Deutschland damals mitgenommenes Infomaterial von Duplo Kunststoffbeschalg hervorgekramt (ich hatte damals gedacht, wenn ich nochmal Kunststoff versuche, dann die) und mir welche bestellt. Erst habe ich sie nur Dino druntergemacht, weil er extrem weiche weisse Hufe hatte und nur fühlig ging ohne Schutz. Jedoch nach einer Woche schon war ich so überzeugt, dass ich sie auch bei Jorik druntergemacht habe. Die Stossdämpfung ist einfach einmalig, die Gangmechanik hat sich bei beiden zum positivem Verändert, es ist, als würden die Pferde auf Turnschuhen laufen. Bei Jorik hatte ich erst Bedenken, weil er vorne extrem schief läuft und bügelt, aber selbst dem halten die Duplos stand. GsD habe ich sie zum richtigen Zeitpunkt ausprobiert, denn mittlerweile ist der Abrieb genauso gering wie bei normalen Eisen geworden und mehr noch, die Duplos werden so gut wie nie verloren, die saugen sich regelrecht an den Huf.

Das alles hat mich nach kurzer Zeit dazu bewogen, die Duplos hier in Norwegen zu vertreiben, ich nahm Kontakt auf und nach langen Gesprächen am Telefon wurde ich als geeignet empfunden. Anfang September habe ich angefangen und hatte durch Zufall Glück in Kontakt mit dem Schmied der wohl bekanntesten Tierklinik in Norwegen zu kommen. Er nahm mir direkt mal 8 paar ab und rief direkt eine Woche später an, er bräuchte Nachschub. Er Beschlägt hauptsächlich Traber, der Sport ist hier sehr gross und die Tierklinik der Osloer Trabrennbahn angeschlossen. Der dortige Beinspezialist war erst skeptisch, ist nun aber auch begeistert. Ich darf die Klinik als Referenz nennen. Es gibt sogar Fälle, wo vorher Pferde das Traben verweigerten und nur nach ein paar Tagen Duplos plötzlich laufen wie junge Hüpfer. Einen solchen Fall habe ich bei mir im Stall und obwohl das Pferd nach 2 Monaten mit Duplos nun im Winter mit normalen Eisen läuft (Duplos mit Stollen sind zwar endlich entwickelt, jedoch noch nicht in Serienproduktion) ist er stabil (hatte vorher ständig Entzündungen in den Karpalgelenken). Mit so einem Erfolg hatte selbst ich nicht gerechnet. Es gibt sogar Pferde, die mit Duplos Rennen gewinnen (vorher nicht mal nen Blumentopf). Ich freu mich schon auf den Sommer, wenn der Verkauf wieder los geht und für nächsten Winter habe ich dann auch den passenden Beschlag. Jetzt bekomme ich bald den Beschlag für Jorik passend und kann ihn den Rest diesen Winters ausgiebig testen.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen und macht den Duplo meines Erachtens nach zum optimalen Übergangsbeschlag zu barhuf (wenn man dann noch will :roll: ). Nach Dinos erstem mal Duplobeschlag verlor er nach 8 Wochen einen Duplo (erstes mal draufgenagelt plus tiefer Schlammboden :!: ). Ich holte ihn von der Weide und machte mich auf Aua auf dem Schotterweg gefasst, Dino jedoch lief mit dem barhuf genauso gut wie mit dem Duplohuf. Ich war total baff. Danach hat er übrigens nei mer einen Duplo verloren.

Puh, lange Story, aber hoffentlich ein interessante! Ich hoffe es klingt nicht nach Werbung, ich verdiene nichts daran, wenn ich das hier erzähle!!!
LG
Meg
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coverke
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Beitrag von coverke »

Quidam läuft auf allen vieren Beschlagen - geht leider nicht anders. Ich habe vor einiger Zeit probiert ihn auf Barhuf umstellen. Das Ergebniss war ein Hufabszess nach dem anderen. Zwischenzeitlich habe ich dann die Marquis Hufschuhe gehabt mit dem Ergebniss, das sie einen "Traber-Galopp" nicht aushalten :wink: Im hohen Bogen sind sie geflogen :roll:

Kasimir läuft natürlich noch Barhuf und soll es auch so lange wie möglich. Da wir hier aber sehr harte Böden haben, bezweifel ich stark das es so bleiben kann wenn wir dann mal viel am Reiten sind. Aber mal schauen!
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fraumelzer
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Beitrag von fraumelzer »

Wir haben auch schon einiges in unserer Laufbahn ausprobiert.
Inzwischen sind wir völlig überzeugt und superglücklich mit folgender Variante:
Frühjahr-Herbst ist Kjeldal mit Öllöv beschlagen. In den Übergangszeiten auch mal nur vorne - aber normalerweise vorne und hinten.
Im Winter läuft er barfuß - soweit es das Wetter zu lässt. In ganz milden Wintern ohne Schnee....nehme ich zum Ausreiten auf harten Böden auch mal die Marquis für vorne.
Ich muss dazu sagen, dass ich für diese Variante 3x den Hufschmied wechseln musste, bis ich endlich zufrieden war. Es kann halt nicht jeder alles können. Und so landeten wir schließlich bei einer Öllöv-Fachfrau.....und seitdem haben wir keine Probleme mehr.

Diese Variante hat sich bei uns gegenüber Eisenbeschlag, EasyWalkern und nur Barfuß mit Hufschuhen einfach durchgesetzt und ist sowohl Wanderritt-erprobt, als auch für uns bequem und alltagstauglich. :wink:

Gruß, Anja
Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur.
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Laika28
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Beitrag von Laika28 »

Da haben wir auch schon einiges mitgemacht... :?
Seit über einem Jahr sind wir allerdings eeeeeendlich und super-gut barhuf unterwegs!
Davor hatte ich Alu-Beschlag, normalen Beschlag, Kunststoff (Hippotechs), barhuf mit Easyboots und Turfkings..... grrr....
Dann musste ich den Hufschmied wechseln, weil mein alter ausgewandert ist und siehe da: barhuf ist doch möglich! Momentan sind wir noch barhuf pur unterwegs, ich will dieses Jahr allerdings mehr ins Gelände gehen, was bei uns leider heißt: Straßenrandreiterei :( von daher sind wieder Hufschuhe geplant. Habe auch schon welche vom Hufschmied ausprobiert/anprobiert: es werden definitiv rote Renegades!!! :D Passen wie angegossen, super-leicht an- und auszuziehen - ich war absolut begeistert!!! Leider sind sie momentan finanziell gesehen einfach nicht drin... aber bis zum Frühling ist ja eh noch ein bissel hin....
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hallo, habe meine Frage mal hier eingestellt, obwohl es mir nicht direkt um Hufschutz geht, habe aber nichts passenderes gefunden. Mich interessiert eure Ansicht zu Folgendem:

Mein Pferd geht seit 2,5 Jahren problemlos barhuf. Das klappt so gut, dass ich mittlerweile grundsätzlich ganz ohne Hufschutz im Gelände unterwegs bin. Nun habe ich kürzlich wohl versucht, den Hufen etwas viel zuzumuten :oops: : Mein Pferd war frisch ausgeschnitten und ich ging direkt im Anschluss noch eine kleine Runde raus, allerdings in Gesellschaft mit einem beschlagenen Pferd. Meiner töltete und trabte problemlos auf feinem Schotter, (auf Waldwegen sowieso!). Zweimal wollten wir angaloppieren, Hrolfur galoppierte am Wegrand an, zog dann aber von sich aus voll auf die Schotterfläche mitten im Weg, das machte aber wohl so richtig Aua - denn er stolperte und eierte und hörte sofort auf zu Galoppieren. Beim zweiten Versuch das Gleiche. Also ließen wir´s weil mir so langsam dämmerte, dass er wohl fühlig ging. Traben und Tölten trotzdem kein Problem, obwohl die Böden ja zur Zeit extrem hart und trocken sind. Für die Hufe hatte dieser Ausritt keine weiteren Folgen. Ich habe aber nun beschlossen, eben doch wieder Hurfschuhe zu benützen, wenn ich mit beschlagenen Pferden zusammen ausreite. Wenn ich alleine unterwegs bin, nehme ich natürlich sowieso Rücksicht auf den Bodenbelag. Und natürlich galoppiert mein Pferd am liebsten auf Erd- oder Graswegen (das war früher, als er noch Eisen trug, aber ganz genauso, man galoppiert normalerweise den Gelenken zuliebe auch mit Eisen eh nicht auf Schotter, wenn sich´s vermeiden läßt!)

Von meiner HO habe ich übrigens grünes Licht, den Hufen
mit der Zeit "alles" zuzumuten bzw. eben auszuprobieren, was geht. Nun habe ich aber von einer anderen HO gehört, wenn man einfach so im Gelände drauflos reitet, dass man dann unter Umständen die Gelenke des Pferdes gefährdet. Sie sagte sinngemäß, manchmal lassen sich die Pferde die Fühligkeit nicht anmerken, weil der Vorwärtsdrang so groß ist (würde mich bei meinem selbstbewußten Energiesparmodell sehr wundern :) ), setzen dann aber den Huf schräg auf, um dem Schmerz zu entgehen, und das kann auf Dauer den Gelenken sehr schaden und Fehlstellungen verursachen. Eine Freundin meinte noch dazu, man quäle sein Pferd unnötig, wenn man keinen Hufschutz benützt und über alle Böden geht.

Ich selbst meine - mein Pferd wird mir schon sagen, wenn´s nicht recht ist und war bisher der Meinung, wenn schon barhuf, dann auch richtig - wenn es gut geht.

Was meint ihr? Schadet man seinem Pferd, wenn man das alles ausprobiert bzw. den Hufen das abverlangt? Ist ein leistungsfähiger Barhuf, mit dem man sein Pferd grundsätzlich ohne Hufschutz ganz normal draußen 1 - 2 Std reiten kann, eine Illusion?

Und noch was: Ist es normal, dass das Pferd direkt nach dem Ausschneiden etwas fühliger ist als sonst oder wie sind da eure Erfahrungen?

Noch eine Ansicht dazu von meinem damaligen Hufschmied: Er riet mir davon ab, überhaupt Hufschuhe anzuschaffen, weil er der Meinung war, entweder es geht, und dann ohne Schutz, oder es geht eben nicht - dann Eisenbeschlag.
Zuletzt geändert von Abeja am Di, 17. Mai 2011 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße Birgit
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Beitrag von Jolly »

Ich denke, dass es immer auf Pferd, Reiter und Geläuf ankommt.
Hier bei uns könnte man sicher ganz problemlos 1-2 Stunden ohne Hufschutz auskommen. Die Frage ist wohl, ob Du (und deine Mitreiter) bereit bist auf die Füße Deines Pferdes auch dann Rücksicht zu nehmen, wenn Du mit beschlagen Kollegen unterwegs bist. Das sie stellenweise vorsichtiger laufen ist ganz normal. Aber wenn das vorsichtige laufen über längere Strecke oder auf unterschiedlichen Belägen da ist, dann ist es wohl Zeit über Hufschutz nachzudenken. Meine Pferd sind teilweise barfuß, teilweise mit Hufschuhen und teilweise beschlagen unterwegs, je nach Beanspruchung, Gangwerk und Veranlagung.
Bisher ohne Probleme. Solange man aufpasst, dass man nicht betriebsblind wird und nicht dogmatisch auf eine Methode besteht, sehe ich da kein Problem. Warum dein Hufschmied ein Problem mit dem sporadischen Einsatz von Hufschuhen hat, kann ich nicht nachvollziehen, ich kenne einige Leute, die nur ab und an oder Teilstrecken mit Hufschuhen reiten, alle ohne Probleme.
Was das galoppieren auf Schotter oder Asphalt angeht: das ist alles eine Trainingsfrage. Einem gut vorbereitetem Pferd macht das nicht viel aus, da sich Gelenke auch für solche Belastungen trainineren lassen. Es dauert nur etwas länger und erfordert einen sorgfältigen Aufbau über mehrere Jahre. Aber dann ist es für die meisten Pferde kein Problem.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Dass Hufschuhe etwas problematisch sind, bezieht sich lediglich darauf, dass man ewig braucht, bis man passende findet - wenn überhaupt. 100% passende habe ich übrigens auch noch nicht gefunden, habe immerhin vier verschiedene Modelle eprobt.
Liebe Grüße Birgit
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Abeja hat geschrieben:Dass Hufschuhe etwas problematisch sind, bezieht sich lediglich darauf, dass man ewig braucht, bis man passende findet - wenn überhaupt. 100% passende habe ich übrigens auch noch nicht gefunden, habe immerhin vier verschiedene Modelle eprobt.
Hast Du nun schon mal die Renegades ausprobiert? Ich will seither nix anderes mehr. ;-)
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Abeja hat geschrieben: Sie sagte sinngemäß, manchmal lassen sich die Pferde die Fühligkeit nicht anmerken, weil der Vorwärtsdrang so groß ist (würde mich bei meinem selbstbewußten Energiesparmodell sehr wundern :) ), setzen dann aber den Huf schräg auf, um dem Schmerz zu entgehen, und das kann auf Dauer den Gelenken sehr schaden und Fehlstellungen verursachen.
Das ist ja interessant. Meiner geht ja auch barhuf, bisher problemlos...bis ich in diesem Jahr begann, vermehrt ins Gelände zu reiten. Da fing er an, auf Schotter fühlig zu laufen, am Stall haben wir nur einen kurzen Schotterweg, da fiel mir das nicht so auf. Und wenn ich so drüber nachdenke, sind seine Hufe in der Zeit deutlich schiefer geworden, auch wenn die Tendenz schon vorher erkennbar war. Momentan sehen sie nicht mehr so schief aus, mangels passenden Sattels war ich jetzt auch nur noch selten im Gelände bzw. nur kleine Runde spazieren im Schritt.
Werd mal meine HO beim nächsten Termin drauf ansprechen.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Traumdauterin hat geschrieben: wenn ich so drüber nachdenke, sind seine Hufe in der Zeit deutlich schiefer geworden, auch wenn die Tendenz schon vorher erkennbar war.
Das finde jetzt ich wieder interessant! Mein Pferd hat eine leichte Neigung zu Kotflügeln an den Vorderhufen, das ist in letzter Zeit wieder etwas ausgeprägter geworden. Ich habe es allerdings darauf zurückgeführt, dass er in letzter Zeit weniger im Gelände geritten worden ist. Mein Eindruck ist, dass die Hufe umso besser werden, je mehr sie beansprucht werden.

@Tanja: Hab noch keine Renegades ausprobiert. Falls sie nicht passen, ist leider ziemlich viel Geld in den Sand gesetzt. Bin nun mit den Gloves relativ zufrieden, sie halten eigentlich in allen Gangarten. Er tritt sich halt die vorderen Schuhe bei wilden Galoppaden runter, also genau dann, wenn er den Hufschutz am nötigsten bräuchte. Eine mögliche Lösung: Auf schnellen Galopp verzichten oder Hufschutz hinten weglassen, hab ich noch nicht ausprobiert, weil ich halt fast immer ganz ohne reite. Steht jetzt aber demnächst an. Langfristig, kann allerdings Jahre dauern: Reitweise ändern, Pferd mehr "aufrichten", damit er die Vorderfüße schneller vom Boden wegkriegt.
Liebe Grüße Birgit
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Abeja hat geschrieben:Was meint ihr? Schadet man seinem Pferd, wenn man das alles ausprobiert bzw. den Hufen das abverlangt? Ist ein leistungsfähiger Barhuf, mit dem man sein Pferd grundsätzlich Hufschutz ganz normal draußen 1 - 2 Std reiten kann, eine Illusion?

Und noch was: Ist es normal, dass das Pferd direkt nach dem Ausschneiden etwas fühliger ist als sonst oder wie sind da eure Erfahrungen?
Ehe ich auf Deine Fragen eingehe, vorausgeschickt, dass es mich nicht wundert, dass Dein Schmied eine solche Aussage macht. Es ist und bleibt ein Schmied und damit ein Spezialist für Beschlag. In deren Ausbildung wird barhuf nur am Rande behandelt und sie haben trotz umfassenden Wissens über den beschlagenen Huf nicht so viel Kenntnisse über den unbeschlagenen. Es mag Ausnahmen geben, mir ist keine bekannt.

Zu Deinen Fragen:
Ich denke nicht, dass man dem Pferd schadet, gleich gar nicht, wenn die Reitzeit nur so kurz ist, wie von Dir beschrieben. Meine HO rät mir auch immer wieder, alles auszuprobieren und Skadi entscheiden zu lassen. Sie sagt auch, dass es Pferde gibt (Warren ist so ein Kandidat), die nicht so empfindlich sind. Hier muss der Reiter die Verantwortung übernehmen. Der Huf kann sich nur an die Untergründe anpassen, über die er läuft.

Natürlich läuft auch Skadi über feinen Schotter (kein Split) vorsichtiger als über einen Waldweg, aber das soll ja so sein. Denn die Hufe spüren einfach, dass der Untergrund uneben ist und so muss das Pferd langsamer gehen, wenn es seine Beine korrekt setzen will. Ich halte aus dem Grund auch nichts davon, mit beschlagener Begleitung einen Hufschutz zu verwenden. Denn ich denke, dass der Beschlag dem Reiter einfach das Gefühl dafür wegnimmt, welche Wege für welche Gangart geeignet sind. Meiner Auffassung nach sollte man auch mit Eisen nicht über solche Wege in schnelleren Gangarten reiten. Da erwarte ich einfach, dass der Mitreiter auf mein unbeschlagenes Pferd Rücksicht nimmt und seines damit auch noch pfleglich behandelt.
Ich kann da Jollys Posting nur unterschreiben.

Zur Fühligkeit nach dem Ausschneiden: "Normal" im Sinne von "es kommt häufig vor" ist es durchaus, aber es sollte nicht sein. Wir hatten am Anfang der Barhufumstellung häufig das Problem. Ich musste meine HO immer mailen, wie es diesmal war, weil sie dann wusste, dass sie zu viel weggenommen hatte. Skadi hat eine recht dünne Sohle. Erst jetzt, nach zwei Jahren geht sie meistens so wie vor dem Ausschneiden.
Es gibt auch Hufbearbeiter, die die Sohle komplett in Ruhe lassen und nur das lose Zerfallshorn mit einer Drahtbürste abreiben.

Was die harten Böden betrifft: Distanzpferde werden, soweit mir bekannt ist, sogar auf Asphalt trainiert. In Maßen soll das richtig gut sein. Und es gibt Distanzreiter, die barhuf reiten. Ich kenne Trailpferde, die auf Kreta (= knochenharte und teilweise extrem steinige Böden) und in anderen Ländern barhuf 160 km in sechs Tagen laufen. Es hängt mit Sicherheit vom Huf und von der Hufbearbeitung ab. Solche extremen Leistungen sind sicher nicht mit dem Durchschnittshuf machbar, aber ein, zwei Stunden aktives Reiten? Davon bin ich überzeugt.

Abschließend noch zur Schiefe und den Kotflügeln: Im Moment ist es normal, dass die Pferde vermehrt zu Kotflügeln neigen: Der Huf wächst grad enorm und der Abrieb ist bei keinem Pferd gleichmäßig und vermutlich auch nicht ausreichend. Skadi läuft z.B. aus dem Karpalgelenk heraus ein bisschen über den Onkel, d.h. sie läuft immer über die äußere Hufkante. Im Winter, wenn das Hufwachstum verlangsamt ist, sieht man da zwischen zwei Bearbeitungen gar nichts. Jetzt bin ich innen auch hinterher, dass die Kotflügel nicht zu breit werden. Ich denke, jedes Pferd hat wie jeder Mensch ein individuelles Gangbild. Und ich bin davon überzeugt, dass ein künstliches Hintrimmen des Hufes auf die Idealform nicht zwingend dazu führt, dass der Abrieb gleichmäßig erfolgt und auch auch nicht zwingend dazu beiträgt, dass sich das Gehen des Pferdes verbessert.
Um die Analogie zum Menschen zu bedienen. Ich hab ja nun mal diese verformten Füße. Wenn mein Schuster über den orthopädischen Schuh meine Füße "überkorrigiert", sie also so hinstellt, wie es lehrbuchmäßig sein müsste, bekomme ich beim Laufen Schmerzen. Stehen sie minimal schief, komm ich wunderbar klar. Stehen sie zu schief (z.B. durch abgelaufene Sohlen), hab ich auch Probleme, aber nicht so große wie bei einer Überkorrektur, die ich bis in die Hüfte spüre. Das lässt sich meiner Meinung nach auf Pferde übertragen. Fakt ist, als ich noch den Schmied an Skadi hatte, der den Fuß alle sechs Wochen auf einen Ruck gerade hingestellt hat, hatten wir nur Schwierigkeiten. Seit der Barhufumstellung sind diese weg, auch wenn sie manchmal, insbesondere im Frühjahr, gegen Ende des Bearbeitungszeitraumes ein wenig "x-ig" läuft.
LG
Jarit

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