Baucher-Projekt

Rund um die klassische Reitkunst

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Filzi
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Beitrag von Filzi »

sinsa hat geschrieben:
glovedrider hat geschrieben: Meist muß der "Bock" gymnastiziert werden,

Bitte 5 Euro ins Phrasenschwein 8) :lol: :lol:
:mrgreen:
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horsman
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Beitrag von horsman »

Ich denke, die Entwicklung und Kräftigung von Muskulatur, Bänder und Sehnenapparat geht im "Baucher-System" einen anderen Weg, der durchaus auch Sinn macht. Man kommt zwar schneller zu Lektionen der sog. "hohen Schule" , macht davon aber zunächst nur wenige Schritte/Tritte und kommt dann erst nach und nach zu längeren Reprisen. So reitet man beispielsweise nur eine halbe lange Seite im SH, dann Pause usw. Dafür reicht mE die an einem gesunden Pferd vorhandene Grundmuskultaur durchaus aus. Ebenso für drei bis vier Piafftritte usw. oder 5-6 versammelte Galoppsprünge.

Natürlich braucht es auch hier für minutenlange Passagearbeit oder Galopparbeit in Versammlung eine lange Entwicklungszeit für die dafür notwendige Muskulatur.
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Bernie
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Beitrag von Bernie »

horsmän, und wie kommst Du jetzt zu der Annahme, dass ich zB und natürlich die gesamte restliche Reiterwelt gleich 60 m SH fordert? :?: Aber ich weiß schon, Baucher ist anders....

allgemein zu den Videos muss ich sagen, dass ich sie mir immer mal wieder ansehe und ich mich freue, endlich etwas praktisches vor Augen zu haben. Und es gibt Ansätze, die mich interessieren. Leider stört mich diese "Abgrenzerei" von diversen Anhängern...das wäre nicht notwendig.
horsman
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Beitrag von horsman »

Bernie,
das hab ich nicht gemeint. Ich wollte nur mal dar legen, dass die natürlich vorhandene Muskulatur grundsätzlich nunmal da ist und wahrscheinlich für jede "hohe Lektion" auch ausreicht, ohne dass sie erst entwickelt werden muss, nur eben nicht für längere Reprisen, sondern nur einzelne wenige Tritte.

Und dass die Entwicklung in der "normalen" FN-Methode über viel und langes Reiten in Trab und Galopp geht, wird ja nun auch niemand ernsthaft bestreiten.

Genau hier liegt ja ein gravierender Unterschied zum "Baucher-System".
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Bernie
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Beitrag von Bernie »

hmm, dann passe ich wohl leider in keine Deiner Schubladen, da ich mich nicht im FN-Lager einordne, aber ganz sicher nicht in der französischen Schule. Wobei, wie gesagt, ich würde gerne mal mit jemanden in natura drüber reden und mir gewisse Sachen zeigen lassen. Insofern haben die Videos schon etwas gebracht.

Was man nun in der FN "tut" oder so, keine Ahnung. Ich reite nicht die FN, ich reite ein Pferd und versuche mich an dessen Ausbildung. Schwer genug. ;)
Dinah
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Beitrag von Dinah »

*reinschleich* *Lesezeichensetz*

Ich finde das sehr interessant, auch wenn ich erst nur wenig von den Filmen gesehen hab. Wenn man niemanden in der unmittelbaren Umgebung hat, der danach arbeitet, sind die Filme (die auch mal nicht so gute Tage zeigen) wirklich hilfreich.

Auf den weiteren Verlauf bin ich jedenfalls gespannt.
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Jeanny
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Beitrag von Jeanny »

Nach ewigen Zeiten melde ich mich auch mal wieder zu Wort...

Ich habe jetzt nicht alle Antworten gelesen, aber möchte kurz (vllt auch schon gesagt) erwähnen, dass es sich bei den Videos um das VORPROJEKT handelte.
Das eigentliche Projekt startet jetzt erst.
Es läuft über ein halbes Jahr und Ende des Jahres wird von dem ganzen Projekt eine DVD erstellt, die man dann erwerben kann.

Die Ausbilderin sagt in den Videos nicht, dass sie innerhalb der 6 Monate (die das Projekt dauern soll) die Pferde bis in die hohen Lektionen ausgebildet hat, sondern, dass sie mit ihnen die Basis erreichen will, aus denen dann die hohen Lektionen erarbeitet werden.
Und das durch die gute Basis, mentale Stärke der Tiere und die Balance des Pferdes mit Reiter, auf entspannte Art und Weise.

Ich hatte das Glück ein halbes Jahr auf dem Lipizzanerhof zu arbeiten und kenne daher den Hengst aus dem Video.
Hatte ihn ab und an in der Handarbeit.
Ein unglaublich tolles Pferd, mit viel Potential, einen schönen Gangwerk und der inneren Gelassenheit, die ich mir bei vielen anderen Pferden wünschen würde.

Somit kenne ich auch die Familie Bandholz sehr gut und kann nur sagen, dass ich noch keinen anderen "Ausbildungsstall" bzw Ausbilder gesehen habe, der so ein fundiertes Wissen über Anatomie, Muskulatur, Biomechanik etc hatte, wie ich es dort erfahren habe.

Trotz meiner Bewunderung wurde ich dort immer angehalten ALLES zu hinterfragen und mich eingehend mit dem zu beschäftigen, was ich mit meinen Tieren mache.

Antje und Guido arbeiten mit vielen anderen Menschen zusammen und sind begierig sich mit anderen auszutauschen, da es um das Wohl der Pferde geht!

Ich werde das Projekt auf jeden Fall verfolgen und bin (ebenso wie die Ausbilder selbst) gespannt über den Verlauf und das Ergebnis dieses Baucher-experiments!
:D
LG Jeanny
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich lese aktuell das Baucher-Buch von Stodulka und muß sagen, daß mir diese Art der Arbeit mit den Pferden dadurch eindeutig zugänglicher und sympatisch geworden ist. Ich glaube, um diese Art der Pferdeausbildung verstehen zu können, braucht man allerdings auch einige Hintergrundbasics zu Baucher & Co.

Werde das Projekt interessiert weiterverfolgen.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
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Talimeth
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Beitrag von Talimeth »

Nur eine kleine Anmerkung zur Richtigstellung: v.Neindorff hat es abgelehnt, ein Pferd ständig im Schultervor gehen zu lassen. Er erzählte mir, dass er es so gelernt hätte, aber erkannt hätte, dass es das Pferd häufig zu stark belastet (wenn man es grundsätzlich macht).
Ist zwar schon in dem Thread recht weit vorne - ich wollte es nur mal richtig stellen.

Im Übrigen: Ich reite weder nach Neindorff noch nach Baucher noch nach FN- ich reite stattdessen Pferde. Jedes Reiten ist situativ und mit jedem Pferd und mit jedem Reiter arbeite ich so, wie es für ihn am einfachsten ist.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Mich würde interessieren, welchen Ausbildungsstand die in den Videos gezeigen Pferde vor Beginn des Projekts hatten, denn nur so kann man ansatzweise darüber versuchen zu urteilen, ob z. B. das Herausheben bei einigen Lektionen/Übergängen noch der Unerfahrenheit und Balance-Suche des Pferdes geschuldet ist oder ob man die Pferde wirklich etwas mehr mit der Hand begrenzen könnte. Kann das jemand beantworten?

Ich komme ursprünglich aus der FN-Reiterei (die, als ich in den 70er Jahren mit dem Reiten anfing, noch verhältnismäßig eng an der Klassik orientiert war). Ich bin mit diesen Methoden aber bei meinem Riesen-Rocki (1,83 m groß, ca. 780 kg schwer) deutlich an meine Grenzen gestoßen, denn vieles, was ich bei meinen früheren (deutlich kleineren) Pferden problemlos händeln konnte, ging bei diesem Riesen nicht mehr.
Also war ich auf der Suche nach Möglichkeiten, die es mir ermöglichen, den Großen in einer für mich angenehmen Form zu händeln. Meine Reitlehrerin (FN) hat mich aus diesem Grund vorsichtig an die französischen Meister und ihre Légèreté herangeführt. Ich nutze einige Elemente von Baucher (die, die mir bei meiner Arbeit mit Rocki sinnvoll erscheinen) und kombiniere sie mit der bisherigen Arbeit. Auf diese Weise haben wir wieder mehr Ruhe in die Arbeit bekommen, und Rocki ist wesentlich leichtrittiger als früher.

Ich bin daher der Meinung, Baucher und auch sein Schüler Faverot de Kerbrech sind durchaus lesenswert und hochinteressant.
Ich lese beide jedoch weniger als vollständiges System, sondern ziehe mir einzelne Tipps zur Problemlösung aus den Büchern und kombiniere diese Elemente mit der mir bisher bekannten Arbeit.
An mehr traue ich mich nicht heran, denn ich habe immer die bekannten Bilder von Beudant vor Augen (zu eng, mit der Hand zu hoch aufgerichtet, typischer Schenkelgänger).
Viele Grüße
Sabine
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Rioja
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Erste eigene Erfahrungen

Beitrag von Rioja »

Animiert durch dieses Projekt, "mußte" :wink: gestern meine ältere Stute als Versuchobjekt herhalten.
Ich habe es leider in den ganzen Jahren nicht geschafft, sie ins Gleichgewicht zu bekommen, mal vom Geradegerichtetsein abgesehen :? Ein Problem war sicherlich ihre Fehlstellung der Hufe (das bekomme ich nun seit einigen Monaten so langsam in den Griff) und zum anderen natürlich mangelnde Fähigkeit meinerseits. Nichtsdestotrotz ist sie ein sehr fein zu reitendes intelligentes Pferd, das auf entsprechende Hilfengebung direkt anspricht.
Die Abkauübungen habe ich gut ausführen können. Das kannte sie bereits schon. Im Sattel versuchte ich dann auch, bevor ich im Schritt losreite, ihre Balance direkt etwas nach hinten zu verlagern. Da zeigte sich schon, daß sie sich damit etwas schwertut, aber sie ließ es zu. Anreiten, 2-3 Schritte, anhalten und wieder Balance nach hinten verschieben. Ich fands ganz interessant zu merken, wie sie immer wieder nach vorn fiel, sobald wir uns in Bewegung setzten. Es ist nicht so, daß ich das nicht vorher gewußt hätte, aber ich hatte gestern einen anderen Blickwinkel darauf. So arbeiten wir uns Schritt für Schritt gestern weiter. Glücklicherweise verstand sie recht schnell, was meine Absicht ist und ich konnte die Hilfengebung doch deutlich reduzieren mit der Zeit und es zeigte sich auch, daß die Aktionen nach den Entspannungsmomenten von guten Fortschritten begleitet wurden. Bevor das hier in einen Roman ausartet: Ich war positiv überrascht, wie gut die Methode bei Mirabel anschlägt. Ich werde mich auf jeden Fall stärker und intensiver damit auseinandersetzen und mir ein Konzept zurechtlegen. :D

Beste Grüße
Dana
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-Tanja-
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Re: Erste eigene Erfahrungen

Beitrag von -Tanja- »

Rioja hat geschrieben:Im Sattel versuchte ich dann auch, bevor ich im Schritt losreite, ihre Balance direkt etwas nach hinten zu verlagern.
Und wie hast Du das gemacht?
lg, Tanja

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Max1404
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Re: Erste eigene Erfahrungen

Beitrag von Max1404 »

Sylliska hat geschrieben:
Rioja hat geschrieben:Im Sattel versuchte ich dann auch, bevor ich im Schritt losreite, ihre Balance direkt etwas nach hinten zu verlagern.
Und wie hast Du das gemacht?
Im Prinzip so ähnlich wie beim Rückwärtsrichten, nur, dass die Hilfen dabei so fein dosiert werden, dass das Pferd nicht rückwärts tritt. Wichtig ist, dass Schulter und Hals leicht mit einer Aufwärtsparade angehoben werden. Verwahrende Schenkel sorgen dafür, dass das Pferd hinten Last aufnimmt. Man merkt (wenn's klappt :D ) ganz deutlich, wie das Pferd die Last nach hinten verschiebt. Auf den hier eingestellten Videos kann man das gut sehen.
Viele Grüße
Sabine
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Hab das mit meinem auch schon probiert. Funktioniert wirklich sehr gut, man muss wirdklich sehr aufpassen, das man nicht zu intensive Hilfen gibt :D
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

Genauso wie beschrieben :D

Was ich bei dieser Methode sehr hilfreich finde, ist, daß man ganz konsequent auf die richtige Ausführung von Anfang an achtet und dies erleichtert, indem man die Übungen in einzelne Sequenzen unterteilt. Nun ist es ja nicht so, daß ich mir ein vorgenommenes Programm stur durchgezogen hätte, aber ich kam bisher nicht auf die Idee, nur mal "einen" Schritt gehen zu lassen, oder 100% zu bestimmen, wann welcher Fuß wie belastet wird und die Balance bewußt zu verlagern.
Mir kommt es sehr entgegen, da ich auf einmal alle Zeit der Welt habe, mich ebenfalls auf die Übung genau einzustellen. Ich weiß nicht, ob ihr versteht, was ich meine :roll:
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