Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Bitte zum Thema Kopflonge Hier weiter diskutieren.

Hier geht es jetzt wieder mit den Jungpferden weiter :D
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Leider wurde mein Geschriebenes mitverschoben, daher nochmal:

Leider bin ich gestern noch nicht dazu gekommen meinen PC nach dem Dokument zu suchen.


Aber vielleicht um das Thema an dieser Stelle zu beenden und eine neue Diskussion anzustoßen eine Frage in eigener Sache:

Wie ihr wisst, bin ich seit 5 Wochen Besitzerin einer jungen Stute, die vergangene Woche 4 Jahre alt geworden ist.
Sie ist ein Warmblut, schmales Pferd, momentan ca. 1,67m groß.

Ich habe sie beim Züchter gekauft. Laut dessen Aussage ist sie auf der Weide großgeworden, vergangenen Sommer 4 Wochen zum Anreiten "reingekommen" und den Rest des Sommers wieder auf der Weide verbracht, bis sie im Frühjahr diesen Jahres wieder "reingeholt" wurde und etwas regelmäßiger geritten wurde.

Sie ist insgesamt ziemlich leichtrittig, relativ ausbalanciert.

Allerdings zeigt sie Dinge, die ich so bisher bei keinem Jungpferd erlebt habe.
1. Das "nach innen Drängeln".
Im Schritt am langen Zügel drängt sie immer in die Bahnmitte. D.h. sie läuft sie läuft nicht einfach gerade aus, bleibt auch nicht in der Bahnmitte stehen aber läuft ziellos durch die Gegend.
Auch im Trab habe ich meine große Mühe, sie auf dem Hufschlag zu halten, oder auch auf dem zweiten. Es gibt nie das "nach außen" sondern bei uns immer nur das "nach innen".
Ich reite ohne Sporen. Den Schenkel nimmt sie als treibende Hilfe gut an und auch erste Tritte übertreten haben wir gestern auf der besseren Hand geschafft. Aber ich kriege sie einfach nicht nach außen getrieben, ohne den äußeren Zügel zur Hilfe zu nehmen, was leider meist zur Folge hat, dass sie nicht mehr gerade, sondern einen Tick nach außen gestellt ist.

2. Das "Stellen" / das seitwärtstreibende Bein
Das hängt wohl mit dem ersten "Problem" zusammen: Sie lässt sich absolut nicht Stellen. Im Schritt geht es jetzt, ich lobe sie für jedes bisschen, im Trab manchmal auch, aber nur, wenn ich kleine Wendungen reite und das möchte ich eigentlich nicht.
Ich weiß nicht wo ihre "hohle" Seite ist, über die Schulter wegdriften" gibt es bei uns absolut nicht.
Versteht mich nicht falsch, ich erwarte nicht von einem vierjährigen Pferd, sich stellen zu lassen. Schön wäre nur, wenn jemand mir einen Denkanstoß geben könnte, wie ich es schaffe, sie geradezurichten im Hals, ohne dass sie mir nach innen wegdriftet (wie gesagt, das Bein ignoriert sie in diesem Fall. Im Schritt geht es noch, aber im Trab)...

3. Das "Traben am langen Zügel".
Ja, sobald ich ihr die Zügel gebe, möchte die Durchparieren. Woran das liegt? Ich weiß es nicht. An der Longe kann sie auch traben... Ich lobe sie ausgiebig und unterstütze sie mithilfe der Gerte, wir üben das immer nur kurz. Aber warum kann sie das nicht? Insgesamt ist die Anlehnung bei ihr sehr weich, aber recht stetig, nur so ganz ohne Anlehnung ist der Motor sofort aus...

Das ist wahrscheinlich jammern auf ganz hohem Niveau. Insgesamt ist sie sehr schön zu reiten, absolut zuverlässig in der Anlehnung, springt immer richtig an, auch Tritte verlängern können wir im Trab schon, ganze Paraden bietet sie an, sobald ich einmal zuviel beim Übergang zum Schritt gegensitze und ich finde sie für ihr Alter ziemlich weit - wenn da nicht dieses Problem mit dem nach innen drängeln wäre. Ich kenne es von jungen Pferden, dass sie über die äußere Schulter weglaufen, etc., aber mein Pferd kann ja teilweise nichtmal geradeaus laufen (um es übertrieben zu sagen) ohne nach innen wegzudrängen.
Ich habs auch mit Stangen probiert, wenn sie meint, sie soll (ich denke sie denkt dass ich das möchte) nach innen, geht sie auch über Stangen, die ich als Begrenzung genommen hatte.

Freue mich über Denkanstöße. Hatte Marquisa versprochen mal zu filmen, leider war ich meist alleine. Ich hoffe, dass ich die Woche mal jemanden abfangen kann.

P.S.: Zur Allgemeinen Arbeit der Stute:
Sie wird alle zwei Tage "gearbeitet", an der Longe (wir lernen grad den Kappzaum kennen - noch findet sie das Geklimper auf der Nase aber ziemlich doof) oder unterm Sattel, leichte (!) Springgymnastik.
D.h. 3-maximal 4x die Woche sitze ich in etwa drauf oder longiere. An den restlichen Tagen hat sie "weidefrei", gelegentlich gehe ich spazieren an diesen Tagen mit ihr.
Sie kommt jeden Tag mit gleichaltrigen auf die Weide.
esge
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Beitrag von esge »

Wie ist sie denn, wenn du sie entlang der Bande führen willst. Manche jungen Pferde haben eine echte Scheu vor der Bande und trauen sich nicht, dicht an ihr entlang zu gehen.
Loslassen hilft
bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Erstaunlicherweise habe ich das so explizit noch nicht geübt, bzw. nicht daran gearbeitet, aber das Problem tritt auch auf, wenn ich auf dem 2. Hufschlag reite.
Ich werde das heute mal ausprobieren.
Vielleicht doch ganz einfach. Ich sag ja - manchmal komm ich auf die einfachsten Dinge nicht :oops:

Wobei sie das auch auf dem großen Springplatz macht, der bloß eine Stahlumhäusung hat und unser Dressurplatz, der eigentlich gar keine Begrenzung hat außer der Übergang von Sand zu Gras. Dann 1m Gras und dann der Weidezaun.

Ich probiere das aber auf jeden Fall mal.
Sie wirkt zwar keineswegs so, als wollte sie von der Bande weg, aber man weiß ja nie

Danke! :)
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@bubi: Sorry :oops:
Liebe Grüße, Sabine

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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Bubi,ist das Lotta von dem Video,welches du letztens hier eingestellt hast?

Dort reitest du zwar einen Zirkel,aber ich sehe da durchaus nichts ungewöhnliches. Jungpferde brauchen mitunter unterschiedlich lange,auch um sich hinreichend auszubalancieren,dass sie sich auf gerader Strecke selbst "gerader" ziehen.

Bei Lotta ist da wahrscheinlich der Motor noch nicht ausreichend aktiviert,sie balanciert sich noch hauptsächlich über die Schultern.
Da gibt es aber etliche Junge,die genau die gleichen Problemchen haben.

Auch wenn du es selbst so empfindest,das Zünden am Schenkel nach vorne ist noch nicht genug etabliert.Einfach etwas Geduld haben.
Auch dein Durchparierproblem,sobald die Zügel hingegeben werden erklärt sich aus der noch mangelnden Balance.
Die jungen Pferde suchen die Anlehnung gerne auf dem Zügel,auch wenn man als Reiter jetzt nicht direkt ein "Drauflegen" im wörtlichen Sinne verspürt.Dieses fünfte Bein gibt ihnen Sicherheit.Sie trauen sich noch nicht,ihrem Hals als alleinige Balancierstange zu vertrauen.
Auch dies ist ein Prozess,andere Pferde lösen dieses Problem für sich,indem sie nach vorne stürmen (was die ganze Angelegenheit auch nicht angenehmer macht).

Kommt Zeit,kommt Kraft.Etabliere das frische Vorwärts,versuche, durch Übergänge,sie vom "auf der Hand" wegzubekommen,um sie "an die Hand" heranzureiten.Das alles fällt unter die Arbeit gen Selbsthaltung.

Solange das Vorwärts nicht gesichert ist,würde ich alle Seitwärtsbewegungen wie Schenkelweichen lassen.
Ich weiß,du meinst,sie lernt dann zu weichen.Aber bedenke,dass der seitwärtsweisende Schenkel erst mal bremsend und verhaltend wirkt,das junge Pferd reagiert darauf in der Regel nicht nach vorwärts-seitwärts,sondern bremsend und mit dem Hintern ausschlenkernd.
Dies wäre dir momentan nicht nützlich.
Frisch vorwärts das Pferd ruhig auf einem Riesenzirkel langsam mit den diagonalen Hilfen vertraut machen: Das innere Hinterbein motivieren und das Pferd bewusst versuchen,mit dem Sitz zu lenken und mit dem führenden äußeren Zügel vertraut machen.

Dazu kannst du dir das Zureiten auf die geschlossene Zirkelseite zu Hilfe nehmen:
Wenn du den Zirkel auf freier Fläche oder von der Bande weg einleitest,wirst du beim Jungpferd noch vermehrt den inneren Zügel nutzen müssen,um ihm den Weg zu zeigen.Das Jungpferd ist noch nicht genug an Bein und Sitz,um sich allein mit deinem Körper lenken zu lassen.
Wenn du aber dann auf die nächste Begrenzung zureitest,lässt du dein Pferd vermehrt "auf außen kommen",also gedanklich den äußeren Zügel die Führung übernehmen.Da dein Pferd ja die Biegung schon eingeleitet hat,wird es ihr weiter folgen und lernt so den äußeren als den führenden Zügel kennen.Es lernt,die innere Schulter vermehrt zu entlasten und fällt nicht mehr so stark auf sie.

Mach dir noch keine Gedanken um Stellung und Biegung.Erst mal frisch vorwärst.Dein Pferd wird sich so in die Wendung ziehen (nicht am Zügel,sondern in sich,in seinem Körper).Es wird ohne Zwang sich der Biegung allmählich anpassen und sich selbst auf dem Kreisbogen arrangieren,ohne,dass du zuviel vorne rumfummelst.
Lass sie doch ruhig mal nach außen gucken:Du reitest nicht den Kopf des Pferdes,sondern seinen Körper!
Hast du den Motor hinten an,wird dir der Rest in den Schoß fallen.

Dann allmählich diesen Kreisbogen immer weiter gestalten,bis du tatsächlich mal sowas wie ganze Bahn hinbekommst.
Übergänge und Handwechsel nicht vergessen!

Viel Erfolg!
Zuletzt geändert von marquisa am Di, 01. Jul 2014 16:19, insgesamt 1-mal geändert.
bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Danke marquisa!

Ich schreibe dir mal kurz eine PN (mal wieder :oops: )
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Jositnama,

"Hier" funktioniert nicht, da gibt es keinen Beitrag oder er existiert nicht.



LG Ulrike
bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Ulrike hat geschrieben:Jositnama,

"Hier" funktioniert nicht, da gibt es keinen Beitrag oder er existiert nicht.



LG Ulrike
Also bei mir gehts?
Hier:

http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... 544#356544
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Danke, Bubi,

habe es gerade gefunden, in den Rubriken.


LG Ulrike
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Södelö,wir basteln mal wieder an unserem Projekt "alte Remonte".

Diesmal der fünfjährige Schoko als Fotomodell.
So langsam wagen wir uns auch bei ihm an das Thema Geraderichten.
Die ersten Gehversuche im Schulterherein im Trab gelingen schon prima.
Er reagiert sehr fein allein auf die Sitzverschiebung,man braucht gar nicht erst auf die Idee kommen,vorne rumzufummeln,das ist wirklich klasse.

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weil Sh schon schön funzt,probieren wir ein paar Traversaltritte,ohne starkes Kreuzen,ohne Ausdruck,ohne viel Längsbiegung.
Einfach auf die Mittellinie abwenden,SH und dann Stellung beibehalten und vorsichtig nachfragen.
Mit dem erkennbar guten Willen,das gefragte auszuführen geben wir uns zufrieden,das ist mehr,als wir erwartet hatten!

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im ansatzweise versammelten Trab (etwas mehr aufgenommernem Arbeitstrab) geht es schon schön fluffig durch die Wendung ohne nennenswerten Taktverlust:

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In der Verstärkung dürfte noch ein wenig mehr Rahmenerweiterung erfolgen:

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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Uih, Marquisa, das SH ist ja richtig Klasse ! Freut mich für euch !!!
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

:wink:
Zuletzt geändert von marquisa am Di, 08. Jul 2014 03:29, insgesamt 1-mal geändert.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Danke schön, S&P !

Gib uns mal drei Jahre,dann gibts auch eine vorzeigbare Transversahhhhleeee :lol:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:Danke schön, S&P !

Gib uns mal drei Jahre,dann gibts auch eine vorzeigbare Transversahhhhleeee :lol:
Kommt Zeit, kommt Reit 8) 8) 8)
ich denke, wenn er gelernt hat vorne besser breit zu treten, und er hinten stärker ist, wird die besser. Die Babyversion ist doch schon sehr nett - er überkippt halt noch in den Schultern - das wird schon :D
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