Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben: Hier seht ihr das Verkaufsvideo eines vierjährigen,noch ganz grünen Nachwuchsdressurpferdes.
Verkauft werden soll nicht ein Ausbildungsweg,sondern "der große Gang",der Interessent soll eine Idee von der Mechanik und der Bewegungsgüte erlangen,mehr nicht.Obwohl man deutlich sieht,dass bei dem Pferd noch keine Lenkung vorhanden ist,sich die Oberlinie und der gesamte Hals verkürzt,das Hinterbein auch nach hinten fliegen geht,finde ich die Präsentation im Sinne der Intention,die da hinter steckt,völlig ok.
Sie ist weit entfernt von einer Ermelo Vorstellung,auch wenn hier natürlich im weitesten Sinne von vorne nach hinten geritten wird.

https://youtu.be/96SpheU_WZk


Hier seht ihr das gleiche Pferd frisch bei seinen neuen Besitzern,nämlich bei uns 8) Es ist eine noch sehr schmalbrüstige,hochbeinige,sehr große und schlacksige Remonte,die noch nicht lange unter dem Sattel ist.
Wir haben das Pferd unter der Prämisse gekauft,es als Sportpferd auszubilden.
Die ersten Maßnahmen lauten:
Den großen Gang rausnehmen,dabei aber die Frische und den Zug nach vorne erhalten. Das Pferd mit dem Sitz,dem inneren Bein und dem äußeren Zügel vertraut zu machen und in diesem Sinne die Lenkung zu etablieren.
Das Hinterbein dranzuhalten,das Pferd einzuspuren und die Oberlinie (ebenso die untere Halsmuskulatur) zu längen.
Der Rahmen wird in dem Sinne vorgegeben,dass ein sich Herausheben korrigiert werden kann,das Hinterbein genügend Platz zum Untertreten hat und das Pferd trotzdem idealerweise durch sein Genick läuft.
Dazu versuchen die Hände,dem Maul zu folgen und das Pferd zum herantreten ans Gebiss einzuladen.Es soll sich öffnen,ohne auseinanderzufallen.Es soll eine Idee bekommen,sich ohne viel Hand am Sitz abfangen zu lassen.Es soll in der Wendung nicht abtauchen,sondern mehr und mehr Selbsthaltung erlangen.
Wo der Kopf und die Nase positioniert sind,ist mehr oder minder wurscht,es darf den Hals als Balancierstange in einem gewissen Rahmen benutzen;so weit,bis es möglichst nicht komplett auf die Vorhand fällt.Es darf mal zu tief und hinter die Hand kommen,dann wird es sanft nach vorne geschubst.
Auch wenn der Clip nur zwei Minuten dauert,finde ich kann man schön sehen,wie das Pferd sich für mein Daürhalten in der Oberlinie längt und lockerer wird.

Ich hoffe,ich kann unsere Sicht ein wenig rüberbringen.


https://www.youtube.com/watch?v=eAXSMu4jGsA


Ich hatte die Videos kurz im Jungpferdethread stehen,aber wieder herausgenommen.Einfach weil ich keine Lust auf Sperrriemen- oder Sporen-Diskussionen habe. Irgendwie habe ich aber das Bedürfnis,uns Sportreiter von dem Knebel-Würz-Image befreien zu müssen.

:wink:
Also mir gegenüber brauchst du ja EUER Image nicht korrigieren....
Aber jetzt mal ganz im Ernst :
weder das Verkaufsvideo, noch das Gereite deines Mannes, lässt sich auch nur annähernd mit dem Gereite der Lusitanobereiterin auf Esges Video vergleichen !
In beiden Clips eures Storchenkindes, wird die Hand freundlich geboten und lädt zum Herandehnen an ! Sie bietet einfühlsam ( noch mehr bei deinem Mann !!!) Kontakt an und das sieht man auch sogleich !
Im Lusinger-Clip hingegen, ist die Hand starr, unverbindlich und korrigiert, indem sie von oben nach unten-hinten drückt, den Hals/Kopf nach unten. Ich finde das wirklich in keiner Weise vergleichbar- oder anders gesagt : da liegen für mich WELTEN dazwischen !!!
Mit der Hand der Reiterin geführt, würde m.E. das Storchenkind im Schritt Lateralisieren, im Trab schwanken wie ein Schiff bei WS10 und vor allem niemals so eine schöne Dehnung aus dem Wiederrist eingehen !
Ne, für mich ein Paralleluniversum !

Zumal- und das fiel mir heute morgen noch auf, dass ich es zu schreiben vergaß - der Lusinger eben gar nicht im Genick nachgibt, sondern dieses lediglich absinken lässt, den Winkel aber absolut starr ( passend zur Hand und deren Ansprache) lässt.

Ich finde wirklich, dass - falls du ernstlich diese beiden Vorgehensweisen ( einmal des Storchenhofbereiters und deines Mannes- die in ähnlicher Weise agieren-, und zum anderen der der Lusingerbereiterin) vergleichbar findest, du deinem Mann und dem Herrn Bereiter eine Abqualifizierung erteilen würdest...
:wink:
EIN HIMMELWEITER UNTERSCHIED !!!
esge
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Beitrag von esge »

schon wieder kein Like-Button.

Also: LIKE
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ich habe nochmal ausführlich nachgedacht : :idea:
Der Unterschied ist für mich die Intention der Einwirkung, die Vorgenommen wird.
Bei deinen Clips, Marquisa, ist die Intention, "Hals lang", "Nacken lang", "Wiederrist auf" .
Bei den Clips, von esge, ist die Intention : "Hals rund", "Spannung" und "Doing" .
DAS ist für mich der Unterschied.

Deine Clips, Marquisa, haben meine vollste Akzeptanz, auch wenn mein eigener Weg möglicherweise ein anderer wäre. Ich kann das Vorgehen nachvollziehen, sehe die positive Wirkung und weiß auch, wohin ihr da hin wollt. Das ist für mich ein gangbarer, guter Weg. Zumal die Umsetzung und Einwirkung sanft, und mit freundlicher Sorgsamkeit erfolgt.

Der Clip, den esge eingestellt hat, zeigt einen anderen Weg. Hier geht es darum, das Pferd aufzuspannen. Der Nacken wird zwar auch gelängt, aber die Unterhalsmuskulatur wird dagegen gespannt. Das Pferd wird eng gespannt und dann aktiv gemacht. DAS halte ich für ein junges Pferd für falsch. - auch wenn es hier in einer sehr dezenten, sanft anmutenden Form erwirkt wird.
Kleine Unterschiede in der Optik, aber große in der Wirkung.
Schönes WE S&P
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Interessant, hier ist ein neues Video des vieldisktuierten Pferd/Reiter-Paars von esge.
Ehrlich, ich finde die Entwicklung des Pferdes alles andere als schlecht, auch wenn ich die Kritikpunkte nach wie vor verstehe.

https://www.youtube.com/watch?v=qqwMg9mlXFI
esge
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Beitrag von esge »

Ok, dann hier: Ja, in diesem Video gefällt mir alles sehr viel besser, da das Pferd immer wieder deutlich das Gebiss nach vorn nimmt - und auch bekommt. Ich stimme dir also absolut zu, Rapunzel.
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

ja, das gefällt mir auch ausnehmend viel besser ! :engel:
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich schliesse mich an, dass das meiste ganz gefällig ist. Interessant ist der Unterschied dann im v/a ganz zum Schluss im Vergleich zu zB. S&Ps Video. Hier kippt der Lusi doch ziemlich stark vorne über und nimmt das Gebiss eben nicht nach vorne an, sondern fällt nach unten und stellt sich quasi auf den Kopf. Während S&Ps zuerst dieses nach vorne treten mit ganz langem Hals lernt. Ich persönlich favorisiere S&Ps Variante.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
esge
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Beitrag von esge »

Ja, ich auch. Es ging hier auch nur um den Vergleich der beiden Schimmelvideos und wie sich Dinge (und Pferde...) entwickeln.
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Meg
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Beitrag von Meg »

Komisch, dass das Gebiss auf der linken Seite immer 2cm 'rausgezogen ist, auf der rechten Seite nicht...
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Meg hat geschrieben:Komisch, dass das Gebiss auf der linken Seite immer 2cm 'rausgezogen ist, auf der rechten Seite nicht...
Das liegt schlicht daran, dass das Pferd rechts hohl ist und die Reiterin ständig versucht mit dem linken Zügel die Schulter zu verwahren und dabei ein Rückwärtstendenz mit in der linken Hand hat. Sie wirkt mit dem linken Zügel nach rechts- sozusagen über Kreuz. Wenn das Pferd aber rechts nicht loslässt, kommt entweder ein Verwerfen oder wie in diesem Fall eine ungleiche Anlehnung dabei raus...
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Mich würde ja immer noch interessieren, warum bei diesem Pferd die Hüfte mehr oder weniger still steht im Trab. Das Heben und Senken der Hüfte muß man echt mit der Lupe suchen :kopfkratz:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

saltandpepper hat geschrieben:
Meg hat geschrieben:Komisch, dass das Gebiss auf der linken Seite immer 2cm 'rausgezogen ist, auf der rechten Seite nicht...
Das liegt schlicht daran, dass das Pferd rechts hohl ist und die Reiterin ständig versucht mit dem linken Zügel die Schulter zu verwahren und dabei ein Rückwärtstendenz mit in der linken Hand hat.
Wääät, das ist doch meine Spezialität ;-)

Sinsa: Das kannst du bei den meisten Iberern mit der Lupe suchen. Die Bewegung durch den Körper lassen ist nicht so deren Ding. Das rauszureiten ist entsprechend langwierig und anspruchsvoll.

Ich bleib dabei: Das ist wie alles nicht perfekt, aber die Pferdewelt wäre ein besserer Ort, wenn alle so reiten würden.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Rapunzel hat geschrieben:
saltandpepper hat geschrieben:
Meg hat geschrieben:Komisch, dass das Gebiss auf der linken Seite immer 2cm 'rausgezogen ist, auf der rechten Seite nicht...
Das liegt schlicht daran, dass das Pferd rechts hohl ist und die Reiterin ständig versucht mit dem linken Zügel die Schulter zu verwahren und dabei ein Rückwärtstendenz mit in der linken Hand hat.
Wääät, das ist doch meine Spezialität ;-)

Sinsa: Das kannst du bei den meisten Iberern mit der Lupe suchen. Die Bewegung durch den Körper lassen ist nicht so deren Ding. Das rauszureiten ist entsprechend langwierig und anspruchsvoll.

Ich bleib dabei: Das ist wie alles nicht perfekt, aber die Pferdewelt wäre ein besserer Ort, wenn alle so reiten würden.
Gefällt mir! :wink:

(aber ... Spezialität ... dachte "das ist so" ... also miiiiir könnte das ja niiiie passieren 8) :roll: 8) :roll: )
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Rapunzel Ahh :idea: Danke.
Dann muß ich da echt mal drauf achten, das ist mir so irgendwie noch nie so doll aufgefallen :oops:
esge
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Beitrag von esge »

Hähä, das macht sie unter anderem so sitzbequem... :roll: 8) Die, die deutlich heben und senken sind meist unbequem...
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