Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Meinst du? Dann würd´s mir deutlich weniger gefallen.

Bis auf einmal ganz kurz im Schritt variiert er die Kopf/Halshaltung in der ganzen (langen!) Zeit gar nicht, das wäre ja recht unphysiologisch. Der stark passige Galopp und die Passage mit nachschleppender HH sind doch vermutlich auch nicht unbedingt so gewollt, beides hätte ich jetzt auch auf die zu hohe Aufrichtung ohne Variationsmöglichkeit aufgrund der Aufregung zurückgeführt.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Natürlich ist die hohe Kopfposition der Aufregung geschuldet, aber anders :wink: . Das Pferd geht nicht so, weil es selbst den Kopf so hochreißt, sondern weil Herr Karl ihn da hin positioniert- aber schon auch weil er so aufgeregt ist- aber eben gezielt herbeigeführt- ich hoffe, ich schreibe nicht allzu wirr :lol: :lol: :lol:

Es ist eines der ganz spezifischen Merkmale der EdL : man ist in der Lage, jede Kopf-Hals-Position ganz genau herbeizuführen.

Die Dehnung- so wie Herr Karl sie versteht, also kein "deutsches" V/A- hat das Pferd in den Pausen in denen es steht.

Und natürlich werden die Pferde normalerweise innerhalb der Arbeit auch immer wieder in genau so einer Dehnung frisch voran geritten- nur eben nicht, wenn sie ohnehin permanent davonrollen- so wie High Noon dazu neigt- vor allem in dieser Show-Situation.

Da auf den deutschen "Schwung" in der EdL kein Schwerpunkt gelegt wird, ist die Passage natürlich entsprechend.

Die Punkte aber, die Herrn Karl wichtig sind, sind bei allen Pferden und vor allem auch bei High Noon durchgängig gezeigt :

-gleichmäßiger Kontakt zwischen Hand und Maul, bei "sprechendem" Maul,
-Genick höchster Punkt,
-Stirnlinie v.d.S,
-Parallelität der Stütz- und Hangbeine ( außer in den Kunstgängen : Passage + spanischer Schritt) ,
-eine lose arbeitender Rücken ,
-Ruhe,
-feine, dezente Führung an Hand und Bein,
-absolute Durchlässigkeit des Pferdes in jede angewiesene Haltung ( ausschließlich des deutschen Spannungsbogens auf den in dieser Form kein besonderer Wert gelegt wird/ der nicht eklatant wichtig befunden wird) und
-jede Bewegungsrichtung differenzierbar nach Vor- und Nachhandbeweglichkeit.

Das will er haben, das will er zeigen und das zeigt er auch.

Warum ich das so betone und erkläre ?

Es wird mir mit den Jahren immer klarer, dass ein guter Reiter für mich einer ist, der ein Pferd effektiv und präzise in Bewegung und Haltung genau so formen kann, wie er es sich vorstellt. Dieses erreicht er mit Mitteln, die dem Pferd verständlich und ihm weder körperlich, noch mental Qual bereiten und mit positiver Motivation.

Ein guter Lehrer ist darüber hinaus ein Mensch, der diese, seine Vorstellung und deren Ausformung anderen Reitern so vermitteln kann, dass eine erkennbare Prägung erfolgt- sprich, dass man an den Schülern und deren Pferden seine Handschrift erkennt.

Für mich ist dabei erst mal untergeordnet, welche Vorstellung das genau ist, denn ausschlaggebend ist für mich die FÄHIGKEIT zur Ausformung- nicht die Gestalt derselben.

Und genau das sehe ich hier - sogar in beeindruckender Form. Ein Reiter, der präzise seine Vorstellung verwirklichen kann- mit absolut sauberen Mitteln- wie ich weiß !

Und ein Lehrer der darüber hinaus viele, viele Schüler vorweisen kann, die bei minimaler Begleitung durch dessen Unterricht, mit deutlicher Prägung und auf wirklich hohem Niveau ( nach den Bewertungskriterien ihres Ausbilders!!! ) so etwas vorführen können.

Dieses Können und diese Leistung muss man absolut anerkennen und hoch schätzen ! Ein großartiger Reiter ! Ein großartiger Lehrer !

Die Formgebung und Bewegungsausformung selbst, ist nun für mich persönlich eine andere Sache- hier geht es um "Geschmack" meinetwegen auch im "Ideologie" , um die Vorstellung davon, "wie es sein soll".

Diesen Punkt muss jeder letztendlich für sich selbst entscheiden- und hat mich eben dazu bewogen, meinen Abschied aus der EdL zu nehmen.

In soweit sehe und anerkenne ich die großartige Vorstellung - weiß ich doch auch, was zu erreichen gewünscht war! Nach meiner persönlichen Vorstellung aber fehlen mir viele Punkte, bzw. würde ich persönlich die Ausformung teils anders wünschen. Schön anzuschauen ist es dennoch ! :D
Gruß S&P
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Verstehe, das wirft aber die interessante Frage auf, ob bzw. warum diese Art der Einstellung/Positionierung/Formung des Pferdes gefällt/gut/besser ist als z.B. eine ebenso beabsichtigte und aus bestimmten Gründen herbeigeführte andere Haltung. Ist das dann reine Geschmackssache?

Bei der Passage fehlt nicht unbedingt der Schwung, sondern das zur Vorhand passende Engagement der Hinterhand. Das ist ja objektiv nicht richtig oder gut. Ebenso wie ein so stark passiger Galopp nicht gut ist und auf diverse Probleme hinweist.
esge
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Beitrag von esge »

Wenn man mal geschichtlich zurück blickt, sieht man, dass es tatsächlich bis zu einem gewissen Punkt Geschmacks- bzw. Modesache war, was man als "gute", erstrebenswerte Reiterei ansah. Herrn Karls Ideal war zum Beispiel bei der Offiziersreiterei des frühen 20. Jahrhunderts ebenfalls Idealbild. Und immerhin wurde auf deren Basis mal die HdV 12 und somit dann auch später die Richtlinien für Reiten und Fahren geschrieben...
Loslassen hilft
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Aber doch nicht objektive Fehler?
Mearas
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Beitrag von Mearas »

@Rapunzel und maulfrei: Möglicherweise ist das Video vom Freitag, diese Vorstellung hatte ich gesehen und kann maulfreis Begeisterung für High Noon so gar nicht nachvollziehen. Locker vorwärts war da nichts - die Ansagerin betonte allerdings auch mehrmals, daß eine solche Show für High Noon offenbar neu war und er entsprechend aufgeregt war.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel, "objektive Fehler", wenn man den Spannungsbogen / Schwungentwicklung als eines der obersten Ziele ansieht. Und die Abwesenheit eines solchen und die daraus resultierenden Bewegungsabläufe als "Fehler".
Wenn nicht, sieht man ein absolut genau zu reitendes, durchlässiges Pferd. Man vergleiche einfach mal mit Neckermann. Da gibt es sehr ähnlich anmutende Bilder/ Filmdokumentationen. Es ist tatsächlich mit eine Frage des Geschmacks- bzw. der Prioritäten der Punkte der Ausbildung.
Eine Passage ohne Schwung zeigt eben genau dieses Bild.

Die Fragen, warum man welche Position anweist, kann man wunderbar in Büchern nachlesen- das sprengt nun hier den Rahmen... :wink:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich hab gar nicht gefragt, warum man welche Position anweist. Das weiß ich nämlich ;-). Ich werde nur im Leben nicht begreifen, warum man eine Kopf/Hals-Position, bei der der Rücken blockiert ist, gut findet, wenn PK draufsitzt und schlecht, wenn jemand anders draufsitzt.

Eine Passage, bei der die Hinterbeine hinterherschluffen, ist keine gute Passage, egal nach welchem System oder welcher Schule - das hat mit Schwung eher nix zu tun. Ebenso wie ein passiger Galopp kein guter Galopp ist. (Wobei nebenbei bemerkt eine Passage ohne Schwung reiten zu wollen für meine Begriffe ungefähr so viel Sinn macht wie ein Springturnier ohne Hindernisse - aber das kann ja jeder halten, wie er will).
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel, wer hat geschrieben, dass die Passage gut ist, weil PK draufsitzt ? Ich habe völlig neutral geschrieben, dass eine Passage ohne Schwung so aussieht- und eine mit Schwung anders- ganz ab davon, ob das mir gefällt oder nicht. :?
Ich habe auch geschrieben, dass Herr Karl das genau so reitet wie er das haben will. Weil ER das so gut findet.
Oder meintest du jetzt nicht mich ? Und doch, eine Passage bei der die Parallelität der Stützbeine auseinanderdriftet, ist nach bestimmten Kriterien "gut", wenn das Schubbein deutlich hinten heraus fußt und die Schulter deutlich gehoben ist.
Viele berühmte Russen ritten sie früher so, auch Schultheiss und Neckermann und auch von Lörke und Podhajsky gibt es diverse Passagenbilder die so geritten sind.
Die Schwungpassage in geradezu brillanter Form zeigt hingegen das berühmte Passagenbild von Egon v. Neindorff auf Jaguar. Für mich ist das DIR PASSAGE ! Aber es gibt darüber durchaus geteilte Ansichten.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Nee, hab ich doch auch nicht geschrieben, dass du die Passage gut findest. Aber dass PK die Kopf/Halsposition generell absichtlich so einstellt, das schienst du doch positiv zu sehen. Ist aber echt auch nicht so wichtig, ich glaube, wir sind eh nicht weit voneinander entfernt im Grundsatz.

Nur für mich ist das halt einfach eine nicht sonderlich glorreiche Passage und ein grottiger Galopp.
esge
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Beitrag von esge »

Rapunzel, andere blockieren Rücken und Schultern durch zu tiefe, aufgerollte Kopf-Hals-Positionen. *schulterzuck*
Loslassen hilft
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ja, genau das meine ich doch!
Wenn andere etwas Ähnliches machen, ist es schlicht blöd (egal was die in dem Moment für Gründe dafür haben), bei PK ist es aber nicht blöd - das geht nicht in meinen Kopp.
esge
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Beitrag von esge »

Hat irgendwer gesagt, dass es nicht blöd ist?
S+P hat lediglich erklärt, DASS diese Haltung so gewünscht ist.

und ich sage dazu, dass sie nicht mehr und nicht weniger den Rücken blockiert als zu tiefe, aufgerollte Hälse das auch tun.
Loslassen hilft
le_bai
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Beitrag von le_bai »

Der rücken IST nicht blockiert in dieser Haltung.

Insofern ist das keine falsch richtig Frage - sondern wie man positive grundspannung definiert ...
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

le_bai hat geschrieben:Der rücken IST nicht blockiert in dieser Haltung.
Doch im Sinne der Schwungentwicklung ist er genau so blockiert.
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