Sicher kann man ein Pferd auf Kandare viel leichter und genauer reiten, als auf Trense. Aber leider vertuscht die starke Wirkung der Kandare und der Respekt (manchmal sogar die Angst), die das Pferd vor der Kandare hat, viele reiterliche Fehler.
Die reiterlichen Hilfen sind das Kommunikationsmittel, um dem Pferd unsere Wünsche mitzuteilen. Das optimale Zusammenwirken dieser Hilfen kann nur gelingen, wenn das Pferd von hinten nach vorn geritten wird, ohne dass es an igend einer Stelle zu einer Unterbrechung der Verbindung kommt.
Solange das Pferd die Trense nicht als Signalgeber akzeptiert, muss man leider davon ausgehen, dass die Kommunikation noch nicht so fein ist, dass man das Pferd der Kandare aussetzt. Natürlich wird ein solches Pferd auf Kandare "leichter" sein. Aber nur, weil es sich entweder entzieht oder weil wir unsere Fehler im Zusammenwirken der Hilfen gar nicht mehr merken.
Auch hier - wie so oft - gilt wieder, wenn ein Pferd "lieber" auf Kandare geht,
sollten wir die Ursache nicht immer nur beim Pferd suchen, sondern uns fragen, ob es vielleicht auch daran liegt, wie wir die Hilfengebung einsetzen.
Je mehr ein Pferd korrekt von Hinten nach Vorn geritten wird, desto weniger kommt es darauf an, was vorne - also im Maul - passiert. Solange wir unser Pferd nur auf Kandare leicht und losgelassen reiten können, ist jedenfalls sicher, dass unsere Kommunikation überwiegend über die Hand erfolgt, also genau das, was wir eigentlich nicht wollen.
Die Vorgaben der FN, dass man ein Pferd zumindest auf dem Niveau L sauber und korrekt (losgelassen und zufrieden) auf Trense reiten können sollte, bevor man die Kandare einschnallt ist -
vor allem als Schutz vor reiterlichen Fehlern - eine in meinen Augen ausgezeichnete Regelung.
Wir sollten nicht nur daran denken, was es uns (subjektiv) leichter macht, sondern daran, ob es für Pferd und Reiter im Sinne einer durchdachten Ausbildung das richtige Kommunikationsmittel ist.
Es stellt sich nicht die Wahl zwischen ständiger Einwirkung auf Trense oder feinem Reiten mit Kandare, das sind nur billige Ausreden. Die Frage lautet, die setze ich die reiterlichen Hilfen so ein, dass die Kommunikation funktioniert. Also wie reite ich einfach besser.