Unterschriftenaktion: Reformen des FN-Reglements

Allgemeines rund ums Pferd

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sinsa
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Beitrag von sinsa »

orest hat geschrieben:warum haben dann höchst ausgebildete Dressurreiter mit ihrem Pferden ernsthafte Probleme, eine vernünftige Ehrenrunde zu reiten? Soweit ich weiss nahm eine bekannte Reiterin mehrfach zur Siegerehrung lieber ihr Fahrrad!
Von ländlichen Dressurreitern, die sich nur mit Schlaufzügel :shock: ins Gelände trauen, mal ganz zu schweigen....
Hier bin ich, als reine Freizeitreiterin mal voll die Fachfrau und werde mal als solche ein paar Geheimnisse lüften, die sonst so nur in obersten Geheimzirkeln der Freizeitreitlehre bekannt sind:
Erstens: Man kann bis zum Erbrechen von Pferd und Reiter an der Rittigkeit auf dem Platz und in der Halle üben. Ein ordentlich entspanntes Pferd im Gelände wird da erst dann draus, wenn man das übt und vorallem, wenn man es da übt, wo es stattfinden soll: Nämlich im Gelände!
Zweitens. Ein geknechteter FN-Dressur-Kracher, der im Gelände am Rad dreht, wird dies auch dann noch tun, wenn die Reitweise auf Karl und Co umgestellt wird. Dem ist das nämlich herzlich wurscht, wie der Reiter das Herumgefuhrwerke in seinem Maul nennt.
Drittens: Die Reiterei ist immer genauso sch***, wie der Reiter, der draufsitzt reitet. Auch das ist Reitweisenunabhängig. :mrgreen:
LordFado

Beitrag von LordFado »

ich möchte sinsas Beitrag noch ergänzen: Siegerehrungen lassen sich leider nur begrenzt üben - drum wird das für manches Sensibelchen immer ein Problem bleiben!
wotilas

Beitrag von wotilas »

orest hat geschrieben:Na logisch können Pferde bei einer Ehrenrunde mal "lustig" werden. Man muss sich aber vor Augen führen, dass diese Pferde die nach den Regel der Sport-Dressur die am besten ausgebildeten sind, mit den besten Reitern. Und bei der ersten 'Aufregung' gibts dann gleich ernsthafte Probleme? Das kann es in meinen Augen wirklich nicht sein und ist eine völlige Bankrotterklärung der Ausbildung.
Bist Du schon mal Dein eigenes Pferd vor so einer Kulisse geritten?

Ein Beispiel: Ich darf derzeit einen Vollblutaraber reiten, der wirklich als bombensicher gelten kann. Man kann jeden Besuch, der einigermaßen auf einem Pferd sitzen kann, auf ihm mit ins Gelände nehmen. Du kannst ihn auf einem Fahrlehrgang einfahren und dann fast den ganzen Kurs mit ihm durch die Prüfung schicken. Du kannst einen Massenstart zu einem Distanzritt im Schritt am langen Zügel reiten, wo andere steigen, losjagen, kaum noch kontrollierbar sind. Du kannst ihn bei Hochzeiten Spalier stehen lassen, Wiedereinsteiger mit ihm zu Lehrgängen schicken, kannst eine VFD-Berittführer-Prüfung mit ihm bestehen, kannst einen Chiron-Springlehrgang mit ihm machen, Wanderritte sowieso, kannst ihn irgendjemandem für ein Distanz-Reitabzeichen zur Verfügung stellen, der das Pferd noch nie geritten hat, und er wird bestehen. Du kannst alle Seitengänge mit ihm reiten, Galoppvolten usw.

Aber ich konnte ihn auf der Messe bei der Probe kaum eine Runde im Schritt durch diese Halle reiten, ich bin abgesprungen und war froh, dass ich ihn wenigsten heil geführt bekam. Die Besitzerin hat ihn auch auf der Messe anständig vorgestellt, aber eine andere Gangart als Galopp war einfach undenkbar ... sag mir, wie man dieses Pferd reeller reiten soll, damit es vor dieser Kulisse cool bleibt. Siegerehrungen, großes johlendes Publikum und laute Musik sind sehr schwer zu üben und es gibt einfach Pferde, die das nicht verkraften (besonders wenn sie in ihrer Jugend mal ein Showtraining 'genossen haben' ;)) Auch wenn Du sie selbstverständlich auf der Messe im Aktionszirkel reiten kannst und sie natürlich auf der Messe auch brav am langen Zügel durch alle Hallen oder über das Gelände stiefeln und auch auf dem Abreiteplatz im dicksten Gedrängel schön bei Dir bleiben.
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

@ motte, lord fado, fliehendes Pferd und Co: gebt es auf, es hat einfach keinen Zweck. Ihr predigt gegen Windmühlen. :cry:

Wenn ich hier von 30jährigen lese, die genau wissen, wieviel leichter die Anlehnung in der Dressur vor 50 Jahren war, die offensichtlich soviel Ahnung von der Entwicklung in der Zucht von Dressurpferden haben wie mein 14jähriger blinder Kater verstehe ich langsam, wie Herr Karl seine Verbeserungsvorschläge verkauft. Sorry, dass ich jetzt mal so unsachlich werde, aber mit Dieter Nuhr gesprochen: wenn man wirklich gar eine Ahnung hat, einfach mal ...

Anlehnung wird leicht, wenn entweder ein Pferd durchlässig wird, weil es systematisch und klassisch ausgebilet wurde, insbesondere weil die Kraft von hinten nach vorne federnd über einen gut schwingenden Rücken übertragen wird und das Pferd sich leicht abstoßen kann,
oder, weil die Verbindung von der Hinterhand nach vorne wegen eines toten bzw. festen Rückens unterbrochen wird und das Pferd einfach nicht mehr zieht, sondern den Rücken durchfallen lässt, leider ist genau das häufig das Ergebnis der sog. "Verbesserungsvorschläge". Man verzichtet auf die treibenden Hilfen und freut sich darüber, dass man nichts mehr in der Hand hat - super. O.K. das Pferd zeigt natürlich jetzt keine Leistung bzw. keine korrekt am Punkt abgefragte Lektionen, aber dafür ist man ja schon fast ein"alter Meister" ohne Anlehnung, ohne treibende Hilfen, fehlt nur noch die blanke Kandare einhändig, auf diesen "Verbesserungsvorschlag" warte ich noch. Bei allem Respekt vor horsemän und einigen anderen wirklich klugen Köpfen hier, aber das Niveau der Diskussion ist auf den letzten Seiten so unterirdisch, dass man Herrn Karl zu seinem Klientel nur gratulieren kann. Bei solchen Detailkenntnissen der Reiterei und Pferdezucht muss sich die FN wirklich warm anziehen :evil:

Lieber Admin: nach diesem Beitarg habe ich großes Verständnis wenn Du mich sperrst, ich würde das tun, aber offensichtlich gefällt Herrn Karl und seinen Anhängern ja eine etwas polemische Wortwahl, trotzdem schäme ich mich für meinen Beitrag :oops: , aber manchmal platzt einem der Kragen... :evil:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
maurits

Beitrag von maurits »

Danke, Steffen.
lg
maurits
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Junito
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Beitrag von Junito »

Nein, ich glaube nicht, dass wir uns treffen können. Im übrigen glaube auch ich nicht, dass korrektes Reiten mit dauerhaft durchhängendem Zügel möglich ist. Aber ab und an ist es ganz interessant, das zu versuchen, um zu testen, ob das Pferd wirklich "bei einem" ist.

Ansonsten ziehe ich eine Art elastischer Zügelbeziehung vor. Also sehr flexibel, sonst kommt man ins Tauziehen.

Die Verhältnismäßigkeit ist immens wichtig. Das Pferd darf auch keineswegs schleichen, damit erreicht man auch nichts.

Nein, mir geht es um etwas ganz anderes. Das Fühlen kann man, wenn man es denn möchte, nur in sehr langer Zeit und unter schwierigen Umständen erlernen. Man braucht fachkundige Menschen, die einem erstmal sagen, "wenn es stimmt".

Und da ist es eigentlich völlig egal, was man nun macht. Ob man über Hindernisse setzt, durch Geländer jagt oder auch Pirouetten dreht. Auf Turnieren oder zu Hause.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

wotilas hat geschrieben:
orest hat geschrieben:Na logisch können Pferde bei einer Ehrenrunde mal "lustig" werden. Man muss sich aber vor Augen führen, dass diese Pferde die nach den Regel der Sport-Dressur die am besten ausgebildeten sind, mit den besten Reitern. Und bei der ersten 'Aufregung' gibts dann gleich ernsthafte Probleme? Das kann es in meinen Augen wirklich nicht sein und ist eine völlige Bankrotterklärung der Ausbildung.
Bist Du schon mal Dein eigenes Pferd vor so einer Kulisse geritten?

Ein Beispiel: Ich darf derzeit einen Vollblutaraber reiten, der wirklich als bombensicher gelten kann. Man kann jeden Besuch, der einigermaßen auf einem Pferd sitzen kann, auf ihm mit ins Gelände nehmen. Du kannst ihn auf einem Fahrlehrgang einfahren und dann fast den ganzen Kurs mit ihm durch die Prüfung schicken. Du kannst einen Massenstart zu einem Distanzritt im Schritt am langen Zügel reiten, wo andere steigen, losjagen, kaum noch kontrollierbar sind. Du kannst ihn bei Hochzeiten Spalier stehen lassen, Wiedereinsteiger mit ihm zu Lehrgängen schicken, kannst eine VFD-Berittführer-Prüfung mit ihm bestehen, kannst einen Chiron-Springlehrgang mit ihm machen, Wanderritte sowieso, kannst ihn irgendjemandem für ein Distanz-Reitabzeichen zur Verfügung stellen, der das Pferd noch nie geritten hat, und er wird bestehen. Du kannst alle Seitengänge mit ihm reiten, Galoppvolten usw.

Aber ich konnte ihn auf der Messe bei der Probe kaum eine Runde im Schritt durch diese Halle reiten, ich bin abgesprungen und war froh, dass ich ihn wenigsten heil geführt bekam. Die Besitzerin hat ihn auch auf der Messe anständig vorgestellt, aber eine andere Gangart als Galopp war einfach undenkbar ... sag mir, wie man dieses Pferd reeller reiten soll, damit es vor dieser Kulisse cool bleibt. Siegerehrungen, großes johlendes Publikum und laute Musik sind sehr schwer zu üben und es gibt einfach Pferde, die das nicht verkraften (besonders wenn sie in ihrer Jugend mal ein Showtraining 'genossen haben' ;)) Auch wenn Du sie selbstverständlich auf der Messe im Aktionszirkel reiten kannst und sie natürlich auf der Messe auch brav am langen Zügel durch alle Hallen oder über das Gelände stiefeln und auch auf dem Abreiteplatz im dicksten Gedrängel schön bei Dir bleiben.
Das kann ich voll unterschreiben.
Da möchte ich auch denjenigen auf meinem Pferd sehen , obwohl die ansonsten IMMER brav an den Hilfen steht.
Auch Pi und PA würden daran nix ändern, ICH hätte in so einer Atmosphäre Stress .
Und so bin ich zugegebener Massen zwar amüsiert über AvG, finde aber die Reaktionen darauf wirklich überbewertet.
Steffen hat geschrieben:@
, dass ich jetzt mal so unsachlich werde, aber mit Dieter Nuhr g: wenn man wirklich gar eine Ahnung hat, einfach mal ...esprochen
Schade, so was hatte ich letztens auch irgendwo,allerdings konkreter
"Halt doch Deine Fr.."
Von DIR allerdings hätte ich doch mehr Souveränität erwartet.



Liebe Grüße
Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Steffen: Es können jedem mal die Pferde durchgehen - so schnell wird man hier aber auch nicht gesperrt.

@Anchy: Was bitte schön hat deine Antwort mit der Diskussion zu tun????
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Steffen hat geschrieben:Wenn ich hier von 30jährigen lese, die genau wissen, wieviel leichter die Anlehnung in der Dressur vor 50 Jahren war
Wow, toll, daß Du mit nur 5 Lebensjahren mehr sooo viel mehr Ahnung zu haben scheinst *sichverneigt*
Was Blöderes ist Dir echt nicht mehr eingefallen, oder? *michAnchysAussageanschliessenmuß*

Es gibt wirklich nicht viele Filme von alter Reiterei im Netz, aber die paar, die ich gefunden habe (Neckermann, ein Russe, neuzeitlicher dann schon Klimke und Jensen aus den 80ern), zeigen meist das, was ich versucht habe auszudrücken - die mussten nicht die Kandare auf Anschlag ziehen, damit die Viecher gemacht haben, was der Fritz oben drauf wollte!
Und die sind im Turniersport auch nicht auf irgendwelchen Arbeitsgäulen geritten, sondern doch überwiegend auf blutgeprägten Pferden mit Vollblut-/Trakehnereinschlag. Oder irre ich? Und ich glaube jetzt einfach nicht, daß die so viel leichter zu händeln waren als es die heutigen durchgezüchteten Dressurtypen sind.

Und trotz allem - leichte Verbindung hat nix damit zu tun, ob ich auf dem Traktor oder im Ferrari sitze. Das ist für mich nur eine Frage der Reiterei, aber vielleicht unterliege ich hier ja noch jugendlichem Leichtsinn? Klar kann der Ferrari besser tanzen und ist leichter im von außen sichtbaren Ausdruck, aber doch nicht im Reitgefühl!
Ich mach gleich noch ein Faß auf - da sind wir doch auch genau bei der Rassendiskussion, daß man nur mit "bestimmten" Pferden in die Weihen höherer Dressur gelangen kann. Welch ein Quatsch...
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

@Josiatianma

Meine Diskussion ist hiermit beendet.
Nur das eine , es war eine Antwort auf ein Statement und darauf, inwieweit Ausbildung auf den Nerv eines Pferdes hat.
Zumindest hatte ich das hier in den letzten Beträgen gelesen.

Nicht mehr und nicht weniger.

Liebe Grüße
Anchy
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Fliehendes Pferd
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Beitrag von Fliehendes Pferd »

Es gibt Filmmaterial aus dieser Zeit und auch aus früheren Zeiten. Ich empfehle immer wieder gern einen Besuch im Verdener Pferdemuseum. Da kann man unter anderen die Dressur bei der Stockholmer Olympiade sehen. Absolut sehenswert ! Und danach erzähle mir jemand, früher war alles besser.
Neckermann, Klinke etc waren die absolut Besten ihrer Zeit. Und selbst diese Reiter hatten Pferde, auch Ahlerich, die wären heute eines unter ganz, ganz vielen. Wobei ich vor Klimke meinen Hut ziehe (vor dem anderen definitiv nicht).
Ob jedes Pferd die Weihen höherer Dressur lernen kann ? Nein, mit Sicherheit nicht. Nur Pferde mit einer ausgesprochen guten und letztlich auch mitgegebenen Rittigkeit können das, wenn sie denn auf den richtigen Reiter treffen. Die Rittigkeit ist rasseunabhängig, oft genug gekoppelt mit einem ungünstigen Exterieur und auch nicht gangwerkabhängig. Rittige Pferde lernen es trotzdem. Von Haus aus unrittige lernen auch eine ganze Menge (mit dem richtigen Reiter). Aber mit Sicherheit nicht die vielgepriesene Leichtigkeit.
Kommt zu der Rittigkeit noch das rechte Gangwerk, dann - und wirklich erst dann - reden wir über einen Ferrari. Und der ist nicht von jedermann zu bedienen. Das sollte jedem klar sein. Sogar das Auto geht kaputt, wenn man es nur im ersten oder zweiten Gang fährt ....
orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

nach den Tönen, die hier von Steffen angeschlagen wurden, verabschiede ich mich aus der Diskussion, bevor es hier gänzlich unsachlich wird.

Ich hatte als Jugendliche im Unterricht meine Argen Probleme mit so manchen Grundsätzen in den Richtlinien, die mir höchst unlogisch vorkamen. Ich gab frustriert schließlich das Dressurreiten auf und ging nur noch ins Gelände.
Bis ich auf die klassische Alternative stiess. Mit Hilfe dieser Ideen, die u.a. PK verbreitet hat und der meine RL unterrichtet hat, kam ich mit meinem Pferd -als ganz normaler Freizeitreiter, weder Reiterin noch Pferd sind besondere Talente - viel weiter als ich es mir jemals hätte träumen lassen.
Ich bin mit meinem Pferd mit diesem Weg auf jeden Fall zufrieden und werde ihn weiter gehen.

Gruß Tina
horsman
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Beitrag von horsman »

@orest: kann dir zu beiden Beiträgen beipflichten


aber Sfeffen:

die Sache ist doch die, dass es (zugegeben wenige) Pferde+Reiter gibt, die mit super leichter Anlehnung und mit dem Hauch von Beineinsatz ihre Pferde zu sehr energievollen Vorstellung in wunderschöner Kadenz bringen

das ist Legerete !

und sicher gibt es auch (wie immer zahlenmäßig mehr) Stümper, bei denen hängt der Zügel bloß durch, und sie treiben nicht aber das Pferd ist auseinander und / oder schlufft daher

das ist dann einfach schlechtes Reiten.

Du darfst aber nicht den Fehler machen, den viele heutige modern-FN-geprägte Reiter machen, dass sobald man eine leichte Zügelverbindung sieht, und einen Reiter der anscheinend nichts tut (in wirklich tut der gute Legerete-Reiter nämlich sehr viel - er kontrolliert und beherrscht permanent ein sehr sensibles Gleichgewicht) von falschem Reiten zu sprechen.

Man muss differenzieren und man kann es auch, denn der Impuls, die Energie und die Flüssigkeit in der Gelassenheit, das ist es.


Und natürlich kann ein Pferd in einer Siegerehrung mal heiß werden, auch ein top durchlässiges Pferd. Im Gegensatz zu einem wenig durchlässigen Pferd, wird sich das gut durchlässige Pferd aber auch in voller Erregbarkeit noch beherschen lassen, weil es sich dann "nur" sehr stark versammelt.

Bei Donnerhalls Abschied von Karin Rehbein damals in Oldenburg war das gut zu sehen. Der kochte und tropfte wie nach starken einem Regenguss ob des ganzen Brimboriums da mit 20 anderen Hengsten, Feuerfackeln usw. Aber Fr. Rehbein hatte dies immer im Griff, das einzige was passierte bei Donnerhalls geladenem Energieausbruch war eine gigantische nicht enden wollende Piaffe und Passage. Übrigens sah man auch hier bei Fr. Rehbein kaum Anstrengung.


Übrigens: Briar war eins der wenigen Top-Dressur Pferde, wo man meist auch eine mobile Unterkiefertätigkeit beobachten konnte. Briars Reiter hat einige Zeit mit Rehbein zusammen gearbeitet. Zufall??? Ich bin ja immer noch der Meinung, dass es durchaus noch dt. Dressurreiter gibt, die sich mit PK sachlich austauschen können und auch oder das ein oder andere von ihm lernen können. Umgekehrt sicher auch. Herr Rehbein lebt leider nicht mehr.
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Fliehendes Pferd hat geschrieben: Ich muß mich außerdem wundern, wie hier zwei wirklich gute Reiterinnen nieder gemacht werden. Die Wahrnehmung von Colloid u.a. kann ich nicht teilen.
maurits hat geschrieben:Die an anderer Stelle gegen Isabell Werth geäusserte Kritik fand ich auch "mutig"
Das wundert mich nicht. Und zeigt genau die Diskrepanz wegen der wir uns nie einig sein werden. Wer Frau Werth für eine wirklich gute Reiterin hält (vorzugsweise noch mit fantastischem Sitz) und ihre Pferde für gut und reell geritten, dem kann ich aus meiner bescheidenen Sicht nur einen massiven Knick in der Optik unterstellen.
:wink:
LordFado hat geschrieben:...- also absolute Durchlässigkeit, Gehorsam
Diese beiden Dinge gleich zu setzen finde ich schon reichlich seltsam, erklärt aber vieles... :?
maurits hat geschrieben:ich reite ohne Schlaufzügel in Siegerehrungen und im Gelände.
*Sarkasmus an*
Welch reife Leistung!
*Sarkasmus aus*
LordFado hat geschrieben:Was ich damit sagen will, stützt sich auf ein Gespräch mit der Gestütsleiterin von Marbach, A.-V.-Z., die genau dieses Phänomen erklärt hat. Die Pferde früher waren deutlisch schwerer, "sturer", schwieriger zu gymnastizieren -> also mehr Krafteinsatz nötig, dafür vom CHARAKTER her gelassener. (ich meinte damit die geistige Haltung des Pferdes, nicht die körperliche!)
:shock:
Du meinst das Einzüchten von mehr Blut. Pferde mit weniger Blut lassen sich aber mit genauso wenig Kraft gymnastizieren.
Dieser Ausspruch zeugt für mich von -tschuldigung- absoluter Ahnungslosigkeit. Nur weil die Pferde heute schon einen Reitpferdehals angezüchtet bekommen und man sie selbstverständlich mit weniger Kraft nach unten ziehen kann, macht es dieses auch nach 50 Jahren noch nicht richtiger. :evil: Es sieht nur netter aus. :twisted: UND: man kann damit heutzutage GP´s gewinnen. :twisted:

@Orest: Danke für deine Beiträge!

Zum Thema "Gelassenheit":
Wer wie z.B. AvG (man füge beliebige deutsche, schwedische,usw. GP-Reiter ein) einem Pferd beibringt selbst im starken Galopp durch eine voll anstehende Kandare zu rennen, muss sich nicht wundern, wenn er es bei der Siegerehrung damit nicht mehr gebremst bekommt.
8)
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

horsmän hat geschrieben:Du darfst aber nicht den Fehler machen, den viele heutige modern-FN-geprägte Reiter machen, dass sobald man eine leichte Zügelverbindung sieht, und einen Reiter der anscheinend nichts tut (in wirklich tut der gute Legerete-Reiter nämlich sehr viel - er kontrolliert und beherrscht permanent ein sehr sensibles Gleichgewicht) von falschem Reiten zu sprechen.
...danke für diesen Hinweis, ich hoffe, dass ich das genau unterscheiden kann. Eine Zeitlang war es ja üblich, in der GP-Prüfung in der Piaffe oder der Pirouette die Hand sinken und die Zügel durchhängen zu lassen, im besten Sinne einer vollendeten Versammlung. Also auch die Dressur ist nicht auf eine stete und feste Anlehnung fixiert. In der Grundausbildung ist diese jedoch zwingend erforderlich, um die weiteren Stufen der SdA zu erreichen.

Ich finde es auch absolut richtig und notwendig auf die zum Teil unschönen und absolut unklassischen Bilder in der Dressur mit Kritik zu reagieren. Aber es sollte doch ein gewisses Niveau haben. Es gibt eine Vielzahl von wirklich guten Initiativen, die gegen die Fehlentwicklungen in der Dressur vorgehen. Aber die Art und Weise, die Arroganz und Überheblichkeit, die Polemik und Hetzerei, die aus den Briefen - insbesondere der sog. Stellungnahme - von Herrn Karl heraus zu lesen ist, ist derart kontraproduktiv, dass man sich nur wundern muss.

@horsmän: wie sind sicher oft sehr unterschiedlicher Auffassung, aber aus deinen statements liest man immer (!) besonnene, überlegte und fundierte Gedanken und man kann viele positive Anregungen daraus entnehmen. Aber man sollte schon die Kirche im Dorf lassen. Die Entwicklung in der Pferdezucht hat in den letzten Jahrzehnten weit sensiblere und feinere Pferde hervorgebracht. Diese Pferde richtig zu "bedienen" ist eine Aufgabe, der man sich noch stellen muss.

Wenn solch hochgezüchtete Pferde in einer Siegerehrung mal durchgehen, hat das nicht zwingend die Ursache in der Reitweise. Es handelt sich hier einfach um einen Spitzensport mit extrem sensiblen Teilnehmern.

Aber es ist doch schon pervers, wenn ein selbsternannter "Reitmeister" (dieser Titel wurde ihm keinesfalls aufgrund von Leistungen verliehen, anders als z.B. Herrn Hinnemann) "Verbesserungsvorschläge" verbreitet, ohne den Nachweis, dass diese wirklich zu einer Verbesserung führen. Ich bleibe dabei: Wenn es so ist wie Du sagst, möchste ich gerne mal ein paar Pferde sehen, die nach dem System Karl ausgebildet wurden und wirkliche Höchstleistungen bringen. Wenn man mit den Richtlinien nicht klar kommt, weil diese vielleicht falsch vermittelt werden und man mit Herrn Karls Methode etwas mehr Entspannung auf dem Pferd findet, heißt das doch nicht, dass diese Methode einen echten Beitrag zur Dressurausbildung liefert. Was mich besonders ärgert sind diese albernen Unterstellungen, dass die RL im Grunde vorne Ziehen und hinten Stechen empfehlen und jedes saubere Reiten ablehnen. Das Gegenteil ist der Fall.

Leider kommt man mit solchen Methoden manchmal sehr schnell zu einem Scheinergebnis und leider ist der Sport nicht in der Lage, dies von den gut ausgebildeten Pferden zu trennen. Es zählt eben nur das Ergebnis der Prüfung. Aber die "Verbesserungsvorschläge" von Herrn Karl wurden nun wirklich zutreffend beantwortet. Seine Reaktion darauf ist mehr als peinlich. Man kann ihm nur empfehlen: weiter ausbilden und Pferde vorstellen, die wirklich etwas können. Wenn ein Pferd eine Lektion nicht am Punkt zeigt, dann nur aus einem Grunde, weil es nicht durchlässig ist, wie man daraus eine Tugend interpretiert, ist mir wirklich schleierhaft.

Je nach Pferdetyp bzw. Ausbildungsziel muss man sicherlich den Ausbildungsweg anpassen. Aber es gebietet doch die Logik, dass man zunächst einmal auf gleichem Niveau zeigen muss, wie es besser geht, bevor man solche Töne anschlägt. Die Herren Oliveira, Hinnemann, Kottas und Co. haben dies jederzeit vorführen können und auch ihre Schüler. Keiner diese Herren hat sich je derart überheblich geäußert. Das eigentliche Problem ist doch, dass Herr Karl weder in Samur noch in Deutschland mit seinem System überzeugen konnte. Nun versucht er mit pseudewissenschaftlichen Theorien zu erreichen, was seine Reiterei nie nachweisen konnte.

Nun nenn mir doch mal die herausragenden Leistungen von Herrn Karl und seinen Schülern. Häme und Kritik an der Dressur, aber ansonsten ???

Ganz ehrlich, wenn ich bei einem Problem die Wahl hätte, frag ich lieber horsmän als Herrn Karl...
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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