Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Anna
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Beitrag von Anna »

Ich wollte nachfragen, welche Art des Kauens du meinst..also welches fehl am Platz ist..ich glaube aber es hat sich schon beantwortet..danke
"Reiten ist das schönste Hobby - man lernt Verzicht und Demut" - Björn Zauss
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Also ich kenne vor allem das kauen definitiv auch von der klassischen Arbeit sowohl unter dem Reiter als auch z.B. an der Hand/am Langzügel oder bei der Bodenarbeit
Meist tritt das z.b. bei meiner auf auf wenn sie eine (meist neue)Aufgabe erstmals gelöst oder verstanden hat.

Wenn das jetzt pro Einheit alle 2 Minuten auftreten würde, würd ich es evtl. auch kritisch hinterfragen, aber so 1x pro Einheit wenn man was Neues lernt find ich gar nicht ungewöhnlich.

Andererseits wenn Kauen und/oder schlecken schlecht wäre, weil es ein Hinweis darauf ist dass sich Stress abbaut , dann müsste man sich das Gleiche ja auch z.B. beim häufigen "Abschnauben" fragen , nämlich ob das Pferd vorher etwa soo verspannt war, wenn es so oft abschnauben muss.
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

Stress ist ja nicht prinzipiell schlecht.
Lilith, wie Du schon geschrieben hast, kommt es ja auch in den normalen Trainingssituationen vor.
Ich finde nur, es kommt auf das Maß an.

In dem gezeigten Freestyle-Video ist es für mich einfach zuviel. Die Leistung kann ich sehr wohl anerkennen und bin beeindruckt, es hinterläßt aber halt einen etwas bitteren Beigeschmack.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Rioja hat geschrieben:In dem gezeigten Freestyle-Video ist es für mich einfach zuviel. (...) , es hinterläßt aber halt einen etwas bitteren Beigeschmack.
So sehe ich das auch.
Viele Grüße
Sabine
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

esge: Willst du jetzt ernsthaft Pignon und das Western-Video miteinander vergleichen? Gegensätzlicher geht´s doch kaum?!

Pignon feiert seine Pferde, zeigt sie in ihrer Schönheit her, die sprühen vor Leben - genau das Gegenteil von der "maschinenartigen" Ausstrahlung des Westernpferdes. Wenn wir noch alle von Stacy Westfall reden.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Bei Pignon können die gar nicht so viel Schlecken, die haben ja dauernd was im Maul :lol: :lol: :lol:
Das ist halt schon einfach bezaubernd, esge ! Aber auch das kauen und schlecken die beiden ab und an...
Lilith, so ist es. Auch das schnauben zeigt ein sich Lösen und ist für mich immer positiv. Bei Schlecken kann es aber auch negativer Streß sein, viele Pferde schlecken und kauen auch bei Koliken...
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Wie, was im Maul? Ich glaub nicht, dass Pignon Leckerlis füttert. Passt nicht zu seiner Philosophie.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel, das war ein Scherz! Daher die Drei :lol:-smiler -Die beiden tragen Gerten ( im Maul)herum :wink:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ach ßßßßßßooooo!
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Rapunzel hat geschrieben:Pignon feiert seine Pferde, zeigt sie in ihrer Schönheit her, die sprühen vor Leben - genau das Gegenteil von der "maschinenartigen" Ausstrahlung des Westernpferdes.
Danke Rapunzel!
Viele Grüße
Sabine
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Ach ßßßßßßooooo!
:mrgreen:
esge
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Beitrag von esge »

Genau deshalb habe ich das Video eingestellt. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Pignons Pferde gern mit ihm zusammen arbeiten. Ich wollte ein Vergleichsvideo in Sachen Verhalten, über das in sich wir nicht diskutieren müssen. Das war die Intention.
Darum hat es mich interessiert, ob auch hier Kauen und Schlecken zu sehen ist. Antwort, ja gelegentlich, aber tatsächlich erheblich weniger als bei Stacy Westfall.

Mir geht's wie den anderen hier auch: ich kann eine Stacy Westfall nicht anschauen, ohne zu denken: Und wie ist sie dahin gekommen? Auch wenn ich den Ritt an sich erstmal durchaus ansprechend finde.

Danke Rioja, für "Stress ist nicht prinzipiell schlecht" Ein gewisses Maß an Stress braucht jedes Lebewesen, um zu Antrieb zu haben. Man weiß sogar, dass Pferde Stress simulieren, um "in Übung für den Ernstfall" zu bleiben. Darum bin ich auch der Meinung, dass man seine Pferde auch einem gewissen Maß an Stress durchaus aussetzen darf. Aber wie immer gibt's da kein Kochrezept. manche mögen es, manche halten es nicht aus.
Loslassen hilft
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Puh, dann bin ich ja beruhigt.

Klar, ein gewisser Stress bringt niemanden um, und Pferde empfinden Stress ja auch unterschiedlich. Ich hatte meinen alten Spanier ja mal 6 Wochen als Vertretung für ein krank gewordenes Pferd an die Apassionata verliehen - da konnte man das gut beobachten. Die meisten Pferde hatten mit der Show, den Lichtern, der Musik usw. keinerlei Problem, bei zweien, die es am Anfang etwas gruselig fanden, legte es sich mit der Zeit, nur meiner fand es jedesmal noch schlimmer als beim letzten Mal und stand dann wirklich unter Dauerstrom, obwohl er in der Woche immer zu Hause war und nur gemütlich ausgeritten wurde. Das war eindeutig nicht mehr gut für ihn.

Übrigens waren da alle Reiter super fair zu ihren Pferden und sehr bemüht um deren Wohlbefinden - mit Ausnahme der Westernreiter, die jede (!) Nacht vor der Show dazu genutzt haben, ihre Pferde 4 bis 5 Stunden vornehmlich im Galopp abzureiten (und das ist NICHT übertrieben!), bis ihnen die Brühe nur so runterlief (im Winter!) sodass diese dann am nächsten Tag wirklich kaum noch den Kopf heben konnten und sehr "brav" funktionierten ... vor der Abendshow dann nochmal dasselbe.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

esge hat geschrieben:Hm, na ja, man sollte die Kirche im Dorf lassen. Das Pferd sieht für mich defintiv danach aus, dass es den Stress der Show ertragen kann, ohne nachher auf die Couch zu müssen.
Genau das ist eben Ansichtsache - denn für mich sieht es "tot" aus im Blick - funktionierend, nicht mehr wie ein zufrieden mitarbeitendes Pferd - und eher wundere ich mich dann wieso das so ist.



Ähm, dass auch die Pignonpferde Streß haben ist ja logisch, im Kleinen passiert in vielem was er macht nichts anderes als eine Kommunikation von Führendem zu jemandem, der geführt wird. Wer das bei MR kritisiert, darf es bei Pignon nicht pauschal supi finden. :wink:

Wie schon von Rioja und anderen gesagt, Streß ist nicht immer und in jeder Ausformung negativ zu sehen, wie eben auch bei Pignon in kleinen Momenten vorhanden, und da scheint ja Einigkeit drüber zu herrschen, dass er fair mit seinen Pferden umgeht. Aber Fakt ist: Streß haben die auch - wie wohl jedes unserer Pferde immer mal wieder in Reit- bzw Arbeitssituationen.

Insgesamt wird hier in der Diskussion aber zu oft Kauen, Abkauen, Maullecken und sogar Fohlenkauen zusammengewürfelt. Der Westfal-Wallach kaut für meine Begriffe nicht entspannt ab, sondern schleckt noch nicht ganz unangespannt oftmals sein Maul.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Melli
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Beitrag von Melli »

Ich möchte für Stacy Westfall in die Bresche springen.

Man kann sich anhören, wie sie selbst ihren Ritt kommentiert
http://www.youtube.com/watch?v=acEcvkT7xQA
und sie bei der Arbeit sehen
http://www.youtube.com/watch?v=gzAELlTuCUo

Ich finde auch, dass Roxy auffallend viel ihr Maul leckt, aber da ich das Pferd nicht fragen kann und SW auch nie selbst erlebt habe, unterstelle ich jedenfalls nicht per Ferndiagnose, dass sie das Pferd schlecht behandele.
Dass das Pferd "tot" wirkt, kann ich überhaupt nicht unterschreiben. Es ist in reger Kommunikation mit seiner Reiterin, und nur weil es nicht den Hals groß und rund macht und große Augen kriegt, heißt das nicht, dass das Pferd "tot" ist.
Es ist Reining (....meins ist das auch nicht...), und es ist ein QH-Stütchen (Mama mehrerer Fohlen) - Pignon macht Show-Freiarbeit mit Friesenhengsten. Wenn zwei Dinge von den Grundvoraussetzungen so verschieden wie nur möglich sein könnten, dann kommt das hier dem ziemlich nah.

Das Kauen und Lecken an sich sehe ich schlicht als Zeichen nachlassender Anspannung und/oder Emotionen (durchaus auch solcher, die der Mensch lösen konnte, wie Aggression, Angst, Unsicherheit), das kann ein Schreck sein, eine frickelige Aufgabe, eine deutliche Hilfe oder körperliche Anstrengung.
Zu sehen bekommt man das tätige Maul freilich nur, wenn man dem Pferd die Zeit gibt, entsprechend runterzufahren. Manche Pferde, die ich in die Hand bekomme, brauchen anfangs zT eine Minute oder (viel) länger, bis sie sich so loslassen, dass sie tief durchatmen/seufzen und/oder kauen/lecken (ich sehe beides in einem sehr engen Zuammenhang). Diese Zeit muss man ihnen geben (es geht nicht um mehr Druck, sondern um mehr warten) und anfangs wird das vermutlich fast nur im Stehen passieren (nicht in einer Schrittrunde).
In der klassischen Dressur wird ja eher wenig angehalten während der Einheit, um eine Pause zu geben, zudem oft mit Sperrriemen geritten, und daher ist dieses Verhalten wohl auch vielen Reitern so fremd.
Mit der Zeit und einem guten Timing für Release (das Nachlassen der Hilfen) fahren Pferde schneller herunter und kauen/lecken bald augenblicklich und später auch in Bewegung. Es entsteht emotionale Flexibilität. So schnell muss man ohne Zügel ja erstmal galoppieren (bitte ausprobieren - die meisten, mich eingeschlossen, werden schon daran scheitern, das Pferd in der Bahn überhaupt auf dieses Tempo zu beschleunigen - im Gelände ist das mit dem Tempo oft einfacher, dafür wird das anschließende Stillstehen schwieriger) und danach stoppen und ein vielleicht außer Atem geratenes, aber entspanntes Pferd in der Bahn stehen zu haben. Dieses Pferd steht nicht unter Strom still, weil ihm jemand verboten hat, seine Füße zu bewegen.
Das Kauen und Lecken ist ein selbstbelohnendes Verhalten, darum wird es immer häufiger gezeigt, je häufiger man es ermöglicht.
Vielleicht sind Kuhpferde (denn für die ist das blitzschnelle entspannen zwischen blitzschnellen Aktionen ziemlich hilfreich) die Erfinder des Power-Nap.

Und wer Pignons Training mit dem von Stacy Westfall vergleichen möchte, sollte vielleicht bei beiden einen Kurs belegen.
Vom Hörensagen her liegen die beiden nämlich für mich viel weniger weit auseinander, als es hier dargestellt wird.

Btw - und bei 5:20 füttert Pignon keine Leckerli? Und bei 9:01?
Und wieso würde das nicht zu ihm passen? Oder war das nicht ernst gemeint?

Ausdruck - Für mich ist es wie ein Vergleich zwischen einem Service Dog und einem Agility Hund. Zwischen Tai Chi und Samba.

Lieben Gruß mit der Hoffnung auf mehr Toleranz und Offenheit
Melli.
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