Hohe Kunst ?

Rund um die klassische Reitkunst

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skywalker

Beitrag von skywalker »

Rapunzel hat geschrieben: Für mich ist das erste Kriterium die Bemuskelung der Pferde, die nunmal nicht lügt. Und die ist sowohl bei ALLEN Pferden im Video als auch bei Bauchers eigenem Pferd schlichtweg katastrophal. Von dem "Ich-kotz-gleich"-Gesichtsausdruck der Pferde mal gar nicht zu reden.
Kannst du für mich bitte im Video oder auch der Slideshow die Minuten nennen, wo man das (was ganz genau? Danke!) besonders gut sieht?
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Skywalker: Schau Dir auf dem Video mal das Scheckentier an. Vom Araber gar nicht zu reden – bei beiden Pferden ist die Bemuskelung komplett falsch, beim gescheckten Tier ist vor allem die Halsmuskulatur in der Mitte schlicht abgebrochen. In der Slideshow kannst Du ohne Ausnahme jede Ansicht von der Seite nehmen. Auch da wird die mangelhafte Bemuskelung deutlich.
Ansonsten unterschreibe ich bei Rapunzel. Und mich würde wirklich mal interessieren, WAS genau den Befürwortern an diesem Reiten gefällt. Ich hab mal gelernt, dass die Bemuskelung der Pferde im Zuge der Ausbildung besser werden soll. Ich habe auch mal gelernt, dass gute Dressurausbildung ein Pferd geschmeidiger, schöner, anmutiger machen soll. Und das ist keine Frage des perfekten Exterieurs. Auch davon sehe ich in beiden Fällen nichts.
Was mich angeht, kann ich – Asche auf mein Haupt – auch mit Oliveira nicht sonderlich viel anfangen, weil für mich die vielfach klappendernden Mäuler der Pferde nicht von Losgelassenheit sprechen, sondern davon, dass es nicht über den Rücken geht. Aber: Im Vergleich zu hier, kann ich zumindest völlig akzeptieren, dass jemand das schön und gut geritten findet.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Meinst du den "Lassmichbloßinruhe"-Gesichtausdruck? Ich schau mal ...
Motte
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Beitrag von Motte »

horsmän hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:
horsmän hat geschrieben:@Tossi
nein ich setzt da nicht die rosarote Baucherbrille an. Und ich kenne auch die "Gefahren", dass man, wenn man Baucher allzu ausbiebig praktiziert, es irgendwann vielleicht nicht mehr schafft, eine volle Runde (oder mehr) in Trab oder Galopp zu reiten, oder dass man durch allzuviele Versuche U-Kiefer-flexionen abzurufen (wobei dies dann eben meist schlechte Versuche sind ;-) den Impuls abwürgen kann, und hab für mich deshalb beschlossen, dass ich dies nicht allzu einseitig praktizieren möchte, weil ich pers. eben auch mal mehr als eine Runde am Stück reiten will und zwar auch auf die "Gefahr" hin, dass mein Pferd in dieser Runde mal in ein schlechtes GW gerät und ich dann in Bewegung versuche es wieder zu verbessern (was ja nicht strikt baucher ist).
Ich würde mir diese Toleranz von dir auch für Ritte aus anderen Lagern wünschen.
solange auch da keine Kraft- oder Gewaltanwendungen zu sehen ist, übe ich da dieselbe Toleranz. Aber dem ist ja oft nicht so. So zu sehen zB an dauerstrammer Zügelverbindung, Kandaren auf Daueranschlag, zugeschnürten Nasenriemen, Beingedrücke, Sporengeprokel, usw. Wenn dies alles nicht der Fall ist - immer gerne.
Ich meinte das eher genauso differenziert, wie du das hier offensichtlich auch kannst. Also: xy ist nicht gut, gh dafür aber ganz gut gelungen. Bei ein und demselben Ritt.
Genau DAS machst du aber üblicherweise nicht. Sobald da ein Nasenriemen zu sehen ist, ist der Ritt für dich doch schon negativ.

Aber das nur am Rande...

Generell frage ich mich, wem man was beweisen will, wenn man ein Pferd mit solchem Exterieur so reitet (Slideshow). Dem KANN das nur extrem schwerfallen - und ich finde, das sieht man auch (Schweifschlagen, Zähneblecken, Maul aufreissen) - und das ist für mich so'n Punkt, wo ich denke, da wird das System über die Individualität gestellt.
Nicht, dass ich hier behaupten will, dass System sei falsch - dafür habe ich mich damit noch nicht genau genug mit befasst - aber ich sehe da kein gelungenes Ergebnis.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich hab nochmal geschaut, der Gesichtsausdruck ist eigentlich bei dem Braunen/Falben IMMER so (angelegte Ohren, gestresst) und auch bei den Araberschimmeln im hinteren Drittel.
horsman
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Beitrag von horsman »

@Rapunzel
um die Entwicklung der Muskulatur durch die Ausbildung zu beurteilen, müßte man wissen, wie sie vorher aus sah und wie lange man mit diesen Pferden schon so arbeitet. Beides gibt das Ami-Video nicht her. Deine Aussagen sind insofern bloss Mutmassungen.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Horsmän, und wie sieht es dann bei Racinets Paradepferd "Chester" aus? Den hat er ja meines Wissens lange Jahre gehabt und gearbeitet…
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horsman
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Beitrag von horsman »

@Motte
ein viel zu festgezogener Nasenriemen beispielsweise bleibt eben negativ, über die ganze Dauer, bis er wieder locker geschnallt wurde. Dito mit strammer Anlehnung. So einfach ist das. Außerdem hab ich durchaus bei Totilas & Co. auch schon das ein oder andere positiv heraus gestellt, wenn mir dies so erschien.

Und viellicht will/wollte Racinet ja gar niemandem irgendwas beweisen (warum auch?), sondern hat ganz einfach nach seiner Idee dieses möglicherweise recht schwierige Pferd, was möglicherweise woanders schon aufgegeben wurde (wer weiß das schon ?) geritten und gearbeitet und sich an seinem Reiten erfreut. Und irgendwer hats gefilmt und macht aus den Familenaufnahmen jetzt ein kleines youTube-Video.
Zuletzt geändert von horsman am Mi, 03. Aug 2011 15:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von horsman »

@cubano
keine Ahnung wie lange Racinet Chester geritten hatte. Die kleine Videosequenz find ich nicht so schlecht, insbesondere auch das hingeben der Zügel im Galopp, die Fotostrecke find ich hier und da fragwürdig, in der Tat, müßt ich mir aber im Detail noch mal genauer ansehen (wobei Fotos immer eben nur einen Sekundenbruchteil wiedergeben und man dann bloss diesen Sekundenbruchteil beschreiben kann). Man sollte jedoch fairerweise auch die Vorgeschichte und das Exterier des Tieres kennen. Kenn ich aber nicht. Sieht aber schon recht speziell aus dieses bunte Tier.
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

horsmän hat geschrieben:@Rapunzel
um die Entwicklung der Muskulatur durch die Ausbildung zu beurteilen, müßte man wissen, wie sie vorher aus sah und wie lange man mit diesen Pferden schon so arbeitet. Beides gibt das Ami-Video nicht her. Deine Aussagen sind insofern bloss Mutmassungen.
Naja, in diesem Fall möchte ich zu bedenken geben, dass manche der Lektionen durchaus einen gewissen Schwierigkeitsgrad aufweisen. Es darf also schon davon ausgegangen werden, dass diese gezeigten Paare schon einige Zeit miteinander umgehen.
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Beitrag von horsman »

wobei ja die beiden Braunen, wenn du die passage und Piafftritte an sprichst auch nicht so fürchterlich schlecht bemusket sind, sondern eben ganz normal. Richtig schlecht find ich nur den Araberartigen Schimmel. Naja und der Schecke hat halt einen doofen Halsansatz, aber vielleicht genau deshalb braucht er diese Arbeit ein wenig ??
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skywalker

Beitrag von skywalker »

Skywalker: Schau Dir auf dem Video mal das Scheckentier an. Vom Araber gar nicht zu reden – bei beiden Pferden ist die Bemuskelung komplett falsch, beim gescheckten Tier ist vor allem die Halsmuskulatur in der Mitte schlicht abgebrochen.
Danke, ich sehe was du meinst. Wodurch würde so eine (falsche) Muskulatur entstehen?
skywalker

Beitrag von skywalker »

wobei ja die beiden Braunen, wenn du die passage und Piafftritte an sprichst auch nicht so fürchterlich schlecht bemusket sind, sondern eben ganz normal.
:oops: Ja, das fand ich eigentlich auch, deshalb hab ich gefragt was genau nicht gefällt... Ich bin sehr schlecht im Sehen von Muskelveränderungen, leider.

Ich find auch nicht, dass die Pferde angep*sst dreinschauen. Der erste braune hat die Ohren zwar hinten, aber in - so sieht es für mich aus, in Vergleich zu meinem Pferd -konzentrierter Weise, die Ohren spielen auch immer wieder aufmerksam nach vorn. Schweifschlagen seh ich da auch keins. Ich rede jetzt vom Video.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Moins…
Horsmän: Bis auf die Tatsache, dass der bunte Fuchs ein wenig überbaut ist, kann ich an dem nun nicht sooo gravierende Exterieurmängel feststellen. Davon mal abgesehen ist diese Slideshow wie ein Video zu bewerten, weil Einzelbilder in Sekundenbruchteilen nacheinander aufgenommen und dann so "zusammengesetzt" werden…
Skywalker: Abgebrochene Halsmuskulatur hat meistens etwas mit fehlerhafter Handeinwirkung zu tun. Man sieht sie häufig bei Rollkur- und Schlauzügelpferden, aber auch dann, wenn die Handeinwirkung den Hals nach oben manövriert. Eine Bekannte von mir, die übrigens nach Légèrète reitet und unterrichtet, hat nach einem Kursbesuch nach Racinet übrigens mal geschrieben: "Das war Rollkur nach oben". Und tatsächlich scheinen sich mir die Methoden nicht groß zu unterscheiden, nur die Richtung.
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Beitrag von Rapunzel »

Für ein Pferd, das ausbildungstechnisch bei Pi und Pa angelangt ist, finde ich den Braunen/Falben schon sehr schwach bemuskelt.

Das bunte Fuchsding, sorry, aber NOCH schlechter bemuskelt und geritten kann er "vorher" unmöglich gewesen sein . zumal dieses "vorher" lange zurückliegen muss, da es ja Rs eigenes Pferd gewesen ist und das vermutlich nicht erst seit dem Tag vor dem Video. An dem schreit einfach alles danach, erstmal vernünftig an der Longe aufgebaut und dann stinklangweilig in Ruhe über den Rücken geritten zu werden. Klar kann man mit so einem Pferd auch MAL an z.B. halben Tritten arbeiten, um ihm ein besseres Gefühl für seine HH zu vermitteln und eine Idee von der Hankenbeugung, aber doch immer im lebendigen, sinnvollen Wechsel mit Dehnung, KORREKTEM V/A (was bitteschön nichts mit auf-die-Vorhand-reiten zu tun hat, zum tausendsten Mal), Veränderungen der Kopf-Hals-Position, ordentlichen Übergängen und all diesem "langweiligen" Zeug.
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