Reiter knickt in der Hüfte ein

Rund um die klassische Reitkunst

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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ich stelle jetzt einmal die Behauptung auf, dass ein Reiter, der so genau einwirken kann, dass er bewusst und in der korrekten Phase mit dem jeweiligen Schenkel treiben kann, so geschmeidig in der Hüfte ist, dass er auch aussitzt. Aus dem einfachen Grund, man wirkt präziser ein und sitzt "dran".

Beim Leichttraben bewusst wechselseitig treiben "probieren" wird wohl bei den meisten (mich eingeschlossen) einen sehr unruhigen, klemmigen Sitz zur Folge haben. Da ist zuviel Theorie in der Praxis hinderlich.

abgesehen davon, ein Pferd wird angetrabt und dann hat es zu traben. Zur Erhaltung der Grundgangarten möchte ich mit meinen Schenkeln nicht treiben müssen. Zumindest nicht dauerhaft und wechselseitig (das Wort wechselseitig gibt für mich dauerhauft vor, sonst wäre es ja kein Wechsel). Wenn ihr die Schenkelhilfen für wechselseitiges Treiben (bei was jetzt auch immer) benötigt, was macht ihr, wenn es darüber hinaus geht? Also mehr als gerade aus reiten in Schritt, Trab und Galopp?
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Das hat eher etwas damit zu tun, dass das Pferd sich "die Hilfen sozusagen selber abholt" und nicht mit aktivem Treiben. Ich kann damit auch ohne Kraftaufwand Seitengänge reiten. Das Pferd bewegt sich ja auch nicht einfach geradeaus, sondern der Körper schwingt auch seitlich.

@Bernie: Ich würde gerne mal ein Video von Dir sehen, damit ich mir ein Bild davon machen kann, wie Du Dir das vorstellst.
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padruga
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Beitrag von padruga »

Kannst du erklären wie das geht?
Vielleicht würde ich dann auch wieder mehr leichttraben
1. wie Bernie schon erklärt hat: Man treibt nicht dauernd wechselseitig, sondern setzt nur kurze Impulse. Und die aber gezielt.
Und wenn das linke Hinterbein schlurfiger läuft, dann halt ein paar mal nur auf der linken Seite. Das geht im Leichttraben genauso wie im Aussitzen.
2. Wenn ich beim Leichttraben nicht einfach nur mechanisch aufstehe und mich hinsetzte, sondern genauso mitschwinge wie beim Aussitzen (und ich mir das "Aufstehen" also auch direkt vom Pferd abhole) dann bewegen sich die Unterschenkel fast in der gleichen Weise mit wie beim Aussitzen. Dazu muss nur das Bein locker sein, man darf also nicht vorwiegend aus den Knien heraus aufstehen, sondern lässt sich praktisch größtenteils mit der Pferdebewegung nach oben heben (ohne den Sattel ewig weit zu verlassen).
3. Das oft zu beobachtende Treiben mit den Schenkeln nur beim Hinsetzen (und Ausstrecken der Beine beim Aufstehen) des Reiters ist manchmal auch ein Zeichen für einen falschen, oder zumindest "unsensiblen" Sitz (außer vielleicht bei sehr ganggewaltigen Pferden) ... und nebenher auch ein eher kontraproduktives Leichttraben, weil damit kaum gezielt getrieben werden kann
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Gawan
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Nachtrag zum Bauchtanz

Beitrag von Gawan »

Traumdauterin hat geschrieben:
Gawan hat geschrieben:
(Randbemerkung: für mich fühlt sich der ausgesessene Trab an wie ein Bewegungsmuster, dass ich beim Bauchtanzen lernte, nur dass ich nicht aktiv tanze, sondern sozusagen getanzt werde.)

Tanja Xezal
welche bewegung meinst du? ich mach auch bauchtanz und durchsuche gerade mein hirn nach entsprechender gleichförmigkeit, aber irgendwie steh ich da auf dem schlauch :D
Hab's unterdessen geschafft, mir ein deutschsprachiges Buch zum Bauchtanz aufzutreiben (ich hatte eine Tanzlehrerin aus Marokko, die französisch sprach). Nach den Bezeichnungen in diesem Buch von Dietlinde Karkutli handelt es sich um folgende Bewegungen, an die mich der Sitz im Trab erinnert (mit kurzer Beschreibung für Nicht-Bauchtänzerinnen):

Hüftwippen: etwas in die Knie gehen - dann ein Bein durchstrecken und auf die Zehe stellen, so dass sich die Hüfte hebt - dann runter, während die andere Hüfte angehoben wird - die Schultern bleiben dabei waagrecht und ruhig, die Hüften bewegen sich isoliert von den Schultern

Hüftschwung und Hüftdrop: asymmetrisch Stellung, Stand z.B. auf dem rechten Bein, das Spielbein links auf die Zehenspitze gestellt - indem ich das linke Knie nach innen drehe, hebe ich die linke Hüfte nach vorne-oben (das ist der Schwung) - starte ich umgekehrt, hebe ich die Hüfte und lasse sie dann zurückfallen (das ist der Drop) - die Hüften bewegen sich wieder isoliert von den Schultern, ist eine gute Übung für den Drehsitz

Die asymmetrischen Bewegungen erwähne ich, weil ich zum einen zumindest auf dem Platz immer leicht diagonalisiert sitze, und weil sich der Trab in einer Volte mehr wie der Hüftdrop als wie das Hüftwippen anfühlt. Allerdings fühle ich die Bewegungen nicht auf allen Pferden gleich stark. Ein Pony, das ich gelegentlich reite, trabt wie eine Nähmaschine, und diesen Trab kann ich überhaupt nur aussitzen, wenn ich mich im Rücken ganz loslasse, sonst fängt es an zu "hämmern". Bin ich aber locker, fühle ich eine Art Hüftwippen bzw. einen Hüftdrop (und das Pony geht ruhiger und gleichmässiger).

Hoffentlich war meine Beschreibung einigermassen verständlich.
Auf http://bauchtanz-hannover.de/htm/video.htm ist im Video Bauchtanz-Unterricht gegen Schluss ein Hüftdrop und dann ein Hüftwippen zu sehen.
Einige symmetrische Bewegungen sind unter http://www.nomenklatur-ot.de/ schematisch dargestellt (unter Primär- bzw. Sekundärbewegungen jeweils Hüft / Beckenbereich).


Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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Traumdauterin
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Re: Nachtrag zum Bauchtanz

Beitrag von Traumdauterin »

Gawan hat geschrieben:
Hüftwippen: etwas in die Knie gehen - dann ein Bein durchstrecken und auf die Zehe stellen, so dass sich die Hüfte hebt - dann runter, während die andere Hüfte angehoben wird - die Schultern bleiben dabei waagrecht und ruhig, die Hüften bewegen sich isoliert von den Schultern

Hüftschwung und Hüftdrop: asymmetrisch Stellung, Stand z.B. auf dem rechten Bein, das Spielbein links auf die Zehenspitze gestellt - indem ich das linke Knie nach innen drehe, hebe ich die linke Hüfte nach vorne-oben (das ist der Schwung) - starte ich umgekehrt, hebe ich die Hüfte und lasse sie dann zurückfallen (das ist der Drop) - die Hüften bewegen sich wieder isoliert von den Schultern, ist eine gute Übung für den Drehsitz
danke, jetzt konn ichs mir vorstellen. allerdings tanze ich das hüftwippen nicht mit aufgestellter zehe (also mit kraft aus dem bein), sondern auf flachem fuß, der impuls für die bewegung kommt also eher aus dem knie bzw. dem oberschenkel.
den "hüftschwung" kenne ich als wipp-twist-akzent vorne aufwärts, der name vom drop fällt mir grad nicht nein, aber er ist zumindest ohne twist glaub ich.
d.h. wenn im "hüftschwung" oder drop das linke bein das spielbein ist, hole ich die bewegung aus dem rechten, also standbein und eben nicht aus dem spielbein.
das führt dazu, dass die bewegung isolierter ist, nicht so viel aufwand und kraft kostet und man nicht in dieses ganzkörperwippen (wenn sich der ganze körper immer leicht nach oben und unten bewegt) kommt, sondern die hüftbewegung vollständig isoliert...
gibt da halt verschiedene ansätze ;) ich tanze nach estoda, falls dir das was sagt und inzwischen auch richtung tribal fusion, wo versucht wird, die bewegung eben nicht aus dem skelett, sondern direkt aus der muskulatur zu holen.
sehr interessant und sehr anstrengend ;)

aber das ich kann den vergleich zum reiten nachvollziehen, ich versuche das auch öfter mit bauchtanzbewegungen zu vergleichen, da kann ich mir das besser vorstellen ^^

sry, hoffe das war nicht zu sehr ot
:oops:
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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