Immer nur "lieb, lieb"

Rund um die klassische Reitkunst

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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

:lol: :lol: :lol:
Phanja

Beitrag von Phanja »

Motte hat geschrieben:Aus aktuellem Anlass und eben erlebt:
Urlauber mit Pferd, die heute abreisen. Die waren wohl schon seit 7.00 Uhr dabei, ihr Pferd zu verladen. Und das sind auch so "lieb-lieb" Menschen, das Pferd darf auf gar keinen Fall mal grob angepackt werden, alles immer nur gaaaanz "freundschaftlich" ....
Nun haben die also 2 Stunden lang versucht, ihr Pferd aufzuladen. Jeder Schritt Richtung Hänger/Klappe wurde mit ner Hand voll Hafer belohnt. Das Pferd, eine recht selbstsichere Stute, fand das total klasse! War in kleinster Weise ängstlich oder aufgeregt, die wollte nur nicht auf die Rampe. Jedes mal an der Rampe ging sie einfach wieder 10 Meter rückwärts oder stumpf an der Rampe vorbei - egal ob die Besitzerin da im Weg stand oder nicht. Ich danke mal, nach ca 30 Minuten wird die Stute auch recht satt gewesen sein, so dass der Hafer auch nicht mehr zog.....
Ich bekam nur noch das Ende mit: eine heulende Besitzerin, die von der Stute mehrere Male stumpf umgerannt worden ist. Es hat sich dann wohl ein anderer Urlauber mit Pferd "erbarmt" und hat ihr dann Hilfe angeboten, was die Besitzerin auch annahm, aber mit dem besorgten Hinweis: aber sie tun dem Pferd bitte nix, ja?
So, der junge Mann nahm das Pferd, ging ein paar Meter mit ihr und machte ihr einmal kurz und nachdrücklich klar, dass ER.sowohl Tempo als auch Richtung vorgibt, und auf gar keinen Fall überholt wird. Das schepperte dann einmal, die Stute war höchst verdutzt (und die Besitzerin schob schon Panik, dass ihrem Pferd was angetan würde), dann ging es Richtung Rampe, davor würde sie noch 2-3 mal energisch rückwärts geschickt, und dann war die wohl froh, dass die wieder vorwärts laufen durfte und ging anstandslos, ohne Stöcken, ohne mit dem Ohr zu zucken, auf den Anhänger. Das hatte dann insgesamt 10 Minuten gedauert...

Das war für mich wieder ein Paradebeispiel für falsch verstandenes "bloß nicht anpacken", immer alles nur dutzi-dutzi, positiv, immer Leckerchen, bloss nie nicht anpacken. Wobei: hätte die Besitzerin dem Pferd vorher klar gemacht, das bestimmte Dinge ein No-Go sind, sprich: ihr Pferd erzogen, hätte das Tier da gar nicht so angepackt werden müssen.
Für mich ist das ein Paradebeispiel für zwei Menschen, die es halt auf partnerschaftliche Art nicht hinbekommen. So what? Soll das jetzt ein Argument dafür sein, dass man sich grob durchsetzen muss? Falschen Umgang sowohl in der "Ich-bin-der-Boss" als auch in der "lieb, lieb" Fraktion. Solche Einzelbeispiele sind - finde ich - völlig ungeeignet, um festzustellen, was denn jetzt die beste Methode ist, mit dem Pferd umzugehen.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Motte hat geschrieben: Wobei: hätte die Besitzerin dem Pferd vorher klar gemacht, das bestimmte Dinge ein No-Go sind, sprich: ihr Pferd erzogen, hätte das Tier da gar nicht so angepackt werden müssen.
Das wäre das eine hüpfende Komma.
Das zweite ist, das es reichlich unverantwortlich ist.
Wie bekommt man so ein Pferd auf den Hänger wenn mal was wichtiges davon abhängt wie z.B. ein Klinikbesuch? Im Falle eines Falles zahlt auch dafür dann das Pferd.

@cajujo
Nimm das doch spaßeshalber mal an und schaue was passiert.
Das Lehrstück von meinem war, dass er mich so lange bearbeitet hat, bis er für etwas so selbstverständliches, wie das er mir den rechten Vorderhuf gibt einen Keks bekommen hat :shock: .
Da hat er ewig dran rumgemacht in dem er mich immer wieder mal mit dem Hals "umarmt" hat, sobald ich an den Huf wollte. Ich habe mich gewundert was das soll. Will der mich kontrollieren, steht er einfach nur drauf, wenn ich ihm genau dann die Nase kraule? Was ist das denn für eine Merkwürdige Macke?
So hat meiner sehr viele Krauleinheiten abgegriffen, bis eines Tages die Zeit knapp war und für sowas weder Zeit noch Lust da war.
Frag nicht warum, aber ich machte den bescheuerten Deal "Wenn ich Dir nen Keks gebe, bekomme ich den Huf dafür heute sofort. Ohne Kraulen oder sonstiges." Keks rein, Huf hoch. Fertig. Das wars!
Ganz toll. Da war der Mensch mal eben erfolgreich geclickert und das Pferd bekam den Keks dafür :lol:

Das Ding ist: Es ist nichts als ein Spiel. Er gab vorher artig die Hufe ohne Keks und er gibt sie auch heute noch ohnen Keks. Nur hin und wieder hat er Spaß dran zu schauen, ob ich den "Trick" noch immer kann bzw. ob er so einen Extra Keks ergattern kann.Wenn ich allerdings bedenke, wie lange und beharrlich er daran gearbeitet hat befürchte ich, das mein Pferd mich für ziemlich unterbelichtet hält :lol:
Interessant finde ich übrigens, dass er das weder immer noch bei allen versucht. Nur bei mir und bei Menschen, die er sehr gut leiden kann bzw. die er sehr lange kennt fällt ihm hin und wieder ein, das da noch was war.
Alle anderen bekommen immer ganz normal den Huf.
Selbst als mir noch nicht klar war, was das soll, mußte ich übrigens einfach nur mit irgendeinem der drei anderen Beinen anfangen und schon ging auch das rechte Vorderbein wie immer hoch.

Meiner Einschätzung nach heißt Kommunikation mit dem Pferd auch Interaktion. Also Aktion in beide Richtungen. Ich schäme mich daher überhaupt nicht zu sagen, dass mein Pferd mich ebenso gut erzogen hat, wie ich ihn.
Ich persönlich glaube, dass sich die allermeisten umschauen würden, wenn es eine Studie darüber gäbe, was ihre Tiere eigentlich ihnen alles so beigebracht haben.
Ich halte jede Wette, dass auch die, die gerade über meine Geschichte nur kopfschüttelnd milde lächeln die eine oder andere Überraschung erleben würden 8)
Motte
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Beitrag von Motte »

Phanja hat geschrieben:
Motte hat geschrieben:Aus aktuellem Anlass und eben erlebt:
Urlauber mit Pferd, die heute abreisen. Die waren wohl schon seit 7.00 Uhr dabei, ihr Pferd zu verladen. Und das sind auch so "lieb-lieb" Menschen, das Pferd darf auf gar keinen Fall mal grob angepackt werden, alles immer nur gaaaanz "freundschaftlich" ....
Nun haben die also 2 Stunden lang versucht, ihr Pferd aufzuladen. Jeder Schritt Richtung Hänger/Klappe wurde mit ner Hand voll Hafer belohnt. Das Pferd, eine recht selbstsichere Stute, fand das total klasse! War in kleinster Weise ängstlich oder aufgeregt, die wollte nur nicht auf die Rampe. Jedes mal an der Rampe ging sie einfach wieder 10 Meter rückwärts oder stumpf an der Rampe vorbei - egal ob die Besitzerin da im Weg stand oder nicht. Ich danke mal, nach ca 30 Minuten wird die Stute auch recht satt gewesen sein, so dass der Hafer auch nicht mehr zog.....
Ich bekam nur noch das Ende mit: eine heulende Besitzerin, die von der Stute mehrere Male stumpf umgerannt worden ist. Es hat sich dann wohl ein anderer Urlauber mit Pferd "erbarmt" und hat ihr dann Hilfe angeboten, was die Besitzerin auch annahm, aber mit dem besorgten Hinweis: aber sie tun dem Pferd bitte nix, ja?
So, der junge Mann nahm das Pferd, ging ein paar Meter mit ihr und machte ihr einmal kurz und nachdrücklich klar, dass ER.sowohl Tempo als auch Richtung vorgibt, und auf gar keinen Fall überholt wird. Das schepperte dann einmal, die Stute war höchst verdutzt (und die Besitzerin schob schon Panik, dass ihrem Pferd was angetan würde), dann ging es Richtung Rampe, davor würde sie noch 2-3 mal energisch rückwärts geschickt, und dann war die wohl froh, dass die wieder vorwärts laufen durfte und ging anstandslos, ohne Stöcken, ohne mit dem Ohr zu zucken, auf den Anhänger. Das hatte dann insgesamt 10 Minuten gedauert...

Das war für mich wieder ein Paradebeispiel für falsch verstandenes "bloß nicht anpacken", immer alles nur dutzi-dutzi, positiv, immer Leckerchen, bloss nie nicht anpacken. Wobei: hätte die Besitzerin dem Pferd vorher klar gemacht, das bestimmte Dinge ein No-Go sind, sprich: ihr Pferd erzogen, hätte das Tier da gar nicht so angepackt werden müssen.
Für mich ist das ein Paradebeispiel für zwei Menschen, die es halt auf partnerschaftliche Art nicht hinbekommen.
Wieso zwei? Der Typ war ja nun nicht "nicht-partnerschaftlich" zu dem Pferd, der hat dem Tier einfach nur Benimm beigebracht - und danach war der sehr partnerschaftlich und freundlich zum Pferd.

Ich finde diese Übersetzung von partnerschaftlich als "keinen Konflikt entstehen lassen/keinen Konflikt austragen" im Übrigen ziemlich merkwürdig! Ich trage beispielsweise nur mit Menschen, die mir nahestehen, zu denen ich ein partnerschaftliches Verhältnis habe, Konflikte aus. Die anderen Menschen gehen mir in der Regel nicht nahe genug um da solche Überlegungen/Energie mit zu verschwenden.
Es gehört doch zu einem partnerschaftlichen Verhältnis dazu, dass man auch seine Grenzen definiert!??
Und Konflikte austragen heisst ja nicht, dass man ständig streitet! Das kann ja einfach auch heissen: Hier ist meine persönliche Grenze, bitte geh nicht weiter, sonst bekommen wir Streß.
Von daher war eher der Typ derjenige, der partnerschaftlich mit dem Pferd umgegangen ist - der war ja nicht unfair. Der hat dem Pferd nur auf für das Pferd verständliche Art und Weise mitgeteilt: Frollein, hier ist die Grenze! Dass das für das Pferd in dem Moment eine Überraschung war, ist schlicht der Fehler der Besitzerin!
Phanja hat geschrieben: So what? Soll das jetzt ein Argument dafür sein, dass man sich grob durchsetzen muss? Falschen Umgang sowohl in der "Ich-bin-der-Boss" als auch in der "lieb, lieb" Fraktion. Solche Einzelbeispiele sind - finde ich - völlig ungeeignet, um festzustellen, was denn jetzt die beste Methode ist, mit dem Pferd umzugehen.
Denkfehler, Phanja! Hätte die Frau vorher mal drauf geachtet, ihr Pferd generell zu erziehen (beim Führen nicht überholen, nicht rempeln etc), wäre die Situation doch eine ganz andere gewesen! Und wo habe ich dafür plädiert, dass dies mit der "hau-drauf-Methode" passieren muss? Muss es doch gar nicht.
Dann hätte der Typ entweder gar nicht eingreifen brauchen, oder es wäre für die Stute nicht so ein Schreck gewesen!
Ich bin die letzte, die sagt: generell sind Pferde nur mit "Ich-bin-der-Boss" oder "lieb-lieb" zu behandeln - die Situation macht es, die Individuen machen es doch aus. Das einzige, was IMMER da sein muss, ist Konsequenz! Die Konsequenz das zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe - ob das nun mit "mal gröber" oder mit "nur lieb-lieb" passiert, hängt von der Situation und den Individuen ab. Punkt.

Diejenigen, die hier für ein generalisiertes Vorgehen in der Erziehung plädieren, sind doch ganz andere.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie man durch falsches Verhalten, die Situation eskalieren lässt. Wenn man xSeiten vorblättert, habe ich genau dazu geschrieben, dass der Fehler dabei immer beim Menschen liegt. Es wäre nicht nötig gewesen, dem Pferd mal "Benimm" beizubringen, wenn von Anfang an und im Voraus(!) richtig gehandelt wird. Das kann man als Laie nicht einfach so, deswegen braucht man dazu ab und wann mal die Hilfe eines Profis bzw deswegen hilft ja Weiterbildung. "Funktioniert" das Pferd nicht, kann man davon ausgehen, dass in den meisten Fällen irgendwo vorher in der Basis was nicht stimmt. Das gilt übrigens auch für das Reiten. Deshalb finde ich es müssig hier noch x Beispiele zu bringen, wo es "richtig war" dem Pferd mal eins auf den Frack zu geben. Denn in den meisten Fällen badet nur das Pferd das Versäumnis des Menschen aus. Wie auch hier in diesem Beispiel von Motte.
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sinsa
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Beitrag von sinsa »

@jen blöderweise haben das bisher noch alle hier so gesagt :lol:
cajujo
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Beitrag von cajujo »

Sinsa, ich glaub wir verstehen uns. :D
Jetzt wo du es schreibst ist es mir geradezu peinlich für wie doof und bergriffsstutzig der Meister mich halten muss.

Überhaupt fehlt mir ja oft auch der Humor beim Umgang, Erziehung, ideologischem Handeln, Reit- und sonstigen Zielen.
Und wir Freizeitreiter, die nicht "20" Pferde am Tag zu bespielen haben, können uns das leisten. Unsere Pferde kennen uns doch so gut und wir sie, dass auch einfach mal herzhaft gelacht und nicht stringent gehandelt werden kann ohne das gleich alles in den Brunnen plumpst. Ganz egal ob mal übertrieben streng oder ein Kekslein zu viel.

Phanja, ich verstehe auch nicht ganz warum du dem helfenden Mann einen netten und allgemein akzeptablen Umgang mit Pferden absprichst. Wie das mit seinem Pferd läuft können wir doch nicht wissen. Und ich denk mal, es steht total außer Diskussion, das ein beiderseitiger respektvoller Umgang ein Muss ist. Bei dem Unterschied der Gewichtsklassen geht es doch einfach nicht, dass das Pferd rempelt, überholt und am Strick zieht. Übrigends finde ich es auch von menschl Seite keinen guten Umgang sowas zu tun und fällt mal wieder unter beidseitige Grunderziehung.
Was würdest du unter der Prämisse, die Stute soll heute zur Heimreise in den Hänger, einer helfenden Hand vorschlagen?

Ich möchte auch einen netten Umgang mit meinem Pferd und mich nicht dauernd in einer pädagogisch unheimlich wertvollen Rolle fühlen und pausenlos irgendwie erziehen oder manipulieren. Aber partnerschaftlich, gleichrangig kann ich uns nicht sehen. Im Fall der Fälle zählt was ich sage, ich bin Bestimmer. Um so klarer das ist, umso freundlicher können wir uns in diesen Grenzen bewegen und er seinen Freiheiten frönen und auch mal eine Zaunlatte verschieben.
OK, das wollen wir wohl Alle. Ich glaube nur nicht ganz daran, das es zu erreichen ist wenn das Pferd keine Vorstellung davon hat wie es aussieht wenn Grenzen überschritten werden da in der Vergangenheit nur positive Aktionen seinerseits bestärkt wurden.
esge
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Beitrag von esge »

Das unterschreibe ich.
Mir fehlt bei Tieren, die nur und ausschließlich und immer immer immer nur über positive Verstärkung gearbeitet werden die Zuverlässigkeit, die Abrufbarkeit.
Sie tun so lange, was sie sollen, wie es ihnen beliebt. Das kann wirklich gut sein und weit führen. Aber wehe, sie möchten mal NICHT! Und dann?

Mir ist das beim Hund zu wenig und mir ist das beim Pferd dreimal zu wenig.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Ich sehe gerade meinen Dicken damals beim Verladen: Bestens erzogen (!) und trotzdem wollte er genauso nicht auf den Hänger. Erst gelockt und dann haben die "harten" übernommen. Fazit: Der Herr lässt sich zwanzig Mal eine über den Frack ziehen und geht trotzdem nicht, wenn er nicht will. Letztlich half nur die graue Masse anzustrengen und ihn auszutricksen - ganz ohne Knüppel, aber mit Ruhe und Nachdruck. Das ist mir alles zu pauschal gesagt.
8)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Jen hat geschrieben:Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie man durch falsches Verhalten, die Situation eskalieren lässt. Wenn man xSeiten vorblättert, habe ich genau dazu geschrieben, dass der Fehler dabei immer beim Menschen liegt. .
Moins,
das wiederum ist mir zu vereinfachend und zu pauschal, weil es mal wieder den Pferden jeden eigenen Willen abspricht. Und natürlich gibt es Pferde, die einfach keine Lust haben, auf den Hänger zu gehen. Nicht, weil der ihnen böse und gefährlich erscheint, sondern eben weil sie nicht wollen. S. auch das Beispiel von Kosmo mit ihrem Hafi.
Natürlich sollte man mit solchen Situationen ggf. anders umgehen, als im Beispiel von Motte geschildert: Nur stand die Frau mit ihrer Stute in einem fremden Stall, ihr Urlaub war zu Ende und sie war ratlos. Ähnlich verhält es sich in Situationen, in denen es ein MUSS ist, auf den Hänger zu gehen – Kolik o.ä. Dann ist die Lösung mit Hirnschmalz, die normalerweise die richtige wäre, schlicht nicht machbar.
Und ganz ehrlich: Ich bin gottfroh, dass mein braunes Untier und unser Schimmel einen eigenen Willen haben. Und eigene Ideen und eine eigene Persönlichkeit, die eben nicht nur vom Menschen geprägt ist, sondern aus ihnen selbst kommt. Und dass diese Persönlichkeit auch bedeutet, dass sie einmal anders reagieren, als ich mir das so vorstelle. :-)
Die Variante, dass alles, was ein Pferd tut, nur und ausschließlich vom Menschen abhängt, finde ich ziemlich gruselig. Weil es ein Pferd zur Marionette ohne eigenen Willen degradiert.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Reitroboter finde ich auch gruselig :-/ Meiner darf seine Meinung äußern, entscheiden tue ich dann aber. *g*

Ich denke nur, dass man ganz viele Situationen im Vorfeld verhindern kann. Also jetzt nicht ständig "üben" - ich erinnere mich an die Phase als jeder mit Flattersack hinterm Pferd herrannte - aber sein Pferd kennen und etwas vorplanen, Rücksicht auf die eigene Tagesform und die des Pferdes nehmen. Ist auch ne Gradwanderung, dass man nicht ins Überplanen kommt, aber ich komm damit gut klar. Ich geh z.B. Nicht mit jedem ins Gelände, da Hannes gewisse Pferde auch nerven (besonders wenn die hibbelig sind) und wenn er genervt ist, dann zeigt er das auch und wir ziehen uns gegenseitig hoch. Muss nicht sein, also geh ich nur mit entspannten Leuten und Pferden raus - den Luxus gönn ich uns, als Freizeitreiter :-P
Es grüßt Nadine

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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich finde das verlade - beispiel auch unglücklich, letztlich kann man das thema aber sinnvoll nur an beispielen diskutieren!

ich denke, man müsste genau klären, was man mit "lieb, lieb" meint. nur gegen clickertraining zu wettern bringt die diskussion nicht weiter. nicht zuletzt ist die clickerszene ja immer noch eine die geprägt ist von leuten, die wenig können. clickern trainiert den menschen zu konsequenten signalen und diszipliniert ihn dabei, mehr ist es ja nicht. der mix von allen verstärkungsformen wird nie ausbleiben und das ist ja auch gut so

ich finde aus meiner erfahrung ( n = 1 jungpferd geclickert n = 1 altes pferd geclickert) nicht, dass clickern unzuverlässige übungsdurchführugn bedingt. bei luke ist das gegenteil der fall. ich kann mich absolut auf ihn verlassen, in erstaunlich vielen situationen.

mna muss klären, was man meint. für mich heisst das "lieb, lieb" dass ich jede art von schmerz und aggression vermeide. pferde lernen nicht gut unter druck und durch angst lernen sie erst recht nicht schneller. ich versuhce eine gute lernatmosphäre zu schaffen, nehme mir dafür zeit, arbeite an mir (sport, aikido, meditation, etc.) und versuche viel von anderen zu lernen (kurse, unterricht). es gibt zu fast jeder situation eine möglihckeit, mit dem pferd "soft" (wie mark rashid das nennt) umzugehen. mein pferd brauch vom typ her "keine auf den frack", das kommt aber aufs pferd an. wie immer.

ich würde gerne weiter beispiele diskutieren.
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Beitrag von gimlinchen »

ich mache mal ein beispiel:

mein kleiner geht nicht gerne an den wasserschlauch. er findet duschen blöd.
er ist bestens erzogen, geht mit jedem überall hin und so. auf antippen mit der gerte kann man ihn in beliebige richtungen verschieben.

das schlauchthema hab ich einfach als übungsfeld genommen. wir üben das täglich, seit ca. 3 wochen. anfangs brauchten wir 1min bis er ganz dort stand, wo ich ihn wollte, nun latscht er gelassen mit.ich habe nichts anderes gemacht, als konsequent gelobt und darauf bestanden, dass er dort landet. das ziel war nie diskutabel.
nun macht er das sehr zuverlässig. ich lasse ihn auf dem hof manchmal (wenn es sicher ist) frei laufen und in dem fall geht er genauso mit.

früher hätte ich ihm eine auf den frack gehauen, zwei, drei mal und fertig. ergebnis wäre das gleiche gewesne, ich glaube nur, dass meine methode für sein vertrauen besser ist.
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Beitrag von Jen »

Cubi, neinnein, das spricht den Pferden überhaupt nicht ihren Willen ab. Im Gegenteil! Es fordert den Menschen heraus, anpassungsfähig auf das Pferd einzugehen. Man muss IMMER das Pferd beobachten, lesen und interpretieren. Und genau DA entstehen die meisten Fehler. Deshalb kann man all diese Beispiele auch nur bedingt diskutieren. Weil wir nur immer die Version und damit Interpretation des Erzählenden hören. Aber sehr oft hab ich schon erlebt, dass die Betroffenen gewisse Dinge schlicht übersehen oder schlucht falsch einschätzen. ZB dass das Pferd schon immer die Tendenz hatte den Menschen von der Linie abzudrängen, das Tempo unmerklich bestimmen etc. Da ist ja klar, dass dann in der "Risikosituation" genau diese Verhaltensweisen verstärkt auftreten. Das Problem war schon immer da, einfach nicht störend genug, um es zu merken oder einzugreifen. Deswegen sollte man nicht warten bis eine Problemsituation auftaucht und das IN dieser Situation lösen (da sind die meisten dann eben überfordert), sondern eben im Alltag. Das Dumme ist, dass viele eben erst in der Risikosituation überhaupt erst merken, sie haben ein Problem. Unter Umständen ist es dann eben nötig, sehr klar und ev sogar hart zu reagieren, weil es um Kopf und Kragen geht. Aber das Problem hat sich schon laaaaange vorher aufgebaut und muss dann im Anschluss, eben auch da im Alltag zusätzlich angegangen werden. Sonst kommt man immer wieder in die gleiche Situation. Und nein, ich glaube nicht, dass ein Pferd grundlos plötzlich und aus dem Nichts beisst, schlägt, Menschen umrempelt etc.
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Beitrag von sinsa »

@gimmlinchen Ich sehe gar keinen der grundsätzlich gegen das clickern wettert.

Mit Deinem Beispiel mit dem Waschplatz kann ich jetzt allerdings nicht viel anfangen.
Was genau soll ich daraus schließen?
Wollen wir vergleichen?
Also:
Meiner wollte auch anfangs nicht duschen obwohl er das sogar schon hin und wieder mal erlebt hatte und nun stellt er sich frei unter den Schlauch und findet es toll. Ziemlich ähnliches Ergebnis also ;-)
Ich habe das allerdings nicht geclickert. Einfach, weil der Herr kein Wasser- oder Schlauchtrauma hatte. Von daher gab es nichts, was ich da in seinem Hirn positv neu verknüpfen musste.
Also hat er das ganz und gar altdeutsch dadurch gelernt, das ich ihn zu seinem Glück "gezwungen" habe. Die dabei gewonnene Erfahrung durfte er dann so in seinem Hirn abspeichern wie es ihm beliebte. Wie es der Geier dann so wollte, ist das Glück ja bekanntlich bei den Unbedarften. Was bedeutet, dass ich ein geistig völlig normales Pferdeexemplar erworben habe, das folgerichtig recht flott gepeilt hat, dass die Spritzer an den Beinen nicht von seiner eigene Pusche kommen und das Abkühlung und den Schweiß loswerden eine super Idee ist. Fertig.

Bleiben bei mir ein paar Fragen offen, die sich aufdrängen:

- Wie ist der "Zwang" zu bewerten, der bei meiner Version dazu geführt hat, dass sich das Pferd mit der Situation auseinandersetzen "musste"?

- Wie sieht die jeweilige Verknüpfung fürs duschen wohl im Hirn unserer beiden Pferde aus?

und daraus folgend:

- Wie werden die jeweiligen Lernerfahrungen für das jeweilige Pferd wohl zu bewerten sein?
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