Mal ne Frage zum Reiten ohne Sperrhalfter

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

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Samba
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Beitrag von Samba »

Na klar, so eine Zaum-Kombination hatte meine Isi-RB auch...

Abeja: Auch wenn in den Isi-Kreisen das Ding "Sperrhalfter" genannt wird, es ist und bleibt ein "hannoversches Reithalfter".

Das "Ding" einfach ein wenig lockerer zu schnallen ist an sich ne gute Idee, aber ich würde dir raten (wie auch schon genannt), es zu einem "englischen Reithalfter" umzufunktionieren: Einfach den Genickriemen des Reithalfters kürzer stellen, so dass der Nasenriemen mittig zwischen Maulspalten-Ende und Jochbein liegt. Wichtig: Den Nasenriemen nun unter den Backenriemen der Trense entlangführen und locker schließen. Voila, aus dem hannoverschen RH wurde ein englisches! Sieht ungewohnt aus, aber zum ausprobieren langst allemal!

Die Prüfung, ob das Gebiss von der Position her ohne die hannoversche Schnallung noch richtig ist, sollte aber auf jeden Fall erfolgen!

LG Samba
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BiancaW
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Beitrag von BiancaW »

Ich hatte mein Isi-Sperrhalfter anfangs auch "englisch" verschnallt. Es aber bald ganz weggelassen.

Probiers einfach mal aus, Abeja.
lieber Gruß, Bianca

Viele würden niemals mit vollem Mund sprechen, tun es aber mit leerem Kopf (Orson Welles).
Carmen
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Beitrag von Carmen »

@Susanne

Stodulka sagt in der "Medizinische[n] Reitlehre", dass auch ein korrekt verschnalltes hannoveranisches Reithalfter auf Akkupressurpunkte auf dem Nasenrücken des Pferdes wirken, die die Atmung beeinflussen und somit stören können.
Das war für mich - obwohl immer engl. RH benutzt - der Anlass, das Ding einfach mal wegzulassen und zu sehen, was passiert.
Ginger
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Beitrag von Ginger »

Hallo, erschwerend könnte auch noch die Tatsache dazu kommen, dass du anscheinend ohne Sattel reitest (warum auch immer...). Eine rückwärtsweisende Hand kann durch ein "Festhalten" dem lieben Gleichgewicht willen doch noch leichter entstehen. Dies wiederum kombiniert mit einem schlecht sitzenden Reithalfter und einem in den Rücken bohrenden Steißbein stelle ich mir persönlich extrem unangenehm vor? Vielleicht solltest du dies auch noch einmal überdenken. Reitlehrer, die Mäuler zuschnüren, haben meiner Meinung nach den Beruf verfehlt.
Liebe Grüße,
Ginger
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hallo, also zuallererst möchte ich mal betonen, daß das Sperrhalfter von meinem Pferd bisher NICHT schlecht gesessen ist, ich habe es gestern nochmal überprüft, es haben immer noch 2 Finger dazwischen gepaßt. Es sieht auf dem Foto so eng aus, weil das Fell drübersteht. Zum zweiten: Vorgestern habe ich es nun ein Loch weiter gestellt, (nun paßt meine ganze Hand zwischen Nase und Sperrhalfter). Das Reiten ging gut so, bzw. eigentlich war es kein wesentlicher Unterschied. Aber ich war ja vorher auch schon ganz ohne zweimal unterwegs gewesen. (Trau ich mich aber im Moment ohne Sattel nicht, weil ich nicht genug geistige Sicherheit mitbringe und habe momentan keinen passenden Sattel.) Drittens (was ich mich übrigens schon immer gefragt habe): Wozu ist denn das Halfter in englicher Verschnallung überhaupt gut? Wenn der Sperriemen UNTER dem Backenriemen durchgeführt wird, was hat er dann für eine Wirkung?? DAS leuchtet mir nun noch weniger ein, als die hannoveranische Verschnallung.

Ich werde das Teil einfach, sobald ich wieder einen Sattel habe, dann weglassen, ich denke, das wird gut gehen.
Preferida
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Beitrag von Preferida »

Ich verstehe den Zusammenhang Sperrhalfter = bessere kontrolle nicht so ganz?

Für unsere Arbeit ist solch ein Reithalfter einfach hinderlich, meiner gähnt z.B. Anfangs meißt ein oder zweimal, das könnte er mit RH z.B. nicht, ebenso wie richtig den Uk lockern o.ä.
Für mich sind die Teile unnützer Balast.
Hab also acht, Reiter, auf
dich selbst. Ist dein Pferd
stützig, heftig, ungefügig,
so dürfen wir kecklich die
Behauptung aufstellen,
dir gebricht es an
liebenswürdigem Charakter
und richtiger Methode
(Francois Baucher)
lescue
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Beitrag von lescue »

Auf dem Ostseeworkshop hat KF v. Holleuffer ja einen Gebisskundevortrag gehalten.

Er erklärte, dass Reithafter, sowohl englisch als auch hannoversch, sozusagen Druck vom Gebiss weg nehmen und auf die Nase bzw. das Kinn übertragen (er hat das ja alles nachgemessen).

Ziehe ich also mit Kraft X am Zügel ohne Reithalfter, so wirkt auch dieselbe Kraft auf Laden/Zunge/Genick.

Bei Verwendung eines Reithalfters dagegen übertragen sich Teile dieser Kraft auf Nase/Kinn und somit wird die Kraft, die auf Lade/Zunge/Genick wirkt, weniger. Am deutlichsten ist dies beim hannoverscher Verschnallung ausgeprägt.

Wenn man so will, hat man also beim Reiten mit Reithalfter immer eine gebisslose Zäumung zusätzlich dabei. Und, so man denn überhaupt am Zügel zieht, eigentlich eine sanftere Zäumung als ohne.

Das war mir vorher auch nicht so klar.

Ich denke, es kommt einfach auf`s Pferd an: Klar, wenn das Gebiss gut angenommen wird, das Pferd fein reagiert etc. braucht man kein Reithalfter (ich benutze auch keines). Aber manchmal macht es schon Sinn, z.B. bei Jungpferden, um eine ruhigere Lage im Maul zu erreichen.

Eine Bekannte hat bei ihren Youngstern in der Frühphase mal interessehalber die verschiedenen Kombinationen ausprobiert - erstaunlicherweise liefen die am zufriedensten mit englisch-kombiniert (also englisch plus Sperrriemen)...
Grüsse aus Hamburg,

Leonie
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Das ist ja mal interessant! Ich habe, als ich mal nach dem Sinn vom Halfter gefragt habe, gelernt, es sei dazu da, daß sich das Pferd dem Gebiß nicht entziehen kann. Und das Gebiß sei nun mal die Kontrolle bzw. eben auch mal die Notbremse. Ich hab das nie weiter hinterfragt, sondern mein Pferd so gezäumt, wie man das halt macht. Aber jetzt bin ich eben nachdenklich gewoden, nachdem ich immer mal wieder gelesen habe, es sei eigentlich überflüssig bzw. behindere die Atmung und/oder das Nachgeben.
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Junito
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Beitrag von Junito »

Zum Sperriemen (egal ob jetzt hannoversches Reithalfter oder an einem englischen Reithalfter): Da habe ich gelernt, dass mindestens 5 Finger dazuzwischen passen müssen, nicht nur 2!

Es tut mir leid, aber meiner Meinung nach wird hier dem Isi wirklich der Mund verboten. Es kostet eine gewisse Überwindung, sich von der Verschnürung zu verabschieden, aber nach einer Zeit hat man in den meisten Fällen ein wesentlich zufriedeneres Pferd (mir ist bislang noch keine Ausnahme begegnet, aber laut Berichten gibt es auch andere Fälle).
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich habe in Island auch diese Art der Zäumung kennen gelernt und habe mich da natürlich angepasst. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen, den einen oder anderen darauf hinzuweisen, dass das Teil so tief und fest geschnallt war, dass es tatsächlich die Luftzufuhr abzuschnüren drohte... :roll:

Ich persönlich bin ein großer Freund davon, auf Reithalfter zu verzichten, denn ich sehe das genau wie Junito: sie verhindern eine der wenigen Ausdrucksmöglichkeiten, die ein Pferd hat. Und was die Stabilität des Gebisses im Maul angeht, so sind dafür doch z.B. Schenkeltrensen sehr gut geeignet - auch gerade für Jungpferde!

Medora
Thisbe
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Beitrag von Thisbe »

lescue hat geschrieben: Er erklärte, dass Reithafter, sowohl englisch als auch hannoversch, sozusagen Druck vom Gebiss weg nehmen und auf die Nase bzw. das Kinn übertragen (er hat das ja alles nachgemessen).
Ich fand das auch sehr spannend. Allerdings kann ich mir nach wie vor nicht vorstellen, daß die Kräfteübertragung bei geschlossenem Maul auch funktioniert :oops: Wenn der Kiefer so weit geöffnet ist, daß er am Riemen anstößt, dann auf jeden Fall.

@Abeja Wie bekommst Du Deine Finger dazwischen, übereinander oder nebeneinander?

Grüße, Thisbe
lescue
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Beitrag von lescue »

Ich glaube, Holleuffer geht auch von wesentlich mehr Zügeleinsatz aus, wie es eben überall üblich ist, aber wir es wohl allesamt nicht wollen.

Hat man meinetwegen ein Pferd, welches durchaus mal durchgeht und man muss dann doch mal deutlich werden, sperrt das Pferd wohl automatisch bzw. öffnet das Maul, wo nun der Nasenriemen zum Tragen kommt und Teile der Kraft übernimmt... von daher kann hier ein solcher sinnvoll sein.
Allerdings halten viel "normale" Dressur- und Springreiter eben auch so schon Kilos in den Händen, und viele Pferde versuchen ja, sich durch Maulöffnen oder heftige Kautätigkeit zu entziehen. Dann würde wiederum auch der Nasenriemen wirken.

Deswegen benutze ich eben selbst auch keinen, da die Schenkeltrense auch so ruhig liegt, ich so massiven Zügeleinsatz nicht brauche, mein Pferd unbeschwert kauen können soll und auch zeigen können soll, wenn`s zuviel sein sollte.
Grüsse aus Hamburg,

Leonie
Wolke

Beitrag von Wolke »

Die Sache mit der Kraftübertragung finde ich logisch - aber sie findet meiner Meinung nach erst dann statt, wenn das Pferd das Maul weit genug aufsperrt, dass es sich mit Unter- und Oberkiefer am Nasenband "abstützt".

Udo Bürger (der war Tierarzt) schrieb in "Vollendete Reitkunst", dass ein Reithalfter vor allem für Geländepferde (im Sinne von Vielseitigkeitsreiten ist damit wohl gemeint), im Springsport und bei Hindernisrennen sinnvoll seien, wo mit einer festeren Anlehnung geritten wird, und auch mal ein Ruck passieren kann. Das Reithalfter nimmt in dem Fall dem Pferd das Stützen des Unterkiefers ab und schützt somit den Kaumuskel und die Nackenmuskeln vor Übermüdung. Auch vor einem Schutz bei Stürzen ist die Rede.

Und das da finde ich sehr interessant :idea: :
Ich habe in früheren Jahren des öfteren Unterkieferbrüche und Kiefergelenksentzündungen gesehen. Seit der allgemeinen Einführung des Hannoverschen Reithalfters aber nicht mehr.


Bürger kommt zum Schluss, dass ein Reithalfter für "Sportpferde nach erfolgter Grundausbildung sehr nützlich" sei. Für junge Pferde und fürs Dressurreiten lehnt er es aus denselben Gründen wie alle anderen hier jedoch ab. Für mich ist das die beste und differenzierteste Erklärung, die ich je zum Zweck und der Wirkung von Reithalftern gelesen habe.
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

@junito: ich habe es so beigebracht bekommen, daß zwei finger nebeneinander dazwischenpassen müssen, fünf finger wäre mir ganz neu. (Aber das ist ja jetzt in meinem Fall gar nicht so wesentlich, ich will es ja eh nun lockerer verschnallen bzw. noch lieber ganz weglassen.)
@wolke und lescue: Das mit der Kraftübertragung klingt mir zwar total neu, aber eigentlich auch nicht so abwegig. Ich bin schon Isis geritten (bevor ich mein eigenes hatte), da hatte ich, ich weiß nicht, wieviele Kilos in der Hand! Ich konnte nur mit meiner ganzen Kraft diese
s Schulpferde damals auf der Ovalbahn davon abhalten, in die Mitte ins Gras abzuhauen. Das war dort aber völlig normal, alle Schulpferde waren so! vielleicht ist bei so viel Kraft oder Gewicht auf den Zügeln tatsächlich ein Sperrriemen sinnvoll.

Aber solche Kraftakte streben wir ja alle nicht an, sondern das Gegenteil :) Und auch bei meinem Pferd ist das bei weitem nicht so, und ich wünsche mir natürlich, selbst immer weicher mit der Hand zu werden, und auch, daß mein Pferd immer feiner wird. Ist wahrscheinlich noch ein langer Weg... :roll: VG Abeja
Thisbe
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Beitrag von Thisbe »

Abeja hat geschrieben:ich habe es so beigebracht bekommen, daß zwei finger nebeneinander dazwischenpassen müssen
Die müssen übereinander sein, Abeja. Sonst würde ja auch einer ausreichen :wink:
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