Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Benutzeravatar
Gawan
User
Beiträge: 418
Registriert: Do, 27. Mär 2008 22:03
Wohnort: Basel

Beitrag von Gawan »

Ich bin in einem Stall gelandet, in dem diverse Reitweisen vertreten sind, und von daher hatte ich ein "gemischtes" Umfeld. Gawan war gut zwei Jahre alt, als ich ihn kaufte, und da war verständlich, dass ich ihn noch nicht reiten wollte, sondern mit ihm nur spazieren ging. Als er dann drei wurde, und ich ihn immer noch nicht ritt, sondern "nur" longierte, kamen mehr oder weniger verwunderte Fragen, ob ich ihn denn überhaupt reiten wolle. Für mich war aber immer klar, dass ich ihn frühestens mit vier anreiten würde, er sah mit drei auch noch ausgesprochen "unfertig" aus. Schliesslich war er viereinhalb, als ich das erste Mal aufstieg, und ich liess und lasse mir weiterhin viel Zeit.
Ich habe gelernt, dass es nichts bringt, bei Gawan etwas Neues durchsetzen zu wollen, mit Konfrontation komme ich bei ihm zu gar nichts, da geht es nur über Kooperation, d.h. mal was ausprobieren, wenn's nicht geht, abwarten, überlegen, wie ich ihm auf andere Art sagen kann, um was es geht, die neuen Aufgaben in kleine Schritte aufteilen, üben, wiederholen, und irgendwann klappt es. Beispielsweise trabte er auf Ausritten anfangs nur auf ganz ebenen Wegen mit dem richtigen Untergrund, obwohl er in der Halle schon früh trabte. Und dann, nach einigen Monaten, fing er bei einem Ausritt an, zu traben, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.
Ich denke dabei auch daran, wie lange ich selbst brauchte, um beispielsweise tanzen zu lernen, das brauchte ja auch viele Wiederholungen.
(Mein Kommentar zu einer Reiterin, die sich beklagte, dass ihr Pferd nur auf einer Hand anständig galoppierte: "Kannst du mit beiden Händen gleich gut schreiben?")
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
Benutzeravatar
Sitara
User
Beiträge: 180
Registriert: Fr, 27. Dez 2013 15:40
Wohnort: Großkrotzenburg

Beitrag von Sitara »

Gawan hat geschrieben:(Mein Kommentar zu einer Reiterin, die sich beklagte, dass ihr Pferd nur auf einer Hand anständig galoppierte: "Kannst du mit beiden Händen gleich gut schreiben?")
Hihi, das ist gut, muß ich mir merken!

Ja, mit der Geduld das ist so eine Sache. Das geht manchmal aber so schnell, das man zu viel verlangt. Ist mir heute auch passiert. Mein Stütchen beginnt ja langsam hinten Gewicht aufzunehmen und man hat bekommt dieses Gefühl, mit der Bewegung mitgenommen zu werden, eins zu werden mit dem Pferd. Macht süchtig. Und ich hab's heute einen Tacken zu lang gemacht, vergessen mal Pause zu machen, Zügel lang lassen zwischendurch. Und zack, sie konnt's nicht länger halten und lief total HdS. :?

Habe mich sehr geärgert, daß ich das nicht früher gemerkt hab. Stütchen hat mir das nicht weiter krumm genommen, ich hab's dann einfach gut sein lassen, denn sie war an sich ganz toll heute. Hat sich beim Zügel aus der Hand kauen auch nochmal schön gestreckt und höchst zufrieden geschnaubt. Naja, wieder was gelernt...
Paula

Beitrag von Paula »

Rapunzel hat geschrieben:Hach ja, zum Thema Rittigkeit: wenn ich groß bin, hätte ich gern so einen ... nicht dass ich das Gereit sonderlich gut fände, aber ein Dreijähriger, nur ein paarmal unter dem Sattel und sooo easy ... toll.
http://www.ehorses.de/hannoveraner-heng ... 76885.html
fürchterliches Gereite, das ist ja schon fast rollen, aber die Schönheit des Pferdes kann das nicht enstellen.
so ist das heute,dank dieser Zuchtperlen: dass man meinen könnte ist ja nicht so schlimm, den Hals so krumm zu machen ,das Pferd bewegt sich doch trotzdem schön...

Tolles Pferd, und ja ich denke die wollen auch 25.000 dafür...
in diesem Preisegment gibt es viele gute Pferde..ob das für Grand Prix reicht, könnte ich nicht beurteilen...
Rapunzel, ich gebe dir Recht wahrscheinlich richtig gelungene Zucht, Hengst, brav,rittig, schön, gute Gänge, wow!
Zuletzt geändert von Paula am Sa, 15. Feb 2014 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Ja, das Gereit ist nix, aber das Pfeeeerd! So ausbalanciert und anständig nach so kurzer Zeit ... toll.

Charona: Ziemlich sicher würd´s bei mir kein Spanier mehr, und zwar nicht weil der Bomber so ein abschreckendes Beispiel ist, sondern weil die allermeisten Iberer zwar schön anzusehen sind, aber im Grunde von den Ansprüchen, die sie an den Reiter stellen, eigentlich nix für einen Freizeitreiter sind, zumindest nicht, wenn man den Anspruch hat, korrekt und schön zu reiten. Oder andersrum, weil ich mir das Leben nicht mehr so schwer machen möchte und daher gern ein Pferd hätte, das schon züchterisch gesehen mehr Rittigkeit, Bewegung und Takt mitbringt.
Paula

Beitrag von Paula »

ja , der ist wie man so früher sagte : " vom Hengst geritten"
hammer, *seufzf* haben will....!

Was die Spanier anbelangt finde ich , für unsere dt. Vorstellungen ist das Pferd einfach nicht gezüchtet.
Also kein Spanier kommt für mich an so ein WB ran, wie hier in der Verkaufsanzeige.
Das ist für mich das ideale Dressurpferd...Und sicher auch im Gelände der wunderbar, der Galopp ein Traum.
Anderseits beeindruckend ist dein Bomber schon..Habe einen Film gesehen ich denke es sitzt Herr Schöneich drauf, bei einer Showvorführung..
aber warum sich das Leben schwerer machen...ich habe auch nach einem Pferd mit gutem Gleichgewicht von Natur aus gesucht.
Zuletzt geändert von Paula am Sa, 15. Feb 2014 23:33, insgesamt 1-mal geändert.
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Haha, nee, der Herr Schöneich ist über 70, der setzt sich nicht auf einen Bomber ;-)

Ja, eben. Der Bomber ist schon High End für einen Spanier, was die Bewegungen angeht, aber alles andere als rittig im Sinne von "bietet sich an/einfache Bedienbarkeit". Die züchterische Leistung, die hinter einem guten WB steht, weiß ich erst jetzt so richtig zu schätzen.
Paula

Beitrag von Paula »

oh, nicht Schöneich sorry, hab mich schon gewundert dass der so gut reiten kann....hm, irgendein Mann...Martin,: auf einer Vorführung..

Ja giggel, das glaube ich dir Rapunzel, ich finde diese Art Zucht genial, also diesen Hengst, für das was ich mir vorstelle!
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2548
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Hihi, also wie gesagt, mein Pferd ist kein Problempferd, kein verkorkstes und keines mit schlechtem Charakter. :wink:
Mich sprechen Warmblüter nicht (mehr) an, obwohl ich tolle gesehen habe. Wenn überhaupt dann vielleicht noch ein Trakehner oder Vollblüter. Am meisten beeindruckt haben mich, nachhaltig, doch die Lusitanos... aber ok. wo die Liebe hinfällt. :wink: Aber die Züchter hier in Deutschland haben all meinen Respekt, es ist viel Leistung, solche Quantensprünge in wenigen Jahrzehnten zu machen. :shock:


Wie versprochen hab ich gestern ein paar Bilder machen lassen. LEIDER lässt sich die Speicherkarte von meinem PC nicht auslesen, ihr bekommt dann noch besser Fotos sobald meine Freundin sie mir per CD geschickt hat. Solange leider schlecht abfotografiertes Display. :roll:
Ich war selber sehr positiv überrascht, ich reite ja meistens leider alleine, und unsere Spiegel hängen noch nicht. :evil:
PS: Obendrein war das gestern ein Testa-Testsattel, den ich das erste Mal ritt (und nicht so zufrieden war, der Sitz könnte besser sein).

Glaub hatte noch kein Bild vom Schritt: Schritt
Am Anfang, nach dem Warmreiten

Trab:
Bild

Leider vom Galopp nur ein schlechtes, da kommen dann bessere: Galopp

Gestern war wirklich ein Sternstundentag. SO kann ich jedes Kleinkind draufsetzen, ein Lämmchen...
Bild
Zuletzt geändert von amara am So, 16. Feb 2014 09:46, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2548
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Erfreulicherweise erlangt er LANGSAM aber sicher seine Gänge zurück. Das war ja 2 Jahre jetzt ECHT grausam, also der Verlust zwischen Freilaufen und Reiten. Ich hab mir aber mehrfach sagen lassen, dass die Gänge von Iberer aufgrund der viel kleineren Stützfläche unter dem Sattel massiv leiden. Es fehlt bei ihm immer noch SEHR viel zwischen Freilaufen und Unterm Sattel, ich bin aber froh dass es wieder kommt und gehe davon aus, dass er irgendwann auch Zugang erhält zu seinen Anlagen.

Und - naja, ehrlicherweise, an so Tagen wie gestern würde ich IHN für nichts in der Welt gegen ein Warmblut tauschen. Die Feinheit, die Aufmerksamkeit, die einfach genial zu sitzenden Gänge, nene... das nächste wird ein Lusitano! Wieder! Aber dieses Mal bitte mit einem anderen Gehirn. :wink:
Mich fasziniert einfach der unglaubliche Adel, glaube ich. Den hab ich so bei einem WB nie empfunden. Kennt jemand das neue Wuwei Video M.Oliva und Dysli? Dort ist am Anfang ein Lusitano-Hengst, der jagt mir Schauer über den Rücken...
Ich hab übrigens wirklich auch deutlich einfachere Lusitanos kennengelernt. IdR mit schlechteren Gängen (verglichen zu Celta), nicht so filigran und definitiv nicht aus Stierkampflinien. Vielleicht würde ich mich beim nächsten dort umsehen.
Oder eben doch irgendwann... den erträumten Traki. :lol:

Bild

So, und um beim Thema zu bleiben, diese Haltung (die er wirklich schön und v.a. recht konstant) zeigen kann, ist höllenanstrengend für Celta, sagt er jedenfalls.
Beim Dehnen passiert es dann eben, dass die Nase versehentlich, nicht erwünscht, HdS kommt. GANZ ehrlich, wenn er so gelaufen ist wie oben, dann belästige ich mein Pferd erstmal nicht mit irgendwas, sondern er soll so laufen dürfen, wie es ihm am leichtesten fällt. Alles andere korrigiere ich, wenn ich es überhaupt für korrekturnotwendig halte, danach.
Bild
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2548
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

p.s.: Witzig, ich denke immer, wenn ich mein Pferd putze, der hat aber keinen hohen Aufsatz. Aber unterm Sattel jetzt auf den Bildern finde ich, er hat doch gar nicht so wenig Aufrichtung. Und es schaut "trotzdem" noch natürlich aus!
Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

amara,

das sieht klasse aus, und Deinen Faible für "Adel" kann ich vollkommen nachvollziehen, das findet sich bei den Warmblütern vielleicht noch bei den blutgeprägten Linien, aber auch, da...


Mir gefällt Deine Zügelführung auch seh, ebenso der lange Zügel, mit denen kann man den Pferden viel erlauben, ohne seinen Sitz (so man einen hat :oops: ) aufgeben zu müssen.


LG Ulrike
Paula

Beitrag von Paula »

SO habe ich mir das vorgestellt mit dem Genick als höchsten Punkt in der Arbeitshaltung.
Mit Takt ,Schwung und letzlich mit Rücken....
tolle Bilder, machen mich süchtig-
man sieht beim v/a , das dies keine von dir forcierte Haltung ist, finde ich.

Ja überzeugt, dieses Pferd ist eine Wucht-an Adel, Dynamik und Schönheit.
Aber auch deshalb weil er strahlen darf....weil er sich mit dir wohl zu fühlen scheint.
EinmannPferd---
kannst du nicht ein Ausbildungstagebuch rückblickend machen mit viel Bilder und veröffentlichen?
grisu
User
Beiträge: 747
Registriert: Di, 12. Jun 2007 12:02
Wohnort: S-H

Beitrag von grisu »

amara hat geschrieben:
...

Beim Dehnen passiert es dann eben, dass die Nase versehentlich, nicht erwünscht, HdS kommt. GANZ ehrlich, wenn er so gelaufen ist wie oben, dann belästige ich mein Pferd erstmal nicht mit irgendwas, sondern er soll so laufen dürfen, wie es ihm am leichtesten fällt. Alles andere korrigiere ich, wenn ich es überhaupt für korrekturnotwendig halte, danach.
Bild
Und das ist dann eben Fairness ggü. dem Pferd, denn er nimmt diese Haltung ja in diesem Moment ein, weil er Entspannung such. Du lässt ihn dann ja wahrscheinlich nicht eine halbe Stunde so rumlaufen ...

Bei dieser Diskussion über die verschiedenen Formen und Haltungen habe ich nochmal über eben solche "Abweichungen" von der "gewünschten Form" nachgedacht und warum mich das dauernde Anhalten der Geodreiecke so irritiert.

Und das Beispiel hier von amara zeigt es mir mal wieder: Das sind lebendige Wesen und keine Reitmaschinen. Und Reiter müssen auch mal fühlen, denken und probieren, um ihren Pferden gerecht zu werden. Dann muss man auch mal den Mut haben, von der Form abzuweichen und zu schauen, was passiert, sonst kommt man nicht wirklich weiter - gerade, wenn das Pferd nach einer Leistung eine bestimmte Haltung sucht.

Bei uns ist es doch nicht anders: Wenn ich 500 Meter gekrault bin, dann rolle ich mich im Wasser einmal zur Kugel zusammen, Knie angezogen, Rücken rund - das brauche ich, weil ich im höheren Tempo zwischendurch ins Hohlkreuz komme und die Kraftübertragung nicht mehr gut ist. Dann gehts weiter.

Jetzt stelle ich mir vor, wie einer am Beckenrand steht, ich mit einer langen Peitsche touchiert und sagt: Nein, das darfst du nicht, das entspricht nicht den klassischen Schwimmprinzipien ...
Paula

Beitrag von Paula »

angemessen intervenieren, wenn noetig. Bei den meisten Pferde die ich erlebt habe, war das noetig zum Beispiel:Pause!
Nicht dauerhaft hds und vorallem ist absichtliches hds nicht korrekt um angeblich ein Pferd ueber den Ruecken zu bringen.DAS macht amara naemlich nicht..

Sich jetzt hinzustellen so wie amara kann ich das auch :allerdings mit notwendigen leichten hds ,wir denken an dein S Springpferd das letztlich auch korrekt ging,laut deiner Aussage....dem sage ich DAS will ich sehen anhand eines Films ansonsten weiss ich aus jahrzehnzelanger Erfahrung:Dem ist nicht so.....Und ganz viele User erkennen einen falschen Knick nicht zudem allein Genick h.Punkt auch nix heisst,das ganze Pferd in der Bewegung ansonsten kann ich es anhand meiner Erfahrungem im Leben und der Forenwelt nicht glauben.
Aber der fairness halber,3 Fotos in der Qualitaet von amaras von deinem Springpferd und ich glaube dir


Bei amara seh ich auch keinen Film und kann nur vermuten dass es wunderbar ist.
Hier seh ich eine Idee von dem was ich mir in der Bewegung vorstelle.
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

Paula hat geschrieben: Aber der fairness halber,3 Fotos in der Qualitaet von amaras von deinem Springpferd und ich glaube dir
Guten Morgen!
Paula, kannst Du mal aufhören, hier die hippologische Inquisition zu geben? Das ist doch völlig unerheblich, ob Du Grisu nun glaubst oder nicht…

@Amara: Schöne Fotos. Ansonsten sehe ich das wie Du. Mir käme auch nichts anderes mehr unter den Hintern als ein Iberer. Wobei Rapunzel natürlich recht hat. Ein WB macht es einem sicher in vielen Punkten leichter. Dennoch: Für mich persönlich nehme ich es gern in Kauf, dass ich langsamer irgendwo hinkomme, wenn ich dafür ein Pferd von der Persönlichkeit und Anmut des Iberers habe.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Antworten