Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien

Rund um die klassische Reitkunst

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charona
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Beitrag von charona »

Nun, Marquisa, wir hatten ja eigentlich gehofft, dass ihr Verhalten durch die unglückliche Haltung kommt: nur 8-10 stunden draussen pro tag. Aber auch bei 24/7, so wie jetzt der Fall, hat sie sich kein Stück verändert, Und es gab tatsächlich Züchter, die uns vorgeschlagen haben, die Stute für die Zucht zu nutzen. No go! Verkaufen an ein verliebtes, ambinioniertes Reiterlin und dann in einen grossen Stall umziehen? No go! Dann wäre ich das Pferd wohl los, aber ich könnte mit möglichen schwerwiegenden Folgen für Pferd und Reiter nicht leben, ehrlich nicht!
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Das kann ich gut verstehen,Charona.
esge
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Beitrag von esge »

Und dann muss es zu guter Letzt auch einfach noch zusammen passen. Pferde, die für manche Menschen ein Göttergeschenk sind wären für einen anderen die Pest. und was "schwierig" ist, hängt natürlich auch immer ein bisschen vom eigenen Können ab.

Charona: Respekt!!! Zu entscheiden, ein Pferd NICHT weiter zu reiten, es NICHT zu verkaufen, NICHT in die Zucht zu tun ist in meinen Augen eine höchst verantwortungsvolle Handlung.
Loslassen hilft
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Meg
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Beitrag von Meg »

esge hat geschrieben:Und was "schwierig" ist, hängt natürlich auch immer ein bisschen vom eigenen Können ab.
Nicht unbedingt. Meine Freundin hat nach mehreren Jahren Snøggis Mutter an ihre ehemalige RB verkauft, die definitiv weniger kann als meine Freundin, das Pferd aber abgrundtief liebt, während es zwischen meiner Freundin und dem Pferd ständig gekracht hat.

Sie hatte halt einen anderen Anspruch und eine andere Art auf Julie's Eigenschaften einzugehen.

Charona, puh, ein solches Pferd wäre hier in Norwegen schon längst beim Schlachter gelandet. Respekt, dass es noch (wie lange auch immer) leben darf.
Zuletzt geändert von Meg am Fr, 14. Feb 2014 10:20, insgesamt 1-mal geändert.
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C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

amara hat geschrieben:
Shkan, maulfrei --- ich seh das inzwischen nicht mehr so (aber das sah ich schon VOR Celta nicht mehr so). Wem bringen denn solche Pferde was? Ich finde Celta nicht genial, sondern einfach schwierig und darüber hinaus schwer vermittelbar. Stellt euch mal vor, ich muss aus x Gründen dieses Pferd verkaufen. Und dann???? Was ist genial daran, wenn ein Charakter so eigenartig ist, dass man Jahre braucht, um sich da hinzufracken? Oder Reiter sich verletzten, oder gar schlimmeres passiert? Das Pferd sich selbst verletzt, weil es keine Nerven hat? Und damit auch nicht in unsere Welt passt irgendwie?
Natürlich sind DANN 0815 Standards eines jeden Freizeitpferdes plötzlich was tolles. Genauso wie es was tolles ist auf jeder Toilette Klopapier zu finden, wenn man grade 4 Wochen im Himalaya war.

Aber --- GENIAL ist daran genau NICHTS.

Bitte vergesst nicht, mit so Gefühlen (und auch Aussagen) manifestiert man für die Züchter und für sich selbst das außergewöhnliche im Extravaganten. Und das ist meiner bescheidenen Meinung nach ein fataler Fehler. Es ist wie der Vorwurf an die WB-Züchter nur noch auf extravagante Gänge zu züchten.


Wisst ihr, was WIRKLICH genial ist????
Meine Beritt-Hafidame. 6 Jahre alt, gehört einer blutigen Anfängerin. Gut, manchmal läuft sie mit ihrer Besitzerin in der Halle da hin, wo SIE hin will. Aber sie macht nie etwas böses. Sie ist ALLES ANDERE als eine Schlaftablette aber immer handelbar. Sie ist wunderschön, stolz und immer kontrollierbar. Sie ist ein Oberschüler, leicht zu motivieren und eine richtig starke - aber MENSCHENFREUNDLICHE Persönlichkeit. JEDER (ok, natürlich keine Idioten, davon gehe ich jetzt aus) kommt mit ihr zurecht. Ich als guter Reiter habe auf diesem Pferd NUR NOCH Spass, und ein blutiger Anfänger hat zumindest die Chance, trotz ihres Alters, etwas zu erreichen und gute Optionen unverletzt da wieder runterzukommen.
DAS IST GENIAL.
Celta empfinde ich nicht als genial, sondern er gefährdet sich selbst, mich und andere mit seiner schwierigen Natur (natürlich sorge ich dafür, dass idR insbesondere anderen NIE etwas passiert!). Er steht sich selbst im Weg, aber man kann bestimmt viel daraus lernen. Genial ist trotzdem etwas anderes... :wink: Jedenfalls für mich. Genial liegt für mich heute - in den leisen Tönen, in den "langweiligen" Pferden, in den Pferden, die eine "sichere Bank" sind, die ich jedem in die Hand drücken kann, die SO genial sind, dass es schon gar keiner mehr sieht.
:oops:

Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.
Danke Amara, dein Beitrag unterschreibe ich dick und fett.

Ich gehe noch einen Schritt weiter.
Oft werden Pferden diese Grad an Beklopptheit auch eingeredet. Denn es klingt doch besser, wenn man die Schuld am reiterlichen Scheitern den bekloppten, verbauten, kranken oder was auch immer Pferd zu schieben kann als einfach zu sagen, mir fehlt es an dem reiterlichen Rüstzeug um mit den Besonderheiten dieses Pferdes umzugehen.
Ich habe so viele Pferde erlebt die von ihren ursprünglichen Besitzern aufgeben wurden und die bei anderen Besitzern diese Marotten dann plötzlich nicht mehr gezeigt haben.
So erlebe ich es auch immer wieder das Leute sich des öfteren neue Pferde kaufen und die Probleme aber über kurz oder Lang trotzdem die selben bleiben. Ist das wirklich Zufall?
Ich bewundere Reiter so wie dich, die sich sachlich und bescheiden da durch beißen und die Lage sachlich einschätzen ohne sich zu einer "Wendy" hoch zu stilisieren, die das wülde, unbeherrschbare Tier gezähmt haben.

Der Grad ist sehr schmal und wenn man selber da drin steckt, dann ist es schwer Ursache und Wirkung korrekt einzuschätzen.
Mit schwierigen Pferden zu züchten kann jedenfalls nicht der Weg sein.
Genau so wenig wie schöne Pferde kaufen und alles andere außer Acht zu lassen.
Shkan
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Beitrag von Shkan »

Shkan hat Folgendes geschrieben:
Gemein ist das schon, wenn man so geniale Pferde hat aber man nicht recht weiß, wie man die reiten soll
Shkan, maulfrei --- ich seh das inzwischen nicht mehr so (aber das sah ich schon VOR Celta nicht mehr so). Wem bringen denn solche Pferde was? Ich finde Celta nicht genial, sondern einfach schwierig und darüber hinaus schwer vermittelbar. Stellt euch mal vor, ich muss aus x Gründen dieses Pferd verkaufen. Und dann???? Was ist genial daran, wenn ein Charakter so eigenartig ist, dass man Jahre braucht, um sich da hinzufracken? Oder Reiter sich verletzten, oder gar schlimmeres passiert? Das Pferd sich selbst verletzt, weil es keine Nerven hat? Und damit auch nicht in unsere Welt passt irgendwie?
Natürlich sind DANN 0815 Standards eines jeden Freizeitpferdes plötzlich was tolles. Genauso wie es was tolles ist auf jeder Toilette Klopapier zu finden, wenn man grade 4 Wochen im Himalaya war.

Aber --- GENIAL ist daran genau NICHTS.



so - das Zitieren habe ich jetzt verbockt :) und die letzten Beiträge auch noch nicht gelesen. Trotzdem wollte ich meine Aussage noch relativieren. Deine Antwort stimmt, Genial ist da nichts dran, es ist eher traurig. Ich meinte wohl eher, dass es schade ist mal ein Pferd im Stall zu haben, das richtig tolle Bewegungen mitbringt, eigentlich auch Nervenstärke und Sensibilität, ein richtiger Kracher wie man es sich eigentlich gewünscht hat. Und dann entpuppt sich nach einiger Zeit, dass da charakterlich wohl doch etwas nicht passt. Wäre nicht diese Sache mit der Software, wären es wohl GENIALE Tiere, aber so... Wobei - die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Wer weiß, ob unsere Wahnsinnigen vielleicht nicht doch noch zu Genies werden?
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amara
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Beitrag von amara »

Also, ansich finde ich die Frage nach Anlehnungsproblemen (es war nur eine der Fragen) schon in Ordnung, weil es eine einfache - und damit natürliche - Art ist sich einem neuen Schüler zu nähern. Es ist nun einmal etwas grundlegendes.
Und es ist das, was wir am schnellsten fühlen und am schnellsten sehen. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass ein neuer Schüler die komplette Reitlehre gelesen und v.a. verstanden hat.

Ich weiss was du meinst, aber es trifft viele Reiter an einem wunden Punkt (auch an einem, der ihnen oft Sorgen bereitet). Ich sehe es eher dann als meine Aufgabe, diese Frage in den Gesamtzusammenhang zu stellen.

Ich persönlich finde, dass man sehr viele Probleme IN der Anlehnung dann sieht, auch wenn sie als solches oft nicht der Ursprung des Problems sind.
Vielleicht bin ich da zu einfach strukturiert, aber wenn ich als Automechaniker einen Kunden frage "Haben Sie ein Problem beim Bremsen?" ist das genau diese natürliche Art und Weise sich jemandem zu nähern. Man könnte sinnvollerweise den Kunden natürlich auch fragen: Sind Ihre Stoßdämpfer in Ordnung, haben Ihre Bremsscheiben eine Unwucht, sind Ihre Leitungen korrosiv oder ist die Fahrspur verzogen?
Natürlich weiss ein Mechaniker, dass der Bremsvorgang oft gestört ist NICHT unbedingt aufgrund der Bremsen - die Ursache sitzt bei B, sichtbar wird sie aber in A.

Aber ich bin auch jemand, der gerne einem neuen Schüler anfangs sagt - egal wo und wie und worüber wir auch reden, beim Reiten geht es ganz am Anfang um 3 Dinge: Bremse, Lenkung, Gas. Und zwar genau in der Reihenfolge.
Die eine Hälfte muss dann lachen (1:0 für mich :lol: ), die andere Hälfte ist erleichtert weil sie endlich einmal etwas verstehen können beim Reitunterricht (2:0 für mich :lol: ). :wink:
Mag aber auch daran liegen, dass ich idR nur im WaldWiesenBereich unterwegs bin, da gehts um ganz grundlegende Dinge, das hat mit hoher Dressur dann wenig zu tun. Eben - - einfache Dinge. Aber darum schätze ich so Pferde wie meine Hafi-Dame auch sehr...
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Rapunzel hat geschrieben:Anchy: Wer ist denn stolz auf ein schwieriges Pferd? Also, ich bestimmt nicht!
Stolz wird man höchstens in so einer Konstellation wie maulfrei, also schwieriges Pferd aus der eigenen Sicht super hingekriegt. Wenn man wie amara oder ich mit einem solchen Fiech "gesegnet" ist, das tatsächlich einfach einen verqueren Charakter hat und den trotz allem auch behält, hat man wenig Grund, stolz zu sein, man schlägt sich halt so durch und arrangiert sich und freut sich, wenn mal was gut klappt. Und es verhilft einem zu einer gesunden Demut. Von daher ist es dann doch zu was gut. Aber nochmal brauch ich sowas auch nicht.

Neulich hab ich übrigens laut gelacht, als eine Dame aus dem Stall, dessen Halle ich benutze (und die uns daher nur ganz flüchtig kennt) zu mir meinte, mein Pferd sei ja soooo brav und rittig, das wünsche sie sich bei ihrem auch. Pruuust!

Mich würde inzwischen aber selbst so einer wie der Lippi aus dem Neindorff-Unterrichtsvideo total abschrecken, der ja ganz offensichtlich willig mitarbeitet, aber einfach eine Gebäude- und Rittigkeitskatastrophe ist.
???

Aragon, ich weiß wir können in der virtuellen Welt irgendwie nicht gut, verstehen einander falsch oder sonstwas, aber meine Feststellung basierte eher auf Erfahrungswerte aus der realen Stallwelt und da ist das sehr häufig zu sehen, wie sich Reiter mit derart schwierigen Pferde profilieren, ja Charaktermängel sogar Auswahlkriterien beim Pferdekauf sind, um sich dann gerne als Beastbändiger dar zustellen.

Und eben da habe ich Amara ja auch zugestimmt, die eben nicht ihr Pferd als genial aufwertet, sondern als das was es st, ein schwieriger bisweilen schwieriger Charakter.
Aber jeder kriegt eben das was er gerade noch aushält.

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grisu
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Beitrag von grisu »

esge hat geschrieben:Und dann muss es zu guter Letzt auch einfach noch zusammen passen. Pferde, die für manche Menschen ein Göttergeschenk sind wären für einen anderen die Pest. und was "schwierig" ist, hängt natürlich auch immer ein bisschen vom eigenen Können ab.
...
Und nicht nur vom Können hängt es ab, sondern auch vom Anspruch. Was mir aufgefallen ist, ist dass manchmal Freizeitreiter einen höheren Anspruch (vor allem in der Breite des möglichen Einsatzes des Pferdes) an ihre Pferde haben als Berufsreiter, die häufig viel pragmatischer sind.

Beispiel: Ein Pferd ist im Gelände schwierig zu reiten, weil es sich sehr gruselt und beim Erschrecken derartig in die Luft geht, dass man in 70 Prozent der Fälle abstürzt. Ist nicht gut, da das Pferd dann auf dem Weg zum Stall eine bis zwei Straßen überquert. Passiert in Halle und auf dem Platz auch, aber deutlich seltener.

Reaktion der Besitzerin (Berufsreiterin): "Dann geh ich halt nicht mit ihm ins Gelände. Der macht seinen Job im Viereck gut. Wir haben einen großen Springplatz, wo er auch mal schön galoppieren kann und rennen kann er mit seinen Kumpels auf der großen Koppel."

PS " ... Und wir probierend dann irgendwann mal wieder, wenns sich anbietet."

Reaktion vieler Freizeitreiter: Wie schaffe ich es, mit diesem Pferd ins Gelände zu gehen, das muss doch gehen!

In diesen Fall hat Reiter Nr. 1 ein tolles Dressurpferd und Reiter Nr. 2 ein "Problempferd".
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Der Anspruch dass ein Freizeitpferd alles irgendwie können muß. wird allerdings auch immer an einen herangetragen. Die sollten ein wenig Dressur, ins Gelände und natürlich auch springen können. Wenn ein Punkt davon nicht erfüllt ist, hast man als Freizeitfuzzi etwas falsch gemacht, während der Profi es sich auch leisten kann, einen Fachidioten zu halten. Wenn der dann nämlich im Gelände vor jedem VOgel reissaus nimmt, wird das halt gerne seiner Inselbegabung zugeschrieben, während man den gemeinen Reiter dann doch schnell unterstellt ein Ausbildungsmängel begangen zu haben :lol:
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Beitrag von amara »

Oh, also irgendwie sind da immer 10 Einträge mehr wenn ich mein Posting abschicke... :wink:

Was geniale/gute Pferde betrifft bin ich sogar so weit, dass ich idR FROH bin, wenn es niemand mitbekommt wenn der Herr wieder einen seiner bekloppten Anfälle hat. Ich bin da überhaupt gar nicht stolz drauf und immer ein wenig traurig.
@C.Dingens: Deswegen würde ich niemals niemandem einfach so erzählen, dass Celta schwierig sein kann. Ich glaube auch, es würde meine Einstellung zu ihm ändern. Ich gehe jeden Tag (hoffentlich) neutral zu ihm und freu mich, dass er da ist. Und er hat auch ECHTE Lichtmomente. Da ist er so einfach, das ist unglaublich (die helle Seite der Macht *gg*). Am alten Stall war ich 2 Jahre, und ich würde sagen 95% der Einsteller halten Celta für ein einfaches Pferd, und 90% halten ihn für einen Wallach. Das ist mir ernsthaft auch wichtig so. Ich mag das nicht, wenn man mit so negativen Dingen auffällt. Ich möchte am liebsten nicht auffallen, niemanden nerven und nicht genervt werden, nicht mehr unterrichten und nicht streiten. Das einzige, was ich noch am Stall suche, ist eine gute Zeit verbringen.

Ich finde es wirklich am schönsten (und beneidenswertesten), wenn man ein Pferd hat bei dem alles passt. Erstens macht es mehr Spaß, zweitens bin ich nur Freizeitreiter (und verbringe meine Freizeit am liebsten mit guten Gefühlen und Ereignissen) und drittens ist nicht von der Hand zu weisen, dass man mit einem solchen Pferd auch am ehesten gute reiterliche Fortschritte macht.
Wenn jemals aus einem schwierigen Pferd ein 0815 Pferd wird, was wirklich toll ist, dann bin ich in erster Linie (so war das beim letzten schon!) nicht stolz, sondern einfach nur froh... aber ich bin ein Egoist, und von der Bewunderung anderer kann ich mir nicht mal eine Semmel kaufen, vom stressfreien Fröhlichsein kann ich vermutlich 4 Jahre länger leben und meine Rente genießen.
:lol:
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Beitrag von grisu »

Anchy hat geschrieben:Der Anspruch dass ein Freizeitpferd alles irgendwie können muß. wird allerdings auch immer an einen herangetragen. Die sollten ein wenig Dressur, ins Gelände und natürlich auch springen können. Wenn ein Punkt davon nicht erfüllt ist, hast man als Freizeitfuzzi etwas falsch gemacht, während der Profi es sich auch leisten kann, einen Fachidioten zu halten. Wenn der dann nämlich im Gelände vor jedem VOgel reissaus nimmt, wird das halt gerne seiner Inselbegabung zugeschrieben :lol:
Ach mit den Ansprüchen der besserwissenden Mitreiter müssen wir doch alle leben. Wie man damit umgeht, hat aber nun vor allem was mit Selbstbewusstsein zu tun, oder? Man kann sich den Schuh anziehen oder es lassen.

Über die Frau Berufsreiter mit dem Angsthasenpferd wird dann ja auch von dem ein oder anderen gesagt: "Guck mal, die reitet Grand Prix, aber traut sich mit dem Pferd nicht ins Gelände. Also mein Pferd kann das ja."
Shkan
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Beitrag von Shkan »

Ich möchte noch klarstellen dass ich auch niemand bin der verrückte oder schwierige Pferde mag. Meine bisherigen Pferde haben mir mein Leben sehr leicht gemacht - was Charakter, Sicherheit und Allround-Einsetzbarkeit betrifft. Ich hatte bisher nur Blüter und mag Spritzigkeit und schnelle Reaktionen, Intelligenz und Arbeitswillen. Lusis stellten für mich einfach noch ein I-Tüpfelchen dar, da sie gebäudetechnisch das mitbringen, womit meine Blüter immer Grenzen hatten.
Ich habe mir auch die Väter meiner Hengstchen genau angeschaut, und gute Hoffnung gehabt dass sie von deren Charakter was mitbekommen haben (sehr klar im Kopf, von jedem Kind zu händeln, total verschmust und menschenbezogen). Die Stuten konnte man nicht so genau in Augenschein nehmen da sie in einer riesigen Herde standen.
Bei einem unserer Fohlen bin ich auch guter Dinge dass das mal ein tolles Pferd wird, mit dem macht jetzt schon alles ziemlichen Spaß. Ein Horseman-Ship Trainer sagte im Sommer zu mir "das ist ein Pferd mit Servolenkung...".
Bei dem zweiten, schwierigen, wird sich zeigen wie er wird. Wenn er so scheu und unberechenbar bleibt, muss ich mich irgendwann trennen. Ich habe Kinder, die auch irgendwann reiten wollen, und ich brauche immer minimum ein Pferd, das als Therapiepferd zu gebrauchen ist. Von daher bin ich auch weder stolz noch irgendwas wenn ich eine Zeibombe zu Hause stehen habe und die auch noch Reiten soll. Aber natürlich muss ich ihm auch eine Chance geben, vielleicht tut sich in den nächsten 3 Jahren vieles bei ihm und dann hätte ich ihn vorschnell aufgegeben. Trotzdem habe ich Bammel, weil ein junges Pferd immer mal erschreckt oder Mist baut, und dann sitze ich da schon auf einem ganz schönen Geschoss - UND, mein Bammel kommt vor allem daher, da ich selbst nach einigen Jahren Reitpause sozusagen bei 0 anfange. Hätte ich die letzten Jahre ständig geritten und wäre im Training, würde ich es wohl lockerer sehen...
charona
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Beitrag von charona »

Weiss nicht, ob man das lockerer sieht, wenn man im Training geblieben ist. Seitdem ich Ein Kind habe, bin ich doch viel vorsichtiger geworden, weil was ist, wenn ich mich wirklich schwer verletze? Wir haben die Pferde daheim, wohnen in einem kleinen Dorf ohne öffentlichen Nahverkehr, wenn ich mal wirklich ausfalleb sollte, habe wir ein Problem, dann kommt meine Tochter nicht mehr zur Schule.

Im falle unseres Pferdes haben wir auch lange den fehler bei uns gesucht. Zu zaghaft, zu unerfahren, zu dies zu das. Mag sein, aber die dame hat auch Monate im Beritt bei einer uns bekannten guten Vielseitigkeitsreiterin gestanden, keine chance. Zusammengefasst hiess es: tolles Pferd, scheiss Charakter. Den hat sie nun nicht, weil sie ist im Umgang traumhaft. Wenn dann noch mein kind draufsitzt und sich in meinem Beisein die knochen bricht, dann ist schluss mit lustig. Wir haben es fünf jahre probiert, letztendlich hat sich das Pferd ja selber praktisch geschrottet, zum Glück sage ich jetzt, weil sonst hätten wir wohl immer noch probiert, gemacht und getan. Meine sehr talentierte Tochter -so unser alter RL- hat hierdurch den Spass am Reiten gänzlich verloren. Wir sind wohl einen Schritt oder auch mehrere zu weit gegangen. :oops:
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Ich gestehe, ich arbeite gerne mit verkorksten Pferden.

Wobei verkorkst noch etwas anderes ist als "schlechter Charakter". Ich kenne auch viele gut erzogene Pferde, die für meine Begriffe einfach einen "schlechten Charakter" haben, mit denen werde ich nie wirklich warm, selbst wenn sie relativ unproblematisch zu handhaben sind, sind das keine Pferde für mich. Die wichtigste Charaktereigenschaft ist für mich immer, dass das Pferd grundsätzlich fähig ist, sich auf mich einzulassen, dann dürfen sie meinetwegen auch kompliziert sein.

P.S. Und mein nächstes Pferd soll bitteschön keine Gebäudebaustelle sein, damit ich dann auch mal das Gefühl erlebe, reiten zu können. :D
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
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