Diagonalisierter Schritt

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Benutzeravatar
Meg
User
Beiträge: 3500
Registriert: Mi, 27. Sep 2006 07:37
Wohnort: Vestfossen NO

Beitrag von Meg »

OH *vorlauterStolzplatz*

DANKE!!! :jump1: :love:

Und wenn ich jetzt noch erzähle, dass die gelegentlichen Zucker des Kopfes und seine leichte Schiefe damit zusammenhängen, dass wir am 2.4. eine alte Geschichte an einer Zahnwurzel links unten gefunden haben und er dadurch (auch wenn vor 8 Monaten nicht zu erkennen!) ziemliche Zahnschmerzen hatte und daraus resultierend eine rotierte linke Hüfte (Hüftknochen war komplett verschwunden) und dass es nun, gebissloss 3000mal besser geht. Übrigens hat Dino von Haus aus ein sehr aktives Hinterbein, liegt aber sehr gerne auf der Vorhand (daher meine hohe Hand, um das Genick geöffnet zu halten).

Da komm ich glatt ins schniefen *insTaschentuchpruste*.

Jorik und Dino sind beide norwegische Kaltbluttraber und haben hier in Norwegen etwa den Ruf eines Haflingers oder Fjordis in Deutschland (also sehr viel unterschätzt). Daher ist es irgendwie mein Anliegen, diese tolle Rasse mal anders zu präsentieren.

Den Spanischen hat Jorik ganz alleine angeboten, ich hatte mal angefangen mit Beinheben auf Berührung, irgendwann machte er das mal im Schritt, weil ich aus Versehen mit der Gerte rumfuchtelte (er sollte langsamer gehen :roll: )

Im Moment lasse ich das "Schmeissen" noch zu, ich glaube das tut im seelisch einfach gut, er ist nämlich eher (von Haus aus und durch schlechte Erfahrungen mit Sattelpassschwierigkeiten) wenig selber Motiviert zur Arbeit (möchte am liebsten den ganzen Tag auf den Schoss, am besten mit Heu vor der Schnauze, oder noch besser Mash :lol: ), daher nutze ich die positive Energie mehr als den gymnastischen Effekt. Aber als nächstes hatte ich gedacht, mal zu versuchen, ob er ein Bein im Stehen länger oben halten kann (ich glaub da kommt eher wildes Gefuchtel bei rum :roll: )

DANKE nochmal! So ganz ohne RL (ausser 2 x im Jahr Kurs) tut euer Feedback richtig gut!

LG
Meg
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2543
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Meg hat geschrieben:Übrigens hat Dino von Haus aus ein sehr aktives Hinterbein, liegt aber sehr gerne auf der Vorhand (daher meine hohe Hand, um das Genick geöffnet zu halten).

Komisch! EXAKT das gleiche hab ich bei meinem Jungspund! Der hat eine extrem aktive HH, da hat er das in der Wiege, was andere nach 10jahren gutem Training noch nicht haben. Aber -- er drückt total gerne runter und liegt gerne stark auf der Vorhand drauf. Manchmal hab ich den Eindruck, er wird von seiner eigenen aktiven Hinterhand "überrollt". So als wolle die HH die VH und...
esge
User
Beiträge: 1869
Registriert: Mi, 03. Jan 2007 12:29
Wohnort: Taunus

Beitrag von esge »

Amara, sowas gibt es wirklcih. Diese Pferde können schieben ohne Ende, aber tragen, uff! Und genau das sind die Pferde, bei deinen die pöse, pöse hohe Hand meiner Meinung nach die Lebensrettung ist - im wahrsten Sinne des Wortes, da die Vorderbeine des PFerdes sonst am Schub, leider ungebremst die Vorhand in den Boden haut, kaputt gehen. So eine Arbeit, wie Meg sie mit ihrem Finnpferd macht ist die Rettung davor.

Meg, ich finde, du kannst da wirklich ganz schön stolz drauf sein, wie sich dein Pferd auf dem Video präsentiert.
Und cih finde auch: Besser sie haben erstmal Spaß an etwas (der spanische Schritt) und verfeinern kann man es immer noch. Meinem Welsh Cob hat es damals auch enorm zu Selbstbewusstsein verholfen.
Loslassen hilft
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Jen »

esge hat geschrieben: Und cih finde auch: Besser sie haben erstmal Spaß an etwas (der spanische Schritt) und verfeinern kann man es immer noch. Meinem Welsh Cob hat es damals auch enorm zu Selbstbewusstsein verholfen.
ja, find ich auch! :) habe übrigens am wochenende am Kurs eine Vorbereitung zum spanischen Schritt gesehen, die ich sehr gut fand. Das Pferd hat zuerst gelernt das Bein angewinkelt relativ lange von selber in der Luft zu halten und dann hats einmal von selber ganz langsam nach vorne gestreckt, wurde natürlich sofort gelobt und aufgehört. Das Bein war so automatisch rel. hoch und getragen. natürlich einfacher im stehen als im gehen. aber denke, wenn einer so gut mitläuft wie dein kleiner könnte das ev. noch eine zusätzliche übung sein, die dann kombiniert wird. span. Gruss und span. schritt. um das erhabene, getragene zu erweitern. weisst du, wie ich meine?
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2543
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

@esge: daher erlebe ich auch seit der Umstellung auf PK wahre Wunderwerke, wenn auch alles um mich herum das nicht so sieht (oh, ah, jetzt ging der sooooo schöööön v/a, und soooo toll in die Tiefe, warum machst du das alles kaputt, ...etcpp. - DA OBEN als Reiter hatte man das Gefühl vorwärts-abwärts-überschlag!).
Sonst bei der Handarbeit arbeite ich viel mit den Wiegeschritten/HSH als Ergänzung.

Und mit dem Vorderbein ist das auch so - ein Herr von der Körsichtung meinte auch, oh, eines der wenigen Pferde, die vorne nicht das halten, was sie hinten versprechen... statt umgekehrt. :roll:
Benutzeravatar
glovedrider
User
Beiträge: 157
Registriert: Mi, 06. Feb 2008 16:29
Wohnort: Niedesachsen

Beitrag von glovedrider »

Also scheint Herr P.K. ja klassische, deutsche reiterliche Werte ,wie Gebrauchshaltung nach von Heydebreck, oder auch der HDV zu lehren.
Benutzeravatar
Anchy
User
Beiträge: 1063
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:01
Wohnort: Sprockhövel

Beitrag von Anchy »

Die er ja auch gerne einmal zitiert :wink:

Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
Benutzeravatar
Jeanny
User
Beiträge: 263
Registriert: Sa, 04. Aug 2007 10:35
Wohnort: Hannover

Beitrag von Jeanny »

Schon etwas her hier.... aber ich will mal meinen Senf dazu geben, da ich zZ auf dem Lipizzanerhof in Bullenkuhlen verweile und mit JC Racinet´s Reitweise hautnah vertraut gemacht werde, denn er gab letzte Woche gerade einen Kurs hier.

Der gemessene Schritt ist nicht dem diagonalisierten Schritt gleichzusetzen!

Der gemessene Schritt definiert sich durch das einzelne Auffußen eines jeden Hufes im zeitmäßig gleichen Abstand.
Normaler Weise haben wir im Schritt zwar einen 4 Takt, der aber 1,2...3,4 geht und nicht 1..2..3..4..
Mit diagonalisierenden Hilfen, wie schon erwähnt, dem Schließen der gegenüberliegenden Hand des Fußenden Vorderbeins, erreiche ich den gemessenen, gezählten Schritt.
Erklären tut sich das so: wenn das z.B. linke Vorderbein fußt, schließe ich die rechte Hand, um das rechte Vorderbein zu veranlassen, sich später zu heben.
Das rechte Hinterbein fußt also kürzer, damit sich das Pferd nicht tritt.
Und es fußt auf den Boden BEVOR das laterale Vorderbein (rechts) abfußt.
Damit korrigiere ich also die natürliche Passverschiebung auch Lateralisierung genannt.
Der gemessene Schritt wird extrem langsam geritten, damit sich das Pferd bewusst wird, dass es 4 Beine hat und jedes unabhängig von den anderen bewegen kann. Das ist sehr wertvoll, denn dadurch erhalten sie Körpergefühl was man für Balance benötigt.
Weiterhin erhält man auf dem fußenden Hinterbein mehr Hankenbeugung, da sich das Gewicht der HH einen Hauch länger auf der jeweiligen Seite hält.

Der wirklich diagonalisierte Schritt ist bei kaum einem Pferd zu sehen, denn meist handelt es sich um den sog. "Jog", einem schwebephaselosen Trab.
Wir haben bei uns gerade einem Pferd, welches unter Stress zum Passgang neigt den diagonalisierten Schritt beigebracht, er macht es ganz phantastisch und er bietet, nachdem er nun verstanden hat, was wir wollen, von sich aus erste Piaffetritte an. Weiterhin, wie schon erwähnt, kann man das Rückwärts hieraus entwickeln.

Der diagonalisierte Schritt ist echte Kopfarbeit für den Reiter, da er jedes Bein mit seinem Körper kontrollieren muss.
Ich veranlasse also ein Hinterbein zum Vortreten indem ich die parallele Hüfte vorschiebe und öffne die diagonale Hand, um das diagonale Vorderbein vor zu lassen. Noch in der Bewegung muss ich wieder auf meine Mitte zurück kommen, damit ich ggf stehen bleiben kann, oder die diagonale Hilfe geben, damit das widerum diagonale Beinpaar fußen kann.

Wenn wir soweit gefestigt sind, mit der Diagonalisierung werde ich mal einen link zum entsprechenden Video einstellen.

Ich bin übrigens JCR "Neuling" aber absolut begeistert, denn das System funktioniert faszinierend gut. Wenn gleich es nicht simpel ist und harte Arbeit es zu erlernen. Aber ich lerne...

Es fängt ja mit den 4 Grundregeln an... ist nur nicht Thema hier! 8)
LG Jeanny
"Das kleinste Zugeständnis muss wie vollständiger Gehorsam belohnt werden, da es geradewegs dorthin führt!" (Alexandre Guerin)
Benutzeravatar
Elke
User
Beiträge: 64
Registriert: So, 24. Sep 2006 17:14
Wohnort: Nbg-Bt

Beitrag von Elke »

Das war jetzt eine sehr gute Erklaerung.Danke!
L.G. Elke
Benutzeravatar
Anchy
User
Beiträge: 1063
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:01
Wohnort: Sprockhövel

Beitrag von Anchy »

Jeanny, auf meinem Kurs wurde der gemessene Schritt mit der Diagonalisierung des Schrittes in einen Topf geworfen und zwar von Monsineur selbst.

Der gemessene Schritt diagonialisiert sich, wenn richtig ausgeführt selbst, wobei ich das noch nicht gesehen habe.
Eine Verzögerung ja, aber keine wirkliche Diagonalisierung.

Auf dem Lippizanherhof hast DU aber so weit ich weiß ja eine kompetente Begleitung.
Die fehlte mir hier vor Ort, um daran weiter zu arbeiten.

LG
Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
Benutzeravatar
Jeanny
User
Beiträge: 263
Registriert: Sa, 04. Aug 2007 10:35
Wohnort: Hannover

Beitrag von Jeanny »

Gut erklärt? :D Das freut mich, da es mir ja zeigt, dass ich es verstanden habe! *freu*

Ja, ich kann von Glück sagen, dass ich hier gelandet bin und das nächste halbe Jahr hier auch nicht weg gehe... 8)

Nun ja, es ist ja so, dass der gemessene Schritt die Vorarbeit zum diagonalisierten Schritt ist, quasi da hin führen kann/soll, wobei es sich aber beim gemessenen Schritt um gleichmäßigen Viertakt und beim diagonalisierten Schritt um einen reinen Zweitakt handelt.

Beim gemessenen Schritt ist es auch so, dass man, wenn er korrekt geritten wird, im Körper ein feines Wippen spürt, welches sich leicht viereckig in der Hüfte kreisend anfühlt :? Da jedes Bein energisch auffußt, kommt es zu einer Art Beben und das fühlt man Bein für Bein und jeweils auf das fußende Bein in der Hüfte. Hach ist das kompliziert Gefühle zu erklären...

Ich habe es so erlebt und Antje war von dem Wort "Wippen" ganz angetan! :)
Weiterhin sieht man von unten, dass der gemessene Schritt korrekt ist, wenn die Schweifrübe leicht nach rechts und links zuckt, jedoch locker getragen wird!
Das erklärt sich dadurch, dass wir die Nickbewegung des Pferdes im Schritt durch unsere schließenden Hände unterbinden und nach hinten in die Hanken leiten. Das widerum führt zu Mobilisation der Hanken-> gewünschter Effekt im gemessenen Schritt.
Dieser soll hauptsächlich als trainierende Maßnahme für die Hankenbiegung, Balance und das Aufrichten in der Vorhand zuträglich sein.
Ich sehe da also schon Unterschiede in beiden Übungen und so wurde es mir hier auch beigebracht!
:wink:
LG Jeanny
"Das kleinste Zugeständnis muss wie vollständiger Gehorsam belohnt werden, da es geradewegs dorthin führt!" (Alexandre Guerin)
Benutzeravatar
glovedrider
User
Beiträge: 157
Registriert: Mi, 06. Feb 2008 16:29
Wohnort: Niedesachsen

Die Auflösung des Rätsels

Beitrag von glovedrider »

hi,
Auf Seite 36 ff in "Herr Baucher und seine Künste" geht Seeger auf den trabartigen Schritt ein.

Und zwar als von ihm angwandt. Seeger , nicht Baucher hat diesen Schritt geritten. .

Das Seegersche Buch ist gegenüber dem Baucherschen Machwerk wirklich als fachlich hochstehend anzusehen. Es wird eine fachlich sehr gut begründete Kritik am Baucher System vorgetragen, das zu der Zeit einer Rollkur ohne Fortbewegung ja nicht unähnlich war. Ein Genuß auch gegenüber dem polemischen Geschreibsel eines Herrn Racinet.
Seeger kritisiert auch das damalige preußische Militärreitsystem und den Verfall der Reitkunst .

Außerdem schildert er auch sein, von seinem Vater und von der Hofreitschule Wien übernommenes Reitsystem, zu dem eben
auch der diagonalisierte Schritt gehört.
lg
Benutzeravatar
Anchy
User
Beiträge: 1063
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:01
Wohnort: Sprockhövel

Beitrag von Anchy »

Für alle, die es interessieren wird.

Jean Claude Racinet ist am 25.04.09 verstorben.

Umstritten ja , aber dennoch ein großer Pferdemensch ist gegangen.

Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
Benutzeravatar
glovedrider
User
Beiträge: 157
Registriert: Mi, 06. Feb 2008 16:29
Wohnort: Niedesachsen

Beitrag von glovedrider »

Ja wirklich, auch wenn ich Kritik an seinem Schreibstil und seiner Recherche übe, so hätte ich ihm niemals außerordentliche reiterliche Fähigkeiten
absprechen wollen. Schade.
Antworten