Schnurengurt - welcher?

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

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Tossi
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Beitrag von Tossi »

amara hat geschrieben:
.....und die Gurte sind mE überhaupt gar nicht nachgiebig. Dazu braucht es dann eher einen Gummieinsatz. ....
Die Schnurgurte sind diagonal flexibel, das ist tatsächlich ein Vorteil, den andere Gurte nicht bieten können.

Wobei sich diese Eigenschaft nur bei einem Langgurt und getrennten Schnallen richtig auswirkt.

Habe mir gerade im Web die Kurzversionen der Schnurgurte angesehen, da käme (unabhängig vom Material) für mich keiner in Frage.
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xelape

Beitrag von xelape »

https://www.sattelgurtguru.de/?fbclid=I ... hNcd7Dp0c0

das sieht doch gut und interessant aus...
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amara
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Beitrag von amara »

@Tossi: Das stimmt... Langgurt hab ich seit... keine Ahnung. 20 Jahren nicht mehr..
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

@ xelape
was gefällt dir an den Schnurgurten (außer dem Umstand, dass durch die Materialwahl eine gewisse Exklusivität suggeriert werden soll: "Reines Mohair: das wohl edelste Material, aus dem ein Schnurgurt sein kann"..."altbewährt und wiederentdeckt"....usw.).

Rein physikalisch ist die Elastizität in Längsrichtung bei den Gurten zu vernachlässigen und die diagonale Elastizität durch die verbundenen Schnallen aufgehoben. Es ist und bleibt ein Schnurgurt....

Ich vermute, dass die Gurte derzeit einfach retro sind, genau so wie (superteure) Filzsatteldecken und div. anderes Zubehör und quasi eine nostalgische Gegenbewegung zu den aktuellen Gurtkonstruktionen (zufällig gerade in der aktuellen BILD für Reiter einen Artikel gesehen) darstellen.

Ob die heutigen Schnurgurte irgendwelche Verbesserungen gegenüber den Schnurgurten aus den 70gern bieten, wage ich zu bezweifeln. Damals gab es nur Langgurte und VS-Sättel, maximaler Luxus war ein "VSD" (Vielseitigkeitssattel, Schwerpunkt Dressur). Und es gab zu der Zeit sehr viele Pferde, die weiße Fellstellen im Gurtbereich hatten, weil sie in ihrer Laufbahn mindestens einen Gurtdruck erlebt haben. Zudem war es häufig, dass Pferde massiven Sattelzwang hatten, eigentlich fand es jeder normal, wenn die Pferde in Reitschulen (Ständerhaltung!) beim Satteln die Zähne zeigten und auskeilten.

Es war also praktisch ein Evolutionssprung, als die ersten Neoprengurte mit Gummischnallen auf den Markt kamen. Die Schnurgurte verschwanden und Gurtdruck habe ich seither jedenfalls keinen mehr mitbekommen.
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horsman
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Beitrag von horsman »

Dehnungsfähigkeit in Längsrichtung 10% sagt das allwissende Internet.
Schweiß Absorption zumindest bei Mohär vermutlich deutlich besser als Neopren oder Leder.
Gummizug bei Leder/Neopren sehe ich kritisch. Meist wird damit zu fest gegurtet weil „ja noch was geht“. Dann bringt es auch nix.
Luftigkeit beim Schnurengurt eher gegeben.
Diagonaler Ausgleich hier auch noch etwas möglich (trotz der Blockverbindungen).
Ingrid Klimke schwört darauf.
Gar so offensichtlich sehe ich keine Vorteil für Neopren/ Leder.

Sattelzwang früher ( wie heute auch) hängt auch immer mit der Art zu satteln und zu gurten zusammen und wie gut oder schlecht der Sattel sitzt. Was da manches mal auch von Sattlermeistern verkauft wird ist schon traurig.
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

horsman hat geschrieben:Dehnungsfähigkeit in Längsrichtung 10% sagt das allwissende Internet.
Wie bitte? Das wären bei einem 65 cm-Kurzgurt sage und schreibe 6,5 cm!! Ich würde aus dem Stand wetten, dass da beim normalen Gurten keine 10 mm gehen.
horsman hat geschrieben:Schweiß Absorption zumindest bei Mohär vermutlich deutlich besser als Neopren oder Leder.
Das stimmt. Und Neopren oder Gelgurte sind ja auch schon längst wieder überholt. Bei Leder, ggf. mit einem Überzug, nehme ich das in Kauf (und ich reite mein Pferd auch nie schweißnass).
horsman hat geschrieben:Gummizug bei Leder/Neopren sehe ich kritisch. Meist wird damit zu fest gegurtet weil „ja noch was geht“. Dann bringt es auch nix.
Braucht halt ein bisschen Gefühl....
horsman hat geschrieben:Luftigkeit beim Schnurengurt eher gegeben.
Diagonaler Ausgleich hier auch noch etwas möglich (trotz der Blockverbindungen).
Ingrid Klimke schwört darauf.
Na, wenn Frau Klimke das sagt...
horsman hat geschrieben:....
Sattelzwang früher ( wie heute auch) hängt auch immer mit der Art zu satteln und zu gurten zusammen und wie gut oder schlecht der Sattel sitzt. Was da manches mal auch von Sattlermeistern verkauft wird ist schon traurig.
Stimmt. Nur gab es das Phänomen früher viel häufiger und vor allem gab es früher auch viel häufiger das Krankheitsbild "Gurtdruck". Das gibt es definitiv jetzt nicht mehr. Oder hat das hier jemand in den letzten zwei Jahrzehnten mal erlebt?
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Tess
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Beitrag von Tess »

Ach doch, Gurtdruck hab ich in den letzten Jahren schon häufiger noch in meinem Umkreis erlebt. Vor allem bei Neoprengurten. Oder bei Lederkurzgurten mit für das Pferd ungünstig liegenden Nähten.

Wenn ich Langgurte nutze (die ich eigentlich lieber mag als Kurzgurte, weil ich damit bei meinen Ponies weniger PRobleme mit der Lage der Schnallen habe) dann nutze ich auch Schnurengurte. Ich finde, die liegen einfach "satter" und breiter auf, sie sind gut durchlüftet und sehr "dünn", tragen wenig hinter dem Ellenbogen auf (was vielleicht bei größeren Pferde weniger ins Gewicht fällt). Ich hatte trotz langem Winterfell nie Probleme mit irgend welchen Druckstellen.

Die Tatsache, dass früher viel mehr Pferde Gurtzwang hatten als heute liegt meiner Meinung nach eher daran, dass die Sättel früher einfach häufiger nicht passten.
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amara
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Beitrag von amara »

@Tossi: Sehe ich wie du. Erstens - 10%, nie niemals!!!

Schwitzen tun meine Pferde unter dem Schnurengurt wie unter dem Ledergurt. Ja und? Ein gescheiter Ledergurt absorbiert sogar Schweiß.

Gummizug: Ich finde nicht, dass "meist" zu fest gegurtet wird. Woher weisst du das eigentlich? Meine ehemaligen Schüler haben DURCH DIE BANK zu locker gegurtet! Vor lauter Rücksicht aufs Pferd... und das ist echt wirklich auch schlecht. Und wie Tossi sagt: Gefühl.

Frau Klimke... naja. Ich finde auf alles irgendeinen Profi, der drauf schwört... und sei er bezahlt.

Ja, und ich kenne ein Pferd mit Gurtdruck: Mein eigenes. Den Grund dafür kenne ich aber auch - eine Talgdrüse, die sich entzündet hat, vermutlich als er 3 war und noch auf der Weide stand, die war schon da, als ich ihn gekauft hab, so ein dicker verkalkter Knubbel ist das. Wenn die wieder "aktiv" ist, spannt er sich beim Gurten an. Was aber Geschichte ist, seit ich mit Lammfell reite. Mit dünnen Satteldecken hat er bei aktivem Zustand der Drüse Gurtdruck.
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Beitrag von Klassikfjord »

Doch, ich kann das bestätigen, zumindest der Mohair Gurt hat einige cm nachgegeben (den konnte man schon in der bloßen Hand "dehnen").

Was genau das ist, was ich überhaupt nicht haben möchte... wozu soll das gut sein?

Bei einem passenden Sattel muss man den Gurt ja nicht ranknallen, braucht also keinen "Elastikeffekt".

Selbst bei meinem Pony (Rücken = Weinfass, Widerrist mininalst vorhanden) nicht.

Mir ist lieber ich habe einen stabilen Gurt, der genug abgepolstert ist, um die minimalen "Stöße", die der Sattel bei Bewegung (z.B. Galopp oder kleinere Sprünge) auf den Gurt abgibt, breitflächig abzufangen.
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Beitrag von horsman »

Naja, Frau Klimkes Urteil ist mir im Grunde auch wurscht.

Aber in Bezug auf die Eigenschaften für einen guten Sattelgurt schneidet so ein Schnürengurt aus Naturfaser eben rel. gut ab.
Als da wären: Hautfreundlichkeit und damit direkt zusammenhängend Schweißabsorbtion, Druckverteilung, Ellenbogenfreiheit, Tragekomfort (gewisse Dehnung möglich). Lammfell ist da sicher auch weit vorn, aber hier das mit der Ellenbogenfreiheit schon son Thema.
Kommt aber immer auf das jeweilige Pferd mit seinen Problemzonen an.
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Beitrag von sapiko »

So Ihr Lieben,

erstmal Euch Allen vielen Dank für die Glückwünsche und auch für die vielen vielen Meinungen...!

Vorstellen gern: Stute, WB, 13 Jahre alt, vielseitig ausgebildet, kann sogar Garocha :shock: anders als ich :oops: :shock: relativ gross wie ich... hatte beim Probereiten das Gefühl ob sie nicht etwas zu triebig ist.. das ändert sich gerade zum Glück. War die ganze Zeit in einer Hand, bissl eigensinnig aber auf eine Weise die mir total gut gefällt. Grundbrav, macht zwar mal nen Hopser aber eher nach dem Motto "es ging ein Ruck durch sie" und dann stehts schon wieder.
Das richtige Anfängerpferd, bin ja Späteinsteiger. Konnte die ersten 2 Monate nicht drauf weil ich notfallmässig in eine Stall ohne Halle untergekommen bin (Platz nur seltenst zum Reiten freigegeben... ) und hab viel Bodenarbeit gemacht.

Wir mögen einander. Bin total glücklich.
:D :D :D :D :D



Ich gebe zu ich bin Klimke-Fan, aber einfach nur dass sie sagt Schnurengurte seien toll reicht mir dann doch nicht. Ich hatte vor lager Zeit einen kurzen Artikel darüber gelesen in dem sie zitiert wurde mit der Meinung dass Schnurengurte ihrer Erfahrung nach ihren Pferden am Liebsten seien... Begründung war Druckverteilung, Ellebogenfreiheit, Hautfreundlichkeit und allgemein umkompliziertheit (ok, das war glaub ich dann ihre eigene Meinung :D).

Habe das Pferd mit kompletter Ausrüstung gekauft, zwei Sättel (Prestige Dressur und Hock VS) und 3 Gurten. Ich finde ehrlich gesagt das alle Gurte nicht wirklich passen.. da glaube ich, dass ein Schnurengurt sich dem Bäuchlein meiner werten Dame besser anpassen wird. Sie hat total schönes Fell, wird nicht geschoren, ganz glatt sodass ich kein Haareinklemmproblem befürchte. Und wenn muss halt wieder ein anderer Gurt her... : ).

Ich schau mich weiter um. Im Moment muss ein neuer Dressursattel her... der ist nämlich für den breiten Rücken meiner Stute zu eng und dafür dass sie leicht überbaut ist hat er auch zuwenig Schwung (hoffe ich hab den 2. Punkt richtig in Erinnerung... Sattlermeisterin war grad da). Dazu gleich nochmal ein weiterer Thread.

Ich berichte gern, wofür ich mich entschieden habe. Liebe Grüsse! Sapiko
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Re: Schnurengurt - welcher?

Beitrag von horsman »

Kurze Rückmeldung bzgl. Schnurengut:
Seit 4 Wochen nutze ich nun auch einen Baumwoll Schnuren-Kurzgurt (von "Reiten wie am Schnürchen" ) für meine junge Lusi-Stute. Mit Filz-Schnallenschutz. Da die Stute (=Prinzessin auf der Erbse) bisher sehr empfindlich auf diverse Gurte reagiert hat und sich ihr Urteil sehr gut und schnell am Raumgriff des Schrittes und in Extremfällen auch am Buckelverhalten ablesen lässt kann ich wohl sagen, dass der Schnurengurt zu ihren absoluten Lieblingen zählt (neben einem Ledergurt von Felix Bühler/Krämer).
Fazit also: mit dem Kauf des Baumwoll-Schnurengurt bin ich sehr zufrieden. Und auch optisch ein Hingucker, wie ich finde.
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Finchen
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Re: Schnurengurt - welcher?

Beitrag von Finchen »

horsman hat geschrieben: Mo, 21. Dez 2020 13:48 Kurze Rückmeldung bzgl. Schnurengut:
Seit 4 Wochen nutze ich nun auch einen Baumwoll Schnuren-Kurzgurt (von "Reiten wie am Schnürchen" ) für meine junge Lusi-Stute. Mit Filz-Schnallenschutz. Da die Stute (=Prinzessin auf der Erbse) bisher sehr empfindlich auf diverse Gurte reagiert hat und sich ihr Urteil sehr gut und schnell am Raumgriff des Schrittes und in Extremfällen auch am Buckelverhalten ablesen lässt kann ich wohl sagen, dass der Schnurengurt zu ihren absoluten Lieblingen zählt (neben einem Ledergurt von Felix Bühler/Krämer).
Fazit also: mit dem Kauf des Baumwoll-Schnurengurt bin ich sehr zufrieden. Und auch optisch ein Hingucker, wie ich finde.
Danke für die Rückmeldung! Wenn Pferde das so deutlich zeigen, und man dann noch wie du offenbar mehr als nur 2 Gurte zur Auswahl "angeboten" hat, dann ist das eine prima Rückmeldung des Pferdes, auf die man doch gerne was geben sollte.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Lilith79
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Re: Schnurengurt - welcher?

Beitrag von Lilith79 »

Danke für den Tipp, da mein (billiger) Schnurengurt grad etwas Ermüdungserscheinungen hat, brauche ich auch einen Neuen und würde diesmal gern in etwas hochwertigeres investieren.

Mein Pony mag Schnurengurte auch sehr gerne und ich finde die auch am Besten.
sapiko
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Re: Schnurengurt - welcher?

Beitrag von sapiko »

toll, danke auch von mir für den input, horsman...! ich nutze im moment den BWschnurengurt von k.... und meine stute ist zufrieden. LG!
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