Die Rotation der Wirbelsaeule in der Biegung

Rund um die klassische Reitkunst

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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Finchen hat geschrieben:Colloid, ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe: gehst du davon aus, dass das Becken aufrecht in einer Position bleibt, aber eben innen im Fall der Biegung nur weiter vor kommt?
Ja, es mag sein, daß es in Bewegung, in der es ja mit jedem Vorschwingen der Beine abwechselnd recht und links rotiert, nach innen etwas weiter rotiert, wichtiger für die Biegung finde ich die Stellung, denn erst die sorgt dafür, daß das Becken innen nach vorne kommt, was dann wieder für ein gerade fußendes Hinterbein auf dem Kreisbogen sorgt ->gerade gebogen.
Und das mit dem innen sitzen/Gewicht habe ich nicht verstanden. Das soll doch gar nicht der Fall sein, also zumindest nicht "innen sitzen", sondern durch das Anheben des Brustkorbs auf dieser Seite fühlt es sich so an, als würde man mit dem Sitzbeinhöcker mehr einsitzen, eigentlich hat ihn aber das Pferd "angehoben". Und das Gewicht wird dieser Theorie nach nicht über "mehr links/rechts sitzen) sondern nur durch leichtes Oberkörper in die Bewegungsrichtung neigen definiert.
Ließ es bitte nochmal, der innere Sitzbeinknochen bewegt sich durch das Öffnen des Knies nach vorne unten (Millimeter!), auch wenn du auf einem nicht reaktiven Stuhl sitzt - einfach ausprobieren...am besten auf einem Stuhl ohne Polsterung -- mehr Sitzhilfe stört nur das Pferd. Jedes bewusste Bewegen des Oberkörpers nach innen führt nur dazu, daß das Pferd dem folgt ->nach innen kippt oder daß der Reiter in der Hüfte einknickt :mrgreen: :wink:
Meiner Meinung nach führt genau die Anweisung "Gewicht nach innen verlagern" dazu, daß man leider so wenig korrekte Biegung findet, dafür mehr Pferde, die durch die Ecken schleudern, weil die Reiter "sich in die Kurve legen". Jedwede sinnvolle Form von Gewichtsverlagerung (z.B. auch Seitengänge) findet immer im Becken, nie im Oberkörper statt.
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lescue
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Beitrag von lescue »

Clinic mit Jean Luc Cornille im August:
https://www.facebook.com/events/1783260861797135/

Da wird die Diskussion hier sicher auch Thema sein - vielleicht für den ein- oder anderen interessant.
Grüsse aus Hamburg,

Leonie
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Colloid hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben:Colloid, ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe: gehst du davon aus, dass das Becken aufrecht in einer Position bleibt, aber eben innen im Fall der Biegung nur weiter vor kommt?
Ja, es mag sein, daß es in Bewegung, in der es ja mit jedem Vorschwingen der Beine abwechselnd recht und links rotiert, nach innen etwas weiter rotiert, wichtiger für die Biegung finde ich die Stellung, denn erst die sorgt dafür, daß das Becken innen nach vorne kommt, was dann wieder für ein gerade fußendes Hinterbein auf dem Kreisbogen sorgt ->gerade gebogen.
Und das mit dem innen sitzen/Gewicht habe ich nicht verstanden. Das soll doch gar nicht der Fall sein, also zumindest nicht "innen sitzen", sondern durch das Anheben des Brustkorbs auf dieser Seite fühlt es sich so an, als würde man mit dem Sitzbeinhöcker mehr einsitzen, eigentlich hat ihn aber das Pferd "angehoben". Und das Gewicht wird dieser Theorie nach nicht über "mehr links/rechts sitzen) sondern nur durch leichtes Oberkörper in die Bewegungsrichtung neigen definiert.
Ließ es bitte nochmal, der innere Sitzbeinknochen bewegt sich durch das Öffnen des Knies nach vorne unten (Millimeter!), auch wenn du auf einem nicht reaktiven Stuhl sitzt - einfach ausprobieren...am besten auf einem Stuhl ohne Polsterung -- mehr Sitzhilfe stört nur das Pferd. Jedes bewusste Bewegen des Oberkörpers nach innen führt nur dazu, daß das Pferd dem folgt ->nach innen kippt oder daß der Reiter in der Hüfte einknickt :mrgreen: :wink:
Meiner Meinung nach führt genau die Anweisung "Gewicht nach innen verlagern" dazu, daß man leider so wenig korrekte Biegung findet, dafür mehr Pferde, die durch die Ecken schleudern, weil die Reiter "sich in die Kurve legen". Jedwede sinnvolle Form von Gewichtsverlagerung (z.B. auch Seitengänge) findet immer im Becken, nie im Oberkörper statt.
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Zum ersten Teil:
ok, ich gehe von einer "rollenden" Bewegung des Beckens aus, biomotorisch das, was Pferde von sich aus machen, ehe Training das ggf. versickern lässt. Da bleibt die Beckenschaufel nicht in einem Winkel (bzgl. der Aufrichtung), sondern variiert in der Bewegung - zusammen mit dem was du beschreibst.

Zweiter Teil:
theoretisch könnte ich mir das so wie du es beschreibst vorstellen. Aber in der Praxis scheint es ja anders zu funtionieren. Hast du die Videos geschaut? Da veranschaulicht Giacomini es und die Reiterein setzt es auch um.


Drittens:
ist die Reitlehrerin zufällig weiter im Norden? :D
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Finchen hat geschrieben:
Zum ersten Teil:
ok, ich gehe von einer "rollenden" Bewegung des Beckens aus, biomotorisch das, was Pferde von sich aus machen, ehe Training das ggf. versickern lässt. Da bleibt die Beckenschaufel nicht in einem Winkel (bzgl. der Aufrichtung), sondern variiert in der Bewegung - zusammen mit dem was du beschreibst.
Jepp, wobei diese Bewegung nicht "versickert", sondern entweder durch ein zu festes Reiterbecken, oder durch einen zu festen Zügel blockiert wird...aber wie gesagt, ob das dann in Bewegung und Biegung einen Hauch mehr nach innen rotiert ist mir eher egal... :wink:
Zweiter Teil:
theoretisch könnte ich mir das so wie du es beschreibst vorstellen. Aber in der Praxis scheint es ja anders zu funtionieren. Hast du die Videos geschaut? Da veranschaulicht Giacomini es und die Reiterein setzt es auch um.
Puh, ich hatte mir die Videos nicht angesehen, ich bin jetzt beim 3. Video mit Ton und habe Kopfschmerzen. Der sagt da viel Wahres und viel sehr Falsches, schmeißt alles in einen goßen Topf und rührt kräftig um. Um das auseinanderzuklamüsern müsste ich jeden einzelnen Satz kommentieren. Das sind 200 Mosaiksteinchen, von denen die Hälfte falsch ist und die er zum Schluss wieder zu einem Bild zusammen zu fügen versucht. Und genau so ein Gestocksel kommt dann auch bei der Reiterin und vor allem auch beim Pferd raus. Und wenn ich mir ihn auf einem Pferd ansehe, sieht es auch so aus, als würde er versuchen die Pferde in Einzelteilen zu bearbeiten und da passt dann einfach nichts mehr zusammen. Alleine wenn ich mir ansehe, wie er der Reiterin sagt, sie solle mit dem Oberkörper Gewicht verlagen und ihr dann das Becken verschiebt, hinterlässt bei mir den Eindruck: hoher Eigenanspruch, viel gewollt, etwas gewusst, etwas begriffen, völlige Ahnungslosigkeit/Ignoranz dessen was er noch nicht begriffen hat und passable Durchführung.
Soweit meine größenwahnsinnige, völlig laienhafte, unprofessionelle Meinung.:mrgreen:
Die Rotation ist niemals so viel, wie er da anzeigt, es sei denn er hat versucht durch außen Belasten das Pferd umzuschmeißen (hab schon andere Leute gesehen, die das probiert haben :roll: ) und es mag sinnvoll sein, die Leute von der "ich muss mit meinem Bein den Bauch rausdrücken"- Idee abzubringen, daß heist aber nicht, daß ich den inneren Schenkel nicht benutzen darf.
Dieser ganz mechanische Ansatz ( am Pferd rumdrücken, umbiegen, etc.) den sowohl die Reiterin, als auch er hat führt meines Erachten zwar nach Timbuktu (manchmal auch zum Grand Prix) aber nicht nach Rom......
Drittens:
ist die Reitlehrerin zufällig weiter im Norden? :D
Nein, im Odenwald und hier kennen sie einige. 8)
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

lescue hat geschrieben:Clinic mit Jean Luc Cornille im August:
https://www.facebook.com/events/1783260861797135/

Da wird die Diskussion hier sicher auch Thema sein - vielleicht für den ein- oder anderen interessant.
Nochmal meine größenwahnsinnige, völlig laienhafte, unprofessionelle Meinung, nachdem ich mich auf seiner Seite umgesehen habe. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man mit genügend Ignoranz den Sch***, den man macht sogar mit "Biomechanik" schön reden kann.
Hier:
http://www.scienceofmotion.com/shoulder_in.html
verkündet er, es sei genau anders herum richtig; es sei korrekt, wenn die Brustwirbel nach außen rotieren (die Dornfortsätze also nach innen). Was schon alleine physikalisch völlig widersinnig ist.
Interessant, daß sein "Correct Shoulder In" kein Schulterherein zeigt, sondern Schenkelweichen mit verbogenem Hals, oder auch "irgendwie seitwärts" (man beachte die Hufe: alle vier Hufe im gleichen Winkel - keine Biegung im Rumpf, keine Stellung der Hüfte); sein "Incorrect Shoulder In" zeigt etwas, was man eher als Schulterherein durchgehen lassen könnte, zumindest am Anfang, bevor er "korrigiert" und das Pferd über die Außenschulter fällt.
Wenn ich mir aber das ansehe:http://www.scienceofmotion.com/horse_s_ ... _down.html
...dann wundert mich das auch nicht mehr...eine Badewanne bleibt eine Badewanne, auch wenn grade die Standbeine im im senkrechten Lot stehen.
Insofern: nein, da muss ich nicht hinfahren... :?
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Colloid hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben:
Drittens:
ist die Reitlehrerin zufällig weiter im Norden? :D
Nein, im Odenwald und hier kennen sie einige. 8)
Collo, der war gut. 8) :lol:
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

-Tanja- hat geschrieben:
Colloid hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben:
Drittens:
ist die Reitlehrerin zufällig weiter im Norden? :D
Nein, im Odenwald und hier kennen sie einige. 8)
Collo, der war gut. 8) :lol:
Was ist denn der Witz daran, wenn jemand nach einer RL fragt, die von Colloid empfohlen wird, und sie die Frage beantwortet?

@Colloid:
auch wenn es mühsam ist, aber ohne zu differenzieren, wo er deiner Meinung nach Blödsinn sagt, und wo er recht hat, ist deine Aussage dazu ja völlig "nutzlos".
Natürlich übertreibt er total - es geht ja nicht um eine wissenschaftliche Untersuchung zum Thema, sondern darum die Reiterin von ihrem Denken zum hinfühlen und Umdenken zu bringen.
Wo in seinem Ansatz nun die Fehler sind... !?

Zum Becken noch:
ok, wenn du nicht von fixer Position ausgehst, passt es.
Die wird übrigens nicht nur durch falsches Reiten unter Umständen weg trainiert. Da reicht schon besch..ne Haltung von Jungpferden mit nicht ausreichend Bewegungsmöglichkeit und Reizen. Ich war erstaunt, wie "isoliert" sich ein Jungpferd bewegen kann, ganz ohne dass es irgendwie bis dahin trainiert wurde.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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