Feine Hilfen

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

Moderatoren: Janina, dshengis

Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2602
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Stimmt nicht. Anders beobachtet, in x Herdenzusammenführungen. Am allerinteressantesten fanden wir Scampo in die große (35 Pferde) Offenstallherde.

Er hat sich für kein Pferd interessiert. NUR FÜR EINES: Den Chef. Weil er ganz klar dessen Position beanspruchte. Wie beeindruckend das war, dass selbst ein fremder Hengst bei der Herdengröße sofort wusste, WER hier die Position 1 belegt.
Die beiden haben sich über Tage ultramäßig verhauen. Scampo fing an, Pferde aus der Herde zu klauen. Irgendwann waren es 2 Herden. Die von ihm, und die von Picco. Alle 30 min haben die beiden Streithähne sich getroffen (beides sehr dominante, spät gelegte Hengste), und haben gekämpft. Aber richtig. Da sind die Fetzen geflogen. Nach einer Auseinandersetzung sind sie wieder zu ihren Herden.
Es ändert sich alles in einer solchen Situation. Es geht nur noch um die Rangordnung. Interessanterweise hat sich Scampo über ca 10 Tage durchgesetzt. Beide Pferde sahen nicht gut aus, haben sich aber nur mittelschwer verletzt, was heisst es kam zu einigen böseren Bissstellen, blaue Flecken, und Kronrandtritte. Picco wurde dann aus der Herde rausgeschmissen. Scampo hat ihn mehrere Tage, Wochen, isoliert. Er durfte nur noch mit weitem Abstand stehen...
Ein halbes Jahr später war Picco der Beta. Scampolos "best friend", er wachte über ihn, wenn er schlief. Und wenn ich ihn rausholte zum Arbeiten, übernahm Picco das Regiment. Es war superspannend, das einmal zu beobachten...
Noch spannender war, dass Piccos Besitzer, die immer viel Ärger auch beim Reiten mit ihm hatten, dann meinten dass er auch dort viel kompromisbereiter und weicher geworden ist, viel weniger zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit dem Reiter neigte, als er dann "nur" noch Beta war.
Es gab danach keine Kämpfe oder Konsequenzen oder Durchsetzungen von Scampo gegenüber Picco mehr. Und genau da sind wir an dem Punkt: Nicht, weil es ihn nicht mehr interessierte. Sondern weil er es gar nicht mehr musste. Ein Ohrenanlegen reichte ab da. Für so ca. alle Pferde dieser Herde... (im Übrigen war er ansonsten ein sehr wachsamer, "guter" Chef - bei Sturm trieb er immer alle in den Stall und war der einzige, der angepisst vor den Unterständen rumlief und seine Herde drinnen hielt... erstaunlich) - die Jährlinge standen idR in seinem Schatten. Kein mittelrangiger Stänkerer wäre auf die Idee gekommen, sie dort anzugreifen. Weil das Konsequenzen hat. und nach denen fragt ein mittelrangiger Stänkerer halt nicht. :)


@gimlinchen: Klar, jeder liest den Text anders... bestimmt auch aus Erfahrung, und mit einem bestimmten Bild vor Augen. Wenn ich sage, steh hin, dann meine ich auch konsequenterweise steh hin. Und ich muss nicht laut werden, oder rumschreien, es reicht dass ich mich umdrehe und ihn ernst ansehe. Er weiss aber auch - ich bin davon überzeugt, und ja - ich ziehe konsequent durch, wenn es sein muss... mag wirklich sein, wie im Text, dass man es deswegen praktisch fast nie muss.
Antworten