Nach einer langen Vorstellungsrunde am Freitag Nachmittag ließ uns Raik, der Institutsleiter, allein. Kurz wurde die Zimmerfrage geklärt (10 der 13 Teilnehmer beschlossen, im Seminarhaus zu übernachten, 3 gingen in die örtliche Pension), anschließend wurde von den 10 die Verpflegungsfrage angegangen. Gefragt, wie das läuft, hatte nämlich vorher fast keiner

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, begann um 9 bei Raik, unserem Institutsleiter, der Unterricht mit Theorie zur Bodenarbeit. Eigentlich ist ja Bodenarbeit für niemanden von uns etwas völlig Neues, Unbekanntes (aber man sollte sich noch wundern.)
Anschließend der erste Kontakt mit den fünf hiesigen und den zwei mitgebrachten Pferden. Dabei selbstständige Aufteilung in Zweiergruppen. Und die suchen sich jeweils ein Pferd aus für die Arbeit an diesem Wochenende. Da ich seit Jahren fast nur mit Wallachen zu tun habe, war klar, es muss eine Stute sein. Als Schimmelbesitzer fiel mir da die Wahl leicht: Die Rappstute sollte es werden! Glücklicherweise hatte die auch kein anderes Grüppchen auf ihrem Kieker, also erste Kontaktaufnahme mit der schwarzen Schönheit. Skeptische Reaktion, Madames Begeisterung hält sich in Grenzen. Angesichts der bereits fortgeschrittenen Zeit (die Mittagspause naht) wird hier abgebrochen und ein neuer Programmteil in Angriff genommen: Raik demonstriert die Arbeit im Round Pen. Join Up mit einem der mitgebrachten Pferde, einem Wallach. Relativ sparsame Gesten, trotzdem viel Energie in der Luft. Eine Teilnehmerin darf in den „Ring“. Sie bringt den alten Herrn in Schwung. Richtungswechsel, Gangartenwechsel, wieder Richtungswechsel. Irgendwann beginnt der alte Herr zu kauen, dreht das Ohr nach innen, wird eingeladen, zu der Teilnehmerin zu kommen. Gelungen. Manöverkritik. Mittagspause.
Nachmittag: Zunächst noch eine weitere Demonstration von Raik. Führen am langen Strick. Neron (Andalusier-Rapp-Wallach) geht brav in konstantem Abstand, bleibt auf Klingeln am durchhängenden Strick stehen, geht gar rückwärts, geht durch die Stangengasse. Aha!
So, und dann sollen wir.
Wir „fangen“ das von uns ausgewählte Pferd ein, putzen und striegeln, kratzen der Dame die Hüfchen aus (Gott, sind die klein!). So gut gekämmt war Lara bestimmt schon lange nicht mehr! Knotenhalfter rauf und auf geht’s.
Raik erklärt uns zuerst, was wir machen sollen: Wir führen zunächst den Kopf Richtung Kruppe, halten so lange, bis Pferdi nachgibt und ich nichts mehr in der Hand habe. So, probiert, und siehe da, Lara gibt nach, auf beiden Seiten. Schön. Jetzt dazu noch das Schweifende in die andere Hand und Pferd soll am „Schweif riechen“, ohne mit der Hinterhand auszuweichen. Ist schon schwieriger für Lara. Dann Kopfsenken auf Zupfen am Knotenhalfter. Auch kein Problem.
Als nächstes kommen ein paar Übungen, bei denen wir direkt Druck ausüben (müssen). Das erfolgt in vier Abstufungen: 1. Den Körperteil, mit dem das Pferd weichen soll, scharf ansehen (fixieren). 2. Ganz leichter Druck mit der Fingerspitze. 3. Stärkerer Druck mit der flachen Hand z.B.. 4. Druck bis zum Erfolg.
Weichen-lassen der Hinterhand: Kein Problem. Nun die Vorhand: weichen lassen nach rechts geht gut. Nach links: Drei Schritte, dann fällt sie nach vorne aus. Nun frage ich mich, an wem das liegt. Stehe ich falsch, bewege ich mich falsch? Raik, um Rat gebeten, vermutet zunächst das Letztere. Zeigt uns, dass es auf der rechten Seite funzt. Schön, das wussten wir. Aber links?
Als drittes nun Seitengänge, quasi Schulterherein: Ja, meine Lieblingsübung!!!

Linkerhand kein Problem, rechter Hand geht Madame ganz schnell wieder nach vorne statt zur Seite. *schrei* Nochmal Raik rangeholt, der jetzt erklärt, dass er Lara nicht gut kenne und mit ihr fast nicht gearbeitet hat, von daher könne es schon sein, dass sie da ein Problem hat. Ah ja.
Dann noch das Durchparieren bzw. Rückwärtsrichten am langen Strick: Als erstes frontal: Anschauen, dann mit dem Strick wedeln, doller wedeln, Druck machen, bis Pferd rückwärts geht. Dann von der Seite am kurzen Strick: geht auch. Am langen Strick hat sich Lara erst ein wenig, aber ganz schnell kriegen wir auch das hin.
Nächster Programmpunkt: Zirkelarbeit. Lara läuft am langen Strick in einem etwa 6 m Zirkel und soll auf unsere Aufforderung hin durch den Zirkel wechseln. Auch hier: Auf der rechten Hand kein Problem, linkerhand hingegen rennt sie uns fast um. *Grrr!* Knapp rennt sie an mir vorbei, ich spüre noch ihr Fell vorbeifliegen. Also üben wir viel, führen sie auf der Weite des Grasplatzes umher, in Schritt und Trab, Volten, durch den Zirkel wechseln, durchparieren, Geht alles gut, nur eben dieses beinah-fast-Umrennen. Schließlich Schluss für diesen Tag, wir entlassen Madame in ihren Feierabend. Für uns gibt’s wieder Nudeln, heute mal als Auflauf.
Sonntag: Wiederholung vom Vortag. Anschließend baut Raik einen kleinen Parcours auf. Keine Prüfung, das nicht, aber schon mal vor allen zeigen, ob und wie es klappt. Lara benimmt sich erstklassig, lässt sich am langen Strick durchparieren, geht brav durch die Stangengasse, ordentlich durch die Ecke und durch den Hütchenslalom. Am Schluss ist das Rückwärtsrichten am langen Strick auch kein Problem.
Folgt eine kurze Auswertung des Wochenendes und gegen 14 Uhr geht’s nach Hause.
Vier Wochen später: Da eine Teilnehmerin dazu kam, werden die Gruppen nochmals etwas geändert – ich bleibe allerdings bei der bewährten Kollegin. Dafür stehen aber neue Pferde auf dem Plan und da entscheiden wir uns für die Haflingerstute Läusel. Kurz, klein und kompakt. Das Programm ist zunächst das vom letzten Wochenende: Hierbei erweist sich Läusel als sehr kooperativ und fein, nur mit dem Weichen der Hinterhand haben wir unsere liebe Not. Da kann man (und auch frau) nicht viel machen, wenn sich Madame entscheidet, stehen zu bleiben - vielleicht hilfts ja, sich mit dem ganzen eigenen Gewicht dagegenzustemmen.

Dann eine Erweiterung: Jetzt soll jemand drauf sitzen und einen Klienten simulieren. Wird ja auch Zeit, dass ich mal wieder auf ein Pferd komme! Ganz sportlich schwinge ich mich hinauf und darf eine neue Erfahrung machen: Völlig passiv bleiben. Schwierig, schwierig! Gangartenwechsel – Trab. Ein ganz ungewohntes Gefühl: Kurzes, unbequemes Stakkato. Läusel ist einfach viel, viel kürzer als alles, was ich bisher geritten bin. Ihr Rücken schwingt gar nicht. Nichts für mich!
Am nächsten Tag dann noch mal Pferdewechsel: Diesmal solls der Andalusierwallach Neron sein. Auch er ist sehr fein, solange man was macht. Ansonsten ist auch Neron Mitglied in der Gewerkschaft Transport und Verkehr

Und auch Nerons Trab gefällt mir um vieles besser, obwohl auch sein Rücken recht kurz ist, sitzt er sich bequemer, fühlt sich nicht an wie Kopfsteinpflaster mit kaputten Stoßdämpfern

Auch im Round Pen gab es an diesem Wochenende etwas Arbeit: Ein mitgebrachter Dreijähriger, Warmblut, Rotzlöffel dazu. Ich fühle mich nicht berufen dazu (habe im RP eine andere Arbeitsweise für mich entwickelt – ich kann und will nicht ohne Gerte!), aber zwei Teilnehmerinnen versuchen sich mit mehr oder weniger Erfolg. Wie immer im Umgang mit Pferden ist das richtige Timing entscheidend – eine verpasst den Moment, wo der Kleine bereit ist, zu ihr zu kommen, also das Join Up. Anschließend Konfusion und Unsicherheit bei Mensch und Pferd. Leider wird die Situation nicht aufgelöst, weil es Mittagszeit ist. Zwar folgt eine kurze theoretische Nachbesprechung, aber was uns interessiert hätte – nämlich die erfolgreiche Arbeit im Round Pen mit dem Rotzlöffel – fällt dem Zeitmangel zum Opfer. Schade!
Leider war es das mit der Bodenarbeit für die nächste Zeit – in den kommenden Monaten steht vor allem Theorie auf dem Plan...