Hinterbein im Galopp schneller machen

Rund um die klassische Reitkunst

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marquisa
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Beitrag von marquisa »

"Man findet sehr oft Reiter, die für das Auge einen guten Sitz haben, denen aber alle Pferde fest werden. Bei genauerer Prüfung findet man, daß alle diese Leute mit totem, fest in den Bügel gestemmtem Unterschenkel reiten, zugleich aber mit dem Gesäß auf das Schärfste einsitzen. Was soll das Pferd unter einem solchen Reiter anfangen? Seine Hinterbeine werden auf das Energischste vorgetrieben, aber wo es mit ihnen bleiben soll, ist unerfindlich. Denn das Gesäß erstickt jeden Versuch des Pferdes, den Rücken aufzuwölben. Es kann nur gegen, nie unter den Sitz des Reiters treten, und das ist gerade das charakteristische Merkmal des stürmenden Pferdes. Natürlich muß nun, dem Andrang gegen die Hand zu steuern, der Zügel immer kürzer genommen werden; zu den Schmerzen in Rücken und Hinterhand gesellen sich die in den Ganaschen, und das Pferd wird von Tag zu Tag fester."
(Otto de la Croix, 1910)
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Edelstein
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Beitrag von Edelstein »

Zähnchen, wie läuft es denn aktuell? Hast du einen Weg gefunden, an der Schnelligkeit des Hinterbeins im Galopp zu arbeiten?

Ich habe im Moment auch einen ähnlichen Knackpunkt, jedoch mit älterem, etwas weiter ausgebildetem Pferd nach langer Pause und eher geradem Hinterbein. Sie ist jetzt den beginnenden sechsten Monat im Aufbau-Training und hat schon wieder schön zurück gefunden, ordentlich aufgemuskelt und Kraft bekommen. Durch ihren längeren Unterschenkel fällt ihr die Versammlung nicht in die Wiege, sie macht es durch ihre Arbeitseinstellung wett. Nun wo sie langsam wieder Last aufnehmen kann und ich sie vermehrt aufnehme, kommen wir auch an dem Punkt im Galopp, wo sie nicht mehr vor mir am Bein ist und das Hinterbein nicht schnell genug ist (eben, wie du auch so schön beschrieben hast, langsam galoppieren statt versammelt).
Ich schaue momentan, dass ich sie immer wieder vor schicke und den Galoppsprung vergrößere - möglichst kurz vor dem Moment, an dem ich das Hinterbein verliere. Also den Galoppsprung etwas setzen, daraus sofort wieder ins vorwärts - wenn sie am Schenkel klemmt durchkommen (und wenn ich dazu einmal Fußspitzen nach außen drehen muss), die Oberlinie etwas längen im Vorwärts und wieder aufnehmen.

Marquisa, Schritt-Galopp-Übergänge finde ich hier eher schwierig, weil durch die Klemm-Momente die Stuten (eigentlich mit Vorwärtsdrang) in genau diesen Übergängen schön mogeln können, durch fleißige Trab-Galopp-Übergänge kriegt man m. M. n. den Fluss wieder besser hergestellt, behält Oberlinie und Hinterbein. Durch Schritt-Galopp-Schritt unterstützt man eher noch das "nach oben Gehoppel" ohne reelle Lastaufnahme und unterstützt das Verkürzen der Oberlinie - was ja in den klemm-Momenten ein Knackpunkt ist. (So zumindest meinem Gefühl nach bei meiner Stute). Klar kommt das dann langsam dazu, aber dafür müssen sie dann vorm Bein bleiben. Dann ist es prima als weitere Kraftübung - ich nehme es momentan langsam dazu, aber nur wenn sie locker und vor mir ist, nicht, solange sie nicht nach vorne zieht.

Was außerdem ja bereits genannt wurde und prima ist, ist neben Abwechslung und vorwärts draußen Springgymnastik, sowohl frei, als auch unter dem Reiter. Das schult die Schnelligkeit des Hinterbeins und bringt Freude am Vorwärts, der Rücken wird schön geöffnet.

und btw - tolles Zitat, Marquisa :-) !
Zuletzt geändert von Edelstein am Do, 07. Mai 2015 14:29, insgesamt 1-mal geändert.
Zähnchen

Beitrag von Zähnchen »

Hallo Edelstein:

Das mit den Galopp- Schritt- Galopp Übergängen kann ich nur betätigen....Trab- Galopp lädt zu mehr "Flüssigkeit" ein... aus dem Schritt kann man viel leichter nach oben hoppeln... :)

Es hat sich bei uns tatsächlich etwas getan. Ich habe mir gedacht: Wobei hänge ich am meisten? Ich bekomme das Hinterbein nicht nach vorne mobilisiert...
Aber ich will das Hinterbein bewegen- von mir aus irgendwohin- und wenn nicht vorwärts, dann eben seitwärts... aber eben PROMPT!!!

Denn wenn sie im Galopp hoppeln und hoch kommen... dann geht vorwärts einfach oft einmal nicht mehr... aber seitwärts schon.... nur ein paar Sprünge.... aber ICH KANN damit das Hinterbein mobilisieren... und dann ist vielleicht doch der Gehorsam am inneren Schenkel da... und vielleicht ist vorwärts doch weniger anstrengend als seitwärts :)

Nach doch jetzt einigen Wochen konsequent arbeiten- immer wieder vor- und sei es nur ein paar Sprünge- hat sich die Situation eklatant verbessert.

Was auch ganz gut funktioniert- und da haben wir schon wieder das Seitwärts...
Geh auf einen Zirkel... aber halte die Linie!!! Reite im Trab eine Reprise Schultervor oder mehr... wenn schon geht... dann angaloppieren... und auffordern.... durchparieren... und noch mal von vorne... Sie müssen das innere Hinterbein beugen....

Ich galoppiere mittlerweile lässig aus dem Schritt an, auch Außengalopp ist kein Thema mehr....

und ja... Zügel aus der Hand kauen lassen im Galopp bitte auch nicht vergessen
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Edelstein
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Beitrag von Edelstein »

Hallo Zähnchen, ja, aus dem SH im Trab angaloppieren und daraus wieder in das Sh im Trab haben wir auch im Programm zur Gymnastizierung und Mobilisierung des HB. Auf dem Zirkel könnte ich das auch mal wieder einbauen, danke für die Anregung.

Interessant dass euch das Seitwärts hilft - aber vermutlich Schenkelweichen oder? Bevor ich die Seitwärtsgänge im Galopp reite, muss sie schon "da" sein (besonders bei den Traversalen) sonst kann sie die Kraft nicht aufbringen. Das ist bei uns dann hinterer Teil der Arbeitsphase (nicht immer, sie ist ja noch nicht wieder ganz bei 100 % kräftemäßig). Wobei SH-artig im Galopp oder leichtes Travers ein paar Sprünge, Variation in der Stellungsrichtung und Länge des Halses durchaus früher in der Einheit.

Den Kontergalopp nutze ich vor allem zur Verbesserung der Schulterfreiheit (bspw. rechte Hand Linksgalopp mit Rechtsstellung) und reite ihn etwas flüssiger vorwärts, sonst habe ich da das gleiche Problem - wenn ich den zu versammelt reite kommt sie auch eher ins Hoppeln.
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Das klingt aber toll, Zähnchen!
Wir würden wirklich gern ein Video sehen :D. Nicht, um zu kritteln, sondern um zu staunen! Einfach bei youtube hochladen und hier mit dem URL-Button einbetten.

Zu allem, was schon gesagt wurde, kann ich nur noch ergänzen, dass sich bei meiner Stute durch Cavaletti- und Geländetraining (und ich meine damit nicht nur dressurmäßig ausreiten, sondern in Richtung Vielseitigkeit) die Galoppade enorm verbessert hat. Auf und ab, mehr und weniger nach vorne, große und kleine Bögen auf der freien Wiese, dazu (wenn man mag) einige kleine Sprünge.. kann hilfreich sein für Motivation und ein schnelles Hinterbein.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
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