Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2543
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Also, ich finde ja eine gute Dressur hat keinen ooooohm Modus in dem Sinne... aber ich sehe halt hochtrainierte Vollblutrenner, die für ihr Maß UNGLAUBLICH gut arbeiten.

Eines ergänze ich noch zu Fortissimos Statement:

VS Pferde werden auf eine schiergar unglaubliche Selbstständigkeit er-zo-gen. Müssen sie auch, denn der Reiter kann oft nicht so gut helfen wie im Parcours, das Vertrauen der Pferde auch in sich selbst muss viel höher sein, und die Pferde müssen auch viel besser ihre Kraft selber einteilen können.
Von Jung selber weiss ich, dass diese strikten Abläufe und die Lektionen der Dressur allein schon deswegen für viele VS Pferde schwierig sind, weil sie sich im Selber-Denken und Selber-machen sehr eingeschränkt fühlen. Das klingt vielleicht blöd - aber vieles in der VS muss im Gelände vom Pferd selbst angegangen werden, müsste der Reiter da noch treiben oder machen oder tun, DAMIT das Pferd geht, wäre das lebensgefährlich. Und nun soll so ein selbsttätiges Job-Wesen plötzlich Dressur gehen. Dass man da ganz schnell ein HALLO NEIN WAS GLAUBST DU EIGENTLICH?? erntet glaube ich gleich. :wink:
Insofern fasziniert mich der Gehorsam in den Lektionen bei VS Dressurpferden besonders (wie gesagt, da hörste viel schneller ein No-No als bei den Dressurpferden :wink: ).

Und ich glaube auch, dass viel an dem angeblichen "Schmelz" einer Dressur eben viel öfters an den Gängen liegt, als an der Arbeit oder dem Ertanzten.
Siehe Tabaco, siehe der graue Lusi, etc.
Finesse
User
Beiträge: 89
Registriert: Di, 09. Nov 2010 11:46
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von Finesse »

Es heisst aber "Vielseitigkeitspferd" und nicht "Geländerittpferd".

Ich denke genauso wie in den hohen Dressurklassen (GP), wurde der Geländeritt der Zuschauer-Attraktivität wegen bis zum "Geht nicht mehr" gepusht, schneller, höher, weiter, spektakulärer.

Man kann diese Entwicklung gut finden oder nicht.

Ein gutes CC-Pferd müsste eigentlich in allen Disziplinen ausgeglichen gut sein, oder die Schwächen der einen mit den Stärken der anderen Disziplin aufwiegen.
Ist es aber nicht so, dass heute ein Pferd welches im Gelände nicht total crackt, eh keine Chancen mehr hat?

Mir ist diese Teil-Disziplin zu Totalschadenbehaftet.
Ich guck mir das aus Prinzip nicht an.

Und aus dieser Perspektive gesehen, ist die Dressur oft mit gemischten Gefühlen zu betrachten, denn ich will nicht eine Lektionenschrubberei sehen, sondern Pferde die mit ruhiger Souveränität, schwungvoll auch diese Teildisziplin absolvieren. Und da gebe ich Rapunzel recht, schöne Gänge kann jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten entwickeln.

Insofern sehe ich an diesen eingestellten Ritten keinerlei Augenschmaus, der mich vom Hocker rühren würde.
Motte
User
Beiträge: 1481
Registriert: Do, 12. Jul 2007 15:26
Wohnort: Schnuckenland

Beitrag von Motte »

Nein, es ist - im Gegenteil - so, dass wer in der Dressur großartig patzt, eigentlich schon keine Siegeschancen mehr auf die Gesamtprüfung hat.
Benutzeravatar
Sascha
User
Beiträge: 210
Registriert: Di, 28. Aug 2012 01:10
Wohnort: Dithmarschen

Beitrag von Sascha »

amara hat geschrieben:Von Jung selber weiss ich, dass diese strikten Abläufe und die Lektionen der Dressur allein schon deswegen für viele VS Pferde schwierig sind, weil sie sich im Selber-Denken und Selber-machen sehr eingeschränkt fühlen. Das klingt vielleicht blöd - aber vieles in der VS muss im Gelände vom Pferd selbst angegangen werden, müsste der Reiter da noch treiben oder machen oder tun, DAMIT das Pferd geht, wäre das lebensgefährlich.
Hm, ich mag das so nicht recht glauben. Natürlich muss ein Vielseitigkeitspferd selbst denken und handeln, aber ebenso muss es doch auch einer Anweisung seines Reiters sofort und ohne zu zögern folgen, weil es sonst echt gefährlich werden kann. Meiner Meinung nach müsste das Vertrauen hier in beide Richtungen gelten. Wenn da ein Pferd schon in einer "einfachen" Dressurprüfung beginnt zu diskutieren, dann würde ich mit dem gar nicht auf einen Geländeparcours gehen wollen, wo ich mich darauf verlassen können muss, dass mein Pferd auch noch im höchsten Eifer auf minimale Kurskorrekturen reagiert.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

So ein Pferd kann doch ganz gut zwischen ner Dressurprüfung und der Geländestrecke unterscheiden, würde ich mal unterstellen. Ich denke eher, das Problem liegt in der ganz anderen Muskulatur und dem extremen Trainingszustand. Ein voll austrainierter Hürdenläufer würde bei "Let´s dance" vermutlich auch nicht unbedingt elegant aussehen. Man müsste so ein Pferdchen vermutlich ziemlich exzessiv dehnen und gymnastizieren, um es geschmeidiger zu kriegen, und ob das dann wieder so gut für die Geländestrecke wäre ...

Da fällt mir ein, dass mein Springlehrer mal zu mir gesagt hat, mein Pferd wäre so typisch Dressurpferd, dem würde eine gewisse Stabilität am Sprung fehlen, viel zu weich im Körper (und das ist ein sehr athletischer, muskulöser Typ ohne Fett!).
Donna
User
Beiträge: 459
Registriert: Do, 30. Jan 2014 20:31
Wohnort: Erlangen

Beitrag von Donna »

dieser Philipp reitet mir mit zu viel sichtbaren Krafteinsatz.Aber insgesamt finde ich es bessser, als diese bewußt spektakuläre Reiterei die man bei den schweren Dressurprüfungen sieht.Insgesamt kann ich den positven Eindruck nachvollziehen.Wer natürlich dieses Showtritte als leicht empfindet,diesen Gang nicht als unnätürlich, der wird sich nie an mehr einem normal gehenden Pferd mit normalen Gängen erfreuen können.
Finesse
User
Beiträge: 89
Registriert: Di, 09. Nov 2010 11:46
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von Finesse »

Ich werde mich ohne Reue auch zukunftig lieber an den unnatürlichen, als leicht empfundenen "Showtritten" eines Pferdes mit nicht normalen Gängen erfreuen.
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

Finesse hat geschrieben:Ich werde mich ohne Reue auch zukunftig lieber an den unnatürlichen, als leicht empfundenen "Showtritten" eines Pferdes mit nicht normalen Gängen erfreuen.
Da bist du nicht alleine! :lol:
Motte
User
Beiträge: 1481
Registriert: Do, 12. Jul 2007 15:26
Wohnort: Schnuckenland

Beitrag von Motte »

Ich kann mich ja an diesem Paar nicht sattsehen

http://m.youtube.com/watch?v=KGul3H-4ZvQ

Und auch der hat die bööösen, besagten "unnatürliche Gänge"

:lol: 8)
Donna
User
Beiträge: 459
Registriert: Do, 30. Jan 2014 20:31
Wohnort: Erlangen

Beitrag von Donna »

kann ich mir auch gut ansehen. Tolles Pferd! Kraftpaket.
Feel free
https://www.facebook.com/photo.php?fbid ... =1&theater
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Oh ja, Quaterback ist ein Träumchen.

Dieses Paar hier finde ich ja einfach nett. Sympathisches Mädel mit sympathischem (Normalo-)Pferd, das sie selbst bis S ausgebildet hat. Nicht unfehlbar, aber gut anzuschauen. Sie ist mittlerweile ein kleiner Youtube-Star ;-)

Von ihr selbst kommentierte S-Prüfung
https://www.youtube.com/watch?v=TFosN_auE30

Quatschmachen mit Halsring
https://www.youtube.com/watch?v=c9tnhGsoWjo
Donna
User
Beiträge: 459
Registriert: Do, 30. Jan 2014 20:31
Wohnort: Erlangen

Beitrag von Donna »

mit dem Halsring das ist sehr sympathisch, das gefällt mir gut Das Mädel ist nett.
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

Ich finde das auch klasse!

Vor allem macht das doch Mut und spornt an,dass man nicht zwingend einen Tretemeister benötigt,um eine ordentliche Prüfung zu reiten und auch mal ein Schleifchen abzubekommen.

Dieses Paar lebt von der Harmonie und gewinnt dadurch den Ausdruck,ich finde das schön geritten.
grisu
User
Beiträge: 747
Registriert: Di, 12. Jun 2007 12:02
Wohnort: S-H

Beitrag von grisu »

Sascha hat geschrieben:
amara hat geschrieben:Von Jung selber weiss ich, dass diese strikten Abläufe und die Lektionen der Dressur allein schon deswegen für viele VS Pferde schwierig sind, weil sie sich im Selber-Denken und Selber-machen sehr eingeschränkt fühlen. Das klingt vielleicht blöd - aber vieles in der VS muss im Gelände vom Pferd selbst angegangen werden, müsste der Reiter da noch treiben oder machen oder tun, DAMIT das Pferd geht, wäre das lebensgefährlich.
Hm, ich mag das so nicht recht glauben. Natürlich muss ein Vielseitigkeitspferd selbst denken und handeln, aber ebenso muss es doch auch einer Anweisung seines Reiters sofort und ohne zu zögern folgen, weil es sonst echt gefährlich werden kann. Meiner Meinung nach müsste das Vertrauen hier in beide Richtungen gelten. Wenn da ein Pferd schon in einer "einfachen" Dressurprüfung beginnt zu diskutieren, dann würde ich mit dem gar nicht auf einen Geländeparcours gehen wollen, wo ich mich darauf verlassen können muss, dass mein Pferd auch noch im höchsten Eifer auf minimale Kurskorrekturen reagiert.
Ich habe früher viele Vielseitigkeitspferde und Springpferde geritten. Es ist tatsächlich so, dass die Selbstständigkeit einem bei der reinen Dressur und beim Aufgabenreiten (nicht bei der dressurmäßigen Arbeit) im Wege stehen kann.

Das Abwarten auf die Reiterhilfen bei Lektionen ist für solche Pferde sehr schwer. Daher fehlt es häufig an Losgelassenheit, denn sie möchten immer "mitgestalten".

Das fängt bei den fliegenden Wechseln an, die ein Springpferd relativ selbstständig springen sollte. Weiter gehts bei einem zivilisierten Außengalopp und Übergänge ohne die dauernde Frage des Pferdes "Wann gehts denn endlich los? Wann hört das blöde Hin- und Her endlich auf?"

Das hat aber mit ungenügender Reaktion auf die Reiterhilfen, die du ansprichst, überhaupt nichts zu tun, sondern mit dem Abwarten auf für das Pferd nicht erkennbar gerichtete Anweisungen in einer Dressuraufgabe. Hier ist der Job des Pferdes die exakte Ausführung der Reiteranforderungen, möglichst ohne viele kreative eigene Gestaltungsideen. Dabei muss es sich völlig auf die Reiterhilfen fokussieren.

Beim Springen oder auf der Geländestrecke ist dagegen aber eine situationsangepasste Mitarbeit des Pferdes unerlässlich.
Beispiel: Du reitest einen Parcours, gehst in die Wendung. Dein Pferd erkennt den nächsten Sprung. Es ist ein Oxer, danach ein Steil. Du weißt, dass du nach dem Oxer extrem zurückmusst. Dein Pferd zieht zum Sprung (sein Beitrag). Du "versammelst" ein bisschen (dein Beitrag). Dein Pferd weiß aus Erfahrung und weil es gut geritten ist: "ok, ich muss ein bisschen zurückkommen, dann mit Kraft abspringen und dann wieder bei meinem Reiter sein, sonst semmeln wir den nächsten Sprung." Beim übernächsten Sprung vermeterst du dich ein bisschen, anstatt riesengroß abzuspringen, verhält sich dein Pferd, schaltet einen kleine Hoppelgaloppsprung ein und ihr überlebt den Sprung. Hätte es rückhaltlos auf deine Hilfen vertraut, würdet ihr jetzt im Stangensalat liegen.

Bei meinem letzten reinen Springpferd, das ich zu reiten hatte, hat es lange gedauert, bis sie sich völlig entspannt hat und einfach abgewartet, was ich mir als nächstes ausgedacht habe. Dann konnte man sehen, dass sie zwei ganz verschiedenen "Modi" hatte. Bei der Besitzerin , die sie nur noch auf dem Turnier ritt, selbstständig den Ritt mitgestaltend - bei mir gelassen abwartend und motiviert ausführend: fast wie zwei verschiedene Pferde.
Donna
User
Beiträge: 459
Registriert: Do, 30. Jan 2014 20:31
Wohnort: Erlangen

Beitrag von Donna »

http://www.youtube.com/watch?v=Lely7HpmVzw

das gefällt mir.Außerdem sieht man sehr schön, ist alles Frage des Trainings.
Antworten