Fühlig nach Barhufumstellund vor 3 Jahren

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich lese hier nicht unbedingt raus, dass es den/einigen Diskussionsteilnehmern um barhuf um jeden Preis geht. Sondern darum, dass eine Barhuf-Haltung ein anderes mitdenken und eine andere Begleitung seitens des Besitzers nötig macht, um eben dem Pferd eine gangbare Möglichkeit zu bieten. Und wenn man zb. eben eine Haltung ändert, dann braucht das halt wieder Zeit und Begleitung, um dem Pferd die erneute Umstellung zu ermöglichen. Barhuf ermöglicht halt kein "Abschieben der Verantwortung" an den Hufschmied, wie es der Beschlag ermöglicht, wo sich der Besitzer zwischen den Beschlagsterminen keine grossen Gedanken machen muss. Das ist jetzt auch gar nicht so negativ gemeint, wie es vielleicht tönt. Nicht jeder kann und will sich derart intensiv mit dem Thema auseinander setzen und ist bereit die Kosten für entsprechenden Hufschutz (Schuhe, Einlagen etc.) zu tragen. Barhuf ist nur bedingt günstiger als Beschlag.

Leider ist aber auch der Beschlag nicht einfach die optimale Lösung für jedes Pferd. Ich kenne mehr Pferde, die beschlagen sind und eine katastrophale Hufstellung und/oder Hufqualität haben, als solche, die beschlagen sind und ordentliche Hufe haben. Wie sich eine schlechte Hufstellung auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken kann, ist leider auch vielen Reitern nicht klar und es ist ein Thema, das sicher noch einiges an Aufklärungsarbeit braucht. Und eine Stellungskorrektur ist nun mal idR barhuf besser/schonender machbar, als beschlagen.

Auch hier gibt es durchaus verschiedene Möglichkeiten, zb. dass man "kurweise" eine barhuf-korrekturphase macht, die je nachdem zwischen einigen Monaten bis 1-2 Jahren dauern kann, und dann wieder beschlagen wird bis hin zur kompletten Umstellung auf barhuf ist alles möglich.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Jen hat geschrieben:Ich lese hier nicht unbedingt raus, dass es den/einigen Diskussionsteilnehmern um barhuf um jeden Preis geht. Sondern darum, dass eine Barhuf-Haltung ein anderes mitdenken und eine andere Begleitung seitens des Besitzers nötig macht, um eben dem Pferd eine gangbare Möglichkeit zu bieten. Und wenn man zb. eben eine Haltung ändert, dann braucht das halt wieder Zeit und Begleitung, um dem Pferd die erneute Umstellung zu ermöglichen. Barhuf ermöglicht halt kein "Abschieben der Verantwortung" an den Hufschmied, wie es der Beschlag ermöglicht, wo sich der Besitzer zwischen den Beschlagsterminen keine grossen Gedanken machen muss. Das ist jetzt auch gar nicht so negativ gemeint, wie es vielleicht tönt.
Na ja, allzu viel Positives gegenüber den Reitern, die sich für Beschlag entscheiden, kann ich aber in Deinen Worten auch nicht gerade feststellen… :wink: Und wenn ich mal so darüber nachdenke, wieviel Zeit, Geld und Nerven mich die Suche nach einem vernünftigen Schmied schon so gekostet hat, kann ich die Argumente auch nicht ganz nachvollziehen.
Aber ich habe da mal eine ganz konkrete Frage: Ich denke, es ist unstrittig, dass fühliges oder gar klammes Laufen auf Dauer der Pferdegesundheit nicht förderlich ist. (Hoffe ich zumindest mal). Wie lange würden denn die Barfhuf-Freunde hier eine Umstellungsperiode mitmachen wollen. Mal vorausgesetzt, es handelt sich hier um ein Reitpferd, bei dem regelmäßiges Training schon allein deshalb eine Rolle spielt, damit die Muskulatur erhalten bleibt und das Pferd den Reiter auch weiterhin schadlos tragen kann.

Übrigens: Mein erster Versuch, unseren Herrn Schimmel auf barhuf umzustellen, endete relativ schnell: Der ging so fühlig, dass er sogar des Öfteren mal umknickte. Und ein Sehnenschaden war nun für mich keine wirkliche Alternative zum Beschlag. Nach unserem Umzug in eine Region mit anderen Böden ging die Umstellung übrigens relativ problemlos – und vor allem dauerte sie keine zig Monate. Heute läuft er auf Gras- und Sandwegen ebenso vernünftig, wie auf den Geröllstrecken, die wir hier immer wieder zwischendurch haben.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich persönlich halte den Beschlag nicht für die Regel, sondern die Alternative. Ich habe Reitpferde und reite sie. Barhuf und mit Hufschutz. Aber ich habe auch vollstes Verständnis dafür, dass das nicht in allen Fällen machbar ist. Von diesen Fällen ist mind. die Hälfte der Besitzer und nicht das Pferd der Grund (meine Behauptung ;) ). Man muss sich nun mal gezwungenermassen eingehender mit dem Thema auseinander setzen und halt eben auch regelmässig die Feile selber zur Hand nehmen. Ich habe übrigens selber auch schon einer Reiterin davon abgeraten, dem Pferd die Eisen abzunehmen, weil die Umstände mehr als suboptimal waren. Man kann mir zumindest also sicher keinen Fanatismus vorwerfen.

Ich halte aber rein nichts davon einem beschlagenen Pferd "einfach mal" die Eisen abzunehmen und dann einfach normal weiter zu machen. Da ist der Misserfolg schon fast vorprogrammiert... Eine Umstellung ist nun mal ein Prozess, der bereits vorher durchdacht werden will! Man muss einen Plan haben, dann muss auch kein Pferd unnötige Schmerzen erleiden! Auch nicht während einer Umstellungsphase. Ich mag hier nicht ins Detail gehen, aber das fängt halt damit an, dass man dem Pferd unterschiedliche Böden (auch weiche! Wenn nötig anfänglich Gummimatten/alte Teppiche auf Schotterausläufe etc.) anbietet, dass man die Hufe die ersten paar Wochen in Ruhe lässt (nicht ausschneiden!) und dass man in dieser ersten Anfangsphase das reiten und longieren ganz unterlässt (je nach Pferd unterschiedlich lange), dann vorsichtig aufbaut. Empfindliche Pferde sollten auch nicht alle 4 Hufe gleichzeitig umzustellen müssen. Hat das PFerd Schmerzen, muss ich überlegen/nachforschen, warum udn wie ich diese Schmerzen lindern kann. Sofort. Wenn ich das warum der Schmerzen weiss, kann ich bei einem ev. erneuten Versuch einer Umstellung, dies im Vornherein berücksichtigen und präventive Massnahmen ergreifen.

KEIN PFERD MUSS WEGEN BARHUF DAUERHAFTE SCHMERZEN ERLEIDEN. Hat es das, hat man einen/mehrere Fehler gemacht. Wenn es richtig gemacht wird und entsprechende Massnahmen ergriffen werden, dann ist dies nicht nötig. Ich halte barhuf immer noch für grundsätzlich gesünder als den Beschlag (Durchblutung, Belastung der Gelenke beim Aufprall, Hufmechanismus, Abfedern etc.).
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

horido hat geschrieben:Cubano,

das hatte ich ja auch schon geschrieben, aber anscheinend geht es hier bei Einigen um barhuf um jeden Preis und bloß keinen Abtrünnigen, der über Beschlag nachdenkt ziehen lassen.

Ich bekenne mich schamlos dazu, dass ich mein Pferd zum Reiten habe und wenn mir ein Beschlag das ermöglicht, nutze ich den genauso wie ich einen Sattel zum Reiten nutze.

?
Ich sehe das wie Jen - der Tenor ist nicht barhuf um jeden Preis, sondern genau hinschauen, was ein Barhufpferd benötigt.

Und eben, weil ich mein Pferd zum Reiten UND dazu das auch noch möglichst lange haben will, überlege ich halt genau, was ein Huf zur gesamten Gesunderhaltung beitragen kann und soll und wie wichtig mir das ist.

Zumal bei Umstellungsschwierigkeiten auf barhuf sich jeder die Frage stellen muss: wieso muss erst umgestellt werden?

Ein Pferd das von Fohlen an auf gesunde Weise gehalten wird und korrekte Hufbearbeitung erfährt, benötigt keinen Beschlag.


Erschreckend finde ich wie Jen auch erwähnt, dass ein Beschlag oft leider keine "Hilfe" ist, außer man gibt sich damit zufrieden, dass "irgendwie laufen ohne fühlig zu sein" hergestellt ist.

Helfen kann ein Beschlag in manchen Situationen - aber oft wird ja nicht die Übergangshilfe eines Beschlags gewählt, sondern das "Umstellen" als gescheitert benannt und dann mit Eisen das erreicht, was für viele tatsächlich das wichtigste ist: Pferd muss laufen.

Da einen Mittelweg zu finden wäre für die Pferde halt hilfreich.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Jen hat geschrieben: Ich halte aber rein nichts davon einem beschlagenen Pferd "einfach mal" die Eisen abzunehmen und dann einfach normal weiter zu machen. Da ist der Misserfolg schon fast vorprogrammiert... Eine Umstellung ist nun mal ein Prozess, der bereits vorher durchdacht werden will! Man muss einen Plan haben, dann muss auch kein Pferd unnötige Schmerzen erleiden! Auch nicht während einer Umstellungsphase. Ich mag hier nicht ins Detail gehen, aber das fängt halt damit an, dass man dem Pferd unterschiedliche Böden (auch weiche! Wenn nötig anfänglich Gummimatten/alte Teppiche auf Schotterausläufe etc.) anbietet, dass man die Hufe die ersten paar Wochen in Ruhe lässt (nicht ausschneiden!) und dass man in dieser ersten Anfangsphase das reiten und longieren ganz unterlässt (je nach Pferd unterschiedlich lange), dann vorsichtig aufbaut.
Sorry Jen, das ist bei der überwiegenden Haltungsform der Pferde schlichte Schönfärberei. Die leben nämlich meistens im Pensionsstall und nicht unter idealen Bedingungen, bei denen man mal eben unterschiedliche Böden präparieren etc. kann. Solche Lösungen gehen doch total an der Realität der meisten Leute hier vorbei. Was mich angeht: Natürlich wurde der Schimmel in dieser Zeit weder geritten, noch longiert. Und natürlich sind die Hufe NICHT ausgeschnitten worden – dazu braucht man ja nicht mal Basiswissen, sondern gesunden Menschenverstand.

Ansonsten würde ich mich jetzt wirklich mal über eine konkrete Antwort auf eine sehr konkrete Frage freuen. :P
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich schließe mich cubano mal wieder an.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Was für eine Antwort willst du? Ich hab dir so konkret geantworte, wie es gingt. Nur gibt es auf eine schwammige Frage (Pferd fühlig) nicht nur eine Antwort, weil es darauf ankommt WARUM das Pferd fühlig ist. Da gibt es mehrere Ursachen.

Und von wegen Pensionsstall: wenn man will ist vieles machbar. So hat genau das eine Kundin von mir im Pensionsstall gemacht: auf eigene Kosten (sehr überschaubar) den Auslauf ihrer Paddockbox mit Rundkies aufgefüllt (vorher spitzer Schotter) und danach eine Gummimatte vor den Eingang gelegt. Box gut mit Stroh eingestreut. Das sind keine aussergewöhnlich komplizierten Massnahmen. Das sehr empfindliche Pferd hat selber wählen können und ist schon nach ein paar Tagen von selber immer häufiger auf den Rundkies. Aber klar, ist natürlich immer einfacher zu sagen 'geht nicht'. ;) abgesehen davon hatte ich auch noch nie eine eigene Anlage. Manchmal braucht es einfach etwas Fantasie und Vorbereitung. Das war übrigens ein Pferd, das vorher jeweils beim beschlagen kaum auf den nackten Füssen stehen konnte, weil er so empfindlich war. Die Besitzerin hat es sehr langsam, sehr gewissenhaft angegangen. Trotz Horrorszenarios ihres Schmieds hats beim ersten Anlauf geklappt. Im Gelände braucht sie immer noch Hufschuhe, aber das Pferd läuft schwungvoll vorwärts.

Nochmals: ich sage nicht, dass jedes Pferd ums verrecken barhuf gehen muss. Würde ich zb fahren oder Spring-/Vielseitigkeitsprüfungen, Distanzritte gehen, würde sehr wahrsch. auch beschlagen. Habe ich ein Pferd, das eine gute Hufstellung, aber eine äusserst dünne Sohle hat, dann auch beschlagen. Etc. Aber nicht 'einfach so'. Man muss den Einzelfall betrachten.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Guten Morgen,
Jen - auf diese Frage hier:
Cubano hat geschrieben:.
Wie lange würden denn die Barfhuf-Freunde hier eine Umstellungsperiode mitmachen wollen. Mal vorausgesetzt, es handelt sich hier um ein Reitpferd, bei dem regelmäßiges Training schon allein deshalb eine Rolle spielt, damit die Muskulatur erhalten bleibt und das Pferd den Reiter auch weiterhin schadlos tragen kann.
Zu Deinem Beispiel: Also bitte, Du willst doch jetzt nicht wirklich den Pensionsstallern, bei denen das NICHT geht, erklären, dass sie es sich einfach machen, in dem sie sagen "geht nicht" und dass es ihnen en gros an Fantasie mangelt. Ich meine, bei dieser Form der Argumentation muss sich doch wirklich keiner wundern, wenn hier der leise Verdacht aufkeimt, hier würde mit Ideologien, anstatt mit Fakten argumentiert. Mal davon abgesehen: Es ist ja prima, wenn der eigene Balkon des Pferdes umgestaltet wird. Das kann aber kaum das Problem lösen, dass ein Pferd auf möglichst vielen verschiedenen Untergründen laufen muss, um eine Gewöhnung an barhuf realistisch durchziehen zu können.
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Pferde, die in einem großen und gut angelegten Aktivstall mit unterschiedlichen Böden gehalten werden, laufen ca. 10x mehr Strecke täglich als Pferde in einem üblichen Offenstall. Ganz zu schweigen von einer Boxenhaltung mit kleinem Balkon (=Paddockbox) und stundenweisem Koppelgang. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Jen
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Beitrag von Jen »

Cubano hat geschrieben: Zu Deinem Beispiel: Also bitte, Du willst doch jetzt nicht wirklich den Pensionsstallern, bei denen das NICHT geht, erklären, dass sie es sich einfach machen, in dem sie sagen "geht nicht" und dass es ihnen en gros an Fantasie mangelt. Ich meine, bei dieser Form der Argumentation muss sich doch wirklich keiner wundern, wenn hier der leise Verdacht aufkeimt, hier würde mit Ideologien, anstatt mit Fakten argumentiert.
Cubano... ernsthaft? Du liest schon sehr selektiv. So habe ich keine Lust zu diskutieren. Ich zitiere jetzt nicht alle Sätze aus jedem meiner Beiträge, wo ich schreibe, dass man immer den Einzelfall anschauen muss, was geht und was nicht geht, dass es kein Schwarz-weiss gibt, blablabla. Das gilt halt nicht nur für Barhuf sondern eben auch für Beschlag! Ich kenne mehrere Pferde, die mit Beschlag beschissen gegangen sind (gestolpert, steif, unachtsam) oder derart schlechte Hornqualität hatten, dass sie richtiggehend wegbröckelten und die Eisen abrissen und dann kam auch gleich immer noch ein Stück Hufwand mit... Das gibt es halt eben alles auch! Und das bei sehr erfahrenen Schmieden mit gutem Ruf. Es ist halt auch nicht alles so Einhörner tanzen auf Regenbogen und pupsen Blümchen mit Beschlag.

zu deiner Frage:
WEnn man ein sehr empfindliches Pferd umstellt, dann muss man die ersten 3 Monate sicher stark reduzieren. Dabei darf/soll das Pferd die Möglichkeit der freien Bewegung zumindest auf der Weide haben. Die ersten 1-2 Wochen keine Arbeit, höchstens mit Schuhen spazieren. Auf Platz und im Gelände kann dann nach 4 Wochen wieder mit ruhiger Arbeit im Schritt, ev. etwas Trab mit Schuhen begonnen werden, dann langsam aufbauen. Halt immer mit Rücksicht darauf, wie das Pferd läuft. Bei einem Pferd mit einer dramatischen Hufsituation geht es halt eben etwas länger, bei einem Pferd mit einer problemlosen Hufsituation geht es halt eben etwas schneller. Das kann man so nicht sagen. Aber man muss halt auch bedenken, dass es 9-12 Monate geht bis der Huf einmal runtergewachsen ist. Ich kenne aber bisher kein Pferd, wo man so lange nicht reiten konnte. Und ist das Pferd einigermassen normal gesund kann man nach einer Aufbauphase von 2-4 wochen wieder normal reiten (ausser es handelt sich um einen Spitzenathleten, wo man wieder eine spezielle Kondition rantrainieren muss). Kein Pferd nimmt Schaden von 2-4 Monaten Pause. Im Gegenteil, es tut vielen sogar mal gut.

Paddockboxen sind ja noch am problemlosesten für die Umstellung. Da steht das Pferd gut weich. Problematischer sind eher die Aktivställe, wo das Pferd sich von anfang an sehr viel bewegt, von anderen weichen muss etc. und seine Hufe von Anfang an überlastet. Hier muss man halt auch Möglichkeiten suchen (Abtrennen, Hufschuhe etc.). Und wenn halt alles nicht möglich ist, dann muss man sich entscheiden: wieder Beschlag oder einen anderen Stall suchen. Das sind alles Entscheidungen, die je nach Situation im Einzelfall halt wieder anders aussehen. Das hat nichts mit dem blinden Verfolgen einer Ideologie zu tun, sondern damit, dass es Leute gibt, die versuchen das Optimum für das Pferd rauszuholen. Das ist halt auch nicht immer so einfach rauszufinden, was das für das Pferd und den möglichen Umständen dann ist!

Ich find es eigentlich unglaublich, das wir darüber echt diskutieren müssen. Kopfschüttel.
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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Aus meiner Erfahrung kann ich Vieles bestätigen, was hier geschrieben wurde. Mein Großer lief aus Ausritten immer fühlig und suchte sich den Grünstreifen. Die Hufschuh-Variante gab ich irgendwann auf, da wir im Galopp immer mal wieder einen Schuh verloren haben (versch. Modelle). So blieb nur der Rundum-Beschlag.
Überraschend änderte sich die Situation nach Stallwechsel. Während einer Beschlagpause im Winter standen die Pferde viel zum Heufressen auf Betonplatten in ihren Fressständern. Oder auf der gepflasterten Fläche vor dem Unterstand. Der huckelig hart gefrorene Reitplatz, der als Auflauf diente, tat ein übriges. Und so konnten wir auf einmal auch das unbeschlagene Pferd auf den unterschiedlichsten Böden problemlos reiten. Das hatte mich sehr erstaunt, weil ich dieses Thema eigentlich schon abgehakt hatte.

Die Lage änderte sich letztes Jahr noch einmal, als wir das Pferd einfuhren und dann lange Stecken auf Asphalt (teils Rollsplitt behandelt) durchtrabten, wie es Jen schon erwähnt hat. Da waren die Hufe nach wenigen Wochen runter geschmirgelt. Meine jetzige Lösung: vorn Kunststoffbeschlag (wegen der Dämpfung auf harten Wegen), hinten Hufschuhe für Kutschfahrten, ansonsten hinten barhuf.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Ergänzung:
Die Einschätzung, dass sich der Huf an die Art von Boden anpasst, auf der er ÜBERWIEGEND läuft steht, halte ich für einen wichtigen Anhaltspunkt. Mein Pferd hatte die härtesten Hufe in dem monatelangen Eiswinter vor zwei Jahren, als keine einzige weiche Stelle in der Offenstallanlage zu finden war.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Jen hat geschrieben:
Cubano... ernsthaft? Du liest schon sehr selektiv. So habe ich keine Lust zu diskutieren. .
Ne, Jen. Das finde ich nicht. Also, dass ich selektiv lese. Denn –und das ist überprüfbar anhand Deiner letzten Beiträge: Jedem Deiner Sätze, dass man das ja im Einzelfall sehen müsse, folgt ein Exkurs darüber, dass Beschlagpferdebesitzer im Prinzip nur zu unkreativ, ungeduldig etc. sind.
Wie dem auch sei: Danke für Deine Einschätzung bzgl. der Dauer. Vor diesem Hintergrund sollte man evtl. das Eingangsposting noch mal lesen.

Um es kurz zusammenzufassen: Nach der ersten Umstellung DREI MONATE nur geführt/Schritt geritten. Pferd blieb bei Steinen/Kies fühlig.
Umstellung, Stand nach einem Monat: Harte Wege, Fühligkeit beginnt vorn wieder, ist mittlerweile hinten angekommen, Pferd läuft schwunglos und fängt an, hinten kurz zu treten.
Wenn ich das so zusammenfasse, laboriert die Besi mittlerweile seit DREI Jahren an dem Problem herum. Eine Zeit also, in der ein gesunder Huf mehr oder weniger 3x komplett neu gewachsen ist. Und ganz offenbar kann das Pferd ohne Hufschuhe/Eisen immer noch nicht auf allen Böden schmerzfrei laufen. Da stellt sich mir doch wirklich die Frage: Muss das sein und wenn ja: Warum…?
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

Wenn ich das so zusammenfasse, laboriert die Besi mittlerweile seit DREI Jahren an dem Problem herum. Eine Zeit also, in der ein gesunder Huf mehr oder weniger 3x komplett neu gewachsen ist. Und ganz offenbar kann das Pferd ohne Hufschuhe/Eisen immer noch nicht auf allen Böden schmerzfrei laufen. Da stellt sich mir doch wirklich die Frage: Muss das sein und wenn ja: Warum…?
Nein, muß nicht.
Ursache scheint dann aber auch noch nicht abgeklärt. Wobei auch die Frage ist, ob es beständig fühlig läuft, oder nur auf harten Wegen. Was ist so schlimm dran, ihn dann nur mit Hufschuhe reiten zu können? Beschlagene Pferde sind ja auch ständig geschützt ...

Ich habe meine Pferde vor 4 Jahren auf barhuf umgestellt. Die alte Stute bekam nochmal ein Fohlen, so dass mir die Gefahr mit Eisen zu groß war. Ihre Paddockbox legte ich mit Matten aus, da sie tatsächlich keinen Schritt auf harten Boden gehen konnte. Die Sohle war auf Bodenniveau und hauchzart, die Hufwand papierdünn und "stützte" die inneren Strukturen nicht. Es dauerte Jahre bis sie sich regenerierten und erst seitdem ich die Pferde bei mir zuhause habe, bildet sich so etwas wie ein gesunder Huf aus. Fühlig läuft sie mir immernoch hin und wieder, aber das ist stoffwechselbedingt (chronische Rehe). Auf heimischen Boden läuft sie gut, für längere Ausritte bekommt sie Hufschuhe an.
Ihre ältere Tochter hatte ich zum Einreiten beschlagen lassen, wg der höheren Belastung ... :roll: Nach ein paar Monaten lief sie gar nicht mehr. Ihr fehlte der Bodenkontakt, sie lief wie tot auf den Füssen, trat sich selbst und blockierte dann im Becken. Schlußendlich hatte ich ein stocksteifes Pferd, das muskulär bretthart war und schon alles Mögliche vermuten ließ. Nach der Eisenabnahme spürte sie wieder alles und lief schon nach den ersten Tagen deutlich freier und lockerer.

Nun muß ich dazu sagen, dass ich die Möglichkeit habe, den Pferden entsprechenden Auslauf zu bieten.
Pferde, die einen Großteil ihrer Zeit sich nicht ausreichend auf, wie schon erwähnt, unterschiedlichen Böden bewegen können, können keinen gesunden, leistungsstarken Huf entwickeln. Diese müssen durch entsprechenden Hufschutz unterstützt werden und sei es halt auch durch Beschlag.
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Hm, dass die Pferde vermehrten Abrieb haben, wenn sie zu mir in den Offenstall kommen, das ist mir auch schon aufgefallen. In der Regel pendelt sich das dann aber nach ein paar Wochen ein und es muss lediglich kurze Zeit darauf Rücksicht genommen werden. Sollte ein Pferd nach 2 Wochen lahm auf dem Auslauf stehen und der vermehrte Abrieb auch nicht auf längere Geländeritte zurückzuführen sein, sorry, aber da würde ich nicht lange überlegen, sondern da Eisen drauf tun, bevor sich eine richtige Huflederhautentzündung entwickelt. Ich verstehe da auch ehrlich die Leute nicht, die da ewig dran rumdoktorn, obwohl es auch nach Jahren scheinbar einfach nicht funktioniert.
Ich bin da grundsätzlich sowieso recht ideologiefrei, ich lasse auch mal meine selbst auf Schotter absolut klar laufenden Barhufpferde rundum beschlagen, weil ich in den nächsten Wochen vermehrten Abrieb befürchte (Wanderritt/Fahrausbildung was weiß ich). Danach gehen die Eisen wieder runter und der Zosse läuft wie immer. *schulterzuck* Bei den fühligeren Pferden wird halt auch einfach mal so lange geritten wie es okay ist und wenn dann vermehrter Abrieb auftaucht, das Pferd einfach eine einzige Periode lang beschlagen. Funktioniert auch. Bei einem Pferd hier ist es momentan so, dass sie autscht, wenn sie vermehrt ausgeritten wird. Die hat nu halt Hufschuhe zum Ausreiten bekommen. Weide, Auslauf und Reitplatz gehen aber problemlos, da sind Hufschuhe mMn eine gangbare Alternative.
Ich finde es einfach sehr wichtig, dass das Lauftier Pferd ohne autschen laufen kann und wenn die Böden eben so sind, dass Pferde mit schlechterer Hufqualität damit Schwierigkeiten haben, dann würde ich da nicht lange zögern, denen einen Beschlag zu verpassen.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
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