Weltreiterspiele Kentucky

Allgemeines rund ums Pferd

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Phanja

Beitrag von Phanja »

Dann gib mir mal ein paar Beispiele guten Reitens auf den Arbeite- und Turnierplätzen in Kentucky die zeigen, dass wir bei einigen hundert Startern auch mehr als 2 oder 3 wirklich klassische ausgebildete Pferde und Reiter dabei haben.
Das wollte ich eben auch sagen. Was ist das für ein Dressursport wo es schon die Ausnahme ist, ein Pferd reell und anständig auszubilden? Das zeigt doch deutlich, wohin die Entwicklung geht. Welche Einstellung zum Wesen Pferd solche Veranstaltungen vermitteln. Was den Pferden da alles angedichtet wird an angeblich "charakterlichen" Eigenheiten - Casting Show pur (finde ich).
Und DAS ist es, was mich so massiv stört. Da wird Püppchenshow betrieben und wenn dann EINER dabei ist, der "trotzdem" gut ist, wird das als Argument fürs Ganze genommen. Das versteh ich eben einfach nicht :shock:
Tess
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Beitrag von Tess »

Gast hat geschrieben: Was ist Dein Verständnis einer klassischen Dressurausbildung die der Gesunderhaltung des Pferdes dienen soll? Zeigt Totilias das?
Da ich nicht weiss, wie Totilas trainiert wird, kann ich nicht sagen inwieweit Totilas eine gesunde Pferdeausbildung geniesst.
Ich finde das gerade bei Totilas schwierig zu beurteilen. Bei anderen Paaren springen einem die Indizien für Pfusch stärker ins Auge.

Aber eigentlich kann ich das von keinem Pferd sagen das ich lediglich von Shows/Turnierauftritten kenne. Und zwar aus jeder Reitweise.
Da geht es letztlich darum, in der Prüfung das Pferd "notenoptimiert" vorzustellen.
Und entweder man kann damit leben/nimmt das in Kauf oder lässt das mit dem Turnier/Showreiten lieber.
Von daher würde mich auch die Alltagsreiterei stärker interessieren als ein Turnierauftritt.
Zuletzt geändert von Tess am Do, 07. Okt 2010 12:18, insgesamt 1-mal geändert.
Phanja

Beitrag von Phanja »

@Tess
Aber sollte nicht so eine Prüfung (das Wort kommt von überprüfen) zeigen, dass man in der Lage ist, ein Pferd mit all seinen positiven und negativen Eigenschaften, gesund und harmonisch auszubilden? Und sollte nicht genau das in einer Prüfung bewertet werden? Zur Zeit wird eher bewertet was "gefällt".
Tess
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Beitrag von Tess »

Das ist jetzt aber weniger ein Problem der Prüflinge (die nämlich das abliefern müssen, was der Prüfer sehen will), sondern der Richter, der breiten Masse, des Geldes und des sich daraus entwickelnden Systems an sich.
Und eine Frage der Relation.
Unter Blinden ist der Einäugige König.
Phanja

Beitrag von Phanja »

Eben - deshalb kann ich ja so schwer nachvollziehen, warum sich grade Menschen, die genau das erkannt haben, immer noch am Dressursport erfreuen können. Und Veranstaltungen wie die Weltreiterspiele in Kentucky eben auch von solchen Leuten Aufmerksamkeit und Zuspruch finden.
Gast

Beitrag von Gast »

ENTSCHULDIGUNG!
Ich war abgelenkt und hab statt "zitieren" auf "editieren" gedrückt...

Das ist mein Beitrag.....
Sorry
ottilie

ottilie hat geschrieben:
Gast hat geschrieben:Das Problem sind die Funktioniäre und Richter der FEI und FN, die diesen Mist zulassen!
Nun, nicht ganz...
Die Maschinerie hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten dermaßen entwickelt, daß es schwierig sein dürfte zu beurteilen, was Henne und was Ei ist :?

Außerdem - wird jemand gezwungen hinzugehen?
Reiter?
Zuschauer?
Ist doch die freie Entscheidung. Gegen den mainstream zu schwimmen ist immer schwer - ganz egal in welchem Bereich.

Genau wie ICH mich entscheide - will ich das sehen oder gehe ich lieber meinen Weg?
Da ich es nicht sehen will, kann ich auch keine abschließende Beurteilung abgeben, weil ich glücklicherweise immer viel zu wenig mitbekomme.
Mein Eindruck ist aber auch der, daß deutlich über 3/4 der Weltelite (im Dressursport wohlgemerkt, die anderen Disziplinen kann ich noch weniger beurteilen) nicht als gutes Beispiel dienen kann :(
Gast

Beitrag von Gast »

Tess hat geschrieben:Das ist jetzt aber weniger ein Problem der Prüflinge (die nämlich das abliefern müssen, was der Prüfer sehen will), sondern der Richter, der breiten Masse, des Geldes und des sich daraus entwickelnden Systems an sich.
Und eine Frage der Relation.
Unter Blinden ist der Einäugige König.
Es wäre aber auch mal zu beweisen, wie es aussehen würde und bewertet werden würde, wenn ein rein klassisch ausgebildetes Pferd, welches erst mit 12-15 Jahren seinen höchsten Ausbildungsstand erreicht, vorgestellt wird. Es sollte endlich mal jemand den Mut und die Musse haben dies zu tun!
orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

ich habe in Kentucky seit längerer Zeit wieder einmal Sport-Dressur angeschaut.

Zu meinem Hintergrund: Ich bin Freizeitreiterin, nach der obligatorischen Zeit in der Reitschule jahrelang als Gelände- und Wanderreiterin unterwegs, seit einigen Jahren intensiver auch in der klassischen Dressur. Zu Sport-Dressurreitern hatte ich viele Jahre keinerlei Kontakt.

Das erste Entsetzen packte mich, als ich im benachbarten Turnierstall (wo ich die Halle nutzte) die Leute sah, die alle ihre Pferde permanent eingerollt ritten. Die dortigen RL forderten diese Reiterei explizit von ihren Schülern. Es handelt sich hierbei um fortgeschrittene Reiter, die L-S Dressuren reiten. Diese Reitweise ist dort anscheinend normal und erwünscht.

Die Ritte, ich ich nun in Kentucky gesehen habe, zeigten alle - mehr oder minder krass - den selben dauereingerollten Grundstil wie ich ihn bei mir vor Ort gesehen habe. Ehrlich gesagt: Ich finde es schrecklich. Nach den Sehgewohnheiten, die ich im -klassischen- Umfeld erlernt habe, hat das alles rein gar nichts mehr mit "klassischer Reitkunst" zu tun.

Ich wundere mich immer wieder, wie viele Leute die gezeigten Ritte gut oder gar sehr gut finden... Hier haben sich Reitstile anscheinend völlig auseinander entwickelt. Die Sportdressur ist scheinbar eine Disziplin mit eigens kreierten, ganz neuen Idealvorstellungen wie ein gut ausgebildetes Pferd aussieht...

Daher kann ich Gast nur zustimmen.

Gruß Tina
Tess
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Beitrag von Tess »

Gast hat geschrieben:
Tess hat geschrieben:Das ist jetzt aber weniger ein Problem der Prüflinge (die nämlich das abliefern müssen, was der Prüfer sehen will), sondern der Richter, der breiten Masse, des Geldes und des sich daraus entwickelnden Systems an sich.
Und eine Frage der Relation.
Unter Blinden ist der Einäugige König.
Es wäre aber auch mal zu beweisen, wie es aussehen würde und bewertet werden würde, wenn ein rein klassisch ausgebildetes Pferd, welches erst mit 12-15 Jahren seinen höchsten Ausbildungsstand erreicht, vorgestellt wird. Es sollte endlich mal jemand den Mut und die Musse haben dies zu tun!
Dann man los :wink:
Gast

Beitrag von Gast »

Tess hat geschrieben:
Gast hat geschrieben:
Tess hat geschrieben:Das ist jetzt aber weniger ein Problem der Prüflinge (die nämlich das abliefern müssen, was der Prüfer sehen will), sondern der Richter, der breiten Masse, des Geldes und des sich daraus entwickelnden Systems an sich.
Und eine Frage der Relation.
Unter Blinden ist der Einäugige König.
Es wäre aber auch mal zu beweisen, wie es aussehen würde und bewertet werden würde, wenn ein rein klassisch ausgebildetes Pferd, welches erst mit 12-15 Jahren seinen höchsten Ausbildungsstand erreicht, vorgestellt wird. Es sollte endlich mal jemand den Mut und die Musse haben dies zu tun!
Dann man los :wink:
Ja, ich mach dass dann mal mit meinem Shire in 13 Jahren :lol:
horsman
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Beitrag von horsman »

jau, Gold für die Springer-Mannschaft.
Glückwunsch.
Die Franzosen haben Silber und die Belgier Bronze hab ich heute morgen im Radio gehört.
Hab auch nix davon gesehen.
Die 2. entscheidende Runde kam wohl in der Nacht von Mi. auf Do.
Hatte Eurosport laufen, bin aber dabei eingeschlafen.

Dressur ist ja nun Gott sei Dank vorbei.
Brauchen wir auch nicht mehr drüber reden 8)
Die Springer reiten zwar auch teilweise recht grottig (Rollkur, Sporengeprokel usw.), aber sie schreiben sich auch nicht auf die Fahne klass. Dressur reiten zu wollen. Fehlerfrei drüber, der Rest ist egal und muss sich lediglich noch am geltenden Tierschutzrecht ausrichten.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Tess
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Beitrag von Tess »

ottilie hat geschrieben: Mein Eindruck ist aber auch der, daß deutlich über 3/4 der Weltelite (im Dressursport wohlgemerkt, die anderen Disziplinen kann ich noch weniger beurteilen) nicht als gutes Beispiel dienen kann :(
Damit kann ich sehr gut leben ... finde es sogar sehr optmistisch 8).

Und trotzdem gefallen mir Totilas Übergänge und Edward Gals Schenkelhilfen :lol: :lol: :lol:
Phanja

Beitrag von Phanja »

Und trotzdem gefallen mir Totilas Übergänge und Edward Gals Schenkelhilfen
Dazu fällt mir nur ein (Vorsicht - überzogener Sarkasmus) - Ein Eimer Sch... bleibt auch mit Blumenstrauß drin immer noch ein Eimer Sch.... :wink:
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Bitte bei sachlicher Diskussion bleiben!
Mit Schlagzeilen-Argumentation ist niemandem geholfen.
Danke.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Tess hat geschrieben:
Aber eigentlich kann ich das von keinem Pferd sagen das ich lediglich von Shows/Turnierauftritten kenne. Und zwar aus jeder Reitweise.
Da geht es letztlich darum, in der Prüfung das Pferd "notenoptimiert" vorzustellen.
Und entweder man kann damit leben/nimmt das in Kauf oder lässt das mit dem Turnier/Showreiten lieber.
Genau das ist der Punkt.
Aber eins wird bei aller berechtigter Kritik am herrschenden Dressursport gern vergessen – und in meinen Augen ist gerade Totilas dafür ein prima Beispiel: Ohne Losgelassenheit gibt es keine Durchlässigkeit – niemals. Und ich habe selten ein so durchlässiges Pferd im Viereck gesehen, wie ausgerechnet den Schwarzen.
Das wird aber gern ignoriert, oder besser gesagt, nicht gesehen, weil Anhänger der klassischen Reitkunst ganz andere Parameter anlegen als Anhänger der sportlichen Dressur. Während für den Reitkünstler die gelungene Piaffe vielfach als Königsdisziplin gilt, zählen für den Dressurler die Übergänge viel mehr – zum Beispiel die zwischen Pi-Pa und starkem Trab. Denn genau DA erweist sich auch in meinen Augen, wie durchlässig und somit losgelassen (bei positiver Grundspannung) ein Pferd ist. Um es ketzerisch zu formulieren – eine Piaffe an x-beliebiger Stelle ist grotteneinfach (weil nämlich, auch wenn das in Deutschland nicht so gern gehört wird :D, die Piaffe an sich grotteneinfach ist). Aber richtig gute, flüssige, saubere Übergänge zwischen einzelnen, schwierigen Lektionen – genau da wird für mich Handwerk zur Kunst.
Zum hochgerühmten Neindorff-Institut nur soviel: Ich habe unlängst ein Video einer Vorführung aus diesem Hause gesehen und bei allem Respekt für die Verdienste dieses Instituts, war das einfach in meinen Augen nicht gut: Keine Dynamik, kein Vorwärts, kein Schwung, stattdessen matt dahinlaufende Pferde.
Man kann nämlich die Ausstrahlung eines Pferdes nicht nur durch Zerren, Sporenprokelnund Rollkur ruinieren, sondern auch ganz prima in Grund und Boden reiten, wenn vor lauter Forderung nach Losgelassenheit jeglicher Schwung auf der Strecke bleibt. Ein Bild übrigens, was ich bei sehr vielen Anhängern der Reitkunst sehe.

@Gast: Bist Du so nett, und stellst hier noch mal das Bild von Fuego mit der Tendenz zum falschen Knick ein? Dankeschön
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