pferd bzw. rücken u. hinterhand stärken

Rund um die klassische Reitkunst

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tonnenpferd
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pferd bzw. rücken u. hinterhand stärken

Beitrag von tonnenpferd »

Hallo!

Laut sufu find ich 666 themen hierzu.
Leider keins wo dieses thema gesondert behandelt wird.
Hab ich da vl was übersehen?

Meine stute ist ja sehr stämmig und viel mehr zugpferd als reitpferd.
Dennoch möchte ich trotzdem reiterlich sehr weit kommen mit ihr.
Zum gebäude: 1,50 groß, sehr kurze beine, sehr breit, ganz kurzer rücken und ganz kurzer hals – welcher von natur aus relativ viel aufrichtung hat, steil gewinkelte kruppe, generell eher ein gemütliches als aufgekratzes gemüt, niedrigenergieverbraucher – sprich: sie strengt sich körperlich nur so viel an wie unbedingt sein muss

Es ist sehr schwierig ein pferd mit so kurzem rücken und nicht gut angesetztem hals korrekt v/a zu reiten. Zudem ich sicher kein reitgenie oder naturtalent bin =)
Wir arbeiten relativ viel vom boden aus: klass handarbeit, langzügel (sind wir aber anfänger), longieren am kappzaum, stangengymnastik…
Reiterlich sind wir sicher noch bei den anfängern. Korrektes und konstantes v/a in dehnungshaltung und biegung klappt im galopp selten. Vor allem am kleineren zirkel.
(kleine galoppzirkel lasse ich bleiben, da ja nicht mal die großen einwandfrei funzen)
Seitengänge im schritt und im trab funktionieren ganz annehmbar (wobei sie sich auch hier oft mal raushebt), wir gehen viel ausreiten, ab und an auch mal klettern.
Aber – wir arbeiten an uns, und wir sind schon um ein ganzes stück besser geworden =), kontergalopp in innen und aussenstellung am zirkel funktioniert auch immer besser
Ich arbeite meist nur kurze reprisen im galopp… auch mal über stangen

Ich habe des öfteren das gefühl, dass mein pferd einfach zu wenig kraft hat, um richtig gut zu galoppieren, und gut und fleißig unterzutreten.
Oft merk ich dass sie wirklich magels kraft sich sehr kurz macht, und eher hoch als weit springt im galopp.

Mir ist klar dass ich einfach weiter an der dehnungshaltung arbeiten muss, und dass dies sicher nicht von heute auf morgen geht.


Aber es gibt ja diverse übungen um das pferd zu kräftigen,
zb- Klettern, vor allem rückwärts ne böschung rauf (ohne dass das pferd den rücken durchdrückt)
- seitengänge an bergigen stellen
- aus den seiten gängen direkt anhalten, und wieder im seitengang antreten lassen
- aus dem rückwärts direkt antraben lassen
- generell klettern


habt ihr spezielle übungen für mich mein pferd zu kräftigen?

oder generell mehr tipps und übungen fürs reiten?
(um vor allem die dehnungshaltung und ne fleißige hinterhand zu fördern…)


Allerdings muss ich gleich warnen. ich reite eher altcalifornisch western als „richtig klassisch“ (blöd ausgedrückt).
zB verstehe ich div. ausdrücke der französischen reitlehre nicht, und ich habe bei weitem noch nicht, all die tollen klassikbücher gelesen =)
Liebe Grüße
Chris
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Kaiserulan
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Beitrag von Kaiserulan »

Klettern ist schon richtig. Rauf und runter und am besten im Schritt. Da ist das Krafttraining und Hankenbeugung am besten.

Meine Empfehlung: Mehr Klettern und da immer steilere und längere Stücke
Ein guter Reiter fällt regelmäßig vom Pferd, denn er darf kein Angsthase sein.
Bernie
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Beitrag von Bernie »

trotzdem muss man die Grenzen, die einem Pferd anhand seines Gebäudes gesetzt sind, akzeptieren. Auch vom Charakter her. Ich selbst werde auch nie einen marathon laufen können, da fehlt mir der Biss. gg

Nicht jedes Pferd muss also Hohe Schule gehen. Solides A-Niveau ist schon sehr viel. Egal, welche Reitweise man nun preferiert.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich verstehe auch nicht, warum man mit einem ganz offensichtlich nicht dafür gemachten Pferd unbedingt "reiterlich sehr weit kommen" muss.

Ein solches Pferd, das ja laut Beschreibung eher für langsamen Zug gebaut ist, mordsmäßig zu trainieren, wird es vermutlich einfach nur verschleißen.
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Das sehe ich auch so und war sofort mein Gedanke als ich das gelesen habe.

JEDES Pferd hat irgendwo seine Grenzen und ich denke die sollte man auch akzeptieren.

So wie ich es heraus lese möchtest du gerne einiges in der Dressur erreichen, dafür hast du aber mMn das "falsche" Pferd.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Wo lest ihr denn da die großen Dressurambitionen heraus? Die TE fragt, wie sie bei ihrem unvorteilhaft gebauten Pferd Dehnungshaltung und fleißige Hinterhand fördern kann bzw. wie sie dabei das Gebäude berücksichtigen muss. Das ist doch nicht zuviel verlangt, sondern genau richtig, sich Gedanken zu machen, wie man die Gymnastik aufs Pferd abstimmt?

Klar hat jedes Pferd seine Grenzen - aber die liegen doch auch bei noch so schlechtem Gebäude nicht unterhalb einer brauchbaren Dehnungshaltung und möglichst verschleißarmer Bewegung. In dem Bereich dient doch das Dressurreiten noch dem eigentlichen Zweck der Gesunderhaltung.

LG, Lou
tonnenpferd
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Beitrag von tonnenpferd »

neinnein-... versteht mich doch nicht falsch...
ich habe erstens null turnierinteresse - das heißt ich muss jetzt nicht irgendwie weit raufklettern.

mein pferd ist total klever, und gern bei der sache dabei. ich werde sie definitiv nicht zu irgend etwas zwingen! es sagt einem eh am besten das pferd wie weit es gehen möchte -wenn man nur hinhört!

und von einem weit ausgebildetem pferd bin ich ja wohl noch hochhäuser davon entfernt... das da noch viel drin ist, ist jedem klar!

(seis jetzt zirkuslektionenmäßig - auch da sind wir noch nicht sehr weit, oder reiten, oder auch westernmanöver, oder bissal ummodelliertes natural horsemanship training...) mein ziel ist ein allround ausgebildetes pferd. und nicht ein s-zugpferd....


bezgl. klettern... stimmt - ist ne gute idee, einfach die wiederholungen steigern, und am besten auch die steigung.
im klettern ist sie ja eh recht fleißig... tiroler bergpferd halt =)
Liebe Grüße
Chris
tonnenpferd
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Beitrag von tonnenpferd »

Rapunzel hat geschrieben:Ich verstehe auch nicht, warum man mit einem ganz offensichtlich nicht dafür gemachten Pferd unbedingt "reiterlich sehr weit kommen" muss.

Ein solches Pferd, das ja laut Beschreibung eher für langsamen Zug gebaut ist, mordsmäßig zu trainieren, wird es vermutlich einfach nur verschleißen.

wo ließt du heraus dass ich "mordsmäßig trainiere"???

ich meine eher das gegenteil ist der fall: korrektes reiten minimiert den verschleiß!!! - und ich will hin in richtung korrektes reiten.

und wie schon geschrieben.... da ich absolut null turniereintersse habe, sondern nur aus spaß am pferd reite, sollte selbstverständlich auch mein pferd spaß dran haben. - und irgendwann wird der spaß aber aufhören - dann wenn die körperlichen grenzen da sind.
Liebe Grüße
Chris
tonnenpferd
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Beitrag von tonnenpferd »

[quote="Bernie"]trotzdem muss man die Grenzen, die einem Pferd anhand seines Gebäudes gesetzt sind, akzeptieren. Auch vom Charakter her. Ich selbst werde auch nie einen marathon laufen können, da fehlt mir der Biss. gg

quote]

ich habe auch von den grenzen geschrieben - und die möchte ich definitiv nicht überschreiten -steht ja auch so ähnlich im eingangspost.

miss hafel ist ne total motivierte (obwohl sie ne "faule hinterhand" hat), alleine schon geistig will sie richtig gefordert werden)
Liebe Grüße
Chris
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich hatte auch beim Lesen Deines ersten Post spontan den Gedanken: "Ui, das ist aber ein strammes Programm für ein Pferd mit nicht idealem Körperbau" - Deine späteren Erklärungen haben dann doch einiges wieder etwas relativiert :D

Ich möchte mich denjenigen anschließen, die geschrieben haben, dass nicht jedes Pferd die physischen und psychischen Voraussetzungen hat, um Dressur auf einem gewissen Niveau zu gehen - wie bei uns: nicht jeder hat die notwendigen Voraussetzungen, um Balletttänzer zu werden - Aber vielleicht können viele von uns einen schönen langsamen Walzer lernen :wink:

Trotzdem muss ich zugeben, dass es mich gewundert hat, dass Du ein recht anspruchsvolles Programm mit Seitengängen und Kontergalopp reitest, gleichzeitig aber Probleme mit V-A und einem zu wenig aktiven Hinterbein hast und dann noch unter Umständen ein zusätzliches Programm mit Klettern, Seitengängen an Hängen etc. einbauen möchtest.

Wenn Deine Stute nicht die optimalen körperlichen Voraussetzungen hat, um das alles physisch und psychisch verkraften zu können, begibst Du Dich auf eine gefährliche Gratwanderung.

Ich würde Dir empfehlen, nicht in Monaten, sondern in Jahren zu denken, um nachhaltige Verbesserungen anzustreben. Ganz kleine Schritte gehen und häufige kurze Reprisen nehmen.

Die reiterlichen Mittel hast Du ja an der Hand:
Arbeit im Trab auf dem Zirkel, um das jeweilige innere Hinterbein zu kräftigen, Zirkel verkleinern und vergrößern im Trab.
Schulterherein - um das jeweilige innere Hinterbein "heranzuholen".
Travers halte ich nicht für so ganz geeignet, weil ich glaube, dass sie eventuell eine recht breite Rippe hat, die zusätzlich zum kurzen Rücken diesen Seitengang für sie körperlich erschwert - wenn nicht, gut, dann kannst Du sicherlich auch auf dem Zirkel im Travers und Renvers arbeiten.
Im Galopp zunächst einmal das Pferd "schließen" und dann über die gleiche Arbeit auf dem Zirkel das innere Hinterbein zu kräftigen.
Arbeit im Kontergalopp, um das Pferd "geradezuziehen" und die Kadenz zu verbessern.
Insgesamt ist es wichtig, das Pferd so geschlossen zu reiten, dass es die Möglichkeit hat, im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv und fleißig unter den Schwerpunkt zu treten - das geht nicht am langen Zügel.
Deine Wünsche nach einem Aktivieren des Hinterbeins und gleichzeitig einem V-A sind nicht gleichzeitig zu erfüllen :wink: Ich denke aber, wenn Du die ersten 15-20 Minuten einer Reiteinheit dem V-A widmest und die letzten 10 Minuten aktiv versuchst, das Hinterbein zu aktivieren und heranzuholen, habt ihr schon richtig viel getan.
Bitte vergiss nicht, dass gerade das "Setzen" der Hinterhand ein enormer Kraft- und Balanceaufwand für das Pferd ist und Du langsam vorgehen musst, um sie nicht zu überfordern.
Oh, und noch was: ich halte die Arbeit im Schritt mit einem Pferd, das sowieso schon faul im Hinterbein ist, für kontraproduktiv: Du brauchst den Schwung!
Klettern etc würde ich lassen, mit reiten erreichst Du meiner Meinung nach mehr.

Viel Spaß bei der Arbeit, und berichte doch mal in regelmäßigen Abständen! :D
Viele Grüße
Sabine
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tonnenpferd
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Beitrag von tonnenpferd »

ja.. hört sich vl wirklich so an..
aber: mein pferd ist jetzt 8,5 - und ist auf diesem ausbildungsstand. - entsprechend langsam sollte es auch weitergehen =)
ich reite relativ viel und gerne im gelände - aber eben um verschleiß vorzubeugen und mein pferd fit zu halten ist dressur notwendig =)

da ich aber auch im gelände nicht nur gerade ausreite, und nicht möchte dass mein pferd auf der vorhand latscht -wie es leider sooo viele pferde im gelände machen, bauch ich durchaus dann und wann mal schultervor oder leichtes schulterherein ein... - klettern ergibt sich meist aus einer notwendigkeit heraus eine geländestück zu bewältigen =)

komischerweise tut sich das pferd im traver fast sogar leicht wie im sh...

zwecks kontergalopp... ich weiß. im klassischen kommt der erst viel später. (aber.. ich bin ja western geritten =) - da werden zB ja fliegende wechsel auch etwas früher erarbeitet...)




es freut mich dass doch viele beiträge lesen kann, die mir sehr weiterhelfen!
am besten stell ich mal ein paar fotos rein, damit ihr mal seht wie mein pferd aussieht... =) (ein doppeltbreiter noriker ists jetzt nämlich auch nicht *g*)


tante edit=): den vergleich mit dem balett-tanzen und dem walzer find ich sehr, sehr gut!! :wink:
Liebe Grüße
Chris
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Sorry, dann habe ich das was falsch verstanden alles klar. Kenn mich aus. ;o)
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

tonnenpferd hat geschrieben:zwecks kontergalopp... ich weiß. im klassischen kommt der erst viel später. (aber.. ich bin ja western geritten =) - da werden zB ja fliegende wechsel auch etwas früher erarbeitet...)
Bezüglich der Wechsel stimme ich Dir nicht zu: es gibt Pferde, die den Wechsel erst lernen können, wenn sie genügend gesetzt sind. Es gibt aber auch Pferde, die einen lockeren Wechsel schon als junge Remonte anbieten. Warum sollte man das nicht als lockeren spielerischen Richtungswechsel mitnehmen? Gefeilt wird dann an diesem Wechsel aber erst, wenn sie einen gewissen Ausbildungsgrad besitzen.

Der Außengalopp erfordert jedoch einen etwas weiter fortgeschrittenen Handgalopp und einen gewissen Versammlungsgrad. Sinnvoll ist es erst, ihn zu lehren, wenn das Pferd in jeder Situation und an jeder Stelle in der Lage ist, einen guten einfachen Wechsel gehen zu können (der verlangt nämlich, dass das Pferd gut zusammenbleibt und nicht auf die Vorhand kippt).

Naja, ich bin wohl doch sehr "deutsch" geprägt :lol:
Viele Grüße
Sabine
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