Frage zum leicht traben

Rund um die klassische Reitkunst

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cowgirlbj
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Frage zum leicht traben

Beitrag von cowgirlbj »

Hallo!
Ich habe beim leicht traben das Problem, mit dem Oberkörper zuweit nach vorne zu fallen. Habe jetzt bewusst probiert mich mehr aufzurichten und beim Einsitzen das Becken abzukippen, daß ich mich vermehrt auf die Sitzbeinhöcker setze. Habe das Gefühl, dadurch die Hinterhand aktiver zu bekommen.
Wie ist das bei euch? Kippt ihr beim Einsitzen auch das Becken ab?
Ist schwer zu beschreiben, aber vielleicht kann mir jemand helfen, wie ich es richtig mache.
Danke für Antworten.
LG Cowgirlbj
Fleur18
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Beitrag von Fleur18 »

Also ich habe beim Leichttraben auch eine ganz geringe Lage nach vorn. Ich stehe auch mit so wenig "Kraft" wie möglich auf, also gar nicht weit vom Sattel weg. (Von dem obszönen Leichttraben mit ganz schwerem Einsitzen, weit aufstehen und das Becken weit nach vorne schieben, wie es oft unterrichtet wird, bin ich nicht so der Freund.)
Wenn ich zB. den Robbie reite (du kennst ihn Judith), muss ich mit ganz leichter Vorlage leichttraben, sonst komme ich hinter die Bewegung und sitze zu schwer ein, weil er so viel Schwung hat.
Ich würde versuchen mit so wenig Aufwand wie möglich Aufzustehen, nur ganz leicht. Und ich denke auch, dass eine ganz leichte Vorneigung völlig ok ist.
liebe Grüße aus Bayern :)
Julia

”Wer immer mit dem Strom schwimmt, wird die Quelle nie erreichen!"
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Jen
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Beitrag von Jen »

Versuche nicht aktiv deinen Körper in einer bestimmten Position zu halten, versuche einfach dein Kreuz zu entspannen und den Brustkorb frei zu tragen. Dann stell dir vor, wie die Vorhand vor dir herläuft und du die Vorhand vor dir hertreibst. Wenn du "über" die Vorhand aufstehst und diese nicht mehr "vor" dir ist, dann kippst du zu weit vor. Probier es mal. :)
Liebe Grüesslis, Jen
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Hallo,

ich kenne Deinen Sitz nicht, daher kann ich nur einige allgemeine Anhaltspunkte geben:

Beim Leichttraben muss das Becken ebenso zentriert bleiben wie beim (ausgesessenen) Dressursitz. Zentrierter Dressursitz heißt für mich, dass ich auf beiden Sitzbeinen balanciere und die Bewegungen des Pferds (ausgesessen) mit dem Becken und dem unteren Bereich der Lendenwirbelsäule elastisch abfange/mitschwinge. Ein lang andauerndes/ständiges Abkippen des Beckens (egal in welche Richtung) blockiert Teile des Körpers und verhindert so ein lockeres Mitgehen mit der Bewegung des Pferdes und macht eine effektive Einwirkung über den Sitz unmöglich.

Man kann auch im Leichttraben durchaus Trittlänge und Kadenz rein über den Sitz bestimmen oder Seitengänge reiten. Das geht nur aus einem korrekten Sitz heraus.

Die "labilste" Phase für den Reiter beim Leichttraben ist, denke ich, das Aufstehen, und das "nach-vorne-fallen" beginnt in dieser Phase, nicht beim Einsitzen. Ich finde es daher wichtig, besonders in dieser Phase darauf zu achten, den Oberkörper gerade, gestrafft und kontrolliert aus dem Sattel zu heben und sich nicht vom Schwung des Pferdes „hochwerfen“ zu lassen. Das erreicht man, indem man in dieser Phase ganz bewusst seine Rückenmuskulatur einsetzt (die, die man deutlich spürt, wenn man auf dem Boden auf dem Bauch liegt und die nach vorne ausgestreckten Arme einige Zentimeter anheben will, Füße bleiben auf dem Boden – eine typische Rückenschule-Übung). Ich kenne mich mit Biomechanik nicht gut aus, daher beschreibe ich nur, was ich fühle und was mir wichtig erscheint. :)
Viele Grüße
Sabine
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Jeanny
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Beitrag von Jeanny »

Hi,

ergänzend zu dem Vorangegangenen ist es natürlich wichtig, neben der Rückenmuskulatur auch, ganz wichtig, die Bauchmuskulatur zu stärken.
Niemals anfangen und einseitg Muskelaufbau betreiben, jeder Muskel hat einen Gegenpart, den es genauso zu stärken gilt.

Ansonsten macht wie immer Übung den Meister und Du scheinst doch schon über ein recht gutes Körpergefühl zu verfügen, wenn Du Dich selbst korrigieren kannst. :-)
LG Jeanny
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Lala
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Beitrag von Lala »

ich habe generell immer die Tendenz zu weit nach vorne zu lehnen (und mein eh schon vorhandlastiges Tier noch mehr aus der Balance zu bringen :roll: ). Im Leichttraben war es zeitweise recht schlimm (wohl ein Grund, wieso ich immer noch nicht gerne leichttrabe...

Mir hat da jeweils geholfen mit der Bewegung zum Aufstehen bewusst aus dem Becken zu beginnen (Oberkörper dabei gefühlsmässig nicht bewegen, natürlich kommt er automatisch mit). Vom Gefühl her leicht aufstehen, wie wenn ein Faden am Bauchnabel zieht...
Zuletzt geändert von Lala am Di, 15. Jun 2010 11:01, insgesamt 1-mal geändert.
LordFado

Beitrag von LordFado »

Es Könnte auch helfen, wenn du dir beim aufstehen vorstellst, deinen Bauchnabel Richtung Wirbelsäule zu ziehen, das richtet auch auf...
cowgirlbj
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Beitrag von cowgirlbj »

Danke für die vielen Tipps. Ich werd da einiges mal ausprobieren. Es ist halt auch nicht so leicht, wenn man niemanden hat, der einen regelmässig korrigiert.
LG Cowgirlbj
Jamie
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Beitrag von Jamie »

Also über die Art und Weise wie ich beim Leichtraben Aufstehe und Einsitze kann ich sehr stark das Tempo beeinflussen.
Wenn ich weniger aufstehe, mich aufrichte und bei Einsitzen das Becken abkippe (also das Kreuz anspanne) wirkt das "verlangsamend". Über diese "Hilfe" kann ich auch zum Schritt durchparieren.
Sobald ich mein Ziel erreicht hab, ist es allerdings enorm wichtig im Kreuz zu entspannen- da kann ich den anderen, die das hervorgehoben haben, nur zustimmen. Als Hilfe eingesetzt macht es Sinn, dauerhaft stört es das Pferd in der Bewegung.
Ich bin früher viel zu hoch aufgestanden, wodurch ich auch dazu geneigt habe mit dem Oberkörper nach vorne zu fallen.
Erst seit ich weniger stark aufstehe, und dadurch das Gleichgewicht nicht mehr negativ beeinflusse, habe ich das im Griff.
Naja, außerdem hatte es den blöden Nebeneffekt, dass mein Pony dadurch gerannt ist- als vorwärtstreibende Hilfe also auch nicht zu unterschätzen.... :shock:
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birdy
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Beitrag von birdy »

Ich bin Pilatestrainerin und habe gemerkt, dass Pilates auch beim Reiten unheimlich gut tut und schnell, viele Fortschritte bringt!

Im klassischen Pilates geht es ja um das sogenannte Powerhouse, was letztendlich heißt:
Ziehe den Nabel nach innen, Richtung Wirbelsäule und nach oben, Richtung Brustkorb.
Kippe dein Schambein hoch Richtung Brust und lasse deine Schultern am Rücken gleiten (ziehe sie nicht hoch).

Diese Hinweise helfen enorm um beim Reiten das Becken stabil zu halten, eine Zentrierung aus der Körpermitte (=Bauchnabel) herzustellen und um Gleichgewicht mit dem ganzen Körper zu bekommen.

Seit ich Pilates trainiere habe ich absolut kein Problem mehr kerzengerade auf dem Pferd zu sitzen und ich habe auch schon viel Feedback von meinen Kursteilnehmerinnen erhalten, die auch reiten.

Einfach einmal ausprobieren :-)
calme
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Heike74
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Beitrag von Heike74 »

Hallo,

das Problem mit dem vorgeneigten Oberkörper ist weit verbreitet und liegt oftmals auch an einem nicht korrekten Sattel, in dem der Schwerpunkt in der Sattelmitte liegt und NICHT in hinteren Drittel.

Ist dies der Fall (Schwerpunkt im letzten Drittel) ist es ganz schwierig, sein Becker korrekt aufzurichten, das Knie sinken zu lassen und den Oberkörper ebenso entspannt zu lassen.

Viele Grüße
Heike
Lala
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Beitrag von Lala »

Heike74 hat geschrieben:Hallo,

das Problem mit dem vorgeneigten Oberkörper ist weit verbreitet und liegt oftmals auch an einem nicht korrekten Sattel, in dem der Schwerpunkt in der Sattelmitte liegt und NICHT in hinteren Drittel.

Ist dies der Fall (Schwerpunkt im letzten Drittel) ist es ganz schwierig, sein Becker korrekt aufzurichten, das Knie sinken zu lassen und den Oberkörper ebenso entspannt zu lassen.

Viele Grüße
Heike
*zustimm*
Je nach Pferd und Sattellage wird der Schwerpunkt übrigens auch stark davon beeinflusst, wo genau gesattelt wird...
Einige cm weiter vorne oder hinten reichen da durchaus damit der Schwerpunkt verschoben wird.
Linniii
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Beitrag von Linniii »

Jamie hat geschrieben: Ich bin früher viel zu hoch aufgestanden, wodurch ich auch dazu geneigt habe mit dem Oberkörper nach vorne zu fallen.
Erst seit ich weniger stark aufstehe, und dadurch das Gleichgewicht nicht mehr negativ beeinflusse, habe ich das im Griff.
Naja, außerdem hatte es den blöden Nebeneffekt, dass mein Pony dadurch gerannt ist- als vorwärtstreibende Hilfe also auch nicht zu unterschätzen.... :shock:
Habe irgendwie den gegenseitigen Effekt erfahren. Stehe beim Leichttraben viel zu hoch und auch zu "aktiv" auf, auch wenn hier mal wieder weniger mehr wäre... :?
Wenn ich jetzt wirklich meine Konzentration darauf zu richten versuche, minimal aus dem Sattel zu kommen (ohne dass meine Beine dabei in unterschiedliche Richtungen fliegen^^), versteht meine Reitbeteiligung das nur meist ähnlich wie hier erwähnt-nämlich als verhaltene Hilfe. Sobald ich wieder "unschön" und aktiv aufstehe, wird der Trab wieder fleißiger. Was soll ich denn jetzt tun?! Irgendwie scheine ich ja unbewusst sein Gleichgewicht zu beeinflussen und mich doch nicht nur mitnehmen zu lassen, wie ich es gern würde. Hat jemand da noch Tips?!
"Life isn't about waiting for the storm to pass- it's about learning to dance in the rain."
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Isalein
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Beitrag von Isalein »

Ich hatte auch Schwierigkeiten beim Aufstehen, dass ich mit dem Oberkörper zu weit nach vorne gefallen bin.

Bei mir liegt es u.a. am Sattel. Der war schlecht angepasst und hat mich immer dazu gebracht, dass ich leicht mit vorgekippten Becken gesessen habe. Das ist mir selbst aber nie bewusst gewesen.

Erst meiner ehemaligen RL ist es aufgefallen, dass ich im Trab nicht wirklich mit der Hüfte vorschwingen konnte. Sie probeweise auf's Pferd und sie hatte die gleiche Problematik.

Jetzt versuchen wir gerade das zu beheben entweder mit einer Sattelanpassung bzw. evtl. muss sogar ein ganz anderer Sattel her.

Das Problem, dass ich habe, mir fehlt es beim Reiten oft an Körpergefühl und mir fällt es schwer nachzuvollziehen, wenn ich irgendwie falsch sitze...

So haben sich bei uns bzw. eher bei mir als bei meinem Pferd (bei ihm sind sie wahrscheinlich aus der Konsequenz zu meiner falschen Einwirkung usw. entstanden) etliche Fehler wie z.B. falsches Sitzen eingeschlichen, was ich jetzt mühsam wieder korrigieren möchte.
Ganz liebe Grüße
Elisa

Reiten ist die Kunst, das Pferd zwischen sich und dem Erdboden zu halten.
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Ich möchte mich dem Beitrag von Jen anschließen und vielleicht noch ergänzen, dass es hilft, wenn wenn man beim Leichttraben versucht, nur das Becken nach vorn und weniger den ganzen Körper nach oben zu bringen. Im Grunde setzt sich das später im Dressursitz fort. Man bringt das Becken zur Hand, indem man in der Mittelposition loslässt. Hier werden die Grundlagen für das "Von Hinten nach Vorn" Reiten gelegt. Also nicht "Aufstehen" - im Sinne von "hoch", sondern Becken vor. Natürlich steht man dabei auch auf, aber die Bewegung ist trotzdem von der Tendenz anders und der Oberkörper geht eben dabei nicht so stark vor.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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