Ausgebunden longieren???

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

*mal meine Gedanken zum Thema aufschreib ohne auf die Nebendiskussionen einzugehen*

Das Hauptproblem beim Longieren sehe ich in meiner eigenen Inkompetenz und Inkonsequenz.

Die Diskussion sollte sich nicht nur um Leute kreisen die es einfach können, egal mit oder ohne HZ´s, es sind eben Profis und die können zweifelsohne sicher mit Beidem gute und ehrliche Ergebnisse erzielen.

Für mich steht im Vordergrund, was brauch ich, was KANN ich, was will ich erreichen und vor allem was benötigt mein Pferd. Longieren kann mit oder HZ, am Kappzaum, am Stallhalfter oder an der Trense in reines „Schleudern“ ausarten. Bei uns ist das übrigens die gängige Bezeichnung fürs Longieren :mrgreen: Und zu 90 % sieht man im Reitstallalltag auch nichts anderes – leider. Aber das liegt eben am Longenführer. Manche wissen es nicht besser, manche können es nicht besser. Richtig oder Falsch, mit oder ohne HZ lässt sich daher nicht einfach pauschalisieren.

FÜR MICH und Hannes gibt es nur noch Longieren am Kappzaum. Bei meinem Pferd würden HZ´s egal welcher Art auch nur kontraproduktiv sein und ich hab beschlossen, dass ich mich darum bemühe so gut wie möglich zu longieren, dabei alles zu berücksichtigen damit es nicht in „Schleudern“ ausartet. Dazu gehört eben, dass man dem Longieren genauso viel Aufmerksamkeit und Mühe widmet wie dem Reiten. Ich hab dazu auch eine Ausbilderin vor Ort, die GSD auch am Kappzaum Longieren korrekt vermitteln kann. Spätestens da hab ich mich vom „Pferd im Kreis, nett und mit tiefer Nase um mich rum stiefeln lassen“ verabschiedet und erkannt wie wichtig das eigene Engagement ist um das Longieren wirklich gymnastisch sinnvoll zu gestalten. *uff*

Pro und Kontra, des Longierens mit Hilfszügeln muss jeder für sich und sein Pferd finden. Für mich ist es keine Option (mehr). Mit Hilfszügeln neigt man wohl sogar noch eher dazu sich entspannt zurückzulehnen ;-) und das will ich nicht.

Pro Longieren mit und ohne HZ – ja, aber dann richtig bzw. bestmöglich. Dazu sind für mich eben absolute NoGo´s:

- Longe an der Trense einhängen, übers Genick führen, Longierbrille
- In Schräglage das Pferd um sich Rennen lassen
- Außenstellung oder auf die Schulter kippen ignorieren
- Keine Biegung erarbeiten
- Latschen lassen
- Unaufmerksames Longieren (dabei Rauchen oder Quasseln)
- „Ungehorsames“ Pferd – also das nicht Beherrschen der Kommandos = Longe lang und ab geht die Fuhre
- Ausbinden mit gruseligen Konstruktionen (Halsverlängerer etc.) oder zu kurzen/zu langen Ausbindern
- Monotones im Kreis latschen – man kann auch ganze Bahn longieren, Zulegen etc.
- Zu langes Longieren und zu weniges Wechseln der Hand (übrigens auch ein Vorteil des Longierens am Kappzaum --> Handwechsel gehen schneller, fließender)
- Junges/unausbalanciertes Pferd ohne äußere Begrenzung (an)longieren und dann an der Longe ziehen, weil der „Bock“ sonst nach außen wegzieht. (Alles schon erlebt :roll: )

Liebe Grüße

Nadine
Zuletzt geändert von Kosmonova am Di, 04. Mai 2010 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
Es grüßt Nadine

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smilla
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Beitrag von smilla »

Kosmonova hat geschrieben:*mal meine Gedanken zum Thema aufschreib ohne auf die Nebendiskussionen einzugehen*

Das Hauptproblem beim Longieren sehe ich in meiner eigenen Inkompetenz und Inkonsequenz.

Die Diskussion sollte sich nicht nur um Leute kreisen die es einfach können, egal mit oder ohne HZ´s, es sind eben Profis und die können zweifelsohne sicher mit Beidem gute und ehrliche Ergebnisse erzielen.

Für mich steht im Vordergrund, was brauch ich, was KANN ich, was will ich erreichen und vor allem was benötigt mein Pferd. Longieren kann mit oder HZ, am Kappzaum, am Stallhalfter oder an der Trense in reines „Schleudern“ ausarten. Bei uns ist das übrigens die gängige Bezeichnung fürs Longieren :mrgreen: Und zu 90 % sieht man im Reitstallalltag auch nichts anderes – leider. Aber das liegt eben am Longenführer. Manche wissen es nicht besser, manche können es nicht besser. Richtig oder Falsch, mit oder ohne HZ lässt sich daher nicht einfach pauschalisieren.
DA sagst du nochmal was ganz wichtiges, was ich für mich auch als Fazit aus dieser Diskussion heraus ziehe. Ich habe eine gute Unterstützung für das Longieren ohne Hilfszügel, also bleibe ich (vorerst ;) ) dabei. Ich muss noch viel an MIR arbeiten, da gleiche würde auch für das Longieren mit HZ gelten.
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Lupa: Nun ja - meiner geht am Langzügel und an der Doppellonge schlichtweg gruselig. Der klemmt, geht absolut nicht vorwärts, drückt mit dem Unterhals dagegen, macht sich schief, das geht einfach gar nicht.

Bei ihm ist der Vorteil des Dreieckers, dass dieser immer unangenehmer wird, je mehr er sich nach oben raushebt, und immer länger und lockerer (durch die Winkelung des Dreiecks bedingt), je mehr er in die Tiefe sucht, weshalb ich auch nix umschnallen muss. Sprich, der Dreiecker arbeitet in einer klar verständlichen Form für mich, was natürlich nicht heißt, dass ich in der Mitte stehe und nichts tue. Bei einem Pferd, das eher zu tief kommt oder sich irgendwo drauflümmeln will, wäre das was anderes, da müsste man die Verschnallung zumindest in der Einheit mehrmals verändern.

Handwechsel mache ich übrigens genauso wie "nur am Kappzaum", da wird nix ungeschnallt.
Lupa
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Beitrag von Lupa »

Rapunzel, gut, dass du es nochmal ansprichst, denn dieser Punkt erschließt sich mir gar nicht:

Wenn du (oder irgendjemand, die Frage ist ja nicht auf dich persönlich gemünzt) nun also longierst und den Dreiecker (oder in anderem Fall eben die Ausbinder) verschnallt hast und dein Pferd nun gebogen auf einer Kreislinie laufen soll, dann ist das Pferd doch immer auf der gebogenen Seite etwas "kürzer". Wie kann da ein Hilfszügel auf beiden Seiten eine gleichmäßige Anlehnung bieten ohne dass man dauernd etwas verschnallt?
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Äh ... genau wie beim Reiten möchte ich ja, dass das Pferd am äußeren Zügel geht, von daher ist es für mich völlig okay so - außen etwas mehr Anlehnung, innen etwas weniger, passiert ja automatisch bei korrekter Stellung. Zumal ich ja nicht auf einer Mini-Kreislinie longiere, so dass dieser Effekt nur minimal ist.
Lupa
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Beitrag von Lupa »

Das heißt im Umkehrschluss du reitest konsequent mit durchhängendem inneren Zügel? (kein Kontakt?)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Nein. Aber ich bemühe mich, besonders auf gebogenen Linien am äußeren Zügel zu reiten. Dabei hängt der innere nicht durch, aber hat etwas weniger Spannung. Auf den Longenbildern kannst du ja auch erkennen, dass da nix hängt, das sind ja nur wenige mm, von denen wir hier reden. Beim Longieren nur auf Kappzaum wird das Pferd oft sehr stark überstellt, da wäre das dann ein Problem, aber nicht bei der Art, wie ich arbeite.
Tipolino
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Beitrag von Tipolino »

Wenn man mal diese kleinen nickeligen Nebenschauplätze außer acht lässt, ist man doch bei dem was Kosmonova schreibt:

nämlich dass es immer darauf ankommt WIE etwas gemacht wird.
Ich kann am KZ longieren und das Pferd hängt nach innen und das wird es dann auch mit Dreieckszügel tun. Also muss ich IMMER mit Sinn und Verstand an diese Sache rangehen.

Ich longiere meinen nur noch mit KZ und versuchen gerade den Longenkurs umzusetzen um eben davon wegzukommen, aber ich habe bis vor 1 Jahr mein Pferd noch mit Dreieckszügel longiert denn das Problem war das rausheben.
Und ich kann ganz schön lange am KZ werkeln (wenn ich keine Anleitung kriege) und das Pferd lässt sich nicht fallen. Mit den Dreieckern hat er es sehr schnell verstanden und dann sind sie nicht mehr wirksam....
aber sie haben mir bei DIESEM Problem geholfen.

Natürlich macht es ein Profi ganz anders, bzw. der weiß aus dem ff welche Knöpfe er (mest) drücken muss.
Liebe Grüße Sandra


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Beitrag von Lupa »

Am äußeren Zügel zu reiten, heißt für mich nicht den Kontakt innen aufzugeben.

Wie auch immer in diesem Punkt werden wir uns wohl nie einig. Ich bin nämlich der Meinung, dass genau diese wenigen mm eine weiche Hand ausmachen und warum für mich ein HZ immer ein starres Instrument bleiben wird.

Wenn man zusätzlich während der Longenarbeit zwischen großen Zirkeln und kleinen Volten wechselt und somit auch mal mehr mal weniger Biegung fordert, werden es halt doch ein paar mm mehr und die möchte ich mein Pferd nicht "eingeengt" wissen.
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Beitrag von Rapunzel »

Lupa: Für mich auch nicht - der Kontakt ist immer da, es springt nix, es ist nur minimal weniger Druck innen.

Das ist natürlich auch eine Frage der Prioritäten und des individuellen Pferdes. Mein Pferd braucht relativ viel "Einengung", weil er wie gesagt eine wirklich üble Selbsthaltung hat - er läuft frei mit waagerecht hochgereckter Nase und knallfestem, weggedrücktem Rücken auf der Vorhand, und dagegen kämpft man bei jeder Art der Arbeit mit ihm an. Da ist mir dann der eine oder andere mm am Zügel erstmal fünftrangig, ehrlich gesagt. Wenn die Länge des HZ ein Problem wäre, würde ich sie tatsächlich bei jedem Handwechsel anders verschnallen.

Inzwischen kann ich ihn auch nur am Kappzaum in eine einigermaßen vernünftige Form longieren, aber das ist unverhältnismäßig mühsam und er läuft dann sicher 60 % der Zeit suboptimal - nichts, was ich als sonderlich sinnvoll betrachte. Allerdings hat er bedingt durch das EMS auch einfach Probleme mit dem Muskelstoffwechsel und große Schwierigkeiten loszulassen. Auch hierbei hilft ihm der Dreiecker sichtlich, anscheinend braucht er eine Art "physiotherapeutische Stütze".
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Tipolino hat geschrieben:nämlich dass es immer darauf ankommt WIE etwas gemacht wird.
Ich kann am KZ longieren
Gebe ich dir Recht, aber das macht mit Angst :wink:
Es grüßt Nadine

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Beitrag von Tipolino »

:D :oops:
Liebe Grüße Sandra


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Fujai2008
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Beitrag von Fujai2008 »

Ich habe live noch kein Pferd gesehen, dass von Kopf bis Fuss locker schwingend vorwärts-abwärts läuft, wenn ihm Ausbinder eingeschnallt wurden. Wohl aber hab ich Pferde gesehen, die das nach richtiger Vorbereitung am Kappzaum und sogar frei sehr schön gemacht haben (und auch gern). Wenn mein Pferd ohne Ausbinder immer "falsch" läuft bzw. total verkrampft, würd ich mich fragen, ob er Schmerzen hat oder Blockaden, die ihn daran hindern, sich loszulassen. Denn in der Natur des Pferdes liegt es doch, sich möglichst bequem und energiesparend fortzubewegen. Ein anderer Grund für die Verspannungen könnten auch Machtspiele sein, also dass das Pferd sich entweder ranghöher fühlt und deswegen nicht mitmachen möchte oder es fühlt sich arg bedrängt und hat Angst, was ebenfalls zu Verspannungen führt. Das alles sind aber keine Probleme, die man mit Ausbindern beheben sollte, sondern da ist Beziehungsarbeit angesagt. Klar ist das alles um einiges zeitintensiver, aber dafür dann auch pferdegerecht und nachhaltig. L.G. Anja
LordFado

Beitrag von LordFado »

zum Thema Longierbrille noch ein Einwurf: eine LB, die einen feststehenden, fixen mittleren Ring hat ist wenig sinnvoll - da gehe ich voll konform. Es gibt aber auch welche, die einen gleitenden Ring haben, der bei Handwechseln selbständig nach innen rutscht - und da finde ich das toll, weil ich nicht mehr umschnallen muss.
Generell longiere ich meinen aber eher am Kappzaum und da dann am vorderen Ring - nur wenn ich grade mal ein Pferd ablongiere oder im Reitunterricht an der Trense.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Fujai: Ich weiß nicht, ob du jetzt mich meinst - wie ich schon schrieb, hat mein Pferd viele gute Gründe, warum es nur sehr schwer loslässt. Es ist auch nicht so, dass ich vom Longieren nur mit Kappzaum keine Ahnung hätte, ganz im Gegenteil. Ich war schon auf Kursen bei Klaus Schöneich, als den noch keiner kannte ;-). Es hat sich bei meinem Pferd aber einfach als nicht hilfreich erwiesen. Ich liebe dieses Pferd und würde ihn auch im Kopfstand longieren, wenn das ihm helfen würde.

"Sich möglichst bequem und energiesparen zu bewegen" heißt aber für die allermeisten Pferde definitiv nicht "sich in der vom Reiter erwünschten Haltung zu bewegen".

Dass du noch kein wirklich durch den Körper schwingendes Pferd mit Hilfszügeln gesehen hast, tut mir leid - andersrum habe ich schon unendlich viele am Kappzaum longierte Pferde verdreht und verworfen haltlos dahinschlurfen sehen, das tut sich nix. Ist wie beim Reiten: Es gibt gutes und schlechtes Reiten in (fast) allen Lagern.
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