Auktionsankuendigung junge, frei aufgewachsene Pferde

Allgemeines rund ums Pferd

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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wenn ein Züchter einen angemessenen Basispreis für ein Pferd aufruft, ist das sehr wohl eine Sicherheit solchen Käufern gegenüber, die es immer wieder überall gibt: "ich kann mir nur 1500 Euro leisten". Was da hintendran hängt, kennen wir alle.

Dass es Schule macht, solche Pferde aus artgerechter und damit deutlich gesünderer Aufzucht zu kaufen, ist klar ein Vorteil.

Lustig ist das in der Tat nicht, wobei du sicher Recht hast damit, dass es nicht wirklich Einfluss nimmt auf den Markt, das ist sicher so. Die "geizigen" Menschen werden nur eher befriedigt und bestärkt darin, dass man "auch gute Pferde für sehr wenig Geld kriegen kann" - und stehen dann wieder mit dieser Argumentation und hohlem Kopf bei Züchtern ohne zu verstehen, dass das NICHT Standard sein kann!
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Wie schon zigmal gesagt: Das ist kein "normaler" WB-Züchter, das ist ein Landschaftsschutzprojekt, bei dem die Pferde Mittel zum Zweck sind, in dem Fall eben nicht nur Koniks wie anderswo, sondern auch Warmblüter. Zudem wird das Ganze sehr aufwändig subventioniert, daher DÜRFEN die Pferde gar keine vergleichbaren Preise und damit Gewinn bringen wie bei einem "normalen" Züchter. Die sind Überschuss und müssen "abgebaut" werden. Man könnte die wie gesagt auch schlachten, da sehe ich jetzt aber keinen großen Vorteil drin. Das kannst du natürlich alles ganz blöd oder bedenklich finden, es sind aber tatsächlich einfach nur komplett andere Grundvoraussetzungen.
Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Ich würde dieses Projekt eher als "Vermehrung", denn als Züchtung sehen.
Die Preise sind ja außerdem nicht fix, der Verbraucher bestimmt den Preis.

Wenn ich ein Warmblut suchen würde, wäre das ab sofort meine erste Adresse. Ich wusste nicht, dass es eine derartige Aufzucht für Jungpferde in Deutschland überhaupt gibt.

Das, was die Pferde da an Gesundheit auf den Weg mitbekommen, lässt sich durch nichts in der Welt ersetzen oder im Nachhinein durch gutes Reiten korrigieren. Ganz ganz toll!
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Der Herr Bley hat schon Ahnung und paart die Pferde gezielt an - das ist kein reiner "Vermehrer", wenn auch natürlich nicht vergleichbar mit einem Züchter, der mit einem ganz bestimmten "Endprodukt" vor Augen wenige Stuten anpaart, von daher würde ich dir halb zustimmen ;-)

Dass das Hand und Fuß hat, merkt man aber schon daran, dass da jetzt von 75 Pferden 90 % gute, ein paar tolle und kein schlechtes dabei war. Die haben durchweg ein gutes Gebäude und gute Gänge. Übrigens auch die Koniks ;-)
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Ich bin bei der Sache ein bisschen hin- und hergerissen: einerseits bestimmt tolle Pferde, die naturgemäß mit unendlich viel Platz im Herdenverband leben und aufwachsen, andererseits bin ich tatsächlich im Zweifel, ob sich alle „Wildlinge“ immer so ganz problemlos auf die übliche Pferdehaltung hierzulande mit einem 50 m² Schlechtwetter-Auslauf umgewöhnen lassen und ob jeder Käufer dem Ausbildungsanspruch gerecht werden kann. Kenne Beispiele von iberischen Importpferden aus ähnlicher Aufzucht, die für die Käufer hier zum Desaster wurden.

Das Argument mit Naturschutzprojekt zieht m.E. nur bedingt, denn rein um das Gras kurz zu halten, müssten nicht alljährlich so viele Fohlen „produziert“ werden bzw. müsste nicht speziell bei den Warmblütern so auf die Linien der Hengste etc. geachtet werden. Diese Zucht und die Vermarktung sind schon ein spezielles und zugegebenermaßen innovatives „Steckenpferd“ des Herrn Bley. Auch die Quasi-Drohung, der „Überschuss“ würde sonst geschlachtet, ist nicht haltbar. Dann nehme ich halt die Hengste raus und züchte nur soviel wie ich zur Bestanderhaltung brauche
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ja, klar könnte er auch einfach weniger "erzeugen", aber ich persönlich hoffe, dass er so weitermacht - in ein paar Jahren würde ich nämlich sehr gern so ein Pferd kaufen.

Das mit dem Schlachten droht da niemand an, das habe ich nur als mögliche Alternative geschrieben, was man eben sonst mit den überzähligen Pferden machen kann. Die Pferde, die diesmal nicht versteigert wurden, gehen einfach zurück auf die Weide.
Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Rapunzel, ja, also Zucht schon im Sinne von Zusammenstellung der Herden von zueinanderpassenden Stuten und Hengsten, aber dann wieder nicht Zucht im Sinne von: Kontrolle der Deckeinsätze (haha), Kontrolle der tragenden Stute, Tupferprobe, etc. Aber man sieht ja, es klappt auch so :).

Läuft denn da in jeder Stutenherde rund ums Jahr ein und der gleiche Hengst mit? Das ist mir irgendwie nicht ganz klar (aber hab ich jetzt einfach mal vermutet).

Vielleicht kann man es als eine Art natürlicher Vermehrung von züchterisch ausgewählten Pferden bezeichnen ;).

Tossi, die Bedenken kann ich verstehen, allerdings ist es bei den Iberern ein anderer Umstand.

Dort ist es gängig, Pferde aus der (Wildpferde-)Herde von jetzt auf gleich in Einzelständerhaltung ohne Auslauf umzustellen. Dass die davon einen Knacks wegbekommen können, ist nachvollziehbar (hinzu kommt, was mit Pferden, die als roh verkauft werden, bereits "ausbildungstechnisch" veranstaltet wurde).
Eine Freundin von mir ist regelmäßig in Spanien zum Pferdekauf, was die berichtet, geht auf keine Kuhhaut.

Ich denke nicht, dass die Thürengeti-Pferde damit vergleichbar sind.
Ponyreiter aus Überzeugung
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Also, "unser" Thürengeti-Pferd vom letzten Jahr hatte absolut keine Probleme mit der Umstellung und scheint sogar seine Box mit endlos Heu sehr zu schätzen. Wird aber auch mehrmals täglich bewegt, kommt auf die Weide usw.

Ich habe ja Spanier aus vergleichbarer Aufzucht, die ebenfalls keinerlei Probleme mit "normaler" Haltung haben. Allerdings sind die nicht unter dubiosen Umständen aus Spanien hergekarrt worden, sondern absolut korrekt gehändelt.

Die Hengste laufen nur im Sommer mit der Herde, soweit ich weiß, und da wird auch immer wieder herumgetauscht.
le_bai
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Beitrag von le_bai »

Das nicht Jeder hurra schreien wird bei diesem Vermarktungskonzept, war abzusehen.
Und auch war klar, dass hier 70 Pferde, die sonst möglicherweise aus Züchterschaft gekauft wurden, zu unter 50% des Selbstkostenpreises in normaler Zucht die Hand wechseln.

Den Reiter freuts ;)

Langfristig ist das im Bezug auf Generationen-weise Betrachtung nicht ganz so prickelnd, nicht umsonst reichen die Ergebnisse heutiger Groß-Züchter (Schockemöhle, dieses Projekt, Stutenmilchfarmen ect.) nicht mehr an die Qualität, wie Sie handverlesen in Trakehnien und späteren staatlichen Zuchtstellen entstand.

Und nebenbei finde ich persönlich es durchaus tragisch, dass gerade Sportler und Spitzenreiter nicht zu einem Züchter des Vertrauens gehen.
Zumindest in der WE ist es teilweise wirklich schlichtweg Geiz, der da das Pferd nicht über dem Budget der Ausrüstung ansiedelt ... das betrifft auch etliche prominente Worker, die selber "züchten" ...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Rapunzel... Danke für deine Erklärungen, aber was lässt dich eigentlich glauben sie seien wieder und wieder nötig? :roll: Du kannst noch so oft die Gründe für deine Sichtweise schildern, sie sind mir bekannt, ändern aber an meiner Meinung nichts.

Die anderen haben mir schlüssige Argumente auch nochmal genannt. Es ist von Zucht im Sinne von Selektion hinsichtlich eines guten Zuchtzieles weit entfernt. Die haben Menge und produzieren Menge.



Das Problem Wildpferd sehe ich auch gar nicht. Das Beispiel von Iberern ist nicht passend, da ist eher das WIE als die Umstellung an sich das Problem. Dass so viele etwas überfordert sind ... mag wohl auch an dem Ursprung der Rasse liegen. Das was von guten Stierkampfpferden erwartet wird ist für viele Hobbyreiter sicher schlicht etwas too much in manchen Punkten.
Viele trauen sich den "treuen Spanier" ohne weiteres zu, lehnen Dankend einen Galopper oder Araber ab. Häh?
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ach soo... die Aufzucht finde ich übrigens auch absolut einen Grund dort zu kaufen. Andere Züchter sind doch wohl eher rar gesät wo es so zu geht. Jungpferde in Laufställen mit paar Stunden Paddock sind ja schon teils "besonders". :?


Was ich nicht verstehe: was ist zu betonen an Koniks "mit Gang"? Wenn die im ursprünglichen Typ sind brauchen die nicht viel Gang. Wenn sie "verelegantet" sind macht das keinen Sinn. Man muss die Rasse ja nicht verändern hin zu einem Pferd, das eben eher Merkmale anderer Rassen hat. Dafür gibt es doch die Rassevielfalt.
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Beitrag von Rapunzel »

Ich wiederhole mich, weil ich den Eindruck habe, dass du die zugrundeliegenden Fakten nicht verstehst. Da geht es ja nicht um meine oder deine persönliche Meinung oder um irgendwelche Argumente. Es ist einfach so, wie es ist. Eine ziemlich einzigartige Sache, die aus bestimmten Gründen so betrieben wird und auch weiter so laufen wird, ganz egal, wie du oder ich das finden.

Die Koniks werden natürlich nicht auf Gang oder Sportlichkeit selektiert. Sie sind aber ebenso grundsolide in der Bewegung wie die anderen Pferde und hatten alle keine "Stoppelgänge", was ich persönlich gut finde und was auch für den Einsatz als Kinder/Therapiepferd (wie der von Yvonne Gutsche beeindruckend vorgeführte Konik) hilfreich ist. Vielleicht bewegen sich auch alle Koniks so, ich kannte bisher nur zwei aus dem Ursprungsland.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich fände es halt prima, wenn sich ein paar deutsche Züchter eine Scheibe von der Haltung abschneiden würden. Natürlich hat nicht jeder so viel Land, aber warum muss jemand mit einer handtuchgroßen Wiese überhaupt züchten? Ich bekomme jedes Jahr im Frühjahr wieder die Krise, wenn ich die Fohlen unseres ortsansässigen Züchters sehe, die Anfang Mai auf die Weide gejagt werden, nachdem sie teils seit Februar in der Box gestanden haben! Und dieser Züchter bekommt auch noch Preise für die Fohlen!
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Beitrag von Rapunzel »

So einen haben wir hier auch. 4 Gitterboxen in einem Mini-Stall, dazu ein Auslauf 20 x 40 und eine ebenso "große" Wiese, wo die Pferde stundenweise bei trockenem Wetter raus kommen. Gewinnt jedes Jahr mit seinen bildschönen Pferden alle Zuchtschau-Preise.
Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Es steht doch jedem Käufer frei, sich den Züchter selbst auszusuchen.

Gibt es denn wirklich keine WB-Züchter, die ihre Jungtiere auf extensiven Weiden aufwachsen lassen?
Ich gebe zu, ich kenne mich nicht aus in der WB-Zucht (überhaupt nicht).
Schwarze Schafe gibt es überall, ist klar.

In der (Robust)Ponyzucht ist es nicht unüblich, die Absetzer bis 3/4-jährig auf mehreren Hektar großen (Hang)koppeln aufwachsen zu lassen. Ggfs. über den Wintern in Laufställen zwecks Zufütterung, aber doch den Großteil des Jahres draussen.
Deckhengste kommen über den Winter mit Rindern auf entsprechend große Weiden.

Ich habe meine Jungstute bewusst bei einem Züchter mit solcher Haltung gekauft - ich kann gar nicht genug betonen, wie gut und wichtig diese Aufzucht ist. Sie ist perfekt sozialisiert, hat sehr gute Hufe, bestens entwickelte Gelenke, ist gesund und robust und kam als 4-jährige schon gut bemuskelt und mit einer (für ein rohes Pferd) schon sehr guten Kondition hier an, baut diese auch sehr leicht weiter auf.
Alles Faktoren, die für eine Zukunft als langlebiges Reitpferd nicht unwichtig sind.

Die Thürengeti ist natürlich noch mal ein großes Stück "besser" mit Hinsicht auf die Bewegung der Pferde.
Ich vermute, viele Leute lassen allerdings bewusst die Finger von solchen Pferden, weil ihnen das zu kurios ist.
Und jetzt mal ehrlich - die paar günstigen Pferde machen doch keinen ganzen Markt kaputt?
Ponyreiter aus Überzeugung
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