Kluge Pferde

Allgemeines rund ums Pferd

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gimlinchen
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Kluge Pferde

Beitrag von gimlinchen »

ich möchte demnächst ein Webinar über INtelligenz von Pferden durchführen. Ich suche schöne (und wahre!) Geschichten von besonderen Leistungen Eurer klugen Pferde. :-)

Bin gespannt...

Mein QH z.B. kann seine Decke ausziehen. Und er lässt sich NIE dabei erwischen...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Also geht es eher um nette Geschichten denn um eine wissenschaftliche Herangehensweise zum Thema Klugheit/Intelligenz?
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

Hier gehts um Geschichtchen - zur Einleitung. Die Wissenschaft suche ich anderswo.
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Tossi
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Re: Kluge Pferde

Beitrag von Tossi »

gimlinchen hat geschrieben: ....
Mein QH z.B. kann seine Decke ausziehen. Und er lässt sich NIE dabei erwischen...
Wenn das "klug" wäre, müsste dein Pferd über zwei Ebenen strategisch denken. Es braucht

1. die Erkenntnis, dass das Pferd seine Decke nicht ausziehen darf (es müsste ja auch Konsequenzen von anderen Personen außer der Bezugsperson erwarten, ich hoffe, dass er das nicht kennt) und

2. die Erkenntnis, ich kann meine Decke ausziehen, wenn kein Mensch in der Nähe ist, aber auch nur dann!

Solch strategisches Planen kennt man von höheren Primaten, einige Vögel können das (Krähenvögel und Papageien) und sogar in speziellen Bereichen Hunde und Katzen. Mir ist kein einziges Experiment bekannt, in dem Pferde auch nur eine Ebene eines Problems in einer Versuchsanordnung durch strategisches Denken lösen konnten. Alle Erfolge waren "try an error".

Bei dem Beispiel mit der Decke wird es sich eher verhalten wie bei einem ähnlichen Fall, den ich erlebt habe. Eine Gruppe von Wallachen, die sich wohl gegenseitig die Decken runter zogen und ebenfalls nie dabei beobachtet werden konnten. Es war einfach so, dass es in einem Stall immer mal Phasen gibt, in denen weder Personal noch sonstige Leute da sind. Pferde kennen alle Abläufe und wissen das genau. Gerade so verspielten Wallachen ist schnell mal langweilig und es wird gespielt, es entsteht ein Deckenbeiß- und -ausziehspiel. Sobald sich ein Mensch nähert (und das merken Pferde ja wiederum schon von aller Weite) wird das "Langeweileübersprungsverhalten" sofort eingestellt, denn jetzt ist ja für Spannung und Abwechslung gesorgt, die Aufmerksamkeit ist ganz woanders. Ich glaube, es weiß bis heute keiner, wer von den Jungs das gemacht hat, oder wer der Anstifter war.

Ich bin gespannt, ob es inzwischen wissenschaftliche Beweise für strategisches Denken bei Pferden gibt. In der Evolution war das bei Grasfressern nicht wirklich erforderlich, da die Nahrung nicht überlistet werden muss.

P.s. auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache: ich bin mit Kühen und Pferden aufgewachsen...Kühe sind intelligenter
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

danke euch , auch fü die pns hab schon alles, was ich brauche
oecone
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Beitrag von oecone »

Wie jetzt PN?! D. h. uns Foris entgehen die Geschichten der klugen Pferde? Irgendwie schade. Wirklich!
M. E. hätte der Aufruf dann in den Marktplatz gehört.

Nix für ungut
oecone
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich gebe oecone Recht. Auch ich hatte mich durchaus auf Geschichten gefreut. Sehr schade! Es wäre mal wieder ein Bereicherung für das Forum gewesen.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

Ich würde auch gerne die Geschichten von intelligenten Pferden lesen!
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Vielleicht wären ja die pn-Schreiberinnen so nett und würden ihre schönen Geschichten auch hier posten? Das wäre doch schön.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
grisu
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Beitrag von grisu »

Ich habe eine „Kluge-Pferde-Geschichte“: Den meisten Pferden fällt es ja schwer, „um die Ecke“ zu denken. Das merkt man beispielsweise dann, wenn sie gerne auf die andere Seite des Zaunes wollen, aber der Weg dorthin erstmal in eine andere Richtung und dann durch ein Tor führen würde. Besonders schwierig ist das wohl, wenn auf der anderen Seite des Zaunes etwas Tolles ist (Äpfel, die gerade vom Baum gefallen sind, andere Pferde etc.), was das Pferd in seinen Bann schlägt.

Die meisten Pferde stehen frustriert am Zaun und kommen nicht auf die Idee, erstmal in die andere Richtung zu gehen, dann den Durchgang (den sie ja eigentlich kennen) zu nehmen und dann wieder zurück zu dem Punkt, den sie zuvor von der anderen Seite des Zaunes gesehen haben. Aber es gibt auch Pferde, die die folgende Denkleistung hinkriegen: „Wenn ich da hin will, muss ich erstmal ein ganzes Stück in die andere Richtung gehen, dann durch das Tor, dann wieder zurück – und dann kann ich den Apfel essen oder das Pferd begrüßen.“

Da ich früher schon Koppeln mit solchen Zwischenzäunen hatte, ist mir das irgendwann mal aufgefallen. Dann haben wir einen Versuchsaufbau für einen Pferde-IQ-Test gemacht. Wir hatten von zehn Pferden nur eines, das in der Lage war, den Weg zu den Äpfeln zu finden.

🐴
Pferd

Zaun___________________________________Durchgang ___________

🍏🍏 🍏🍏
Äpfel

Jetzt hatten wir auf unserer letzten Sommerkoppel ein paar solcher parallel laufender Zäune, da wir einige aneinanderhängende Koppeln hatten, die wir über den Sommer nach und nach aufgemacht haben. Unsere Herdenchefin war eine ganz wunderbare Quarterstute, die immer darauf bedacht war, ihre Truppe beieinander zu halten. Eines Morgens habe ich die Pferde dabei beobachtet, wie sie von der hintersten Koppel Richtung Wasserfass aufbrachen. Zwei von ihnen verpennten den Aufbruch und standen verdattert vorm Zaun und sahen ihren Kumpels hinterher. Nach ein paar hundert Metern realisierte die Chefin, dass ihre Freunde fehlten. Die beiden Jungs standen am Zaun, sahen den anderen nach und wieherten verzweifelt, kamen aber nicht auf die Idee, einfach in die andere Richtung zu gehen, den Durchgang zu nutzen und hinterher zu laufen.
Und jetzt kommt’s: Die Stute trabte zurück, lief durch den Durchgang, dann am Zaun lang zu den beiden Schlafmützen, drehte sich wieder um, lief gemeinsam mit ihnen in die entgegengesetzte Richtung am Zaun lang, durch den Durchgang und dann mit Vollgas zum Rest der Herde.
Für ein Pferd eine wirklich ungewöhnliche Leistung, denn sie realisierte zum einen, dass die beiden ohne ihre Hilfe nicht kommen konnten, sie rief nicht nach ihnen, sondern holte sie wirklich ab. Zudem kannte sie den Weg genau und ließ sich nicht davon ablenken, dass sie die beiden ja sehen konnte.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

wir haben hier vergnügen :-)
Julia
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Beitrag von Julia »

grisu: eine sehr spannende Geschichte. :D Ich habe selber eine Leitstute gehabt - sie ist so unendlich klug! Ich denke es hat schon seinen Grund warum dieses Pferd dann in die Leitposition wächst....
Liebe Grüße, Julia
grisu
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Beitrag von grisu »

@ julia, ja solche Pferde sind etwas ganz besonderes :)
Ich habe noch eine: Wir hatten viele Jahre eine kleine Shettymix-Stute in der Herde. Sie war sehr hübsch und sehr brav, ließ sich auch lieb anbinden, aber wenn man mal kurz wegging, kam sie einem ganz schnell hinterher ... Strick heile, Halfter heile, Pony frei. Wir haben das dann mal beobachtet, ich ging weg und eine Freundin schaute sich versteckt hinter der Scheune an, wie die Kleine das bewerkstelligt: Sie senkte den Kopf, operierte ihren Vorderfuß zwischen Strick und Halfter und schaffte es so, den Panikhaken aufzuschieben ...
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Au ja, ich finde es auch gut, wenn hier berichtet wird. Ich hab auch zwei Stories von meinem aufgeweckten Isländer, den ich für sehr klug halte. Zuerst mal ohne Story: Er kann sich aus dem Strick befreien, tut das aber nur, wenn keiner hinschaut. Ich muss auch mal einen "Fremdmenschen" auf die Lauer legen, weil ich bisher nicht weiß, wie er das macht.

Erste Story: Pferd rennt gegen das Tor des Reitplatzes, Tor geht leider auf. Einmal genügt, dass er es am nächsten Tag bewusst probiert, Tor geht leider wieder auf - seither konnte ich nicht mehr frei mit ihm arbeiten, weil ich Angst hatte, er demoliert Tor + Pfosten, wenn ich den Verschluss besser sichere. Naja, das ist ja nicht sonderlich vorausgedacht, aber immerhin ein Beispiel, wie schnell dieses Pferd begreift.

Die zweite Story kopiere ich mal aus meinem Tagebuch hier rein, habe ich kürzlich beobachtet. Ich muss dazu sagen, dass mein Pferd Mitte Juni an einen neuen Offenstall umgezogen ist und noch dabei ist, seinen Platz in der Herde zu erobern. Er hat gleich den Herdenchef Genaro herausgefordert, übel Senge bezogen und fürchtet sich seither sehr vor ihm, flüchtet bereits ab einem Abstand von 5 - 6 Metern.

Also:
Ártali geht´s mittlerweile schon ganz gut. Seine Macken sind nun schon ziemlich verheilt, und er mischt die Stuten auf. Kürzlich beobachtete ich folgende Szene mit dem von mir gewählten Titel "Wie provoziere ich meinen Chef und schnappe mir seine Stute?": Ártali steht unten im Trail und wiehert und ruft von weitem. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es ein richtiges Wiehern ist, oder eher der heißere Werbungsruf eines Hengstes. Jedenfalls tut sich oben nichts, vermutlich steht die braune Isistute neben dem Chef im Unterstand und er wird sie nicht fortlassen. Ártali kommt etwas nach oben gelaufen um nachzuschauen. Der Chef mit der braunen Isistute betreten die Bühne. Ártali ruft nochmal, trabt passageartig frontal auf die beiden zu, der Chef droht, Ártali macht weiter, so lange, bis er den Chef soweit aus der Reserve hat, dass der auf ihn los galoppiert. Aber Ártali ist flink, schwingt die Hufe und rast rechtzeitig und vor allem schneller davon. Der Chef gibt die Verfolgung schnell auf. Während er abgelenkt war, hat sich aber inzwischen die Stute in Bewegung gesetzt und folgt Ártali auf dem Trail zur unteren Futterraufe. Ganz schön frech! Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn Ártali bei solchen Aktionen auch mal ganz schön Senge bezieht... ich aber bin ganz verliebt in mein wunderschönes kluges Pferd.
Liebe Grüße Birgit
grisu
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Beitrag von grisu »

@ abeja
Die Geschichte mit den kleinen Hippo-Kanonenkugeln ist wirklich die Spezialität von Isländern, Shettys und Haflingern :)
Besagte Shettystute hatte es sich eine Weile in den Kopf gesetzt, dass sie immer mit muss, wenn ich mit meiner Stute rausgehe. Sie ist dann einfach durchs Tor galoppiert - kein E-Zaun, sondern ein massives Stangentor :shock:
Sie wusste, dass so eine Stange problemlos zerbricht, wenn man mit viel Schwung aus dem Galopp als kleiner Shetty-Rammbock durch die Mitte bricht. Das erste Mal bin ich fast vom Pferd gekippt, ich war schon ein Stück weg, hör es krachen und die kleine Maus kommt fröhlich hinter mir her galoppiert ...
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