Equikinetic

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Equikinetic

Beitrag von -Tanja- »

Nachdem es mich ohnehin interessiert hat und mir nunmehr von der Physio/Osteo für meine beiden empfohlen wurde, habe ich am letzten Wochenende das Buch durchgeackert und heute die erste Longiereinheit mit beiden absolviert.

Kurt, 5 Jahre, noch sehr unausbalanciert: Uff. Für ihn kommt mir die 8 m Volte viel zu klein vor. Ich denke, daß ich hier zunächst sehr viel Tempo herausnehmen muß, bis die Stellung einigermaßen sitzt und er verinnerlicht hat, daß die Dualgassen nicht dazu da sind, um darauf rumzutrampeln, auch wenn sie nun halt mal viel enger liegen (er kennt sie vom normalen Longentraining schon). Allerdings muß auch ich mich erst einfummeln, wobei ich gemerkt habe: wenn ich erst mal auf mich geachtet und das Pferd außen vorgelassen habe, funzte gleich alles ein wenig weniger chaotisch. :lol: Die 8 Einheiten à 1 Minuten mit Pausen von 30 Sekunden waren ok für ihn. :lol:

Amor, 21 Jahre: Prima! Für ihn waren die 8 Einheiten à 1 Minute mit Pausen von 30 Sekunden einwandfrei, er hat sich schön gestellt, den Hals fallen lassen. Zu mehr Gucken, was sich da sonst so tut, kam ich erst mal nicht.

Arbeitet noch jemand nach diesem System?

Geitner schreibt die 8 m-Volte ja explizit vor. Nachdem ich sonst auf einem ca. 12 m-Radius lonigere, kam mir die noch viel kleiner vor. Wie kommen Eure Pferde damit zurecht?
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Benutzeravatar
Josatianma
Admin
Beiträge: 12317
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:50
Wohnort: Reichshof

Beitrag von Josatianma »

Ich arbeite (noch) nicht nach dem System. Interessieren tut es mich schon seit langem. Allerdings hätte ich mit der 8 m Volte doch so meine Probleme. Gerade für unseren Schimmel, für den das interessant wäre, fände ich 8 m sehr eng, da er schon mit leichten Arthrosen geplagt ist und mir die engen Wendungen etwas viel Belastung auf das Gelenk bringen würden.

Ist das Buch so aufgebaut, dass man wirklich danach arbeiten kann? Das mit der App hört sich schon mal spannend an.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Cate
User
Beiträge: 43
Registriert: Do, 05. Mär 2009 12:12
Wohnort: Unterfranken
Kontaktdaten:

Beitrag von Cate »

Wir machen das mit mehreren Pferden, und haben die Voltengröße zumindest anfangs ans jeweilige Pferd angepaßt, je nachdem wie alt/groß/steif etc. das Tierchen ist.
Ein 1,75 WB, dass noch überhaupt keine "Vorbildung" in der Hinsicht hat, muß ich nicht sofort auf einer 8-m-Volte longieren - geritten würd ichs ja auch nicht machen -, mein Shetty dagegen hat über die 8m nur gelacht, die arbeite ich in 5-6 m Volten.
Ich finde Equikinetik klasse, aber selber denken tu ich trotzdem noch ;)
Und ein sehr junges/großes oder altes Pferd würde ich auf jeden Fall erst in eienr 12m Volte arbeiten, evtl. die ersten Einheiten auch nur im Schritt.
Der Effekt ist eh größer, wenn die Pferde das Prinzip verstanden haben und "fast von selbst" mitmachen. :)
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

Wieso denn auch pauschal für alle Pferde 8m als Volte - verstehe ich das richtig, bei Volten reden wir ja immer vom Durchmesser, Longieren eher vom Radius, wie Tanja. Wäre für Kurt ja nur noch ein Drittel von der gewohnten Größe.
Würde mich interessieren, wie Geitner das begründet - es kann ja nicht auf alle Pferde den gleichen Effekt haben, Größe bzw Länge, Ausbildungsstand etc. beeinflussen doch gewaltig. Für ein Shetty ist da definitiv weniger verlangt als für ein Pferd um 1,60 m. Macht aus meiner Sicht keinen Sinn.

Zudem finde ich extrem gewagt eine Longierempfehlung für einen so kleinen Radius zu geben - es werden schon genug Pferde kaputt-gekreiselt, weil eben auf zu kleinem Kreisbogen ohne "gescheite" Unterstützung/Anleitung einfach die Fliehkräfte Schaden anrichten. :?
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Also, ich bin ja auch noch nicht so 100 %-ig von dem kleinen Zirkel überzeugt, versuchs aber mal so zusammen zu fassen, wie ich es verstanden habe:

- Die 8 m werden deshalb gewählt, weil das Pferd sich gut stellen und letzten Endes auch biegen soll.

- Durch die Dualgassen, durch die das Pferd longiert wird, hat man eine innere und äußere Begrenzung, die verhindert, daß das z. B. links hohle Pferd rechte Hand nach innen driftet und linke Hand nach außen wegdrängeln möchte. Ebenso verhindern die Dualgassen ein Ausscheren der Hinterhand. Bei meinen bisherigen drei Versuchen ist weder - der ja schon in der Ausbildung weitere - Amor, noch Youngster Kurti durch die Volte geschleudert. Die Dualgassen helfen da wirklich sehr gut.

- Wichtig ist hierbei auch das Tempo, das man wählt. Das Pferd soll natürlich nicht ins Rennen geraten.

- Man longiert nicht im herkömmlichen Sinne, sondern läuft, wie bei Babette Teschen Longenkurs, sehr nah am Pferd mit (quasi Pferd-Longe = rechter Winkel). Das ist etwas, was meine beiden ohnehin schon kannten. Ich hab gestern mal explizit darauf geachtet: ich halte die Longe vielleicht 50 cm vom Kappzaum entfernt.

- Was mir bei meinen beiden aufgefallen ist: da ich derzeit so explizit an einer guten Stellung arbeite (nicht zu viel, nicht zu wenig) und durch das sehr nahe Mitlaufen am Pferd eben auch immer mal wieder auf den Hals einwirken kann (ich mache das mit einer kurzen Longierpitsch, die ich in der Mittel halte, der Handgriff zeigt nötigenfalls zum Hals, um das Pferd an die Stellung zu erinnern, sollte es auf leichtes Zupfen am Kappzaum nicht reagieren, den Schlag der Pitsch kann ich notfalls durch Drehung meines Handgelenks an die Hinterhand fallen lassen, sollte das Tempo zu untertourig werden - ich hoffe, Ihr könnt Euch vorstellen, wie ich das mache?), bleibt der Unterhals auch wirklich locker. Bei Amor klappte das schon beim ersten Mal, bei Kurti war es jetzt in der dritten Einheit schon deutlich besser.

- Die Einheiten sind insgesamt sehr kurz. Bei Kurti habe ich derzeit 8x 1 Minute Arbeit, dazwischen jeweils 30 Sekunden Pause für den Handwechsel, und die Longe hängt während dieser Pause auch durch, das Pferd läuft in seinem Tempo in seiner Haltung, wie es möchte.

Ich hab anfangs auch so meine Bauchschmerzen gehabt und bin auch jetzt noch sehr akribisch am Beobachten, wie die beiden denn so darauf reagieren. Bislang, nach 3x, kann ich aber eher feststellen, daß es relativ schnell besser klappt - was ich aber auch viel auf meine eigene Koordination schiebe (wenn ich mich besser ausrichte, kann das Pferd dem besser folgen).

Naja, und da ich die Empfehlung von einer Pyhsiotherapeutin/Osteopathin nach der Untersuchung meiner beiden Pferde bekommen habe, die also um die Befindlichkeiten der beiden durch ihre jeweils 1,5-stündigen Checks wußte, verlasse ich mich ein Stück weit auch auf deren Einschätzung, daß das jetzt nicht so schlecht sein kann, daß ich innerhalb von vier Wochen was ruiniere. Dann haben wir nämlich den nächsten Kontroll-Termin, und ich werde die Sache dann nochmals mit ihr besprechen.

Bei FB gibts auch eine Gruppe, hab ich gerade gesehen. Dort kann man sich bestimmt auch super austauschen.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

Das Pferd soll sich gut biegen, stellen. Aber welches Pferd? Das ist doch absurd, zu behaupten für alle Pferde ist da die 8m-Volte gleich. Je mehr Länge ein Pferd hat, desto mehr vom Umfang des Kreises nimmt es in seiner Länge ein, dh für ein längeres Pferd ist der gleiche Kreis mehr Biegung als für ein sehr kurzes Pferd. Das ist der Punkt wo es hakt bei mir.

Und ist wirklich eine 8m-Volte gemeint, 8m Durchmesser nur, also weniger als halb so groß wie eine offizielle gerittene Volte?

Dazu finde ich die Anforderung nah am Pferd zu laufen für einige Pferd-Reiter-Kombis arg gewagt - denn der Reiter muss ja wieder je nach Pferdegröße doch recht zügig unterwegs sein. Dabei dann eine ruhige, koordinierte Haltung der Hand zu haben ist nicht das, was standardmäßig jedem Menschen in die Wiege gelegt ist, sondern bedarf sicher einige Übung. Die am Pferdemaul oder -kopf ohne Anleitung ... hm...
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

ich teile finchens bedenken und denke gerne auch ein wenig selbst mit. mich stören der 8m zirkel für alle pferde und die strikte anforderung nach pause in den freien tagen. wie langweilig für die pferde...
wenn ein pferd sich ordentlich stellen und biegen kann (wie bei tanjas pferden) mti dem longenführer mag das eine ganz gute methode sein.
ich finde es ganz gut, das vorher via longenkurs zu installieren... soweit sind luke und ich aber noch nicht, er ist ja auch erst 4.
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Finchen hat geschrieben:Das Pferd soll sich gut biegen, stellen. Aber welches Pferd? Das ist doch absurd, zu behaupten für alle Pferde ist da die 8m-Volte gleich. Je mehr Länge ein Pferd hat, desto mehr vom Umfang des Kreises nimmt es in seiner Länge ein, dh für ein längeres Pferd ist der gleiche Kreis mehr Biegung als für ein sehr kurzes Pferd. Das ist der Punkt wo es hakt bei mir.
Jupp, das waren/sind auch meine Bedenken.
Finchen hat geschrieben:Und ist wirklich eine 8m-Volte gemeint, 8m Durchmesser nur, also weniger als halb so groß wie eine offizielle gerittene Volte?
Im Buch ist beschrieben, wie die Dualgassen aufzubauen sind: zwei Stück aneinanderlegen, dann jeweils zwei Stück quer dazu. Dann hat man schon mal zwei Stück für die innere Begrenzung liegen. Dann einfach im Abstand von 0,8 m - 1,50 m die äußere Begrenzung dazulegen und genauso mit den anderen beiden aufzubauenden Gassen verfahren. Also läuft das Pferd quasi auf einer Volte zwischen ca. 8 m und 9,50 m (die Abmaße der Dualgassen jetzt mal nicht mit eingerechnet.
Finchen hat geschrieben:Dazu finde ich die Anforderung nah am Pferd zu laufen für einige Pferd-Reiter-Kombis arg gewagt - denn der Reiter muss ja wieder je nach Pferdegröße doch recht zügig unterwegs sein. Dabei dann eine ruhige, koordinierte Haltung der Hand zu haben ist nicht das, was standardmäßig jedem Menschen in die Wiege gelegt ist, sondern bedarf sicher einige Übung. Die am Pferdemaul oder -kopf ohne Anleitung ... hm...
Bei mir klappt das sehr gut, aber wie gesagt, da habe ich auch schon eine sehr gute Grundlage aus dem Longenkurs mitgebracht. Mit Kurti wäre das ohne diese Vorkenntnisse nicht möglich gewesen. Der lies sich anfangs ja nicht mal auf der Nase am Kappzaum anfassen, um Führen in Stellung (aus dem Longenkurs) zu üben. Es hat ca. ein Jahr gedauert, bis wir soweit waren, daß Führen in Stellung in Schritt und Trab abfragbar war.

Und ja: das setzt eine sehr gute Koordination des Menschen voraus. DAS ist aber - wie ich immer wieder feststelle - bei jeglichem Umgang mit dem Pferd so, egal ob beim Reiten, bei der Bodenarbeit, sogar beim Führen - letzteres wird ja gerne als Pillepalle angesehen. Aber selbst da gibt es massive Unterschiede.

Gim: die 48 Stunden Pause dienen dem Muskelwachstum. Muskeln wachsen nur, wenn sie nach der Anstrengung Pause haben. Diese Erkenntnis kommt aus dem Sport, dem Intervalltraining zum Muskelaufbau. Hält man diese nicht ein, kann es passieren, daß der Muskel überfordert wird und atrophiert.

Man braucht das Pferd auch nicht in die Ecke stellen, man kann durchaus Bodenarbeit machen oder gemütlich ausreiten und im besten Fall soll es natürliche Bewegung auf der Weide haben, aber es soll sich eben, um das Muskelwachstum nicht zu stören, nicht sooo sonderlich anstrengen. Also eine knackige Dressurstunde oder ein Ausritt mit viel Trab und Galopp sollte nicht sein.

Ich kann Eure Vorbehalte verstehen und hab sie ja teilweise selbst. Aber insgesamt sollte man denke ich erst mal das Buch lesen - das kann ich hier halt nicht explizit alles wiedergeben. Da steht schon einiges drin. Was mir im Buch gefehlt hat, war eine genauere Beschreibung, wie ich denn als Longenführer eine gute Stellung und Biegung erkennen kann. Aber das kannte ich halt auch schon vom Longenkurs.

Ach so, und z. B. gehe ich bei Kurti jetzt nicht alle bisher 8 Einheiten im Trab, sondern mache derzeit noch 4 oder mehr im Schritt. Auch bei Amor werden die ersten beiden Einheiten noch im Schritt absolviert. Und ich arbeite z. B. immer Amor zuerst, weil der das schon besser kann und ich somit wesentlich besser auch noch auf mich achten kann, bevor ich an Kurti rangehe. Im Schritt kann man das ja sehr gut koordinieren. Das wird z. B. auch für Arthrosepferde oder so vorgeschlagen. Aber wie gesagt: ich kann hier jetzt nicht das ganze Buch, das ich auch nur einmal gelesen hab, nicht wiedergeben.

Insgesamt: ja, bei den 8 m habe ich auch so meine Bedenken. Aber: ich arbeite mit Kurti z. B. im Trab (worin ich die größere Belastung als im Schritt sehe) jeweils zwei Einheiten auf jeder Hand. Das sind vier Minuten. Der Kerl steht ansonsten derzeit 24 Stunden auf der Weide, hat 365 Tage Freiheit soviel wie möglich. Andere Pferde stehen 12 Stunden in der Box. Es stehen also 4 Minuten Gelenkbelastung gegen 12 Stunden. Naja... Welches Pferd ist da wohl überbelastet? Und ansonsten ist es halt wie mit jeder Methode: sie wird nichts für 100 % der Pferde und Menschen sein.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Lilith79
User
Beiträge: 848
Registriert: So, 06. Dez 2009 18:30
Wohnort: bei Pforzheim

Beitrag von Lilith79 »

Ich hab mich auch ein bisschen mit dem Thema beschäftigt und in meinem Blog auch ein paar Gedanken dazu aufgeschrieben:

https://litlagletta.wordpress.com/2015/ ... l-geitner/

Insgesamt gefallen mir ein paar Ansätze aus der Equikinetic sehr gut, vor allem die Idee mit einem Timer und kurzen intensiven Intervallen zu arbeiten und die Arbeit mit der Quadratvolte an sich (die hat Geitner ja nicht erfunden
:wink: Meine RL arbeitet auch sehr viel damit) . Ich habe dieses Jahr mein eigenes Fitnesstraining umgestellt, auf Training mit Gymondo und da wird sehr viel mit HIIT (High Intensity Intervall Training) und ähnlichen Konzepten (Kabata) gearbeitet und ich bin absolut geflasht, wie viel Trainingseffekt man mit 20 minütigen Einheiten erreichen kann. Ich hab in wenigen Monaten dermaßen Muskeln aufgebaut (und ein paar Kilos verloren), mit einem absoluten Minimum an Zeitaufwand. Von dem her bin ich absolut davon überzeugt, dass knackiges Intervalltraining das beste Trainingskonzept ist (und ich denke auch durchaus wenig verschleißend, vorausgesetzt natürlich das Training wird korrekt ausgeführt).

Die Equikinetic ist mir aber insgesamt doch etwas zu starr und eintönig. In meinen Fitnesstrainings wird immer betont, dass es für Muskelwachstum auch wichtig ist, dass der Körper ständig NEUE Anreize bekommt, also auch immer wieder neue unbekannte Bewegungsabläufe ausführen muss. Das fehlt mir bei der Equikinetic, ebenso wie der Spaßfaktor. Außer dass man irgendwann noch Querstangen legt, kommt ja nichts Neues hinzu, es werden bloß die Intervalle verlängert, aber es wird immer das Gleiche geübt und ich fand es ehrlichgesagt bei 8x einer Minute schon zunehmend öde.

Die 8-Meter Volte finde ich für MEIN Pony in Ordnung, aber das hat auch nur ein Stockmaß von 1,28m.

Das mit den Pausentagen wird aber im Buch schon sehr stark relativiert. Wenn man sich anguckt, was laut Geitner an den "aktiven Pausentagen" alles erlaubt ist, darf man doch mehr oder weniger fast alles machen, was ein Freizeitreiter mit seinem Pferd eh macht. Außer halt richtig intensives Training. Auch Reiten in der Bahn wird gar nicht mal "verboten", bloß soll man eher lockeres Vorwärts wählen. Das ist übrigens auch wieder etwas, das beim menschlichen Training auch oft übertrieben verstanden wird.
Ich hab mir einige Fitness-Lehr-Artikel zum Intervalltraining und die Laufbibel durchgelesen und da ist auch immer von Pausentagen die Rede, aber wenn man dann liest was man an so Pausentagen an leichtem Training immer noch machen darf, ist das mehr als was viele Leute überhaupt jemals an Sport machen :wink:
Es geht halt nur darum, den durchs gezielte intensive Training "strapazierten/geschädigten" Muskel, der wachsen soll, nicht noch mehr überzubelasten.

Das kommt in dem Cavallo Artikel zum Thema aber auch nicht so rüber, im Buch schon eher. Ich seh da schon die Gefahr, dass viele Leute das dann ZU wörtlich nehmen mit den "Pausentagen" (vor allem, da die meisten Freizeitpferde ja eh schon eher sportlich unterbeschäftigt sind :wink: ).

Ansonsten war ich wie im Blog schon beschrieben, etwas enttäuscht vom Buch. Geitner hat viele gute Ideen, aber er ist kein besonders guter Didakt oder Autor. Glücklicherweise sind seine Ideen aber ja meist sehr einfach.

Ich hab mir jedenfalls ein paar Ansätze aus der Equikinetic mitgenommen.
Man kann ja bei jeder Form von Arbeit mit dem Pferd (andere Longenarbeit, Dressurtraining) mit kurzen knackigen Intervallen arbeiten, wenn ich mir z.B. die DVDs von Uta Gräf angucke, dann hab ich den Eindruck, die macht das mehr oder weniger "nach Gefühl" schon, bloß brauch die dazu keine Uhr ;-)
Für weniger talentierte Reiter ist das denke ich aber ein gutes Konzept, auch einfach mal feste "knackige Arbeitsintervalle" im Handy mit Timer zu programmieren, einfach damit man sich auch mal nicht selbst in die Tasche lügen kann. Da sieht man auch erst mal wie lange eigentlich eine Minute ist (gar nicht mal soo kurz wie man denkt)
Ich hab das neulich einfach mal beim normalen "Longieren" ausprobiert, nach dem Aufwärmen, die 8x1 Minute Intervalle mit 30 Sekunden Pause dazwischen aktiviert und wirklich in den Arbeitsphasen richtig konsequent Arbeit verlangt (in 4 Blöcken mit jeweils anderem inhaltlichen Fokus) . Das Pony hat danach richtig geschnauft, mehr als wenn man so 20 Minuten ungezielt im Trab vor sich hin longiert.
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

genau, Lilith, so seeh ich das auch. Intervalltraining ist eine super Sache, haben wir vor 25 Jahren schon mit den galoppern gemacht... und ich nutze das Prinzip eben auch in meinem eigenen Training. Nix Neues.
Geitners Verdients besteht in der deutlichen Strukturierung. Das ist Segen und auch ein bisschen Fluch. Im Facebook o.ä. social media sehe ich dann zu viele Pferde, die 3 mal in der Woche mit mordswichtigem Timer ohne Stellung oder Biegung durch das Völtchen schreddern udn da kann es einem dann auch ein bisschen schlecht werden. Korrekt ausgeführt ist es gewiss eine sinnvolle Sache. gut strukturiert
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Lilith79 hat geschrieben:Von dem her bin ich absolut davon überzeugt, dass knackiges Intervalltraining das beste Trainingskonzept ist (und ich denke auch durchaus wenig verschleißend, vorausgesetzt natürlich das Training wird korrekt ausgeführt).
Ich denke, genau DA liegt der Hase im Pfeffer. :wink: Ich will die Methode nun nicht stright verteidigen, aber solches gilt eben für jedes Thema, dem man sich widmen will. Ich denke da an PK und seine hohe Hand. Wenn man die Methode ausschließlich darauf reduziert, kommt natürlich nix dabei raus.

Weshalb ich hier ja auch nach Erfahrungen fragte, wie denn andere Pferde mit der 8 m-Volte zurecht kommen. Theoretisch physikalisch ist das Problem ja durchaus klar. Aber wie wurde damit umgegangen? Da würde ich mich noch über ein paar mehr praktisch bereits erfahrene Meinungen freuen.

Mein Fokus liegt derzeit bei beiden Pferden auf Einhalten einer korrekten Stellung für eine Minute bei lockerem Unterhals. Das klappt bei Amor super. Da ich ja schon länger nach dem Longenkurs arbeite, muß ich sagen, hat mir erst die Equikinetic den Schupps gegeben, daß das nun auch länger am Stück klappt. Das war für mich ein Pluspunkt dafür. Und weshalb ich denke, daß sich das auch beim Jungen entsprechend entwickeln wird - der braucht dazu aber eben mehr Zeit, ganz klar.
Lilith79 hat geschrieben:Die Equikinetic ist mir aber insgesamt doch etwas zu starr und eintönig. In meinen Fitnesstrainings wird immer betont, dass es für Muskelwachstum auch wichtig ist, dass der Körper ständig NEUE Anreize bekommt, also auch immer wieder neue unbekannte Bewegungsabläufe ausführen muss. Das fehlt mir bei der Equikinetic, ebenso wie der Spaßfaktor. Außer dass man irgendwann noch Querstangen legt, kommt ja nichts Neues hinzu, es werden bloß die Intervalle verlängert, aber es wird immer das Gleiche geübt und ich fand es ehrlichgesagt bei 8x einer Minute schon zunehmend öde.
Das sehe ich nun anders und ist mir zu menschlich gedacht. Pferde sind zum größtem Teil Gewohnheitstiere. Weshalb ich nicht glaube, daß ein Pferd "denkt": öde, macht keinen Spaß, nix Neues.

Die bisherigen Erfahrungen mit meinen beiden Jungs stimmen da mit Geitners Ausführungen im Buch überein. Daß Pferde nämlich schon sehr gut "die Uhr" lesen können, also ein sehr gutes Zeitgefühl haben (das ist z. B. auch der Aspekt, weshalb ich kein Freund von Fütterung immer explizit zur gleichen Zeit bin). Beispiel Dressureinheit: die baut man ja vom Schema her immer gleich auf (vereinfacht: aufwärmen, Arbeit, runterkommen), wenn man auch den Fokus immer wieder auf etwas anderes legt. Meine beiden haben das ziemlich gut verinnerlicht und zeigen nach einer gewissen Zeitspanne gerne, wo wir nun ihrer Meinung nach gerade "zeitlich" angekommen sind. Und das durchaus nach einer motivierten Mitarbeit. Und die Reiteinheiten, bei denen ich für mich selbst ohne Trainer arbeite, sind zeitlich meist immer im selben Rahmen, weil auch ich mich nur eine gewisse Zeit lang wirklich sehr explizit konzentrieren kann - wir laufen uns gemeinsam warm, dann kommen 10 Minuten geritten Schritt am langen Zügel, dann die Arbeitsphase mit ca. 15 Minuten, dann Abschluß mit nochmals ca. 10 Minuten.

Weshalb ich denke, daß diese 8 Minuten Intervall-Training die Anstrengung für das Pferd absehbar machen. Irgendwann werden meine beiden (der Hafi sicherlich sehr schnell) auch auf die Töne meiner Handy-App reagieren, weil sie ja den Zusammenhang sehr schnell verstehen. Das empfinde ich eigentlich sogar als einen Vorteil fürs Pferd.
Lilith79 hat geschrieben:Ansonsten war ich wie im Blog schon beschrieben, etwas enttäuscht vom Buch. Geitner hat viele gute Ideen, aber er ist kein besonders guter Didakt oder Autor. Glücklicherweise sind seine Ideen aber ja meist sehr einfach.
Genau wie Du in Deinem Blog schreibst, fand ich auch, daß die Methode zu sehr als Allheilmittel gepriesen wird und auf jeder zweiten Seite beschrieben wird, für was sie alles gut ist (z. B. auch zur Beziehungsverbesserung... :wink: ). Naja... :wink: Das ist halt Marketing und muß vom Leser halt auch entsprechend gewertet werden, wenn man ein wenig mitdenkt.
Lilith79 hat geschrieben:Da sieht man auch erst mal wie lange eigentlich eine Minute ist (gar nicht mal soo kurz wie man denkt)
Ich hab das neulich einfach mal beim normalen "Longieren" ausprobiert, nach dem Aufwärmen, die 8x1 Minute Intervalle mit 30 Sekunden Pause dazwischen aktiviert und wirklich in den Arbeitsphasen richtig konsequent Arbeit verlangt (in 4 Blöcken mit jeweils anderem inhaltlichen Fokus) . Das Pony hat danach richtig geschnauft, mehr als wenn man so 20 Minuten ungezielt im Trab vor sich hin longiert.
:lol: Ich konnte an mir selbst schon sehen, daß ich auf das Pausenzeichen warte. Ist ja auch nicht ganz unanstrengend für den Menschen. :lol: Und da dachte ich auch schon einige Male? Hä, jetzt müßte doch gleich der Pieps kommen...? 8)

Wegen der kleinen Volte hab ich nun in der FB-Gruppe mal einen Post reingesetzt. Dort schreibt Geitner wohl auch öfters mal selbst. Ich bin auf die Antworten gespannt.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

ja, ein tolles zeitgefühl haben pferde allerdings.
ich bin für mich mit der volte so umgegangen, dass ich sie einfach vergrößert habe.
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

bezüglich der abwechslung: ich glaube, das ist von pferd zu pferd verschieden. ich habe im rennstall beides erlebt: pferde, die völlig gelassen werden udn von jedem azubi geritten werden können, wenns täglich das gleiche gibt (incl. an der gleihcen stelle angaloppieren und anhalten) udn solche, die es hassen und dann widersetzlich werden - was sich löst, sobald man abwechslung einbaut. ist bei menschen ja nicht anders. manche pferde mögen abwechslung, andere nicht
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

Pferde denen das zu vorhersehbar ist, gibt es absolut - und die lassen sich dann Pauseneinläuten schon vor der Pause einfallen, weil es ihnen zu öde ist sonst. Gestern mit einer Freundin drüber gesprochen, die aus dem Grund u.a. wieder aufgehört hat mit dem "strengen" Rhythmus nach Geitner.

Die Gefahr der nicht korrekten Ausführung sehe ich eben auch - allerdings trifft dieses Phänomen ja nicht nur auf die Equikinetik zu. Wenn ich bedenke wie gnadenlos der parrellisierte Fjordi von nebenan vor Jahren nur und ausschließlich mit Halsring zum Reitplatz geritten, dort im immer gleichen Ablauf "bespielt" und dann wieder nur mit Halsring Zirkel um Zirkel in perfekter Außenstellung getrabt und galoppiert wurde ... Oh weh!

Das ist das Los der Pferde, deren Besitzer ohne gescheite Anleitung probieren und ihre Selbsteinschätzung dabei überschätzen. Was ja nicht heißt, dass es zum Scheitern verurteilt ist, um Gottes Willen! Denke die "erfolgreichen" Autodidakten mit gutem Blick, genug Wissen, Vorkenntnis, Gefühl für die Sache etc. gibt es ebenso wie eben die Negativbeispiele. :D
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

genau.
Antworten