Parelli

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Cubano hat geschrieben:Aber ich glaube, genau da ist der Kern des Problems zu suchen: im fehlenden Bauchgefühl. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass sich heute, im Vergleich zu meiner Jugend (also vor gefühlten 100 Jahren) immer mehr Leute immer früher ein eigenes Pferd kaufen. Und dann nach möglichst fehlerlosen Strategien suchen, damit umzugehen – und damit auch mit ihrer eigenen Angst, mit der sich jeder mal konfrontiert sieht. Dazu kommt, dass Reiten mittlerweile in großen Teilen unglaublich verkopft geworden ist. So sehr, dass wir uns heute anmaßen, die Pferde zu verstehen. Dass man sie damit oft genug auf fatale Weise vermenschlicht, wird dann gern mal ausgeblendet. Die Kombi aus diesen – und einigen anderen – Faktoren führt halt in der Summe dazu, dass Leute gar nicht mehr wissen, wie wichtig Instinkt in der Pferdeausbildung ist.
Amen….
ich füge noch hinzu: das Bestreben es irgendwie anders, besser machen zu wollen treibt bisweilen seltsame Blüten.
Mein Nachbarmädel reitet seit 6 Jahren, die kann bis heute keine Trense richtig verschnallen. Die Ponys werden ihnen fertig hingestellt bzw. fertig übernommen und es nimmt sich keiner die Zeit den Mädels zu zeigen wie sie mit einem Pferd umgehen. ABER die glaubt tief und fest sie könne alles. Wenn sie dann mal hier ist zeigen ihr unsere Pferde wo der Frosch die Locken hat. Natürlich sind dann die Pferde Schuld...
Körpersprache wurde früher automatisch im Umgang gelehrt. Beiläufig habe ich erfahren das es nicht OK ist, wenn mich beim Pferd schon beim putzen zur Seite drückt. Das ich mit Körperspannung führen muss und es dem Pferd schon im Kleinen nicht gestatten sollte die Oberhand zu haben in dem es nicht stehen bleibt beim Aufsteigen etc. pp. All diese Kleinigkeiten die in der Summe das Horsemanship ausmachen gehen verloren oder verwässern.

Bei meinem 1. Pferd habe ich das alles trotz besseren Wissens falsch gemacht. Vielleicht weil er irgendwie Kindersatz geworden ist, weil er mein Herzenpferd war. Die Quittung habe ich bekommen. Heute weiß ich das Liebe auch mit dem nötigen Maß an Konsequenz möglich ist. Das mein Pferd besser damit klar kommt wenn ich eindeutig bin und nicht wenn ich es übertrieben befrundschel und vermenschliche.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Vieles entsteht aus Unsicherheit. In den ersten beiden Jahren meines Pferdebesitzerdaseins war ich auch unsicherer, als in den Zeiten zuvor als RB oder Mo-Mi-Sonntagsreiter. :wink: Da sucht man vielleicht eher was zum "Festhalten" und wenn man halt noch recht unerfahren ist (kann man aber auch mit 40 noch sein), dann hält man sich manchmal an dem ersten Stohhalm fest, der des Weges kommt.
Es grüßt Nadine

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Motte
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Beitrag von Motte »

Sicher macht man Fehler.
Das ist ja grundsätzlich auch gut so, ansonsten würden wir ja nicht dazu lernen können.
Aber woher kommt dieses "nach-Schema-F"-Handeln wollen/müssen?
Wie um Himmels Willen, kommt man auf die Idee, ein Hund/ein Pferd/eine Katze/ein Mensch/etc... funktioniert auf Knopfdruck? Wie KANN man den Wunsch verspüren, so etwas haben zu wollen?
Ein Lebewesen ist doch kein Gerät, wo ein Anschalter und ein Ausschalter ist?

Ich finde das echt höchst befremdlich.
Da werden patterns kreiert, nach denen alles zu funktionieren hat. Was für eine grausige Vorstellung :shock:

Ich erinnere mich da an die Zeit, als ich mit meinem jetzigen Hund in der Welpenspielgruppe war.
Da war ein gestandenes Ehepaar dabei, was 3 erwachsene Kinder hatte. Und halt einen herzallerliebsten Rauhhaardackelwelpen. Und dieses Rauhhaardackeltierchen hatte die Marotte, sich im Hosenbein festzubeissen. Und der Besitzer, wie gesagt ein gestandener Mann mit der Erfahrung von 3 x Kindererziehung im Hinterkopf, stand da völlig ratlos und fragte die Trainierin: Was mache ich jetzt? Wie sage ich dem Hund, dass er das lassen soll??
Die Trainerin fragte zurück: Wenn ihr Sohn, im Alter von 3 Jahren, dasselbe gemacht hätte - also ständig an ihrem Hosenbein rumgefetzt hätte - was hätten sie gemacht?
Er sagte: Naja, ich hätte den einmal am Schlawittchen gepackt, und nachdrücklich gesagt: REICHT JETZT!
Darauf die Trainierin - auf den Welpen im Hosenbein zeigend: Ja, genau! Dann MACHEN sie das doch einfach!

Ich war total überrascht, das man NICHT auf genau diesen naheliegendsten Gedanken kommt.
Da braucht's doch keine Kenntnis der "Hundesprache"/"Pferdesprache"/sonstige Sprache zu!
skywalker

Beitrag von skywalker »

Motte hat geschrieben:Sicher macht man Fehler.
Das ist ja grundsätzlich auch gut so, ansonsten würden wir ja nicht dazu lernen können.
Aber woher kommt dieses "nach-Schema-F"-Handeln wollen/müssen?
Wie um Himmels Willen, kommt man auf die Idee, ein Hund/ein Pferd/eine Katze/ein Mensch/etc... funktioniert auf Knopfdruck? Wie KANN man den Wunsch verspüren, so etwas haben zu wollen?
Ein Lebewesen ist doch kein Gerät, wo ein Anschalter und ein Ausschalter ist?

Ich finde das echt höchst befremdlich.
Da werden patterns kreiert, nach denen alles zu funktionieren hat. Was für eine grausige Vorstellung :shock:

Ich erinnere mich da an die Zeit, als ich mit meinem jetzigen Hund in der Welpenspielgruppe war.
Da war ein gestandenes Ehepaar dabei, was 3 erwachsene Kinder hatte. Und halt einen herzallerliebsten Rauhhaardackelwelpen. Und dieses Rauhhaardackeltierchen hatte die Marotte, sich im Hosenbein festzubeissen. Und der Besitzer, wie gesagt ein gestandener Mann mit der Erfahrung von 3 x Kindererziehung im Hinterkopf, stand da völlig ratlos und fragte die Trainierin: Was mache ich jetzt? Wie sage ich dem Hund, dass er das lassen soll??
Die Trainerin fragte zurück: Wenn ihr Sohn, im Alter von 3 Jahren, dasselbe gemacht hätte - also ständig an ihrem Hosenbein rumgefetzt hätte - was hätten sie gemacht?
Er sagte: Naja, ich hätte den einmal am Schlawittchen gepackt, und nachdrücklich gesagt: REICHT JETZT!
Darauf die Trainierin - auf den Welpen im Hosenbein zeigend: Ja, genau! Dann MACHEN sie das doch einfach!

Ich war total überrascht, das man NICHT auf genau diesen naheliegendsten Gedanken kommt.
Da braucht's doch keine Kenntnis der "Hundesprache"/"Pferdesprache"/sonstige Sprache zu!
Mein letzter Beitrag hier (und überhaupt).

Wieso KNopfdruck, wieso Schema F? Genau das ist es doch NICHT? Es geht eigentlich drum, das Pferd richtig lesen und verstehen zu lernen (und ist ja schön, wenn alle hier so toll sind, dass sie das von GEburt an können, aber es gibt andere Leute, die sind nicht so talenteirt und verwechseln auch mal Angst mit Unwillen oder Respektlosigkeit mit Nähebedürfnis :wink: ) und dann entsprechend zu handeln. Eben gerade nicht auf Knopfdruck, sondern der Situation entsprechend. Gerade bei Parelli hab ich eigentlich immer nur eingetrichtert gekriegt, dass jedes Pferd anders ist, dass man zuerst mal schauen soll und dann entscheidet, wie man das behandelt.

WAs meinst du mit Pattern? Falls du die Parelli Patterns meinst, das sind einfach die wörtliche ÜBersetzung: Muster. Z.B. ein Slalom. Den du auf unterschiedlichste Arten erreichen kannst, aus unterschiedlichsten Positionen und mit (bzw. ohne) unterschiedlichsten Hilfsmitteln.

Tja, und das Beispiel vom Welpen. ... :roll: Tja, bei einem Welpen hätte ich in der Situation vielleicht auch so viel Hausverstand. Mein 600kg Pferd war leider nicht leicht am Schlawittchen zu packen.


So long. Schön wars.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

skywalker hat geschrieben:und ist ja schön, wenn alle hier so toll sind, dass sie das von GEburt an können, aber es gibt andere Leute, die sind nicht so talenteirt und verwechseln auch mal Angst mit Unwillen oder Respektlosigkeit mit Nähebedürfnis :wink:
Das hat doch auch niemand behauptet! Also was mich angeht, diskutiere ich aktuell lediglich über die beiden hier eingestellten Videos. Punkt! Und da lasse ich mir auch nicht erzählen, dass das alles ja eigentlich gaaanz anders gemeint ist als es gezeigt wird. Fest steht doch: Die Trulla auf dem ersten Video ist die Ehefrau von Pat Parelli. Und ich gehe mal nicht davon aus, dass die das jetzt um 180 Grad anders macht, als es ursprünglich vorgesehen ist – sorry, aber das ist doch auch wirklich absurd.
Außerdem: Zu lernen, mit einem Pferd umzugehen, hat niemand von Geburt an. Es gibt nur eben unterschiedliche Wege.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Motte
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Beitrag von Motte »

Skywalker -

warum fühlst du dich jetzt so auf den Schlips getreten?
Meine Überlegungen und Gedanken zum Thema "Schema-F" waren jetzt nicht Parelli-spezifisch.
Sondern eher grundsätzlicher Natur. Ich empfinde es halt so, dass viele Menschen heutzutage sich an "Muster" festklammern. So hat das zu laufen. Und dann leider völlig überfordert sind, wenn's dann halt nicht so läuft.
Dann hat man ein traumatisiertes Pferd/Hund/Kind/etc

Und DANN kommt man vielleicht - unter anderem - auf Schulen wie Parelli, was ich ja grundsätzlich überhaupt nicht werten will.

Nur: dann KANN die Anwendung nie nicht funktionieren - nicht unter den Voraussetzungen.
Und nur so kann ich nachvollziehen, dass man als Pferdebesitzer kommentarlos danebensteht, wenn ein Pferd so kopflos malträtiert wird, wie in Cubanos Video.

Nur darum ging's mir :wink:
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Ich frage mich immer warum das alles so exotisch sein muss.
Es ist keine Schande den Umgang mit Pferd lernen zu müssen. Es gibt Menschen die bekommen das in der Tat sehr früh mit andere kommen erst später auf´s Pferd. Was ich aber nicht verstehe ist, warum man nicht einfach beim stink normalen Umgang anfängt.
Wenn ich merke es geht nicht weiter, warum hinterfrage ich nicht mal meine Basis?
Warum braucht es immer eine besondere Methode, eine spezielle Ausrüstung und möglichst viel Bohei?
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Celine
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Beitrag von Celine »

Cubano hat geschrieben:Aber ich glaube, genau da ist der Kern des Problems zu suchen: im fehlenden Bauchgefühl. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass sich heute, im Vergleich zu meiner Jugend (also vor gefühlten 100 Jahren) immer mehr Leute immer früher ein eigenes Pferd kaufen.
Also, in meiner Jugend gab es das auch schon, und zwar zuhauf.
Die Leute waren nicht besser und nicht schlechter. Meiner Meinung nach ist der Grund für solche Trends ein anderer, nämlich dass es sie "früher" einfach noch nicht gab. Vielleicht durch das Internet, vielleicht dadurch, dass die Welt immer "kleiner" wird - man schaut mehr über den Tellerrand, und dadurch verbreiten sich solche Trends aus anderen Ländern.

Ich hab in den Achtzigern in einem FN-Stall angefangen zu reiten, und der war ALLES ANDERE als vorbildlich. So richtige Pferdemenschen gab es da schon kaum. Die braucht es aber, als Vorbilder. Solche, die ganz gelassen und cool und selbstverständlich mit den Pferden umgehen und von denen man sich das abgucken kann.

Wenn man die nicht hat, finde ich es mehr als verständlich, sich nach Hilfe umzuschauen.
Und das heißt nicht, dass ich diese Videos nicht auch gruselig finde!
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Ich denke auch, dass der Umgang mit dem Pferd heute häufig einfach zu "verkopft" ist, ganz viele Pferdebesitzer trauen sich gar nicht mehr, einfach mal intuitiv zu reagieren und dann eben an der Reaktion des Pferdes zu bewerten, ob ihr Verhalten weiterbringend war oder nicht. Das Beispiel mit dem Welpen finde ich ja herzallerliebst. Der Besitzer will möglichst alles richtig machen und deswegen wird nicht intuitiv reagiert, sondern man fragt Fachleute, wälzt Bücher, damit man bloß nichts falsches macht und eigentlich hat man genau das gerade gemacht, nämlich indem man nichts gemacht hat.

Meine Freundin fragte mich bei ihrem jungen Pferd gerade auch immer wieder, was sie in diesen und solchen Situationen denn machen soll. Ich sagte, es ist egal was du machst, hör auf dein Gefühl, entscheide dich für etwas und sei dann konsequent und sicher beim Handeln, DANACH kannst du mich gerne fragen, ob deine Handlung wohl richtig und angemessen war, in dem Moment, in dem du handelst, musst du dir vertrauen, dass sie es ist!

Und da gibt es eben nicht das Rezept, die richtige Reaktion zu einem bestimmten Verhalten des Pferdes, weil das einfach total individuell vom Pferd, vom Pferdehalter und schlussendlich auch noch von der Tagesform abhängt. Das einzige, was man vermitteln kann, das ist ein Gefühl für das Befinden des Pferdes, Pferde lesen zu lernen und dazu gehört auch die Erkenntnis, dass ein Pferd mich vielleicht auch einfach nicht versteht.

Meine Pferde sind extrem unerzogen. Im Prinzip dürfen die alles. Ich habe denen irgendwann zu Beginn unseres gemeinsamen Lebens mal die grundsätzlichen Umgangsformen erklärt. Da sind Grenzlinien, die ich ziehe, die aber in der Regel mittlerweile tatsächlich Meilen von dem Verhalten meiner Pferde entfernt sind, weil sie sich so sicher innerhalb meiner Grenzen bewegen. Es ist mir heute ziemlich egal, ob meine Pferde beim Aufsteigen stehenbleiben, ob sie grasen, wenn ich mich unterhalte, ob sie mich schubsen, weil sie was von mir wollen usw. Warum sollte mich das stören?

Zum Stehenbleiben habe ich noch eine nette Anekdote. Meine Stute ist bestimmt seit über 5 Jahren beim Aufsteigen nicht mehr stehengeblieben, das heißt sie geht immer schon los, wenn mein Hintern im Sattel Platz nimmt und mir war es immer zu müßig und unnötig darauf einzugehen. Letzten Herbst waren wir auf einer Rallye. Aufgabe war, die Hufe des Pferdes auf vier Papptellern zu platzieren und dann aufzusteigen, ohne dass das Pferd sich bewegt. Ich also das Kommando zum Stehenbleiben gegeben und aufgestiegen und was war? Nichts! Meine Stute stand und stand und stand und sie hätte da wahrscheinlich noch eine halbe Stunde oder länger gestanden. Das ist für mich Erziehung.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
skywalker

Beitrag von skywalker »

C.Dingens hat geschrieben:Ich frage mich immer warum das alles so exotisch sein muss.
Es ist keine Schande den Umgang mit Pferd lernen zu müssen. Es gibt Menschen die bekommen das in der Tat sehr früh mit andere kommen erst später auf´s Pferd. Was ich aber nicht verstehe ist, warum man nicht einfach beim stink normalen Umgang anfängt.
Wenn ich merke es geht nicht weiter, warum hinterfrage ich nicht mal meine Basis?
Warum braucht es immer eine besondere Methode, eine spezielle Ausrüstung und möglichst viel Bohei?
ja aber genau deshalb kommen die meisten zu NH. Weil sie die Basis hinterfragen und selbst keine Methode haben. Ich glaub nicht, dass es ihnen um Exotic geht, auch nicht ums Equipment (dass man das "braucht", ist reines Marketing, irgendwas müssen die ja auch verdienen ;-) - das wissen aber wohl die meisten). "Möglichst viel Bohei" interessiert meist keinen, im Gegenteil.

Generell kannst du sicher sagen, der %satz derer, die zu NH kommen, weil sie es mit einfachem Menschenverstand nicht weiterkommen, ist ziemlich groß. Die die keine PRobleme haben, brauchen ja auch keine vorgefertigte Methode. Zu NH kommen vermutlich eben genau die, die a) wenig Talent haben und b) in Kombination mit a) leider problematische PFerde (egal ob selbst dazu gemacht oder von wem anderen). Und c) fehlt es ihnen meist auch noch an jeglicher Methode.

Es ist immer einfach zu sagen, "wozu braucht man das überhaupt", wenn man selbst offenbar Methode hat, oder den richtigen Hausverstand, oder zufällig einfach ein gut erzogenes, gefallen wollendes Pferd.

Als ich mein Pferd bekommen hab, da hat er mich beim Putzen gebissen, beim Hufegeben getreten, er hat mich an die Wand gedrückt und getreten, beim Versuch mit rein positiver Bestärkung hat er mir eine gescheuert, beim Versuch einen Schritt aus ihm rauszukitzeln hat er gebissen (wenn aus naher Distanz), raste mit gebleckten Zähnen auf mich zu (wenn weitere Distanz), biss mich in den Fuß (wenn oben sitzend), oder wandte mir auskeilend den Hintern zu oder - als ich durch ERfahrung gelernt hatte, das zu verhindern - pratzelte mich halbsteigend von vorne an.
Ja, ich habe die Basis hinterfragt und wollte sie nachholen, nur wie? Es tut mir leid, ja, ich brauchte eine Methode, die bei null anfängt und mir Schritt für Schritt zeigt, wie ich da vorgehen kann, ohne im Spital zu landen.
Die "Hausverstands-Tips", die ich bekam, waren leider allesamt nicht hilfreich, oder ich halt einfach unfähig.

Aber ich weiß schon, hätt ich ihn doch einfach mal am Schlawittchen gepackt. :roll:

Aber schön, wenn hier keiner so "exotische" Methoden braucht. :D (Warum Parelli jetzt unter Exotik fällt, weiß ich nicht, es ist absolute Basisarbeit).
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Beitrag von Motte »

Skywalker -

wie gesagt, ich möchte die Methode an sich überhaupt nicht werten.
Dafür kenne ich sie einfach zu wenig.
Und es gibt sicherlich Gründe, sich damit auseinanderzusetzen. Wenn es bei dir passt, es dir geholfen hat, ist doch alles hübsch.

MICH bewegt eher, wie man solche Aktionen, wie bei den beiden Videos, als Pferdebesitzer so stoisch ertragen kann! Das ist für mich einfach unerklärlich.
Nicht, weil da ein Pferd mal angepackt wird, sondern weil es offensichtlich (!!) völlig unsinnig ist, was da passiert. Und wenn ich DAS nicht erkennen kann, dann frage ich mich, wieso hat man dann ein Pferd?
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Skywalker, spricht wirklich einen wichtigen Punkt an. "Normaler Umgang" ist genausowenig eine allgemeingültige Methode wie Parelli und was es sonst noch gibt. Uns mag es nichts geben, Leuten wie Skywalker hat es eben geholfen. Das darf man wirklich nicht vergessen. Ich beziehe mich aber mit meiner Kritik auch eher auf das Spielsystem und die gezeigten Videos, dass gefällt mir nicht.

Ja, leider ist es immer schwieriger geworden seinen Instinkten zu vertrauen. Merkt man wirklich auch bei Kindern. Aus Angst etwas falsch zu machen, werden sie heutzutage einfach gar nicht erzogen und eine Armee von charakterlosen AKs wächst heran. Ich hasse es auch meine Tochter zu maßregeln, aber am Ende erleichtern wir uns alle das Leben, wenn sie lernt, dass es Grenzen gibt. Jede klare Grenze schafft sich wieder Räum für Zugeständnisse. Und da hat mich einfach kein Buch hingebracht sondern eben besagtes gleich nach der Geburt NICHT in die Hand zu nehmen und stattdessen auf das Gefühl zu vertrauen und meine Grenzen zu setzen und ein klares Bild vor Augen zu haben. Beim Pferd ist es gleich. Mir sind Dinge wichtig, die muss er machen (stillstehen z.b.) und ist dafür bekommt er Freiheiten (im wahrsten Sinne bleibt er auch ohne Strick an meiner Seite).
Es grüßt Nadine

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Beitrag von Sascha »

Kosmonova hat geschrieben:Jede klare Grenze schafft sich wieder Räum für Zugeständnisse. Und da hat mich einfach kein Buch hingebracht sondern eben besagtes gleich nach der Geburt NICHT in die Hand zu nehmen und stattdessen auf das Gefühl zu vertrauen und meine Grenzen zu setzen und ein klares Bild vor Augen zu haben.
Naja, ich halte es weder bei Kind noch Pferd, Hund, Katze, Meerschweinchen usw. für falsch sich mit dem theoretischen Hintergrund zu beschäftigen und die Praxis darauf abzustimmen. Nur darf die Beschäftigung mit der Theorie nicht dazu führen, dass man sich in der Praxis dann nicht mehr traut zu handeln, weil man den eigenen intuitiven Fähigkeiten nicht mehr vertraut, aber das, was ich intuitiv tue wird ja maßgeblich auch von meinem theoretischen Hintergrund bestimmt.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
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Beitrag von Kosmonova »

Sicher, aber sich für jede eventuelle Situation Theorie anlesen halte ich für fatal. Ich hole mit Input durch Erfahrungen von anderen, das ist zugeben die praxisnahe Theorie. Kenne aber halt viele die sich eine richtige Methode anlesen und es nach Hinten
Losgeht (Beispiel: jedes Kind kann schlafen lernen). Intuition gehört halt immer mit dazu.
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Beitrag von Sascha »

Japp, da wären wir wieder an dem Punkt, ob es Sinn machen kann, sich eine Methode anzueignen und sie dann 1:1 umsetzen zu wollen. :P Das können wir jetzt auch auf andere Bereiche (wie die Reiterei 8) ) ausdehnen.
Meiner Meinung nach macht es nie Sinn, weil es doch immer nur darum gehen kann, sich selbst und die ganz ureigene Methode/Weltsicht weiterzuentwickeln.
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