wie mehr "konstruktive" langsamkeit/ruhe in die HA

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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le_bai
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wie mehr "konstruktive" langsamkeit/ruhe in die HA

Beitrag von le_bai »

hallo zusammen :)

mit meinem kleinen hat sich die arbeit an der hand sehr gut entwickelt.
er ist nach anfänglichen fehlern meinerseits (im bezug auf den umgang mit seiner "geringen" reaktivität) nun sehr viel sensibler und feiner geworden. in allem :wink: . das ist wirklich sehr zufriedenstellend und ich erkenne, dass man selbst sehr viel mehr fehler produziert, als ein pferd von sich aus zeigen würde :lol:

nun stehe ich bei unserem prinzen vor dem gegenteil.
er ist hastig. in sehr vielen bereichen :wink:

gerade bei der BA möchte ich jedoch an dieser hast arbeiten, um einfach eine bessere basis für uns zu schaffen.

er ist nicht das pferd, welches mit stand oder "denkaufgabe" ruhiger wird - im gegenteil. wirkliche beruhigung konnte ich bisher nur durch :
frei lassen - pferd läuft wild gestikulierend durch die gegend - kommt wieder heran - gut zusprechen - kleine übung - lob und entlassung - evtl. neue kleine übung oder der spass wieder von vorn :wink:
... erreichen.

das ist ok, aber keine dauerlösung :P
ein solches pferd ist in gewisser hinsicht ein geschenk, und alles möchte er richtig machen, immer reagiert er auf alles - nur beruhigung nimmt er nicht wirklich war.
ich denke einige von euch werden im iberischen bereich diese erfahrungen auch schon gemacht haben. mich interessieren eure praktischen erfahrungen damit - nichts wird unbedingt 1 zu 1 übertragbar sein ... aber momentan finde ich "denkmäßig" keinen zugang dazu und hoffe über praxisbeispiele eine kreative idee zu entwickeln.

keks fürs lesen. noch einen für einen guten erfahrungswert . DANKE :D
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Mmmmh, wie machst du Handarbeit? Bei Kir ist die Handarbeit klar dadurch definiert, dass ich mein Pferd mit Trense oder Kappzaum führend arbeite. Ich stolpere bei dir ein wenig über das wegschicken.

Ist die Frage im Titel falsch gestellt und du meinst Bodenarbeit?
Liebe Grüße, Sabine

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Lirio
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Beitrag von Lirio »

In welchen Situationen fängt er an hibbelig zu werden? Kannst du ihn jederzeit anhalten (in der normalen Arbeit) und er steht ruhig? Wiebsieht die Arbeit im Allgemeinen aus?
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Jen
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Beitrag von Jen »

ich denke, da müsstest du mehrgleisig fahren: für Bewegung sorgen, geistige Auslastung, Erziehung/Ausbildung des Pferdes und v.a. Arbeit an deiner Hilfengebung/deiner Körpersprache. Ruhige Konzentration kann man/das Pferd lernen, ist aber ein schrittweiser Prozess.

Ich denke erstmal musst du dafür sorgen, dass er genügend Möglichkeit hat, sich frei zu bewegen, so dass er bei der Arbeit sicher keinen "Stallmut" rauspowern muss. Hat er genügend Weide? Hat er genügend Möglichkeit rumzugaloppieren, ev. mit anderen zu spielen? Macht er es auch oder ist er sonst eher ruhig?

Wenn ja: Ich werde immer etwas skeptisch, wenn Pferde den ganzen Tag auf der Weide sich kaum bewegen und dann bei der Arbeit plötzlich so "temperamentvoll" sind, und einen ehrgeizigen Bewegungsdrang entwickeln. In so einem Fall, wo das Pferd genügend Möglichkeit hätte, sich zu bewegen, ist es für mich schlicht Erziehungssache, dass ein Pferd zuhört und nicht davonhibbelt. Das bedeutet auch mal ein ruhiges, freundliches, aber doch klares und bestimmtes "Nein", wenn ein Pferd einfach draufloshibbelt und Übungen vorwegnehmen möchte. Lob, wenn das Pferd wartet. Diese "Wartepausen" langsam verlängern.

Ich habe einen Lusitano in Ausbildung, der war am Anfang auch ganz krass. Der hatte keinen regelmässigen Takt. Der konnte kaum einen Schritt wie den anderen gehen, kein Fluss in der Bewegung, ständig am zackeln, am liebsten nur noch Gas geben und - natürlich total fest im Rücken - losschiessen, dann wieder vollkommen verhalten, dann wieder vorwärts. Hypersensibel, wollte schon die Gedanken lesen, in seinen Reaktionen überschiessend, leicht cholerisch veranlagt, wenn er meinte, dass er korrigiert wurde. Dieses Pferd musste lernen zuzuhören und die Hilfen akzeptieren. Und für den Menschen gilt, das man eine absolut präzise Körpersprache hat, die aus der Mitte kommt und man in seiner Mitte ruht. Jede Unklarheit vom Mensch führt zu genervtem Pferd und Hibbeligkeit. Da hab ich am Anfang wirklich nur "langweilig" gearbeitet. Das fand er anfänglich natürlich total blöd, aber es ging einfach nur um Takt, Losgelassenheit und Anlehnung. Geradeaus, grosse Linien. Schnell wechselnde Lektionenabfolgen waren absolut zu vermeiden, weil sie das Pferd hochgeputscht hatten. Er fand es langweilig, aber genau das war, was er lernen musste. Und er musste lernen, nach und nach sich mit den Hilfen mehr "anfassen" zu lassen, so dass ich "näher ran" durfte, d.h. quasi fast eine Desensibilisierung. Das war für die Besitzerin anfänglich schwierig zu verstehen, weil sie Angst hatte, die Feinheit ihres Pferdes zu verderben. Aber die Sorge war völlig unbegründet. Er ist heute superfein zu reiten, fast nur mit Gedanken, aber die Reaktionen kommen auf die Hilfen abgestimmt und nicht mehr überschiessend. Ist man zu weit weg mit den Hilfen, kommt jeder Kontakt, jede Berührung überraschend und provoziert dieses davonschiessen. Ist man aber in Kontakt und kann das Pferd diesen Kontakt akzeptieren (und das bedeutet Kontakt mit Sitz, Bein, Anlehnung), kann man nur durch ein "schicken der Energie" die Hilfe geben. Es ist schwierig, dies in schriftlicher Form zu erklären. Aber es bedeutet v.a. Arbeit an sich selber ;)

Ich weiss nicht, ob dir das eine grosse Hilfe ist. Denn man müsste es live und in Farbe sehen und erklären und das ist nicht etwas, was sich so in ein paar Einheiten löst. Das dauerte beim Beispiel oben ca. ein dreiviertel Jahr bis man annähernd vernünftig anfangen konnte zu arbeiten, ein weiteres Jahr bis Takt, Losgelassenheit und Anlehnung weiter gefestigt waren und heute kann man anfangen "richtig zu reiten", sprich auch etwas von ihm verlangen, zb. mehr Versammlung, ohne dass er gleich in eine töltartige Zappel-Hysterie verfällt. Aber das dauerte halt seine Zeit...
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
le_bai
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Beitrag von le_bai »

Ich arbeite mit Kappzaum und Trense, Hänge die Longe aber aus oder lasse ihn an der Longe im groooooßen Zirkel " kurz zappeln"

Bei seinen ersten " nach vorn Anfällen" ging es bis zum Versuch, den Kappzaum abzuschütteln. Plötzliche Explosionen gehen zurück, deuten sich in Ansätzen aber noch an, daher " entlasse" ich ihn dann. Einmal im Muster, ist dieses Pferd nicht auf ethisch vertretbarem weg anzuhalten. Er ist aber ein absoluter schatz, bitte nicht falsch verstehen. Wir lieben dieses pferd, er wird jeden Tag umgänglicher, feiner, kooperativer ... Er ist absolut bewegungsbegnadet und voller stolz und Adel !

Er läuft immer extrem viel, Stall, Weide, Spaziergänge ... Für handfertig halte ich ihn jedoch noch nicht, kann ihn also beim distanztraining nicht als beipferd mitnehmen. Ist gefühlsmäßig für mich auch nicht der richtige weg.
Er steht zwischen 24 und 12 h offenstall, paddock stundenweise, teilweise Box, weil er da ein bisschen runter kommt!

Schritt geht beim führen mittlerweile besser, verlangsamen ist aber auch da eine Extreme Herausforderung für ihn.
Ja - Rücken extrem fest. Alles andere von jen klingt nach dem Prinzen ! Danke :)))

Ja, anfassen und putzen geht mittlerweile ohne Zuckungen ;) die Sorge der Besitzerin bei Jens Pferd habe ich bis gerade eben auch geteilt :lol:

Danke ! Also jeden zeit Faktor habe ich auch gestrichen ;) ... Dein Beispiel ist erstmal eine gute Richtung !!! Und ja - mein Reitpferd musste ich mit gegenteiligem verhalten erstmal " wecken " - klar, dass ich nun als Mensch das sensibelchen völlig falsch anspreche, denn die Muster werden bei mir definitiv noch da sein !! Ich habe nun zumindest wieder eine Idee ;)

Hast du in die anfängliche führarbeit Denkarbeit oder nur "desensibilisierung" eingebaut ?
Bezüglich der Energie brauchst du nichts erklären - ich spüre es jetzt schon bei ihm ! Ich brauche nur über etwas nachzudenken ... Und er tut es;) hast du daher für dich irgendwelche inneren Bilder verwendet, die deine Arbeit aus deiner Mitte heraus unterstützt hat ?
Wie hast du die richtige ( also fürs Pferd konstruktive) Distanz gefunden, ich denke, dass sollte mein erster Schritt sein, dass zu ermitteln. ;)?
le_bai
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Beitrag von le_bai »

also vorgestern abend das erste mal 3-4 sequenzen bewusste schritte, 4 takt , verlangsamt und gleichmäßig aus dem pferd gekitzelt :lol:

einfach nur entspannt am halfter und angelehnt an meine positineirung und meine schrittfrequenz klappte es am ende sogar am losen strick :D

... der weg dahin war wie immer spannend. HACH :shock: wird der mal toll in die courbette gehen :roll:

das am ende innerlich wie äußerlich losgelassene pferd - so wie selten bisher - scheint aber zu sagen, dass das die richtige richtung ist :wink:
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