Anregungen zur Freiarbeit

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hallo Melli :) , ich finde das überhaupt nicht unpassend, sondern sehr interessant! Und dabei fällt mir ein, daß mir das auch schon mal jemand gesagt hat, daß das Kauen anzeigt, daß das Pferd grad irgendwas kapiert oder gedanklich verarbeitet. Vielleicht muß man das auch jeweils aus der Situation heraus deuten :? .

Meiner läuft z.B. manchmal mehrere Runden im Trab, läuft und läuft, und es kann schon ne ganze Weile dauern, bevor er sich dann fallenläßt und schnaubt. Und dann kommt irgendwann Kauen und Lecken, ich hab das bisher immer als Anfrage gedeutet:"Darf ich zu dir kommen?", aber auch als "Nachgeben".

Reinholen ist bei meinem soweiso kein Problem, aber ich habe schon bei anderen Pferden gesehen, wenn sie schwer reinzuholen sind (weil sie sich nicht trauen, warum auch immer, kann auch an der Körpersprache liegen), daß es einfacher ist in dem Moment, wo sie Kauen, Lecken und/oder auch mal kurz den Kopf senken.

VG Abeja
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Medora
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Beitrag von Medora »

Jep,

ich kenn das auch, das Kauen und Lecken Verschiedenes bedeuten kann, vor allem auch be- und verarbeiten (bei MR dürfte es allerdings wirklich meist Unterwerfung sein, so wie die Methode angelegt ist...).

Medora
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Interessant zu wissen. Mein Araber macht das immer, wenn ich ihn lobe oder eine Pause mache. Aber eher leicht malmen, ohne den Mund zu öffnen.
Bei Haffi dachte ich nun wirklich, dass er einfach Schiss hatte. Man macht sich ja so seine Gedanken.
Meint Monty Roberts dann eher das Fohlenkauen? Das unterscheidet sich ja schon deutlich von dem entspannenden Kauen.

LG Susi
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ kallisto Soweit ich weiß meint MR nicht das Fohlenkauen, sondern richtiges Kauen und Lecken. Das sieht schon anders aus.
Aber jetzt wo du es sagst, vielleicht hat es im Fohlenkauen seinen Ursprung.
MR deutet dies, zusammen mit noch anderen anzeichen ( Ohr nach innen, Kopf fallen lassen..), als Eindeutiges Zeichen der Unterwürfigkeit und als Anfrage wieder in die Herde zu dürfen. Da ist das Fohlenkauen meiner Meinung nch etwas anders gewichtet, ein Fohlen wird ja nicht aus der Herde ausgeschlossen, hier haben wir also keine Bitte wieder in die Herde zu dürfen, sondern eher ein "Schau mal, ich bin doch soooo lieb, sei nicht böse".

LG
Sheitana
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich bin gerade dabei, das Angebot der Jungs, zu zweit Freiarbeit zu machen, weiterzuentwickeln und bin ganz erstaunt, was da alles Schönes bei herauskommt. Mal laufen sie hintereinander, dann überholt einer oder einer lässt sich zurückfallen. Mal laufen sie nebeneinander, mal bricht einer aus, dafür bleibt der andere usw.

Das ist ja nochmal viel spannender als mit einem Pferd!

Wer mag, hier ist ein kleines Video von heute - wobei ich da auch gleich ein bisschen Selbstkritik betreiben kann: Weil ich es für den Film halt besonders gut machen wollte, habe ich recht viel "action" gemacht. Schöner ist es eigentlich, wenn man sich selbst nur dezent einbringt und eher die Pferde machen lässt. Deshalb lässt sich das meist auch nur schlecht "vorführen", meine beiden reagieren jedenfalls ziemlich sensibel auf zu viel "Vorzeigdruck". Das vielleicht noch als Gedanke zu dieser Arbeit ganz allgemein.

Medora,
die sich freuen würde, hier auch noch andere Videos zu sehen (ich weiß nämlich, dass einige auch schon ganz tolle Sachen zu zeigen hätten!!! :wink: )
Zuletzt geändert von Medora am Sa, 24. Nov 2007 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Dass Du tolle Freiarbeit machst, habe ich ja schon gesagt. Dein aktuelles Video kann ich nicht sehen dank dem nicht-vorhandenen-Flash-Player :evil:

Nun gut, ich glaube Deine Freiarbeit ist schon ein ganz anderes Niveau (auch durch das Alter der Pferde und Ausbildung). Ich finde die Freiarbeit als eine gute Kontrolle, ob das Pferd wirklich mitarbeitet (mitarbeiten will :) ) und meine Körpersprache verstanden hat. Das kann ich ganz simpel am Beispiel Führtraining machen oder angelehnt an das Longieren bis hin zur Freiarbeit bei den Seitwärtsgängen.
Außer über Stimme, Zeigerichtung der Gerte und meine Körpersprache habe ich keine andere Einwirkungschance. Und wenn es so nicht funktioniert, finde ich, hat das Pferd es noch nicht kapiert/entzieht sich etc. Disharmonie, zu wenig Konzentration oder zuviel Druck werden sofort bestraft, weil dann einfach gar nichts geht.
Daher prüfe ich beim Araber das Führtraining (daher auch eher Schritt) frei in der Halle. Völlig unspektakulär, aber für unser Niveau ausreichend. Für uns ist es schon ein Glücksmoment wenn die Übergange Halten, Schritt und Traben in der Halle auf der ganzen Bahn an jeder Stelle funktionieren. Für den Zirkel fehlen vor allem noch die körperlichen Voraussetzung und das muss momentan auch noch nicht sein.

Muss aber sagen, dass ich Deine Zirkelkörpersprache ähnlich mache. Ich versuche mit der Hand zu zeigen, den Kopf etwas gesenkt, um das Pferd zu mir zu locken mit Blickrichtung zur Hinterhand. Das ganze setzt aber voraus, dass sich das Pferd an mich anlehnt. Also weder die Bande nutzt, noch planlos durch die Halle stiefelt. Eine gewisse Grundausbildung zwecks Gleichgewicht und Koordination beim Pferd ist also vorausgesetzt.

LG Susi
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Medora
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Beitrag von Medora »

Jep, genau das meinte ich: bei dieser Freiarbeit zeigt sich sehr schnell, ob das Pferd wirklich "ja" sagt. Es gibt andere Richtungen, wo dem Pferd die eigenen Entscheidungen eher aberzogen werden, hier aber muss man sich gleichsam jedes mal neu "bewähren". Genau das empfinde ich als das Schöne an dieser Arbeit: es ist eben keine "Dressur", es ist eher ein Tanz. Klar, ich führe, aber ich befehle nicht.

Und Dein Hinweis zum Entwicklungsstand der Pferde finde ich sehr wichtig. Mit einem Pferd, was aber eben reif genug ist, um langsam das Arbeiten zu beginnen, kann man hier wundervoll die erste Basis legen.

Ich würde wahnsinnig gerne auch Euch mal sehen!
Medora
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Schönes Video! Auch wenn du sagst, da war etwas Vorzeigedruck, sieht man doch, daß deine Jungs ganz bei dir sind :). Gleichzeitig so fröhlich und losgelassen! Schön auch, wie mal der eine, mal der andere sich ausklinkt und dann ganz zwanglos wieder mit einsteigt. Gefällt mir sehr gut, und gibt mir einiges zum Nachdenken :wink:, mehr dazu in meinem Tagebuch. LG Abeja
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ha, ich habe fertig. Jetzt bin ich hier auf dem aktuellsten Stand. Blöd - ich habe meinen Hempfling vor ein paar Jahren versteigert.

Medora, du beschreibst das so schön, daß ich es mit Pico auch mal ausprobieren werde. Er ist auch eher der etwas phlegmatische Typ. Bälle werden von ihm ignoriert. Ich kann mich an eine Szene erinnern, als ich ihn gerade relativ frisch hatte und ich ihn einfach in der Halle laufen lassen wollte. Ging nicht. Sein Gesichtsaudruck sagte mir klar: Warum scheuchst du mich weg.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Beitrag von knowi »

Wunderschön wie frisch und fröhlich die beiden dabei sind! Da steckt richtig Energie dahinter! :D


Liebe Grüße!
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Danke schön :D

@Sabine: Oh ja, manche Pferde finden das Wegschicken tatsächlich erstmal schlimm, besonders die Sensiblen. Hier würde ich empfehlen, etwas "um die Ecke" vorzugehen. Ich würde z.B. vollkommen unbeteiligt herumlaufen und dann mal "zufällig" zur Seite springen, mich bücken und ein bisschen Sand werfen oder irgendetwas anderes "überraschendes" tun, was sich nicht gegen das Pferd richtet, aber eben dazu geeignet ist, ein bisschen Energie reinzubringen. Hüpft oder rennt das Pferd los, begeistert sein und loben.

Bei solchen Pferden ist es ganz wichtig, sie nicht aggressiv oder zu fordernd zum Laufen zu bringen, sondern herauszufinden, wie man sie "kitzeln" kann. Und Pico hat doch schon auch Power, oder nicht?

Medora
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

@Kallisto: ich denke, dass gerade junge oder auch sensible Pferde, die sehr menschenbezogen sind, das wegschicken anfangs durchaus als Strafe ansehen. Als ich mit dem kleinen Shetty meiner Bekannten gearbetitet habe, war es ähnlich, er wollte gaaanz nah beim Menschen bleiben und wurde teils richtig sauer, wenn man ihn weggeschickt hat. Hier habe ich mit viel beruhigendem Stimmlob gearbeitet, damit ihm klar ist, dass es Arbeit ist und ich es nicht böse meine. Außerdem habe ich ihn anfangs nur kurz weggeschickt und immer wieder reingeholt. Aber ICH habe ihn reingeholt, nicht er hat entschieden.
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Beitrag von kallisto »

@ Sunknuni:

Ja genau das meine ich. Einfaches Wegschicken (selbst nur Schritt) empfindet er nicht als angenehm. Dabei denke ich nicht mal, dass es Faulheit ist, sondern er es einfach falsch versteht. Ich bin halt nicht sein Herdenchef, der ihn zur Strafe wegschickt, sondern nur etwas Führtraining aus der treibenden Position üben will.
Wenn ich Hufschlag reinziehe, dann ist Haffi wie eine Klette. Er steht mir im Weg, ich muss ihn erinnern den Abstand einzuhalten und er läuft mir nur nach etc. Da man ihn sehr schnell sauer kriegt, muss ich, wie Du es beschrieben hast, beruhigend loben und dieses stehen bleiben eher ignorieren. Weil wenn ich noch mehr Druck ausübe, will er noch mehr wieder hinter mich. Nach dem Motto: Ich bin doch lieb. Sicherlich ein Zeichen, dass die bockige Phase hinter uns liegt, nur das entspannte Vorangehen müssen wir auch noch üben. Es ist auch schon besser geworden. Es braucht halt Zeit, die er auch bekommt.

LG Susi
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Medora hat geschrieben:Und Pico hat doch schon auch Power, oder nicht?
:D Nach Aussage meiner Freundin gestern, ist er nach dem Warmlongieren quietschend durch die Halle gebuckelt. Ich werde es einfach die Tage mal ausprobieren.


@Kallisto: Wie alt sind deine Pferde nochmal? Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, aber für mich gehören Pferde, die jünger als drei Jahre sind einfach nur auf die Wiese. Der Ernst des Lebens beginnt früh genug. Gegen ein wenig führen oder lockeres Spazierengehen ist nichts einzuwenden, aber Freiarbeit gehört für mich schon sehr zum Ernst des Lebens.
Liebe Grüße, Sabine

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BiancaW
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Beitrag von BiancaW »

Tarek lässt sich auch nicht gut wegschicken.
Gestern abend haben wir auch wieder frei gearbeitet. Er ist schön bei mir, macht Handwechsel. Am liebsten alles im Trab, Schritt ist ihm wohl zu langsam und langweilig.
Aber halt alles auf kleinstem Kreis um mich rum.
Ich benutze aber momentan auch nur eine Reitgerte. Ich sollte vielleicht doch mal eine Longiergerte mitnehmen. Dann ist der Abstand hoffentlich größer.
Trotzdem bin ich aber froh, dass er so toll mitmacht. Den Rest kriegen wir sicher auch noch hin.
lieber Gruß, Bianca

Viele würden niemals mit vollem Mund sprechen, tun es aber mit leerem Kopf (Orson Welles).
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