Je oller desto doller ?!

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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Ines
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Je oller desto doller ?!

Beitrag von Ines »

Sorry, auf die Schnelle ist mir kein anderer Titel eingefallen.... Ich hätte mal gern eure Erfahrungen bei älteren Pferden mit ähnlicher Symptomatik:
Mein Traki-Wallach ist jetzt 17 Jahre alt. Er ist schon immer ein etwas nerviger Typ, schnell unsicher und dann hektisch. Ich besitze ihn jetzt 10 Jahre und wir haben ein sehr gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut, er verlässt sich auf mich und ist daher recht schnell wieder "runter"zu bringen, wenn er sich aufregt. In den letzten zwei Jahren ist mir aufgefallen, dass er immer schreckhafter und nervöser wird. Im Gelände geht es ganz gut, in der Halle oder auf dem Platz springt er immer häufiger seitlich weg oder dreht ab, ich habe oft überhaupt keinen Grund dafür gefunden. Wenn es windig ist, ist er vor lauter Hüpferei oft nicht zu arbeiten. Z. B. starrt er gebannt an der kurzen Seite schon auf einen Schubkarren, der an der anderen kurzen Seite in der Ecke steht (und das schon seit Jahren....). Dabei verdreht und wendet er sich ohne Rücksicht, um das Ding anzuglotzen. Wenn ich direkt dran vorbeireite schaut er es nicht einmal an. Und so geht es an schlechten Tagen ständig mit verschiedenen Objekten, die er eigentlich bestens kennt. Oder ich finde überhaupt keinen Grund dafür. Das hat sich eben in den letzten Jahren ständig verstärkt. Die Augen sind ok, soweit man das prüfen kann. Er ist auch auf der Koppel recht schreckhaft, also nicht nur beim Reiten. Mit Magnesium-Gaben ist kein rechter Erfolg eingetreten.
Gesundheitlich ist er topfit, läuft Distanzritte bis 50/60 km ohne Probleme, geht Dressur erfolgreich bis L. Eine Fehlsichtigkeit könnte ein Grund sein, das ist aber wohl nicht festzustellen. Zudem wäre das für mich auch nicht wirklich eine Erklärung, warum er Gegenstände anstarrt oder davor wegspringt, die er wirklich zur Genüge kennt (z. B. die Aufstieghilfe - wenn er daneben steht beim Aufsteigen interessiert sie ihn nicht die Bohne, reite ich im Trab daran vorbei, hat man das Gefühl, sie würde ihn gleich anfallen....)
Ich kann damit leben, mich würde es nur interessieren, ob ihr mit älteren Pferden ähnliche Erfahrungen gemacht habt (normalerweise werden die Herrschaften ja eher ruhiger...). Mir ist das Ganze nämlich eher ein Rätsel....
Freue mich auf eure Einschätzung bzw. Erfahrungen
Grüße von Ines
Ärgere dich nie über ein Pferd, du könntest dich ebensowohl über deinen Spiegel ärgern.
Malwas
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Beitrag von Malwas »

Können Pferde eine Kurzsichtigkeit entwickeln? Ist mir jetzt spontan eingefallen, aber vielleicht meintest du das ja mit Fehlsichtigkeit.
Meine RB ist auch 17, aber da ich ihn erst ein Jahr kenne, kann ich leider keine Vergleiche ziehen.
minou
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Beitrag von minou »

Mein erstes Pferd bekam im fortgeschrittenem Alter so eine Art Verfolgungswahn. Der war beim Ausreiten pötzlich sehr aufgeregt, hat sich ständig umgedreht und geglotzt und ist dann auch gerne losgeschoßen, obwohl er sein ganzes Leben lang nur im Gelände geritten worden ist. Das wurde dann so schlimm, daß ihn in Rente geschickt habe.
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
padruga
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Beitrag von padruga »

Ja, ich kenne das auch bei einem Pferd von mir. Ab einem gewissen Alter wurde es immer nervöser und guckiger, ohne dass es einen Grund dafür gab. Blieb gleichbleibend leistungsbereit und kooperativ, aber war sehr schnell immer beunruhigt, was sich im Laufe der Jahre verstärkt hat. Habe auch alles mögliche abklären lassen, es konnte keine Ursache gefunden werden. Hatte auch manchmal den Eindruck, dass es schlecht sieht, aber TA meinte dass -zumindest nach dem was man beurteilen könnte- alles o.k. wäre. Was ja nichts heißt, ganz genau prüfen kann man es ja wohl nicht.
Ines
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Beitrag von Ines »

Puh, da bin ich froh, dass es wenigstens ein paar Leuten auch so geht mit ihren Pferden. Ja, mit Fehlsichtigkeit meinte ich so eine Art Kurzsichtigkeit. Das kann man wohl feststellen lassen, aber nur in einer Klinik, die entsprechende Geräte hat (kann ja Pferdi nicht Buchstaben vorlesen lassen... vielleicht funktioniert es mit Bildern von Karotten und Äpfeln??). Aber auch dann, was würde es nützen, Brillen für Pferde gibt es ja nicht. Ich hatte gedacht, dass er vielleicht das fehlende Sehen durch mehr Hören ausgleicht und deswegen so schnell schreckt? Gibt es das?
In Rente schicken möchte ich ihn nicht, er ist ja noch nicht wirklich alt 17 und wie gesagt, topfit. Beim Turnier ist er sehr "beherrscht", man merkt ihm an, wie er seinen Job gut machen möchte. Was mir auch aufgefallen ist: er mag auch nicht mehr gern wegfahren und Veränderungen. Früher ist er in den Hänger allein eingestiegen, jetzt macht er immer ein paar Minuten rum, bis er sich quasi ergibt und einsteigt. Ich mache ihm keinen Druck, er geht dann schon nach ein paar Mal hin und her zwitschern in den Hänger rein, aber er würde wirklich lieber zuhause bleiben. Auf dem Abreiteplatz wiehert er seit neustem auch nach seinen Kumpels, das hat er sonst auch noch nie gemacht. Ich hoffe, das wird sich nicht noch verstärken, sonst habe ich ein wirkliches Problem (wenn ich ein zweites Pferd dabei habe ist es noch schlimmer, dann schreit er sogar in der Prüfung.... das geht gar nicht).
Hattet ihr auch den Eindruck, dass eure älteren Pferde auf einmal so an Zuhause hängen?
Ines
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Gast

Beitrag von Gast »

Ich habe vor Jahren ein Pferd vom Typ "heißer Ofen" übernommen. Trakehner mal Halbblut. Grinsel mal Cardinal.

Kardinal stand damals in dem Ruf, "Weltpferde" zu liefern.
Aber schwierig!

Oh ja, das kann ich betätigen.
Wenn da eine Ameisen über den Weg lief ..... !
Oder ein Sandkorn weg rollte .... !

Grundsätzlich könnte ich aber genau das entgegen gesetzte Verhalten feststellen. Je länger ich mit diesem Pferd gearbeitet habe, desto gelassen wurde dieses. Frei nach dem Motto:
Der Alte oben reagiert nicht, also ist das auch nicht gefährlich!

Aufgrund der Erfahrungen mit diesem Pferd bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass man mittels der eigenen Gelassenheit einem Pferd die notwendige Sicherheit vermitteln kann.
Zuletzt geändert von Gast am So, 13. Jan 2013 12:02, insgesamt 1-mal geändert.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Da Du dieses Pferd immer hattest, wäre es schon unwahrscheinlich, dass sich etwas an Eurem Vertrauensverhältnis geändert hat. Und Du wirst auch keine Änderung in Deiner Anspannung haben, im Vergleich zu vorher, oder?

Für mich hört sich das auch sehr nach Sehfehler an. Ich würde mich einmal nach darauf spezialisierten Kliniken erkundigen. Ich meine, vor längerer Zeit irgendwo gelesen zu haben, dass es durchaus Therapiemöglichkeiten geben kann. Der Hinweis auf Kurzsichtigkeit klingt für mich auch nachvollziehbar.
fossil51
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Beitrag von fossil51 »

Hallo Ines!

Als ich deinen Beitrag gelesen habe dachte ich, jetzt muss ich auch mal was schreiben!
Ich erkenne mein Pferd genau in deiner Beschreibung wieder. Er ist allerdings 23 und ich besitze ihn seit 15 Jahren. Bisher auf dem Platz und Gelände immer sehr zuverlässig, wenn auch immer flott unterwegs.
Vor geraumer Zeit (kann das gar nicht mehr so genau festmachen) fing er von Zeit zu Zeit an, Dinge anzustarren. Habe das dann "überritten" und einach weitergemacht, aber nach einiger Zeit doch einen TA gerufen. Aber ausser an den normalen Alterserscheinungen ist an den Augen nichts festzustellen! Ach ja: der TA sagte noch, dass es nicht das erste mal wäre,dass er davon hört, dass ältere Pferde sich Eigenheiten zulegen...
padruga
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Beitrag von padruga »

dass ältere Pferde sich Eigenheiten zulegen...
hüstel, nicht nur Pferde... ich bin auch nicht mehr so wagemutig wie in jungen Jahren und schaue mir Manches jetzt auch lieber erst mal 3 mal an...
Ich glaube außerdem dass es stark mit dem Grundcharakter des Pferdes zusammenhängt, zumindest meines war immer sehr aufmerksam und hat auf Alles und Jedes (auch Menschen auf ihm) extrem aufgepasst, hat sich menschlich gesprochen "für alles verantwortlich gefühlt" (auch für die Herde) und sich dadurch oft selber unter Stress gesetzt. Vertrauen zu mir hatte es trotzdem, ist auch überall hin und durch gegangen, aber schon immer mit höherem Adrenalinpegel wie die anderen. Im Alter war dann seine Entwicklung verstärkt in die Richtung "puh, hoffentlich übersehe ich nichts Wichtiges, ich schau lieber nochmal schnell..."
Ines
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Beitrag von Ines »

Die Sache mit dem Vertrauen geben war für mich überhaupt erst der Zugang zu diesem Pferd, als ich es gekauft hatte, ähnlich wie bei dir, Gast. Er geht mit mir auch überall hin, manchmal innerlich zitternd wie Espenlaub, aber er vertraut mir trotzdem. Jetzt ist es eher so, dass er eben vor Sachen Angst hat, die er früher zwar beäugt, aber trotzdem beruhigt umkreist hätte. Schwer zu erklären.... Vielleicht bin ich selbst auch etwas vorsichtiger geworden mit den Jahren, kann sein. Ängstlicher aber eher nicht, sonst könnte ich mich auf meinen Jungen nicht draufsezten, bei dem Gehopse ;) Ich gebe aber zu, dass ich mich oft wirklich sehr zusammenreißen muß, nicht ungeduldig und ärgerlich zu werden, wenn er das zehnte Mal den Schubkarren anstarrt und sich dabei völlig steif macht......Ommmm - Was mich auf jeden Fall schon mal beruhigt, ist, dass es wirklich noch mehr solcher Fälle gibt. Denn bisher hatte jeder, dem ich was davon erzählt hat, nur Erfahrungen mit Pferden, die im Alter eben immer ruhiger werden! Nächste Woche kommt eh der Tierarzt, den werde ich auch nochmal ausquetschen. Auf jeden Fall schon mal vielen Dank für eure Einschätzungen, wie gesagt, beruhigend, dass der Bub kein Einzelfall ist!
LG von Ines
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Gänseblümchen
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Beitrag von Gänseblümchen »

Ich habe meine beiden Pferde erst im "fortgeschrittenen" Alter bekommen. Mein Wallach war schon immer durchgeknallt. Mal ein totales Sensibelchen und dann druch einen Bombeneinschlag nicht aus der Ruhe zu bringen. Und das ist jetzt seit 6 Jahren so und wird wohl auch so bleiben.
Meine Stute ist jetzt 22 und dank Korrektur reiten wieder "frischer" unterwegs.. allerdings nicht verrückt oder sonst was...

Ich kann nicht sagen wie die beiden in jungen Jahren drauf waren.. Deshalb kann ich leider nicht mitreden...
gerrudy
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Beitrag von gerrudy »

Also, meine alte Stute ist inzwischen Mitte 20. Sie ist seit einigen Jahren in Rente und steht im Offenstall - ob sies ich also bei der Arbeit verändert hätte, kann ich nicht beurteilen....

Aber im Umgang ist sie deutlich schreckhafter geworden. Wenn sie frisst und ich an der Boxenwand stehe und ihr zusehe - und ich mich dann bewege, ein Handschuh hinfällt, eine Tür klappert - die schreckt jedesmal zusammen und muss dann auch erst mal lange in die Richtung starren.

Ich habe den Eindruck, dass sie deutlich schlechter gucken kann seit einiger Zeit...
Ines
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Beitrag von Ines »

So, jetzt habe ich mal bei der letzten Gelegenheit die Augen des Herrn untersuchen lassen. Laut Tierarzt sieht er auf dem einen Auge perfekt und auf dem anderen hat er eine minimale Fehlsichtigkeit. Würde durch jede Ankaufsuntersuchung ohne wenn und aber kommen 8) Daran kann es also nicht liegen! Also bin ich danach beim Reiten etwas weniger "rücksichtsvoll" gewesen, nach dem Motto "da müssen wir jetzt durch, ich bitte um Konzentration!!" - und siehe da, der Herr kann trotz einiger Ablenkungsversuche konzentriert mitarbeiten. Fazit für mich: es lag wirklich auch an mir, zu viel Nachdenken und ein Teil auch zu viel Rücksichtnahme. Was nicht heißt, dass ich ihn jetzt plage, aber ich reite trotz Glotzerei weiter und verlange an dieser ominösen Schreckstelle jetzt sogar noch mehr Konzentration, indem ich genau da vielleicht angaloppieren möchte oder eine Traversale einschiebe :shock: und es geht! Das Ganze ist allerdings ziemlich anstrengend... So scheint es also bei uns beiden sich entwickelt zu haben: je älter wir werden, desto mehr denken wir nach über mögliche Folgen - lasst uns vorsichtig sein. Dann bin ich ja mal gespannt, wo das hinführt, zusammen sind wir ja erst 68 :lol:
Grüße von Ines
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Ines
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Beitrag von Ines »

Hallo, ich habe dieses Thema nochmal vorgeholt, da ich per Zufall meinen letzten Eintrag nochmal gelesen hatte. Und ich muß meinem Pferd große Abbitte leisten: Zwischenzeitlich hat sich nämlich herausgestellt, dass das kein "Getue" vom Pferd war. Der Arme hatte Schmerzen in den Sprunggelenken. Da er ein Kämpfer und Läufer ist, hat er nicht gelahmt aber durch die permanenten Schmerzen war er nervlich völlig angespannt, daher die "Glotzerei". Im fortgeschrittenen Stadium fing er dann doch an zu lahmen und wurde natürlich behandelt bzw. bekommt weiterhin Medikamente usw. Mit dem Rückgang der Schmerzen ging auch gleichzeitig die Schreckhaftigkeit zurück - für mich hat das Ganze wieder mal gezeigt, dass Pferde uns niemals etwas vorspielen, man muss einfach nur genau hinschauen...... Man stelle sich vor, dass man selbst permanent Kopfschmerzen hat, kann man als Außenstehender ja auch nicht sehen, aber man ist nervös, gereizt usw. Warum sollte es Pferden nicht auch so gehen? Das habe ich daraus gelernt.
Ines
Ärgere dich nie über ein Pferd, du könntest dich ebensowohl über deinen Spiegel ärgern.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Hallo,


das finde ich toll, das Du noch mal dazu schreibst, so bleibt es nicht in der Kategorie, Kuriose Pferde sondern, es bleibt dabei, hinzuschauen.

Es ist doch immer wieder eine Gratwanderung zwischen eingeschlichenen Gewohnheiten und Unwohlsein zu unterscheiden.

Wer denkt beim Starren schon an Füße?


LG
Ulrike
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