Erfahrungen mit Aktivställen?

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

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amara
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Beitrag von amara »

Meine Erfahrungen mit HIT Aktivställen sind auch sehr begrenzt gut.

Massives Problem war im letzten Stall wirklich auch die herdenweise völlige Überfettung der Pferde. Natürlich halte ich mit Futter die Herde ruhig, das ist klar. Aber ob das gesund ist... sicherlich nicht.
Bewegungsanzreize mit getrennt Wasser und Futter gab es - aber den Pferden war das EGAL!!!! Dann wird lieber gedurstet und 1-2mal am Tag (hahaha.... welch ein "Bewegungs"anreiz...) geht man zum Trinken. Weder gesund, noch wird man davon auch nur 1g leichter!

Problematisch ist einfach auch in Pensionsställen der ständige Bestandswechsel, damit auch die nonstop Ein- und Ausgliederungen. Damit viel Unruhe, immer wieder Verletzungen, ausgepowerte Pferde.

Zusätzlich war beim letzten (und ranghöchsten) Warmblüter im Aktivstall dann auch irgendwann klar - ich brauche kein Pferd mehr ernsthaft reiten wollen am Abend, das den ganzen Tag Herdenboss gespielt hat. Der war einfach jeden Abend müde, faul und desinteressiert. Faktisch nicht möglich, ihn auf ein Dressurmäßig höheres Niveau zu bringen.

Massig Probleme dann auch mit gezielter Fütterung. Ist halt im Aktivstall nicht möglich. Das fängt bei Medikamenten an, und hört bei bestimmten Ergänzungsfuttermitteln auf.

Tja. Hab das Pferd dann raus, bevor ich ihn durch die Tür rollen musste... Ergebnis nach einem halben Jahr Paddockboxenhaltung mit Weidegang: Ein glückliches, zufriedenes, entspanntes, leistungsfähiges Warmblöd mit halbwegs normalem Bauchumfang. :D
Für Jungpferde und weniger belastete Freizeitpferde, die möglichst alle ähnliche Futterbedürfnisse und keinerlei Einschränkungen haben, finde ich Aktivställe (NEIN, es muss nicht HIT sein!!!!) klasse. Für den Rest - weniger klasse. :wink:
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Wie immer kommt es auf das Konzept und das Pferd an.
Wir haben hier in der Nähe ein sehr vorbildlichen Aktivstall.
Reiter können sich aussuchen ob Heu ad Libidum oder portioniert am Automaten. Alles sehr gepflegt und gut durch dacht.
Aber trotzdem hätte ich mein Pferd dort nicht einstellen wollen. Denn auf dem zweiten Blick sah ich, das rangniedere Pferde an den Futterständen "gemoppt" wurden in dem sie dort nicht rein gehen durften oder dieses nur unter massiver Belästigung durch die Ranghöheren Tiere möglich war.
Das ist Stress pur (wie Amaras Beitrag zeigt für beide Seiten) und lässt sich für mich auch nicht weg diskutieren.
Außerdem war der Stall für mein Bauchgefühl zu hoch belegt. Das sorgt für dauerhafte latente Unruhe in der Herde.
Die Grundidee halte ich für sehr gut. Die Praxis muss halt im Individualfall zeigen ob es für das eigene Pferd eine gelungene Haltungsform ist oder ob es in anderer Haltung besser aufgehoben ist.
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Filou
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Beitrag von Filou »

Ui, DA gibt's einen Aktivstall? Fein! Gut zu wissen für den Fall, dass mal wieder jemand aus der Ecke fragt ;-)

Na, dann hat die Stallbesitzerin doch genug Erfahrung, dass sie das Pferd schon noch integriert bekommt.
Katja, * 1975, 165 cm, Dipl.-Ing.
Filou, * 1996, 170 cm, Schulpferd a.D.
minou
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Beitrag von minou »

Bei uns sind alle rank und schlank. Die Herde ist sehr friedlich. Die Besitzerin kümmert sich vorbildlich und Extrawurst wird gegen Bezahlung gerne erfüllt.
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
horido
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Beitrag von horido »

Hallo Minou,

bei uns bleiben die Pferde auch erst über Nacht im Aktivstall, wenn sie sich selbst Futter am Automaten abholen. Sie stehen nachts in einer Box, wo sie abends Heu bekommen und kommen dann morgens hungrig in den Aktivstall. Am Anfang werden sie regelmäßig beim abäppeln oder kontrollieren in die Automaten geführt. Später gehen sie dann morgens meist schon alleine. Ein Pferd 24 Stunden hungern zu lassen wäre mir allerdings zu gefährlich. Da hätte ich Angst w/ Kolik. Wenn es kein Kraftfutter nimmt, wäre mir das egal, aber Heu muss schon sein. Es gibt Pferde, da ist die Eingliederung in einer Woche vollzogen und man meint, die wären immer schon da gewesen und es gibt Fälle die stehen ewig noch nachts in der Box, aber irgendwann kapierts selbst das dümmste Pferd.

Ich müsste mich mal erkundigen wie lange die bis jetzt längste Eingliederung gedauert hat. Wir haben auch viel Fluktuation, aber ich finde das gar nicht schlimm, da es überraschenderweise meist sehr unspektakulär zugeht. Ich finde es eher eine schöne Abwechslung für die Pferde, wenn immer mal wieder neue Pferde dazukommen und sie sich mit diesen auseinandersetzen (nicht im Sinne von kämpfen, sondern kennenlernen) müssen. Da Fluktuation ja immer als Horrorszenario dargestellt wird, hatte ich anfangs auch bedenken, aber mittlerweile sehe ich es wirklich sogar positiver als immer die gleiche Gruppenzusammensetzung.

Die neuen Pferde haben natürlich wirklich Stress und sind bis sie richtig angekommen sind wahrscheinlich auch nicht so belastbar, aber die alten Hasen lassen sich durch ein neues Pferd nicht aus der Ruhe bringen (höchsten 5 Minuten). Bei uns stehen auch Pferde, die aufgrund von Alter und Arthrose nicht mehr so gut zu Fuß sind, auch die kommen gut klar (zumindest augenscheinlich).

Amaras Aussage, dass Aktivställe nur für Freizeitpferde sind, kann ich gar nicht nachvollziehen. Ich hole immer ein leistungsbereites kraftstrotzdendes Pferd aus dem Stall.
Pamina
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Beitrag von Pamina »

Meine beiden sind auch im Aktivstall, HIT - System. Meine Stute steht dort seit Anfang Mai 2013, mein Wallach durfte im August nachkommen, er war im Mai noch zu frisch kastriert. Unser Stall ist ein Musterstall der Firma HIT und die SB reisen viel herum und fungieren für HIT als Berater während der Planungs- und Bauphase.
Meine Erfahrung ist, dass es nicht am System selber liegt, wenn das Projekt Aktivstall in die Hose geht.
In vielen Aktivställen ist das Manko bei den Betreibern zu suchen, die oft wahllos alle Pferde aufnehmen, so dass völlig unpassende Typen zusammen gewürfelt werden und die Herde so unharmonisch wird.
Unsere SB wählen neue Pferde sehr genau aus, selektieren sehr stark und aufgenommen wird maximal einmal im Jahr zu Beginn der Weidesaison, wenn überhaupt. Denn wer einmal bei uns ist geht so schnell nicht mehr :-D. Sprich es gibt selten überhaupt mal einen freien Platz. Was am meisten Stress bringt sind hohe Fluktuationen und die Tatsache, dass dadurch nie eine wirklich konstante, harmonische Herde entstehen kann sondern es irgendwo permanent Rangstreitigkeiten gibt.
Sehr wichtig ist dass die pferde ordentlich angelernt werden und die Automaten bedienen können, bevor sie in die Herde können. Die Automaten stellen eine hohe Gefahrenquelle dar, wenn die Pferde sie nicht ordentlich bedienen, und z.B. rückwärts ausparken, statt die Ausgangsklappen zu nutzen. Dabei sind schon einige heftige Unfälle passiert.
Bei uns gibt es eine für alle 24/7 zugängliche große Strohraufe, und einen Heubereich mit zwei Futterhäusern und einen Heulagebereich mit einem Futterhaus. Zugang zu Heu- und Heulagebereich sind chipgesteuert durch Zugangsschleusen. In den Bereichen selber gibt es dann All you can Eat, also keine Automaten. Die Heuautomaten mag ich persönlich auch nicht so, aber das ist Ansichtssache. Die Häuser verfügen auf dem Papier über jeweils 12 Futterplätze, 4 Stück pro Seite, an einer Seite ist ein Tor zum Nachfüllen, wo hin und wieder auch der ein oder andere frisst, das ist aber etwas unbequem. De facto gehen meist 6 Pferde gleichzeitig an ein Haus, wenn sie sich besonders gut verstehen auch bis zu 9 Stück.
Mehr hab ich noch nie gleichzeitig gesehen. Bei uns reicht das aber absolut aus, dass alle Pferde in Ruhe und ohne Stress fressen können, unsere Herde umfasst ca. 22 Pferde, hab nie genau gezäht. Meine Stute ist eine der Ranghöchsten dort, mein junger Wallach gehört noch zu den Rangniedrigsten, und beide fühlen sich gleichermaßen wohl und geborgen in der Herde. Beide kommen gleichermaßen zum Fressen, zum Ruhen und zum Spielen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass bei uns das Rundrum einfach passt. Die Herde ist harmonisch, die Sauberkeit gut, das Futter ausgezeichnet und die Weiden gepflegt, die Leute supernett, und man macht sich einfach super viele Gedanken um das Wohl der Herde. Das ist alles mindestens genauso wichtig wie das Haltungssystem an sich.
Insgesamt muss ich sagen ist der Aktivstall für mich aktuell ein voller Erfolg in fast allen Belangen. Gut es gibt sicher Kleinigkeiten die man für sein Tier lieber anders hätte, aber damit kann ich gut leben. Beispielsweise hätt ich lieber ein anderen Mineralfutter als das dort gebotene, weil es für uns zuwenig Zink und Selen beinhaltet. Aber das ist wirklich Kleinkram, den man eben anders lösen kann.

Liebe Grüße
Pamina
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bea
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Beitrag von bea »

Ich bin erstaunt zu hören, wie groß viele eurer Pferdegruppen sind. Mein Wallach hat vor vier Wochen den Stall gewechselt und wir sind gerade dabei, ihn in die Wallachherde im HIT Aktivstall zu integrieren. Unser Stall ist im Vergleich zu vielen der hier beschriebenen Ställen sehr übersichtlich: Insgesamt etwa 16 Pferde, davon die Mehrheit in Boxenhaltung mit Ganztagespaddocks (z.T. auch zu zweit), zusätzlich zwei Aktivställe mit je einem Fütterungsautomaten. Im einen Aktivstall stehen drei Stuten, im anderen vier Wallache. Meiner wird nun seit etwa drei Wochen ganz langsam und schrittweise an das Herdenleben im Aktivstall herangeführt: Zuerst stand er in einem Integrationspaddock neben den Wallachen, dann neben den Stuten. Dann war er mal mit dem Herdenchef der Wallache auf der Weide, dann mit der ganzen Wallachgruppe. Außerdem haben wir ihn über Wochen hinweg schrittweise an den Futterautomaten gewöhnt: Zuerst nur durchführen, dann selber Türchen öffnen, dann auch Fressen etc. Heute war er nun zum ersten Mal fast den ganzen Tag mit den anderen Jungs zusammen im Paddock, verbringt aber die Nacht wieder in der Box. Falls es morgen weiterhin so gut klappt, wird er dann ev. gleich auch im Offenstall übernachten. Mit Fressen muss man wohl weiterhin noch ein wenig schauen und es ist auch davon auszugehen, dass er sich noch nicht gleich hingelegen darf. Aber das kommt hoffentlich alles noch! Die Stallbesitzer hier schauen wirklich unheimlich gut und haben jahrelange Erfahrung, sodass ich ihnen da voll und ganz vertraue. Als ich wegen einem Pensionsplatz anfragte und meinen Wunsch der Gruppenhaltung anbrachte, haben sie mir auch von vornherein ganz klar gesagt, dass es auch sein könne, dass es mit der Gruppe nicht funktioniere, und dass wir dann eventuell umdenken müssten. Das ist nun zum Glück nicht eingetroffen, aber ich bin doch auch froh, dass sie das so differenziert sehen. Ich selber bin bisher vom Konzept absolut überzeugt - sehe aber auch die vielen Punkte, die es zu beachten gilt, damit es gelingt.
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Pamina
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Beitrag von Pamina »

Bea, ich kann in unserer großen Gruppe auch beobachten, dass sich innerhalb der großen Gruppe mehrere kleine "Verbände" zusammen gefunden haben. Mein Wallach genau wie mein Stuti auch haben beide so 4-5 Pferde, mit denen sie hauptsächlich "zusammen" hängen und besonders gut können. Die einzelnen Verbände untereinander sind sich zwar auch sympathisch und spielen oder fressen mal beisammen, oder betreiben mal kurz Fellpflege, aber so richtig zueinander gehören tun die Pferde dann doch nur mit ihrem eigenen "Verband".
Es gibt auch einige, die gar nix miteinander anfangen können. Die lieben sich nicht, aber akzeptieren sich. Ist ja dann auch in Ordnung, solange alle miteinander harmonisch sind und es keinen Stress gibt.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

mal eine allgemeine Frage: welcher Typ Pferd passt nicht in einem Aktivstall? Bzw. wird bei dir Pamina aussortiert oder garnicht aufgenommen?
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bea
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Beitrag von bea »

Bei uns reichte halt der Platz schon gar nicht für größere Gruppen aus. Große Gruppen haben natürlich den Vorteil, dass sich hier mit größerer Wahrscheinlichkeit dicke Freundschaften bilden. Dafür stelle ich es mir organisatorisch ganz schön schwierig vor, wenn z.B. neue Pferde eingegliedert werden sollen.
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Beitrag von Pamina »

Unsere haben im Winter 3500Qm zur Verfügung, im Sommer zusätzlich riesige Weideflächen. Da ist immer Platz sich aus dem Wege zu gehen oder mal zurück zu ziehen.

loisachqueen, gute Frage.... ^^
Wichtig ist Sozialverträglichkeit und die Glaubwürdigkeit des Besitzers. Letztlich muss der SB sich ja erstmal auf die Schilderungen des Pferdebesitzers verlassen. Bei uns gibt es Fragebögen in denen gezielt gefragt wird, wie das Pferd aufgezogen wurde, wie es die letzten drei Jahren gehalten wurde, wenn Wallach wie lange gelegt und ob er schonmal aufgesprungen ist. Wie hoch der Futterneid ist, wie hoch man das Pferd selbst im Rang einschätzt, wie hoch das Dominanzverhalten ist etc. pp.
Unsere SB haben schon oft erlebt, dass die Pferdebesitzer ihre Pferde als Engel beschreiben und die Pferde sich nach der Ankunft als völlig untauglich erwiesen. Diese Pferde sind das sehr schnell wieder gegangen worden. Die Integrationsphase zieht sich sehr lange, die neuen pferde werden niemals alleine integriert sondern immer mind. zu zweit.
Eher bleibt ein Platz im Stall länger frei als dass ein pferd alleine in die Herde muss.
Ich habe meine Stute wirklich ehrlich beschrieben, auch auf die Gefahr hin, dass wir abgelehnt werden, weil es ja keinem nutzt wenn ich schwindle und dann etwas schief geht. Ich habe sie als dominant, mit hoher Individualdistanz und hohem Futterneid beschrieben. Gut fanden die SB meine ehrliche Beschreibung, deshalb durften wir trotzdem kommen und Stuti bekam eine Chance, und wirklich SEHR viel Zeit, anzukommen und Kontakte zu knüpfen und sich ganz gemächlich einzugewöhnen und vor allem UMZUDENKEN. Sie bekam einen eigenen Bereich im Stall abgetrennt, kam mit den anderen Neuzugängen gemeinsam auf die Weide (neutraler Boden), bekam soviel Futter dass sie es gar nicht notwendig hielt, futterneidisch zu sein (sie konnte es eh vertragen) und wurde dann sehr einfühlsam an alles heran geführt. Das war für sie perfekt, und die SB hatten ebenso genug Zeit, sie einzuschätzen und kennen zu lernen ohne Risiken einzugehen auf kosten anderer Pferde.
Der Aufwand hat sich gelohnt, heute ist Stuti mit dem Herdenchef verheiratet, frisst Nase an Nase mit allen, kommuniziert ganz vorzüglich und mag die Nähe einiger ausgewählter Herdenmitglieder sehr gerne leiden. Als ich sie das erste Mal mitten in der Truppe friedlich mit halb geschossenen Augen am Heu mümmeln sah hätte ich heulen können vor Freude... :oops:
minou
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Beitrag von minou »

Bei uns fliegen extreme Schläger, sehr hengstige Wallache die decken, oder auch die ständigen "Heuautomatenbewacher" raus, die vor lauter Futterneid die anderen Pferde nicht in die Ständer lassen. So einen hab ich aber erst einmal erlebt. Der hat nicht mal sein Kraftfutter abgeholt, weil er sonst den Heubereich hätte verlassen müßen.
Pferde verändern sich durch Haltungsbedingungen und da gibt es für einige Besitzer oft ein böses Erwachen. Der Wallach einer Freundin mußte vor ein paar Tagen ausziehen, weil er sich als "Vergewaltiger" entpuppt hat. Der hat seine Lieblingstute ganz übel zugerichtet.
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
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Beitrag von padruga »

mal eine allgemeine Frage: welcher Typ Pferd passt nicht in einem Aktivstall?
Ein Pferd z.B. mit einem großen Individualabstand und einem großen Bedürfnis nach Rückzugsmöglichkeit wie meine Vollblüterin beispielsweise. Die ist, (obwohl in einer großen Herde völlig frei aufgewachsen und bestens sozialisiert) von großen Gruppen in Laufställen eher genervt und liebt ihre ruhigen Ecken, wo sie allein sein kann und sie niemand "nervt". Sie beansprucht viel Platz um sich rum und steht auch nicht gerne eng mit anderen Pferden zusammen. Auf großen weiten Koppeln ist die Menge egal, da liebt sie auch große Herdenstärken. Aber es gibt ja den Winter..., und da sind diese normalen LG-Paddocks einfach zu unruhig und viel zu eng für sie.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Wie hält man dann zb extrem henstige Wallache artgerecht? Reine Walachgruppe? Aber mein Beispiel (meine RB) spielt da auch Dauertyran. Bekommt zwar vom Herdenchef dann und wann eine vorn Latz geknallt, aber versucht es immer wieder. Pferd 3 in der Herde wird dauer tyranisiert von ihm. Deshalb wurde er inzwischen wieder vereinzelt.

Meine Überlegungen sind rein hypotetisch, es steht keine Umzugsdebate im Rahm. Ich frage mich das nur allgemein.... wenn ich mir in der weit entfernten Zukunft irgendwann man ein Pferd zulegen sollte, was sich ähnlich benimmt.
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Nilspferd
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Beitrag von Nilspferd »

Mein Pferd steht jetzt auch seit 2 Jahren in einer Art Aktivstall. Wir haben eine Kraftfutteranlage von Schauer, d. h. es schließt sich hinten komplett und nicht wie bei HIT (früher?) nur eine Gerte. So kann kein Pferd von hinten drängeln und/oder beißen. Die Kraftfutterstation dient hauptsächlich der Selektion ob Raufutter/Weide oder nicht. Raufutter wird an einem Futtertisch gefüttert, an dem bei voller Besetzung ca. 20 Pferde Platz finden (früher Rundraufen). Die Herde umfasst ca. 30 Pferde (mal ist es einer mehr und dann auch mal einer weniger) und ich glaube das Geheimnis ist, dass sie bei uns echt Platz haben. Wir haben in der Nähe zwei HIT-Aktivställe, wo einfach zuviele Pferde auf zu kleinem Raum stehen, so dass es dort tatsächlich häufig zu Verletzungen kommt. Neuzugänge werden bei uns meist problemlos aufgenommen (nach Möglichkeit sind dann auch die Weiden offen) und werden so lange per Hand an die Futteranlage gewöhnt, bis es wirklich sitzt.
Ich war anfangs auch skeptisch, mehrere Versuche im Offenstall schlugen fehl, mein Pony fühlte sich einfach nicht wohl, im jetzigen Stall wirkt er sehr glücklich. Auch die alte Stute meiner Freundin hat sich problemlos in die Herde integrieren lassen (mit damals 26 Jahren) und genießt die Sicherheit in der Herde. In der Weidezeit sind einige Pferde ziemlich mopsig, aber grundsätzlich ist der Futterzustand meistens ok.

http://www.peerstall.com/pension.html
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.
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