Zügel- bzw. Handhaltung

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Yve9979

Zügel- bzw. Handhaltung

Beitrag von Yve9979 »

Hallo zusammen,

hier mal ne wirklich ganz doofe Frage.

Aber:
wie haltet ihr eure Hände beim Reiten? Eher hoch, eher tief? Wo in etwa? Eher breit auseinander?

Meine Frage kommt daher:
in dem Stall, wo ich mein Pony untergestellt habe, gibt nun jemand seit etwa 5 Wochen Unterricht, wo ich bisher 3 x mit gemacht habe. Allerdings ist die Handhaltung hier komplett anders und ich fühle mich unwohl.

Wie handhabt ihr das? Welche Unterschiede macht ihr hinsichtlich Ausbildungsstand des Pferdes und Reiters und auch den anatomischen Gegebenheiten des Pferdes?

Vielen lieben Dank!
horsman
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Beitrag von horsman »

M.E.gibt es nicht DIE eine Position für die Hände.
Je nach Reiterfigur/Bedarf/Pferd/Situation/Ausbildungsstand ist es nötig die Hand unterschiedlich hoch bzw. tief zu halten oder auch breiter auseinander zu nehmen.

Meine (die) Grundposition ist aber so in etwa 10- 15 cm auseinander und ca. 1 Handbreit über dem Widerrist, also so weit vom eigenen Körper weg, dass die Oberarme nahezu senkrecht herunter hängen (auf keinen Fall zurück genommen, aber auch nicht zu sehr nach vorne weg getreckt).

Handgelenk leicht gerundet (ohne zu krampfen), Zügel zw. Daumen und 2. Glied des Zeigefingers fixieren, die restlichen Finger dann locker (halb) schließen.
lalala

Beitrag von lalala »

Hm...also eigentlich halte ich sie völlig normal etwa eine Handbreit über dem Widerrist, schön aufrecht getragen und ca. hüftbreit ....in Ausnahmesituationen (wenn die Stute partout gegen die Hand büffelt und den Hals nicht fallen lassen will) geht die innere Hand runter und die äussere wird etwas vom Körper weg erhöht getragen "Fliegerhaltung".
Zuletzt geändert von lalala am Mo, 03. Dez 2007 14:13, insgesamt 1-mal geändert.
muppet
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Beitrag von muppet »

Ich passe meine Handhaltung auch Pferd und Situation an.

Generell kann ich sagen, dass ich auf meinem Pony die Hand tiefer habe, als wenn ich ein Großpferd reite. Das ergibt sich aus dem sehr kurzen, tief angesetzten Hals.

Ansonsten halte ich die Hände tiefer und breiter bei Jungpferden oder Korrektur und zu Beginn der Stunde. Später bzw. Zielposition ist in etwa so wie von Horsmän beschrieben. Ich würde sagen ein bis zwei Hand breit über dem Widerrist und 10-20 cm auseinaner. Wichtig ist mir, dass ich Arm und Ellenbogengelenke entspannt dabei halten kann.
Ich agiere recht flexibel mit der Hand, gebe also auch mal den ganzen Arm und damit die Hand vor oder nehme ihn ggf auch mal zu seitlichen Führung.

Mein Probelm sind meine Hände selbst. Ich neige zu einer leicht verdeckten Hand und habe große Probleme, die Hand, in der ich die Gerte führe, tatsächlich wirklich aufrecht hinzustellen. (bei Großpferden wieder weniger als beim Pony, keine Ahnung warum).
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Jeanny
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Beitrag von Jeanny »

@ Yve:

Wie wird Euch die Handhaltung denn vom neuen RL gelehrt?
Welche Reitsituation mit welcher Handhaltung geritten und hast Du den RL schonmal drauf angesprochen WARUM er das so macht, und dass es Dir persönlich unangenehm ist?
Dann sollte ein guter RL Antworten und für Dich passende Lösungen haben!

Bei der Handhaltung kann ich mich Muppet eigentlich anschließen, kommt immer auf´s Pferd an und wo man grad nen Hänger hat...
LG Jeanny
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Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Bisher trug ich die Hände etwa halbe Handbreite bis 1 Handbreite über dem Widerrist (Pony mit kurzem Hals und recht engen Ganaschen) und ca. 15 cm auseinander (neige aber dazu, oft zu eng zusammen zu kommen).
Nun sollen die Hände mind. 1 - 1,5 Handbreit hoch und etwas hüftbreit getragen werden.
Die RL gab folgende Begründung ab: man wäre mit so breit und hoch getragenen Händen viel sensibler in den Händen und nachgiebiger.
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Jeanny
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Beitrag von Jeanny »

Also hüftbreit reite ich auch meistens, gerade in der Aufwärmphase, damit das Becken locker durch die Hände schwingen kann, wenn man leichttrabt.
Höhe variert bei mir ständig, da ich meist korrekturbedürftige Fremdpferde reite, die nicht konstant in der Anlehnung sind.

In etwa die Höhe der Hand an den Bauchnabel anpassen, das ist so meine Grundhaltung.
Wenn es sensibel und nachgiebig sein soll, musst Du Dich doch auch wohl fühlen... :?

Ich würd da einfach nochmal ein klärendes Gespräch in der nächsten Stunde oder davor suchen und das Problem erörtern, denn so macht der Unterricht doch auf Dauer keinen Sinn und vor allem keinen Spaß!
LG Jeanny
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Also ich hab mal gelernt, daß der Unterarm vom Ellenbogen zum Pferdemaul etwa eine gerade Linie ergeben soll, um präzise Hilfen geben zu können. damit würde sich Breite und auch Höhe der Handstellung von selbst ergeben. Aber es stimmt schon, das variiert je nach Pferd. ein bißchen. LG Abeja
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Yve hat geschrieben:man wäre mit so breit und hoch getragenen Händen viel sensibler in den Händen und nachgiebiger
Also das glaube ich nicht.
Probier selber aus: die Hände entspannt herabsinken lassen und ein bißchen spielen, als hättest Du Zügel in der Hand. Und dann hebst Du die Arme, daß sich im Ellbogen ein rechter Winkel bildet. Bei mir werden da automatisch die Schultern fester (dieser Muskel, der "auf" den Schultern langläuft und bei den Bodybuildern immer so ausgeprägt ist...), und es ist auch kein ganz so leichtes Spiel mit den Fingern mehr möglich. Das nimmt auf dem Pferd dann Einfluß auf den ganzen Sitz.
Ich reite selber möglichst mit tiefen entspannten Händen, Fäuste aufgerichtet, Daumen als Dach (wichtig, nicht ausgestreckt!) oben drauf, möglichst eine lockere leichte Rundung des Handgelenks. Und wenn es dann notwendig wird, nehme ich die Hände auch mal nach oben, versuche aber, unverzüglich wieder runter zu gehen und die Aufrichtung mehr über das Kreuz zu erreichten (resp. über meine eigenen Beckenaufrichtung).
Soweit zumindest die Theorie...
ottilie
Es grüsst ottilie
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Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Miri
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Beitrag von Miri »

Hallo,
also ich habe es ständig umlernen müssen :o :P anfangs weder tief noch hoch (einfach "frei" über dem Sattel-ist aber zu lang her, als dass ich noch weiß wie hoch ich da die Hände hatte), später dann beim Unterricht auf Islandpferden sollte ich die Hände oft in schnelleren Gangarten als Schritt tiefer nehmen um das Pferd "rund zu kriegen" oder um den "Trab zu erhalten" :roll: heute könnt ich mich drüber aufregen :x . Habe in Portugal dann aber Besseres gelernt und mir schnell abgewöhnt die Hände so tief zu halten. Dort wurde mir dann beigebracht die Hände eher etwas höher zu nehmen und nicht zu eng (etwa 1 1/2 Faustbreit platz dazwischen) zu tragen. Höher deshalb weil der Druck nicht auf die Zunge sondern auf die Maulwinkel gehen soll und das Pferd in die gewünschte Haltung "fallen" soll und nicht hinein gezwungen werden soll :wink:
Gruß,
Miri
BM Bazooka
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Beitrag von BM Bazooka »

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß umso tiefer die Hände sind, sie umso starrer werden. Sprich: Kann ich alle Gelenke meines (Ober-)körpers dann noch unanbhängig voneinder bewegen? Hinzu kommt, daß der ellbogen durchgedrückt wird, was eine sensible Einwirkung mit den muskeln eines Fingers behindert, ja verhindert...
Nur wer Pferde als freie, lebendige Partner und als Geschöpfe Gottes anerkennt, wird den Adel ihres Wesens und schließlich ihre Zuneigung erfahren.
Hans Heinrich Isenbart
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Habe auch mal eine Frage zur Hand.

Mein Problem ist seit ich denken kann, dass ich immer den unteren Teil der Hand, also Ring- und Kleinen Finger leicht abspreiße und daher die Hand nicht geschlossen halte.

Jetzt habe ich am Mittwoch bei einer neuen Reitlehrerin geritten. Die sagte, dass ich auf einen Level wäre, wo es wichtig ist, dass wir da jetzt dran arbeiten und der Rest meines Sitzes quasie Perfekt wäre (sofern es sowas gibt). Soweit so gut.
Jetzt forderte sie, dass ich die Hand schließe, mehr aufrichte (also Daumen mehr noch Hinten kippe) und die Hand leicht V-Förmig öffne.

Resultat war, dass mein Pferd sich völlig verkrochen hat und total unzufrieden war, vermutlich weil ich durch die ungewohnte Handhaltung starr, fest und unflexibell wurde.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage:
1.Wie weit Winkelt ihr das Hangelnk nach Hinten-Oben an (bzw sollte es sein). Mein Gefühl, sagt mir, dass meine Hände besser entspannen, wenn ich die Hände nicht nach oben Anwinkel. Bei Sally Swift, steht aber auch, dass das Hangelenk leicht angewinkelt werden soll, damit die Knochen einen Linie bilden. Bin mir unsicher ob es vielleicht nur das ungewohnte Gefühl ist, welches mich veranlässt noch zu fest im Hangelenk zu werden. Auf Bildern sieht man aber fast nie dieser "korrekte" Handhaltung.

2.Was soll das mit dem V-Förmig. Habe das zwar auch mal irgendwann gelern, mir bleibt hier aber der Sinn irgendwie verschlossen.


Lg nadine
Lala
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Beitrag von Lala »

muppet hat geschrieben:
Mein Probelm sind meine Hände selbst. Ich neige zu einer leicht verdeckten Hand und habe große Probleme, die Hand, in der ich die Gerte führe, tatsächlich wirklich aufrecht hinzustellen. (bei Großpferden wieder weniger als beim Pony, keine Ahnung warum).
Das kenn ich auch. Bei meinem Pferd ist es aber anders fast nicht möglich, da sie einen sehr breiten Hals und Rumpf hat. Entweder trage ich die Hände(mindestens die Hand mit der Gerte) leicht verdeckt oder ich müsste sie viel weiter auseinanderhalten, damit die Gerte nicht mit dem Hals oder meinem Schenkel in Konflikt kommt.
Aus der leicht verdeckten Position kann ich aber trotzdem noch feinfühlige Zügelhilfen geben und halte die Hände sehr viel ruhiger als wenn ich sie sehr breit führe oder mich die Gerte ständig stört, so dass ich da nicht so ein grosses Problem sehe.
horsman
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Beitrag von horsman »

ich denke, die Handhaltung muss der Situation und entsprechend der gewünschten Wirkung angepasst sein. Es gibt dutzende von sinnvollen Handhaltungen. Höher, tiefer, breiter, weg vom WR, nah am WR, eingedreht, feste Finger, geöffnete Finger, Nägel nach oben, leicht verdeckt, usw... und das in allen Kombinationen rechts/links.

Die Lehrbuchbilder sind doch nur der eine, neutrale Idealzustand der Handhaltung, zu der man sicher finden muss und der mal eine Grundhaltung wieder gibt.

Das allerwichtigste bei aller Handhaltung ist mE die Realisation einer main fixe, also einer Hand, die niemals zurückzieht, auch wenn sie mal widerstehen muss. Hört sich simple an, ist aber nicht gar so leicht umzusetzen, wor allem wenn die Hand mal die Position ändern muss.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

@Horsmän:
Sehe ich (zu 98% :wink: ) genauso...aber wie ist dass den nun mit der V -Form, egal ob breit, tief, hoch, eng....und auch die Winkelung des Handgelenkes... das die Hand beweglich sein sollte und sich der Situation anpasst...klar.
Aber wie gehen ja immer wieder in eine Art "Grundhaltung" zurück, aus der wir dan einfühlsam auf die Reaktion des Pferdes reagieren, um es langfristig dazu zu bekommen, dass es meiner Hand freudig folgt und die Hand sich scheinbar nicht mehr bewegt.
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