Kurs mit Richard Hinrichs 21.11.10 in Großbarkau

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Josatianma
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Kurs mit Richard Hinrichs 21.11.10 in Großbarkau

Beitrag von Josatianma »

Der Nebel an diesem Sonntagmorgen ist so dicht, dass ich keine 50 Meter weit sehen kann., während ich mit Gurbe im Gepäck auf dem Weg zum Kurs mit Richard Hinrichs bin.
Ich bin aber gut in der Zeit und so kann ich in aller Seelenruhe mit 50 km/h die Straße entlang schleichen.
Wir kommen wohlbehalten an und unsere Box ist auch bezugsfertig. Leider fiel der erste Kurstag aus, weil Herr Hinrichs zu Hause einen schweren Kolikfall hatte. Nun bin ich gespannt, wie intensiv der "halbe Kurs" wird und ob ich genauso so viel mitnehmen kann wie im letzten Jahr.
Gurbe und ich sind erst mittags dran und so haben wir jede Menge Zeit. Ich bin schon wieder aufgeregt und es tut mir gut erstmal bei den Anderen zusehen zu können. Gurbe wirkt auch etwas angespannt. Er äppelt in seiner Box ohne Ende und hat leicht Durchfall. Das kenne ich von ihm gar nicht.
Auf dem Außenplatz reiten wir dann auch sehr lange Schritt und versuchen uns gegenseitig zu beruhigen. Als wir dran sind, bin ich schon etwas ruhiger. Nach einer kurzen Begrüßung reite ich Gurbe noch ein wenig im Schritt und beginne mit SH auf dem Zirkel. Daraus lasse ich Gurbe immer wieder frisch antraben. Ich habe ein gutes Gefühl und werde mutiger. Ich reite an den langen Seiten wieder im Schritt SH und lasse Gurbe angaloppieren. Das SH im Galopp gelingt uns ganz gut. Und das, obwohl die lange Seite so schnell vorbei ist. Die Halle hat extrem kleine Maße und ich habe öfter das Gefühl, die Kurven nicht zu schaffen. Aber mein Pferd stellt sich geschickter an als ich dachte. Für das SH, vor allem auf der rechten Hand, bekomme ich den Hinweis mein inneres Bein weiter vorn zu lassen. Auf dem Video sehe ich das auch. Außerdem weist Herr Hinrichs mich gnadenlos immer und immer wieder darauf hin, dass ich meinen Oberkörper zurück nehmen soll. Recht hat er! Aber es fällt mir so schwer. Rechtes Bein vor, Oberkörper zurück und schwups, hatte ich kurz einen Krampf im Bein und es hakte im Hüftgelenk. Also doch das falsche Hobby.
Nun soll ich an den langen Seiten im Trab Travers reiten. Ich habe Mühe, ausreichend Biegung zu schaffen und obwohl die Halle kurz ist, geht uns das Vorwärts verloren. Hier soll ich mir vorstellen, den Seitengang im Mitteltrab zu beenden. Das kommt mir bekannt vor. Im letzten Jahr bekam ich diesen Tipp schon, also muß ich noch mehr daran feilen. Wir machen weiter mit Galopp-Schritt-Übergängen. Gurbe zündet ganz gut, allerdings ist mein timing in den Schritt nicht ganz glücklich. Wenn ich darauf achte, den Übergang dann zu reiten, wenn die Vorhand quasi noch in der Luft ist, kommt die Parade besser am äußeren Zügel durch.
Zum Ende der ersten Einheit soll ich Schrittpirouetten reiten und daraus angaloppieren. Nach links gelingt es uns ganz gut. Ich muß hier aber auch wieder darauf achten, das rechte Bein nicht zu weit hinten und zu stark einzusetzen. Nach rechts ist es eher eine mittelschwere Katastrophe. Ich verdrehe mich, werde steif und verliere das Gefühl für die Bewegung. Als konsequente Folge meiner Ungeschicklichkeit setzt Gurbe mich nach links und verspannt sich genauso wie ich. Herr Hinrichs gibt mir den Tipp, die Schrittpirouetten nach rechts eine Zeitlang in Außenstellung zu reiten, damit Gurbe hinten weiter abfußt und ich ihn dann vielleicht auch flinker bekomme. Dann erst wieder an die Innenstellung denken.
Nun soll ich noch einmal versuchen, Gurbe zu halben Tritten zu ermutigen und daraus angaloppieren. Aber die Luft ist jetzt irgendwie raus und wir beenden diese Einheit, um am Nachmittag dort weiter zu machen.

In der Mittagspause sehe ich noch mal nach Gurbe. Er wirkt in seiner Box mit Blick auf den Hof eigentlich ganz ruhig und ich sammle die angefallenen Äppel raus. Als wir am Nachmittag dran sind, muß ich Gurbe gut zureden. Er war gedanklich scheinbar schon im Feierabend. Die Einheit beginnen wir mit den Schrittpirouetten. Diese soll ich nun abwechselnd in Innen- und Außenstellung reiten. Es fühlt sich ein bisschen komisch an, aber gerade nach rechts fußt Gurbe schon etwas rhythmischer. Auf dem Video sehe ich aber, dass es teilweise noch hakt.
Dann geht es weiter mit halben Tritten bzw. Piaffe. Herr Hinrichs unterstützt von unten und meckert heute gar nicht über meine innere Hand! Ich bemühe mich auch wirklich, diese am Widerrist ganz ruhig abzustellen. Wenn ich die Aufnahmen aus dem letzten Jahr vergleiche, dann ist da schon etwas mehr Rhythmus drin. Aber bis wir es mal eine Piaffe nennen dürfen, ist wohl noch ein sehr, sehr weiter Weg. Weil ich aber meine innere Hand besser im Griff habe, bleibt Gurbe besser gerade und entzieht sich nicht so leicht ins Travers. Herr Hinrichs lobt immer wieder mein fleißiges Pferdchen. Überhaupt wundere ich mich doch sehr. Einige Teilnehmer und auch Zuschauer sprachen mich an und sagten Dinge wie: „Für einen Friesen macht er das echt gut.“ „Schön fleißig ist er wohl und sieht leicht zu reiten aus.“ „Schön, der galoppiert ja recht gern.“ „Oh, das „Alter“ sieht man ihm aber gar nicht an.“ „Der läuft aber nicht wie ein fast 17jähriger.“ Ich frage mich nun….. warum haben Friesen so einen schlechten Ruf und wie läuft denn im Normalfall ein fast 17jähriges Pferd?
Mir wäre ja lieber, ich hätte vieles früher gewusst, dann würde er wahrscheinlich noch jünger und dynamischer wirken.
Nun ja….
Zum Ende dieser Einheit gehen wir an den Spanischen Schritt. Um mehr Fleiß, der fehlt hier nämlich, zu bekommen, soll ich Gurbe keine Polka gehen lassen, sondern immer nur das linke bzw. das rechte Bein ansprechen. Dann antraben. Das Bein hoch und weit heben ist nämlich bei Gurbe weniger das Problem. Es hapert hin und wieder am Vorwärts. Später bekomme ich eine zweite Gerte und touchiere das zu hebende Bein und diagonal das Hinterbein. Tritt er hinten mit, dann wieder antraben. So wird das schon ganz ordentlich.
Nach dem Absitzen lasse ich Gurbe noch Knien. Damit tut er sich an fremden Orten ja noch schwer. Aber die Atmosphäre bei diesem Kurs ist so ruhig, konzentriert und freundlich, dass Gurbe sich sogar hinlegt. So ein braves Pferd!

Ich habe wieder einiges für mich mitnehmen können und bin immer wieder erstaunt, wie engagiert mein Pferd für mich arbeitet, wenn ich mit der richtigen Einstellung an die Sache gehe. Ich muß einfach strukturierter an die Arbeit gehen und mir auch mal etwas zutrauen. Manchmal bin ich stiller Beobachter und Gurbe verhält sich dann. Ich muß und darf mehr agieren und Ansagen machen.

Gurbe wirkt dennoch erleichtert, als er abends wieder in sein „Auto“ steigen darf und wir wieder nach Hause fahren. Dort angekommen wartet schon wieder eine Box mit gedecktem Tisch auf ihn. Ich bleibe noch ein bisschen bei ihm. Schöner kann so ein Tag gar nicht ausklingen.

Autor: susiesonja
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Ein schööner Bericht! Dankeschön!

Die Erfahrung, wie gut die Pferde für einen arbeiten, wenn man "in Kursatmosphäre" ist (also sehr konzentriert, keine Pfützen und man ist sich seiner Sache sicher), habe ich auch schon gemacht. Müsste man einfach auf zu Hause übertragen können, aber ich kann das leider seltenst.
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Schöner Bericht! Und einige Übungen kommen mir recht bekannt vor ;-). Übrigens freut es mich, daß ich nicht die einzige mit einem "alien-right-leg-syndrom" bin. Meins führt auch öfter mal ein Eigenleben :roll:

Ach, und 17 ist doch kein Alter für ein Pferd, die sind ja noch nicht mal volljährig...
Liebe Grüße
Susanne
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"Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind."
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

ie Einheit beginnen wir mit den Schrittpirouetten. Diese soll ich nun abwechselnd in Innen- und Außenstellung reiten.
Gab es einen Grund für Innen- und Aussenstellung? Sehr schöner Bericht.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

@Ninischi

Ja, das wäre schön. Zu Hause einfach so reiten wie im Kurs. *träum*

@Susanne

"Alien-right-leg-Syndrom" :lol: Nett.... aber lästig. :wink:

@Sabine

Ja, gab es. Nach rechts flutscht das einfach nicht. Ich blockiere das Pferd und das Pferd blockiert sich. Er hängt richtig auf der rechten Schulter und tritt hinten nicht sauber mit. Auf dem Video sieht man das richtig gut. Nach links geht es links, rechts, links, rechts usw. Nach rechts geht es oft rechts, links, links, rechts, links, links, rechts usw.
Wenn ich ihn in Aussenstellung gehen lasse, bekommt er die rechte Schulter freier und tritt auch hinten besser mit. Ja... und dann das äußere Bein etwas weiter vorn eingesetzt. Noch sehr ausbaufähig, aber es war schon ein Unterschied zu merken. :wink:
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Schöner Bericht!
Wie groß (klein) ist denn die Halle?
Das mit dem nach außen stellen in den Pirouetten kenne ich auch: die Pferde bekommen dadurch die innere Schulter freier und sind daher leichter seitwärts manövrierbar - so ähnlich, wie manche jungen Pferde das mit dem Angaloppieren auch leichter in Außenstellung lernen als in Innenstellung, weil die innere Schulter weiter vorgreifen kann. Manchmal hilft es auch, die Pferde in der Pirouette nur einfach mal gerade gestellt zu lassen oder (noch ein Schritt weiter) in Innenstellung den äußeren Zügel kurz etwas stärker anstehen zu lassen. Das mit dem Wechsel zwischen Innen- und Außenstellung finde ich gut, muss ich mal probieren, ich denke, das macht das Pferd sehr flexibel, oder?
Viele Grüße
Sabine
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pfema
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Beitrag von pfema »

Max1404 hat geschrieben:Schöner Bericht!
Wie groß (klein) ist denn die Halle?
Ca. 15 x 25m...
--- Das Bild entsteht hinter der Kamera ---
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

pfema hat geschrieben:
Max1404 hat geschrieben:Schöner Bericht!
Wie groß (klein) ist denn die Halle?
Ca. 15 x 25m...
Danke! :D
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