Dr. Dörr in Fulda (19. – 21.10.2007)

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Moderator: Josatianma

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Janina
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Beitrag von Janina »

Hallo ihr Lieben!
Auch von mir erst mal ein herzliches Dankeschön an Sonja für den tollen Bericht und natürlich an Eva für die Orga :love:

So, nun dazu, wie ich den Kurs empfunden habe.
Bei mir war es so, dass ich in den ersten Einheiten das Gefühl hatte, mein Pferd würde im Verlauf der Stunde eher schlechter als besser werden. Ich hatte dann teilweise gegen Ende sogar Schwierigkeiten anzutraben o. ä.
Begründet war das Ganze darin, dass ich zu Hause (unser Problem kennend @Schenkelgehorsam) immer erst mal am Vorwärts arbeite u. zwar ohne Zügelkontakt. Erst wenn er auf den treibenden Schenkel gut reagiert, beginne ich, mich auf den Zügelkontakt zu konzentrieren. Genau das wollte Herr Dr. Dörr aber gerne von Anfang an. Mit dem Erfolg, dass ich mit dem Treiben immer weniger durchkam.
Wenn mir das alleine während einer Reiteinheit passiert, dann schalte ich sofort Übergänge ein (Tempiwechsel innerhalb einer Gangart oder auch von einer zur anderen in sehr kurzen Intervallen, um ihn wacher u. aufmerksamer für den Schenkel zu machen).
Wie gesagt, das war in den ersten zwei/drei Einheiten so, danach wurde es besser. Da hat er uns dann auch zu mehr Übergängen angeleitet, mich ihn öfters mal deutlich vorwärts schicken lassen.
Ich bin jetzt im Moment noch so ein bisschen am "Austarieren", ob das einfach nur ein Zeichen war, dass ich mich zu Hause etwas "zurecht mogel". Andererseits ist es so, wenn ich quasi "ohne" Zügel anfange, kann ich später auch mit Kontakt reiten, eben nur nicht von anfang an.
Also da bin ich noch zu keinem wirkl. Ergebnis gekommen u. werde noch einige Zeit was zum Nachdenken haben :wink: Aber das ist ja gut, dafür ist so ein Kurs ja auch da.
Zwei Dinge, die mir ganz persönlich auch nicht so gut gefallen haben: Einmal mir die Bügel kürzer zu stellen (ich hatte sie noch über eine Woche nach diesem Kurs in dieser Einstellung u. sie dann wieder länger gemacht, weil ich damit einfach besser zum Sitzen komme :roll: ), zum anderen einige Kommentare, die bei mir einfach gar nicht angekommen sind (z. B. möchte ich meinem Pferd gegenüber nicht "grimmig" werden, sollte das irgendwann die einzige Möglichkeit sein, sich zu verbessern, dann verzichte ich lieber :? )
Was mir wieder sehr gut gefallen hat, war die Vorbereitung auf die Galopppirouetten. Die habe ich in dieser Form so auch noch nicht gemacht (u. ich habe da schon einiges "durch" :P ). Das hat im Übrigen auch bei meinem Vater mit seinem Pferd sehr gut funktioniert und mich wirklich beeindruckt.
Was ich auf jeden Fall übernommen habe, ist das "Anbieten" der Hände. So in der Form auch noch nicht gehabt, aber wirkl. eine schöne Geste.

Ansonsten freue ich mich auf folgende Kurse (das war ja jetzt erst mal zum "Kennenlernen"),
ganz liebe Grüße,
Janina
PS.: Fotos sind schwierig...
Aber damit nicht nur die anderen welche zeigen, muss ich wohl auch :wink:
Am Anfang im Schritt:
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In einer Volte (*glaub*):
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Im Trab:
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noch mal, wobei ich nicht genau weiß, was wir da veranstalten :kopfkratz:
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Und Galopp:
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Danke, Janina für deine Eindrücke. Und wie wurde jetzt die Galopppirouette eingeleitet *garnichtneugierigbin*
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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Janina
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Beitrag von Janina »

:D Also wie gesagt, war es nur eine vorbereitende Übung dazu, also noch keine wirkliche Galopppirouette :wink:
Und zwar wurden hier für KonterSH-Volten geritten. Durch diese Stellung vereinfacht man es dem Pferd, mit dem "inneren" (also in Bezug auf die Volte) HB Gewicht aufzunehmen. Man kann die Volte verkleinern bis sie praktisch eine Pirouettebewegung mit entgegengesetzter Stellung ist.
Ich werde das jedenfalls eine Zeit lang mit einbauen u. dann mal antesten, ob sich die Galopppirouette dadurch verbessert hat (werde berichten :wink: ).
Liebe Grüße,
Janina
muppet
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Beitrag von muppet »

Welches Aha-Erlebnis ist denn mit den Anbieten der Hände gemeint, das hier schon mehrfach aufgetaucht ist?
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

Leider haben Friesen nicht den besten Ruf, da es leider zu viele Leute gibt die sich hoffnungslos überschätzen und munter das Bild des schlecht-gerittenen-Mähnenwunders in die Welt tragen :( Klar, durch die Anatomie haben die Holländers ein paar Nachteile verglichen mit den meisten 08/15-Warmblütern (mal von den viiiiielen Vorteilen abgesehen *ggg*), aber gerade darum bin ich immer wieder an gutem Unterricht interessiert :wink:

Was ich allerdings nicht mehr brauche ist ein Kurs, bei dem in jedem 2. Satz vom Ausbilder darauf hingewiesen wird, dass Friesen ja immer "dieses" oder "jenes" seien. Insbesondere, wenn sich die persönliche Erfahrung der Ausbilderin auf 1 (!!!!!) Pferd - außer meinem - stützt.


@Trissa: Würdest du mir bitte mal ne PN mit den "Eckdaten" vom nächsten Kurs schicken? Wo genau, Preis, Unterkunft fürs Hotti (und evtl. den Reiter) etc? Danke!
Trissa
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Beitrag von Trissa »

PN ist unterwegs.
Trissa
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Beitrag von Trissa »

muppet: Ich nehme mal an, dass du das hier gemeint hast, und versuche mal eine Antwort:

Das Anbieten der Hand am Anfang der Stunde im Stand ist für mich so etwas wie ein Begrüßungsritual und sagt einem in weniger als einer Minute, wie das Pferd heute drauf ist. Wie losgelassen oder angespannt es zB ist, wie bereit zur Zusammenarbeit, wie an der Hand, wie am Bein...

Dehnt es sich sofort butterweich an die Hand heran? Braucht es eine Bitte dazu, eine kleine Aufforderungen? Wie reagiert es auf das Hingeben des Zügels nachdem es die Hand genommen hat? Oder an schlechten Tagen vielleicht auch nicht sofort genommen hat? Lässt es sich fallen? Dehnt es sich im Stand am hingegebenem Zügel in die Tiefe? Lässt es sich leicht und weich nach beiden Seiten stellen und bleibt dabei im Kontakt mit der Hand? Wie reagiert es auf eine Aufforderung mit Bein und Gewicht?


Gruß
Eva
muppet
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Beitrag von muppet »

Hm, wie läuft das denn praktisch? Ich dachte, damit sei quasi eine Art "Übung" gemeint, oder hab ich das falsch verstanden?
Wie gut ein Pferd an einem Tag die Hand annimmt, ist ja noch keine äh... *nach Wörtern such*... "neue Erkenntnis/Übung" zum übernehmen. Oder gehtes nur drum, darauf horchen zu lernen, wenn einem das nicht bewusst ist/war? :?:
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Würde ich auch gerne wissen, wie ihr das genau gemacht hab. Kann mir leider nicht 100%ig vorstellen, wie ihr das praktiziert.
Lieben Dank!
Trissa
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Beitrag von Trissa »

* Reiter ist aufgesessen,
* Pferd steht.
* Reiter macht nichts anderes als "die Zügel aufnehmen" (doofes Bild) = bietet dem Pferd die Hand an (viel schöner, weil freundlicher, finde ich).
* Ziel: Pferd soll die Hand nehmen, das Gebiss suchen, sich herandehnen, leise kauen und damit Zuhören, Bereitschaft zur Mitarbeit signalisieren.
* Pferd nimmt die Hand.
* Reiter lobt, gibt den Zügel hin, Pferd darf und soll sich dehnen.
* Pferd lernt, dass die Hand ihm was sagen will, dass (Bereitschaft zur) Mitarbeit belohnt wird (langer Zügel) und dass auf Mitarbeit körperliche Entspannung (Dehnen, Pferdekopf tief) folgt. Und dass die Hand freundlich zu ihm ist und keine Zwangsjacke, kein Stress bedeutet. Dass es der Hand vertrauen kann. Es lernt, die Hand zu suchen und und gerne zu nehmen.
* Das Ganze, je nach Reaktion des Pferdes, ein bis ein paar Mal.
* Dann das Ganze in Stellung, links, rechts, langsam und weich umstellen...
* Pferd lernt der Hand zu folgen, sich leicht stellen zu lassen.
* Wieder Zügel weg. Loben.
* Dann die Hinterhand im vorwärts einen Tritt zur Seite treten lassen, nach beiden Seiten. Loben. Zügel lang.
* Pferd lernt: Aha, die Beine reden auch mit mir. Und wenn ich's mache, werde ich gelobt. Super Sache, das mach ich doch.

Soweit grob in etwa das Vorgehen. Versteht man das? :?

Und gleichzeitig bekommt man anhand der Reaktionen einen Eindruck, wie das Pferd heute in die Reiteinheit geht.

Vielleicht mögen die anderen ja auch noch was dazu schreiben? Ich war ja nicht allein beim Kurs. Es ist ja noch lange nicht alles gesagt.

Darüber hinaus verweise ich nochmal gerne auf den Kurs 7.-9. März im Raum Schweinfurt. Zuschauen lohnt sich. Und man kriegt es original gezeigt und erklärt.

Das "die Hand anbieten, sobald das Pferd sie nimmt, belohnen durch Hingeben der Zügel" kann man auch im Schritt machen. Die Wirkung auf die Pferde ist eine sehr entspannende, beruhigende.


Gruß
Eva
muppet
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Beitrag von muppet »

Ah okay, jetzt hab ich es verstanden.
Vielen Dank für die Erklärung! :D
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Auch Danke schön!
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Ghamali
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Beitrag von Ghamali »

Super Berichte, vielen Dank!

Leider gibts hier im Berlin-Brandenburger Raum sowas Gutes an Kurs nicht. Aber ich werde mal überlegen, ob ich zum Zugucken fahre. Es macht wirklich seeeehr neugierig.
"Reiten ist eine am Lebewesen angewandte Kunst." JCR
Ari44
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Beitrag von Ari44 »

Hallo,

wer gern Dr. Dörr mal live erleben möchte, bei uns findet vom 14.-16.12. ein Kurs mit ihm statt.
In Bockenem, Südniedersachsen.
Wer Interesse hat und eine Wegbeschreibung braucht, gern per PN.
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Leo
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Beitrag von Leo »

Ach ja, ich hatte auch mal das Vergnügen, bei einem seiner Kurse Zaungast sein zu dürfen. Erst mal fand ich es klasse, dass die Zaungäste dort noch umsonst zusehen dürfen, denn ich hab dort "für umsonst" eine riesen Menge Anregung mitgenommen. Ich hab mir, so wie es mir zeitlich möglich war, jede Unterrichtseinheit der Reiterinnen angeschaut. Eine unheimlich lehrreiche Erfahrung, die die aktiven Teilnemer zu meiner Verwunderung nicht genutzt haben, sondern sich lieber beim Kaffeeklatsch unterhalten haben. :roll: Daneben war ich auch noch so dreist und hab noch ein paar Fragen gestellt, die er in der bereits geschilderten selbstverständlichen Art beantwortet hat.
Der Mann hat mich völlig begeistert.
Ich fand zum einen Dr. Dörrs ruhige Art zu unterrichten sehr entspannend für Pferd, Reiter und Zuschauer, zum andren hatte er wirklich für jedes Paar immer einen passenden Weg parat und kam immer super kompetent rüber.
Vor allem gefallen hat mir das "Entlassen in Freiheit auf Ehrenwort" oder so ähnlich. Etwas, was ich vorher nie bewußt getan habe und was ich seit dem in die tägliche Arbeit mit Einfließen lasse.

Ich hoffe, dass ich irgendwann, wenn er einen Kurs in der Nähe gibt (NRW) sowohl fit bin als auch finanziell die Möglichkeiten habe daran einmal mit Pferd teil zu nehmen. Auch wenn ich dann wohl eher zum unteren reiterlichen Niveau gehören werde...
Danke für die tollen Berichte, die mal wieder Lust auf mehr gemacht haben.
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