Lehmenkühler: Anspruchsvoll Gebisslos Reiten mit dem LG-Zaum

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Josatianma
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Lehmenkühler: Anspruchsvoll Gebisslos Reiten mit dem LG-Zaum

Beitrag von Josatianma »

Monika Lehmenkühler, Mirja Thiel: Anspruchsvoll Gebisslos Reiten mit dem LG-Zaum - Von der Grundausbildung bis zur Hohen Schule


Gebundene Ausgabe: 269 Seiten
Verlag: Olms (März 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3487084651
ISBN-13: 978-3487084657
Preis: 29,80 Euro


Passend zu dem von Frau Lehmenkühler entwickelten LG-Zaum, auch unter dem Namen Glücksrad bekannt, wurde das Buch herausgegeben. Ich kaufte es mir gemeinsam mit dem Zaum, um direkt den korrekten Einstieg in das Reiten ohne Gebiß zu finden.

Im ersten Teil erhält der Leser einen Überblick über die gebisslosen Zäumungen, im zweiten Teil wird sehr klar über die gesundheitlichen Risiken des Reitens mit Gebiss aufgeklärt, danach wird auf die Ausbildung des Pferdes und des Reiters eingegangen.

In "I. Vom Sidepull zum "Lehmenkühlers Glücksrad"-Zaum" wird zum einen die Entwicklung des LG-Zaumes beschrieben, zum anderen wird ein sehr guter Überblick über die diversen gebisslosen Zäumungen gegeben. Genauer beschrieben werden das Sidepull, die verschiedenen Varianten des Hackamores, der Kappzaum, das Bitless Bridle, das 3D-Halfter, das merothische Reithalfter, das Nasenband, das Bändele und das Knotenhalfter. Neben der Wirkungsweise der einzelnen Zäumungen gehen die Autorinnen auch auf die Unterschiede zum LG-Zaum ein. Gerade dieser Abschnitt kann bei der Auswahl der richtigen gebisslosen Zäumung für das eigene Pferd gut helfen.

Nach einem kurzen Rückblick auf die Geschichte der Pferdezäumung kommt ein recht wissenschaftlicher Abschnitt über gesundheitliche Auswirkungen einer Gebiss-Zäumung. Hier wird sich vor allem auf die wissenschaftlichen Untersuchungen von W. Robert Cook und Dr. met. vet. Hiltrud Straßer bezogen. Sehr im Widerspruch mit der in der klassischen Reitweise stehenden Mobilität des Unterkiefers ist die Aussage: "Das gemeinhin als Zeichen von Zufriedenheit interpretierte Kauen des Pferdes auf seiner Trense, das mit mehr oder weniger Speichelfluss einhergeht, ist Cook zufolge lediglich der Versuch des Pferdes, sich durch Kauen, Zungenbewegungen und Speicheln eines unangenehmen Fremdkörpers zu entledigen. Während der durch das Gebiss ausgelöste Speichelfluss normalerweise dazu dient, das im Maul befindliche Futter gut einzuspeicheln und besser verdaulich zu machen, sind die Zungen- und Kieferbewegungen die Folge von durch Schmerzreize ausgelösten Reflexe.". Durch anschauliche Darstellungen wird die Verbindung von Atmen und Schlucken dargestellt und im Text erklärt. Nachfolgend werden die weiteren schädlichen Folgen des Reitens mit Gebiss aufgezeigt.

Im dritten Teil wird nun die Ausbildung des Pferdes beschrieben. Sehr intensiv wird auf die Grundausbildung eingegangen. Vor allem die Grundsteinlegung vom Boden aus wird eingehend besprochen. Dieser Teil erinnert an eine übliche Reitlehre. Es wird viel Bezug auf die großen Meister genommen und auch immer wieder aus den unterschiedlichsten Büchern zitiert. Hieraus ergibt sich auch eine sehr ausführliche Literaturliste, die zum Weiterlesen reizt. Auch wird gelegentlich auf die Gefahr hingewiesen, „dass ein mit dem LG-Zaum gerittenes Pferd sich aufgrund der insgesamt sanfteren Wirkweise der Zäumung schneller auf der Reiterhand festmacht, als ein Pferd, das eine Gebiss-Zäumung trägt." Die Ausführungen zur Ausbildung sind in vielen anderen Büchern bereits beschrieben worden. Die ein oder andere Stelle lässt mich doch ein wenig verwundert die Augenbrauen runzeln. So sollen zum korrekten Duchparieren die Pobacken zusammengekniffen werden oder bei der Beschreibung der Hilfengebung des Schulterhereins der innere Schenkel eine Handbreit hinter dem Sattelgurt liegen, während der äußere Schenkel gerade am Pferd liegt.

Im Rückblick erhält der Leser Einblick in das Leben von Frau Lehmenkühler und ihren Weg zum LG-Zaum.

Ich habe mir dieses Buch zum LG-Zaum gekauft, weil ich mir davon erhoffte Hinweise zu bekommen, wie der Zaum korrekt angelegt wird, wie eventuell auftretende Probleme behoben werden können bzw. wie ich meinem Pferd die einzelnen Schritte beim Wechsel zum gebisslosen Reiten schmackhaft machen kann. Leider ist die Hoffnung enttäuscht worden. Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der einzelnen Zäumungen und deren Wirkungsweise. Auch die wissenschaftlichen Ausführungen waren sehr interessant, wobei da bei mir dann doch immer wieder die Frage aufkommt, warum auch Pferde ohne Gebiss einspeicheln.(und kauen!) Futterreste im Maul? In der Ausbildung des Pferdes wird mir gerade beim Reiten zu wenig auf die Unterschiede zum Reiten mit Gebiss eingegangen. Schön wäre es gewesen zu erfahren, wie Frau Lehmenkühler eben genau das Festmachen verhindert bzw. bei Pferden, die dazu neigen, dies korrigiert.
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Da fühlt man sich ein bisschen als Pferdequäler, wenn man mit Gebiss reitet. :wink:
Steht da eine Begründung, warum gebisslos gerittene Pferde ebenfalls kauen?
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Nein, leider habe ich bis jetzt immer noch nirgends eine Erklärung dafür bekommen. Ich kann mich an eine Cavallo-Studie erinnern, die auch das Thema gebisslos versus mit Gebiss hatte. Ist schon ewig her. Damals fiel mir bei meiner Stute aber auch schon auf, daß sie beim Longieren mit dem Kappzaum Schaum vor dem Maul entwickelte.
Liebe Grüße, Sabine

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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Meine persönliche Beobachtung ist, dass es verschiedene Arten von Kauen am Gebiss gibt. Ein Jungpferd kaut und sagt "Igitt". Ein nervöses Pferd kaut und reagiert sich dabei etwas ab. Ein fein gerittenes Pferd lutscht und ist locker vom UK bis zur Schweifrübe.

Schade, dass immer so pauschale Dinge gesagt werden müssen. Studie hin oder her. Obwohl ich gebisslos reiten ja wirklich toll finde und meine Pferde auch sehr zufrieden dabei sind.

Mich würde interessieren, ob noch andere das Buch gelesen haben, und was sie dazu sagen. Ich habe es mir vorhin in der Uni-Bibliothek bestellen lassen. Dann kann ich mehr beisteuern.
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Mein Pferd kaut auch ohne Gebiss und Futter ;) Sogar mit Halsring. Letztens auch, als unsere TÄ ihn akupunktierte (macht er wahrscheinlich dabei immer, fiel mir zum ersten Mal auf). Meine These dazu: Kauen dient dem Spannungsabbau, ganz klar, und begleitet manchmal auch einen Akt des Verstehens (also Entspannung nach einer Anspannung infolge von Nicht-Verstehen).

Bleibt die Frage, warum gemeinhin mit Gebiss geritten wird. Weil man so ein Pferd leichter kontrollieren kann als mit einer gebisslosen Zäumung? Wäre jetzt meine Vermutung. Das Gebiss ist jedenfalls nicht nötig, um das Pferd zum Kauen anzuregen. Ebenso Quatsch ist die These aus dem Buch, das Pferd würde auf dem Gebiss kauen, weil es dieses als Fremdkörper empfindet und loswerden will.
Ich finds übrigens schade, dass zur Propagierung des LG-Zaums zu unsachlichen Argumenten gegriffen wird. Ich werde mir weder das Buch noch das Glücksrad kaufen.

LG A.

PS: Achja, schöner Text, Sabine!
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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Bleibt die Frage, warum gemeinhin mit Gebiss geritten wird.
Für mich ein Grund, mit Gebiss zu reiten, ist, dass ich den Unterkiefer des Pferdes lockern kann und nicht darauf hoffen muss, dass dieser während der Arbeit von alleine locker wird.

Aber meine Pferde kauen auch - ganz leicht und ohne Schaum - ohne Gebiss. Und man gewöhnt sich an das komische Gefühl, das Maul nicht direkt zu spüren. Fazit: Ich find's gebisslos netter fürs Pferd, würde aber Gebiss nicht in die Ecke Tierquälerei schubsen.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

dshengis hat geschrieben:Ich finds übrigens schade, dass zur Propagierung des LG-Zaums zu unsachlichen Argumenten gegriffen wird. Ich werde mir weder das Buch noch das Glücksrad kaufen
Der zitierte Abschnitt ist relativ weit im Buch und scheint mir eher eine Art Zitat der wissenschaftlichen Studien von Cook und Straßer zu sein. Frau Lehmenkühler hatte andere Gründe den LG-Zaum zu entwickeln. Hierzu auch nochmal ein kleines Zitat aus dem Buch:
Bereits vor Jahren begann ich, eine Alternative zum Reiten mit Gebiss-Zäumung zu suchen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Pferde unter dem Reiter besser und schöne ohne ein wie auch immer beschaffenes Mundstück gingen. Dieser Eindruck hatte sich mir durch Beobachtungen fast schon aufgedrängt und war nicht das Ergebnis irgendeiner Modeströmung oder medizinisch-wissenschaftlicher Lektüre."
Das Buch propagiert auch nicht den LG-Zaum. Er wird beschrieben, aber sicher nicht als das Allheilmittel hingestellt. Die enthaltene Reitlehre könnte auch von einem Anhänger des Reitens mit Gebiss geschrieben sein, da eben nicht sehr intensiv auf die Besonderheiten des LG-Zaums eingegangen wird.
Liebe Grüße, Sabine

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Beitrag von Carmen »

So, jetzt habe ich das Buch auch gelesen und finde es gut. Die Beschreibung der einzelnen gebisslosen Zäume und ihrer Nachteile ist - soweit ich es beurteilen kann - völlig korrekt. Es wird zwar immer wieder mal eingeworfen, dass eben diese Nachteile beim LG-Zaum nicht auftreten, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies stimmt.

Was mir an dem Buch besonders gut gefällt, sind die Fotos. So korrekt gerittene Pferde sieht man selten. Und das gebisslos, wo man meist erstmal an am langen Zügel dahinschleichende Pferde denkt.
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Beitrag von ponnyfreundin »

ich weiß der Tread ist schon alt,

Aber ich bin hier schon so oft drauf gestoßen und unzufrieden mit dem Ende...

Das Pferd kaut bei Gebissloser Zäumung (böser Vergleich) wie beim Join up wenn es sagt "ich bin brav, ich vertrau dir, ich mach was du sagst"

Also wenn das Pferd kaut ohne Gebiss dann ist das zum einen zufriedenheit und vertrauen in die Reiterhand zu dem Zeitpunkt weil es sich bei der Arbeit entspannen kann.

Noch ein zeichen dafür ist die entspannte Unterlippe die da schön vor sich hin wackelt.

LG
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